Abschiedssprüche für Kollegen – Ohne Kitsch und Peinlichkeit

Ein Kollege geht. Entweder freiwillig oder… naja, nicht so freiwillig. Und du stehst da mit einer Abschiedskarte in der Hand und denkst: „Was schreib ich denn jetzt bloß rein?“

„Alles Gute für die Zukunft“ – langweilig. „Du wirst uns fehlen“ – stimmt vielleicht nicht mal. „Bleib wie du bist“ – was, wenn er ein Arschloch war?

Das Problem mit Abschiedssprüchen im Job: Du kennst die Person oft nur oberflächlich, musst aber trotzdem was Nettes schreiben. Zwischen „zu persönlich“ und „zu distanziert“ ist ein schmaler Grat.

Nach 15 Jahren in verschiedenen Büros und unzähligen Abschieden hab ich rausgefunden: Es geht auch anders.

Die Standard-Fallen (und warum sie nerven)

„Es war schön, mit dir zu arbeiten.“ – Das schreibt jeder. Gähn.

„Ich wünsche dir alles Gute auf deinem weiteren Lebensweg.“ – Klingt wie ein Beileidswunsch.

„Du hinterlässt eine große Lücke.“ – Übertreibung. Nach zwei Wochen hat keiner mehr dran gedacht.

„Bleib in Kontakt!“ – Ehrlich? Passiert eh nicht.

Das Problem: Diese Sprüche passen auf jeden. Sind austauschbar. Zeigen nicht, dass du dir wirklich Gedanken gemacht hast.

Was stattdessen funktioniert

Für den beliebten Kollegen

„Das Büro wird definitiv ruhiger ohne dich. Hoffentlich haben deine neuen Kollegen genauso viel Spaß mit dir wie wir!“

„Du warst einer der wenigen Gründe, warum die Arbeit hier erträglich war. Danke dafür und viel Erfolg!“

„Dein Nachfolger hat große Fußstapfen zu füllen. Ich hoffe, er ist genauso cool drauf wie du.“

Für den netten, aber unauffälligen Kollegen

„Du warst immer zuverlässig und hilfsbereit. Eigenschaften, die heute selten sind. Alles Gute!“

„Danke für die entspannte Zusammenarbeit. Das ist nicht selbstverständlich. Viel Erfolg im neuen Job!“

„Du hast das Büro zu einem angenehmeren Ort gemacht. Das werden deine neuen Kollegen zu schätzen wissen.“

Für den Kollegen, den du nur vom Flur kennst

„Auch wenn wir nicht viel zusammengearbeitet haben – du warst immer freundlich. Das bleibt in Erinnerung!“

„Schön, dass es Menschen wie dich im Büro gibt. Alles Gute für den neuen Start!“

„Viel Erfolg bei der neuen Herausforderung! Ich bin sicher, du packst das.“

Verschiedene Abschiedssituationen

Kündigung (freiwillig)

„Respekt für den Mut, was Neues zu wagen! Ich wünsch dir, dass der Wechsel genau richtig war.“

„Du gehst zu einem besseren Job? Verdient! Lass hören, wie’s läuft.“

„Neue Herausforderungen warten. Ich bin gespannt auf deine Erfolgsgeschichten!“

Rente

„Endlich hast du’s geschafft! Genieß die Zeit und vergiss uns Bürosklaven nicht ganz.“

„Nach so vielen Jahren hast du dir die Rente mehr als verdient. Mach was Schönes daraus!“

„Keine Meetings mehr, kein Stress – ich beneide dich! Alles Gute für den wohlverdienten Ruhestand.“

Kündigung (unfreiwillig)

Das ist heikel. Hier musst du vorsichtig sein:

„Das war sicher nicht leicht. Ich wünsch dir, dass sich schnell was Besseres findet.“

„Manchmal öffnet sich eine Tür, wenn eine andere zugeht. Drück dir die Daumen!“

„Du findest bestimmt was Passendes. Bis dahin – Kopf hoch!“

Elternzeit/längere Pause

„Genieß die Zeit mit dem Baby! Die Arbeit läuft nicht weg, aber die ersten Monate sind einmalig.“

„Entspann dich gut! Wir halten hier die Stellung, bis du wiederkommst.“

„Familie geht vor – das ist die richtige Entscheidung. Alles Gute für euch!“

Humorvolle Abschiedssprüche

Aber nur, wenn ihr ein entspanntes Verhältnis hattet:

„Du verlässt uns für mehr Geld? Kann ich verstehen. Hätte ich auch gemacht!“

„Endlich einer weniger, der meinen Kaffee klaut. Trotzdem: Alles Gute!“

„Du warst der beste Kollege in diesem Büro. Okay, einer der besten. Na gut, du warst okay.“

„Ohne dich wird es hier bestimmt produktiver. Aber auch langweiliger. Schwere Wahl…“

Für verschiedene Hierarchieebene

Für den Chef/Vorgesetzten

„Danke für die gute Führung und das Vertrauen. Unter Ihnen zu arbeiten war lehrreich und angenehm.“

„Sie waren ein fairer Chef. Das schätzt man erst, wenn man schlechte Beispiele erlebt hat. Alles Gute!“

„Ihre Nachfolgerin hat große Fußstapfen zu füllen. Danke für die gute Zeit!“

Für den Praktikanten/Azubi

„Du warst ein toller Praktikant! Ich bin sicher, aus dir wird was. Viel Erfolg bei allem, was kommt!“

„Schön zu sehen, wie du dich entwickelt hast. Du packst das! Alles Gute für die Zukunft.“

„Du hast uns gezeigt, dass die Jugend von heute doch nicht so schlimm ist. Danke und viel Erfolg!“

Kurze Sprüche für Sammelbücher

Manchmal muss es schnell gehen:

„Danke für die gute Zeit! Viel Erfolg!“

„Du wirst uns fehlen. Alles Gute!“

„Schön, dass es dich gab. Mach’s gut!“

„Erfolg und Glück für den neuen Weg!“

„Danke für alles. Bis bald!“

Was du besser lässt

  • Zu private Details erwähnen
  • Firmeninterna ausplaudern
  • Über den neuen Arbeitgeber lästern
  • Falsche Versprechungen machen („Wir bleiben in Kontakt!“)
  • Zu emotional werden (außer bei wirklich engen Arbeitsfreunden)

Meine wichtigsten Erkenntnisse

Ehrlichkeit schlägt Kitsch

Lieber ein ehrliches „Danke für die entspannte Zusammenarbeit“ als ein übertriebenes „Du warst der beste Kollege aller Zeiten“.

Konkret ist besser als allgemein

„Danke für deine Hilfe bei den Excel-Problemen“ ist besser als „Danke für alles“.

Kurz kann perfekt sein

Nicht jeder Abschied braucht einen Roman. Manchmal reichen zwei ehrliche Sätze.

Der Realitätscheck

Frag dich vor dem Schreiben:

  • Stimmt das, was ich schreibe?
  • Würde ich das auch persönlich sagen?
  • Klingt es nach mir oder nach einem Lehrbuch?

Wenn du alle drei Fragen mit „ja“ beantworten kannst: perfekt.

Was wirklich zählt

Am Ende erinnert sich eh keiner an den genauen Wortlaut. Aber alle merken, ob du dir Mühe gegeben hast oder einfach was hingekritzelt hast.

Ein ehrlicher, einfacher Spruch ist immer besser als gestelztes Geschwafel. Also entspann dich. Schreib, was du denkst. Das reicht völlig.

Und falls der Kollege wirklich scheiße war? Dann schreib halt „Alles Gute für die Zukunft“ und lass es dabei. Manchmal ist Standard okay.

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