
Freundin zieht nach Wien. Jobwechsel, neues Leben, große Chance. Freue ich mich für sie? Klar. Tut es trotzdem weh? Auch klar.
„Wir bleiben in Kontakt“ haben wir beide gesagt. Wissen beide, dass es nicht stimmt. Nicht wirklich. WhatsApp am Anfang, dann seltener, dann… halt nicht mehr.
Aber was sagt man stattdessen? „War schön mit dir, vergess mich nicht zu schnell“? Klingt dramatisch. „Bis bald“ ist gelogen. „Tschüss“ ist zu casual für acht Jahre Freundschaft.
Abschiede sind kompliziert. Die Worte dafür auch.
Warum wir schlecht Abschied nehmen
Wir tun so, als wäre es temporary. „Bis bald!“, „Wir sehen uns!“ Dabei wissen wir: Manche Abschiede sind forever. Nur sagen wir es nicht.
Haben Angst vor Finalität. Vor dem Gefühl. Vor dem Moment, wo es real wird.
Also verpacken wir es in Sprüche, die nichts bedeuten. „Alles Gute!“ Was soll das sein? Gutes Wetter? Gute Noten? Guter Sex?
Oder machen es zu emotional: „Du warst das Beste in meinem Leben!“ Pressure. Jetzt muss der andere auch emotional werden.
Balance zu finden ist… schwer.
Verschiedene Arten von Abschied
Der Jobwechsel-Abschied: „War eine schöne Zeit. Viel Erfolg weiterhin!“ Professional aber distanziert. Safe choice.
Der Umzugs-Abschied: „Die Entfernung ändert nichts.“ Lüge, aber schöne Lüge. Macht es leichter.
Der Beziehungs-Abschied: „Ich wünsche dir alles Gute.“ Bedeutet: „Ich wünsche dir alles Gute, aber ohne mich.“
Der Alters-Abschied: Bei kranken Großeltern, älteren Verwandten. „Pass gut auf dich auf.“ Eigentlich: „Ich hoffe, wir sehen uns wieder.“
Der Streit-Abschied: „Dann eben nicht.“ Trotz. Aber manchmal auch Erleichterung.
Der stille Abschied: Gar nichts sagen. Einfach gehen. Sometimes the cleanest way.
Was in verschiedenen Kulturen gesagt wird
Deutsch: „Mach’s gut.“ Kurz, praktisch, nicht zu emotional. Very german.
Englisch: „Take care.“ Ähnlich, aber wärmer irgendwie.
Französisch: „À bientôt“ (bis bald) – auch wenn’s nicht stimmt. Optimismus als default.
Spanisch: „Que te vaya bien“ (dass es dir gut geht). Wunsch statt Versprechen.
Japanisch: Verschiedene Formen je nachdem ob man die Person wiedersieht oder nicht. Ehrlicher als wir.
Italienisch: „In bocca al lupo!“ (In den Rachen des Wolfes) – Dramatic, aber liebevoll gemeint.
Abschiede in verschiedenen Lebensphasen
Als Kind: „Tschüss!“ und rennen. Abschiede sind noch nicht heavy. Morgen ist ein neuer Tag.
Als Teenager: Melodramatisch. „Wir werden uns nie wiedersehen!“ (Spoiler: Doch, auf Instagram.)
Zwanziger: „Wir bleiben in Kontakt!“ Ehrlich gemeint, aber unrealistisch.
Dreißiger: „War schön.“ Akzeptanz dass manche Kapitel zu Ende gehen.
Älter: „Danke für die Zeit.“ Gratitude statt promises.
Digitale Abschiede
WhatsApp: Letzter Kontakt wird für immer sichtbar bleiben. „War schön heute ❤️“ Dann silence.
Instagram: Still connected, aber anders. Du siehst ihr Leben in Häppchen. Distance mit Voyeurismus.
Facebook: Happy Birthday einmal im Jahr. Minimaler effort, maximale awkwardness.
LinkedIn: „Wünsche dir weiterhin viel Erfolg!“ Business-Sprache für personal feelings.
Nichts: Contacts löschen. Clean cut. Brutal aber ehrlich.
Wenn Worte nicht reichen
Manchmal ist es nicht der Spruch. Ist die Geste.
Letzte gemeinsame Zigarette. Lange Umarmung. Photo machen „für später“. Playlist zusammenstellen. Noch einmal an den Ort gehen, wo ihr euch kennengelernt habt.
Actions speak louder than words. Cliché, aber wahr.
Abschiede die ich bereue
Mit Ex: „Ich hasse dich.“ War verletzt, wollte verletzen. Hätte lieber gesagt: „Danke für die schöne Zeit.“ Hate ist nicht das Gegenteil von Liebe. Indifference ist es.
Mit bestem Freund nach Streit: Gar nichts gesagt. Einfach gegangen. Pride. Dumme pride. Hätte mich entschuldigen sollen.
Mit Oma: „Bis nächste Woche.“ War dann im Krankenhaus, ist zwei Tage später gestorben. Hätte gesagt: „Ich liebe dich.“
Words matter. Timing matters more.
Abschiede die richtig waren
Nach Schulzeit: „Das war eine geile Zeit. Danke für alles.“ Ehrlich, warm, ohne false promises.
Beim Jobwechsel: „Ich werd euch vermissen. Aber es ist Zeit für was Neues.“ Acknowledges feelings, explains decision.
Nach Trennung: „Du bist ein guter Mensch. Wir passen nur nicht zusammen.“ Respectful, honest, kind.
Was verschiedene Sprüche wirklich bedeuten
„Alles Gute!“ = Ich weiß nicht was ich sagen soll, aber ich wünsche dir nichts Schlechtes.
„Bis bald!“ = Ich hoffe wir sehen uns wieder, glaube aber nicht dran.
„Mach’s gut!“ = Leb dein Leben, ich leb meins.
„Pass auf dich auf!“ = Ich kann nicht mehr auf dich aufpassen, mach du es.
„War schön mit dir.“ = I mean it. Thank you for the memories.
„Tschüss.“ = I’m done. This is final.
Ehrliche Abschiede
„Ich werde dich vermissen.“ Wenn du es meinst.
„Danke für alles.“ Specific ist besser, but this works too.
„Du warst wichtig für mich.“ Past tense, aber respectful.
„Ich bin froh, dass es dich gibt.“ Present tense. You’re still grateful.
„Vergiss mich nicht.“ Vulnerable, aber honest.
„Das war’s dann wohl.“ Accepting finality. Sometimes necessary.
Ungesagte Abschiede
Die schwierigsten. Freundschaften die einfach… aufhören. Keine große scene, kein moment. Slowly fading away.
Keine chance für closure. Keine letzten Worte. Just… nichts mehr.
Vielleicht ist das auch okay. Manche Dinge brauchen kein Ende. Sie hören einfach auf.
Was nach dem Abschied kommt
Die erste Zeit ist weird. Du willst der Person schreiben, erinnerst dich dann: Ach ja, ist vorbei.
Gewohnheiten sterben langsam. „Das muss ich XY erzählen!“ – kannst du aber nicht mehr.
Dann gewöhnst du dich dran. New normal. Life goes on.
Sometimes you miss them. Sometimes you don’t. Both is okay.
Am Schluss
Perfekte Abschiede gibt es nicht. Du weißt nie, was das letzte Mal ist. Deshalb: Sag was du fühlst. Bevor es zu spät ist.
„Auf Wiedersehen“ bedeutet „until we see each other again“. Nice thought. Doesn’t always happen.
„Lebewohl“ bedeutet „live well“. Das wünsche ich allen, die gegangen sind. Und denen, die noch da sind.
Letzter Gedanke: Die besten Abschiede sind die, wo beide wissen: Es war gut. Es ist okay, dass es vorbei ist. Danke für die Zeit.
Mach’s gut, wer auch immer du bist.