
Sitze gerade im Büro und scrolle durch Booking.com. Ist erst Februar, aber ich plane schon den Sommerurlaub. Bin halt deutsch – ohne Plan geht nichts. Spontanität ist was für andere Nationen.
Mallorca – Die 17. Bundesland-Mentalität
Mallorca ist für Deutsche wie ein zweites Zuhause. Nur mit mehr Sonne und billigerem Bier. Am Ballermann hörst du mehr Deutsch als Spanisch. „Einmal Sangria, bitte!“ – auf Deutsch natürlich.
War letztes Jahr dort. Playa de Palma, Hotel direkt am Strand. Deutsche Touristen soweit das Auge reicht. Handtücher auf den Liegen schon um sechs Uhr früh. Tradition halt.
Buffet im Hotel war typisch deutsch-freundlich. Brötchen, Wurst, sogar Sauerkraut. „Damit sich unsere Gäste wie zuhause fühlen.“ Mission erfüllt – war wie Frühstück in Düsseldorf, nur wärmer.
Abends dann Bierkönig oder Megapark. Deutsche Musik, deutsches Publikum, deutsche Preise. „Malle ist nur geil“ grölen bis der Arzt kommt. Peinlich? Ja. Lustig? Auch ja.
Aber Mallorca kann auch anders. Waren einen Tag in Valldemossa, kleines Bergdorf. Wunderschön, authentisch spanisch. Nur wir und ein paar andere deutsche Paare. „Hier ist es viel schöner als am Ballermann“, haben alle gesagt. Stimmt auch.
Problem ist – am nächsten Tag waren alle wieder am Strand und haben Sangria getrunken. Alte Gewohnheiten sterben schwer.
Camping – Deutsche Freiheit mit Ordnung
Deutsche lieben Camping. Aber auf deutsche Art. Nicht wild und chaotisch, sondern organisiert und komfortabel. „Glamping“ statt echtes Zelten.
Mein Onkel hat so einen Wohnwagen. 7 Meter lang, komplett ausgestattet. Küche, Bad, Schlafzimmer – praktisch ein rollendes Haus. „Ist wie Hotel, nur billiger“, sagt er. Und sauberer, fügt er hinzu.
Campingplätze sind deutsche Mikro-Gesellschaften. Jeder kennt jeden nach drei Tagen. Grillabende, Kartenspiele, Kinder spielen zusammen. „Wie früher in der Nachbarschaft“, schwärmt meine Tante.
Morgens um sieben ist schon Leben auf dem Platz. Kaffee kochen, Brötchen holen, Wetter checken. Deutsche können auch im Urlaub nicht lange schlafen.
Sanitäranlagen werden kritisch bewertet. „Duschen sind sauber, aber das warme Wasser geht schnell aus.“ Google-Bewertung in Planung.
Abends sitzen alle vor ihren Wohnwagen und trinken Bier. Reden über zuhause, aber sind froh dass sie weg sind. Deutsches Urlaubs-Paradox.
Städtetrips – Kultur muss sein
Deutsche reisen gern, aber mit Plan. Städtetrip nach Paris? Eiffelturm, Louvre, Notre-Dame – alles in drei Tagen. „Wir haben nicht viel Zeit, müssen viel sehen.“
War mit meiner Freundin in Rom. Sie hatte eine Liste mit 15 Sehenswürdigkeiten. „Colosseum, Vatikan, Trevi-Brunnen…“ Hab nach Tag zwei aufgegeben mitzuzählen.
Hop-on-Hop-off-Busse sind perfekt für Deutsche. Effizient, übersichtlich, mit Audioguide auf Deutsch. „In zwei Stunden sehen wir das wichtigste.“ Tourismus im Zeitraffer.
Restaurants werden vorher im Internet recherchiert. TripAdvisor, Google Reviews, Blogger-Empfehlungen. „Da gibt’s authentische italienische Küche.“ Ist dann trotzdem touristisch.
Fotos werden gemacht ohne Ende. Jede Sehenswürdigkeit, jedes Essen, jeden Sonnenuntergang. „Für die Erinnerung.“ Aber guckt man sich die danach wirklich an?
Balkonien – Urlaub zuhause
Nicht jeder fährt weg. Manche machen Urlaub auf dem Balkon. „Balkonien“ nennen Deutsche das. Klingt exotisch, ist es aber nicht.
Corona hat Balkonien populär gemacht. Plötzlich musste keiner mehr wegfahren. Liegestuhl auf den Balkon, Bier aus dem Kühlschrank, Radio an – Urlaub!
Vorteil: Keine Anreise, keine Hotelsuche, kein Kofferpacken. Nachteil: Ist halt zuhause. Mit denselben Nachbarn, demselben Wetter, denselben Problemen.
Aber kann auch schön sein. Die Stadt neu entdecken, Museen besuchen die man noch nie gesehen hat, in Restaurants gehen wo man noch nie war. Tourist in der eigenen Stadt.
Meine Oma macht das seit Jahren. „Wozu wegfahren? Hier ist’s auch schön.“ Hat nicht ganz unrecht. Stress mit Flughafen, Hotelessen und fremden Betten entfällt.
Deutsche Reisegewohnheiten
Pünktlichkeit auch im Urlaub. Flug um 14 Uhr? Um 10 Uhr sind wir am Flughafen. „Man weiß ja nie.“ Warten dann drei Stunden, aber sicher ist sicher.
Koffer packen ist Wissenschaft. „Was brauche ich wirklich?“ Nehmen dann trotzdem für jeden Tag drei Outfits mit. Falls es kälter wird. Oder wärmer. Oder regnet.
Reiseführer werden studiert wie Lehrbücher. „Lonely Planet“ oder „Marco Polo“ – muss sein. Spontan entdecken ist zu riskant. Lieber vorher wissen was einen erwartet.
Erste Hilfe Koffer für alle Fälle. Pflaster, Schmerztabletten, Desinfektionsmittel. „Man weiß nie.“ Deutsche sind immer vorbereitet.
Deutsch sprechen auch im Ausland. Erstmal auf Deutsch probieren, dann langsam und laut wiederholen. „Vielleicht versteht er’s ja doch.“
All-Inclusive vs. Individualreise
Deutsche mögen All-Inclusive. Alles bezahlt, keine Überraschungen. „Für den Preis kriegen wir Vollpension mit Getränken.“ Rechnen immer nach ob sich’s lohnt.
Buffet ist Paradies und Hölle gleichzeitig. Riesige Auswahl, aber alles mittelmäßig. Deutsche nehmen trotzdem von allem was. „Ist ja schon bezahlt.“
Animation wird kritisch bewertet. „Aqua-Aerobic um 10 Uhr war OK, aber der Tanz-Abend war peinlich.“ Machen aber trotzdem mit. Ist ja im Preis dabei.
Individualreisen sind für Fortgeschrittene. Selbst planen, selbst buchen, selbst entdecken. Mehr Aufwand, aber auch mehr Freiheit.
Mein Kumpel macht nur noch Individual-Trips. „Ich will authentische Erfahrungen, nicht Massentourismus.“ Fährt dann aber trotzdem in die gleichen Städte wie alle anderen.
Urlaub mit Kindern – Survival-Training
Familienurlaub ist kein Urlaub. Ist Betreuung an einem anderen Ort. Mit mehr Stress und weniger Schlaf.
Packen dauert drei Tage. Windeln, Spielzeug, Buggy, Fläschchen – als würde man auswandern. „Die brauchen so viel Zeug.“ Koffer ist größer als das Kind.
Fliegen mit Kindern ist Extremsport. Alle anderen Passagiere gucken böse wenn das Baby weint. „Können die nicht zuhause bleiben?“ Denken wahrscheinlich alle.
Kinderfreundliche Hotels sind Pflicht. Pool mit Rutsche, Spielplatz, Animation. „Hauptsache die Kinder sind beschäftigt.“ Eltern wollen auch mal entspannen.
Urlaub endet oft mit dem Satz: „Zuhause ist’s doch am schönsten.“ Stimmt wahrscheinlich auch.
Deutsche Urlaubstypen
Der Planer: Hat schon im Januar den Sommerurlaub gebucht. Excel-Tabelle mit allen Aktivitäten, Restaurants und Sehenswürdigkeiten.
Der Spontane: Entscheidet freitags dass er am Wochenende wegfährt. Gibt’s selten in Deutschland, aber gibt’s.
Der Sparfuchs: Vergleicht Preise wochenlang. „In Hotel A kostet’s 5 Euro weniger pro Nacht.“ Zeit ist Geld, aber Geld ist wichtiger.
Der Luxus-Urlauber: „Wir gönnen uns mal was.“ Fünf-Sterne-Hotel, Business-Class-Flug, teure Restaurants. Einmal im Jahr wie die Reichen leben.
Der Abenteurer: Will „authentische Erfahrungen.“ Fährt nach Nepal oder Myanmar. Erzählt dann monatelang davon.
Urlaubs-Stress vor der Reise
To-Do-Liste wird immer länger je näher der Urlaub kommt. Post abbestellen, Blumen gießen lassen, Katze zum Nachbarn bringen. „Hab ich was vergessen?“
Wetter-App wird täglich gecheckt. „Am Mittwoch soll’s regnen.“ Kofferinhalt wird entsprechend angepasst. Regenjacke rein, Bikini vielleicht doch nicht.
Arbeits-E-Mails noch schnell beantworten. „Bin ab morgen im Urlaub, aber…“ Deutsche können schlecht loslassen. Auch im Urlaub.
Angst dass zuhause was passiert. „Hoffentlich brennt die Wohnung nicht ab.“ Versicherungen nochmal checken. Sicher ist sicher.
Social Media im Urlaub
Instagram wird zur Reise-Dokumentation. Jedes Essen, jeder Sonnenuntergang, jedes Hotelzimmer. „Damit die anderen sehen wie schön’s ist.“
Stories mit Geo-Tags. „Live aus Santorini!“ Als wäre man Kriegsberichterstatter statt Tourist.
Food-Pics sind Pflicht. „Authentische griechische Küche!“ Ist dann Gyros vom Touristenrestaurant, aber sieht gut aus.
Sunset-Fotos alle gleich. Orange-roter Himmel, Silhouette im Vordergrund, „Paradise“-Filter. Kreativität ist relativ.
„Urlaub Digital Detox“ posten und dann trotzdem täglich Bilder hochladen. Ironie erkennen die wenigsten.
Heimkehr – Reality Check
Letzter Urlaubstag ist immer traurig. „Morgen geht’s wieder nach Hause.“ Koffer packen mit schwerem Herzen.
Flug nach Deutschland: Wetter grau, Temperaturen kühl. „War schön, aber zuhause ist’s auch OK.“ Selbstbetrug funktioniert eine Weile.
Erste Woche nach dem Urlaub ist hart. „Post-Holiday-Blues“ nennen das die Psychologen. Deutsche nennen das Montag.
Kollegen fragen: „Wie war’s?“ Erzählst zehn Minuten, sie hören nach zwei auf zu zu hören. Urlaubs-Erzählungen sind wie Träume – nur für einen selbst interessant.
Fotos sortieren dauert länger als der Urlaub. 847 Bilder vom Strand, aber welches ist das beste? Deutsche Gründlichkeit auch beim Foto-Management.
Was Urlaub mit Deutschen macht
Entspannung ist relativ. Deutsche entspannen geplant und organisiert. „Von 14 bis 16 Uhr ist Relaxing-Zeit.“ Auch im Urlaub strukturiert.
Neue Kulturen entdecken: „Ist interessant, aber zuhause ist’s besser.“ Deutsche sind neugierig aber konservativ.
Kulinarische Experimente: „Probieren wir mal, aber Pizza geht immer.“ Mut zur Neuerung mit Sicherheitsnetz.
Andere Deutsche im Ausland treffen: „Schön, mal wieder Deutsch zu reden.“ Flucht von zuhause, aber Suche nach Vertrautem.
Urlaubsbräune als Status-Symbol: „Sieht man dass ich weg war?“ Zwei Wochen nach der Rückkehr ist sie weg, aber die Erinnerung bleibt.
Warum Deutsche Urlaub brauchen
Arbeits-Stress abbauen. „Endlich mal abschalten.“ Klappt meist erst in der zweiten Woche.
Perspektive wechseln. „Mal über den Tellerrand schauen.“ Neue Eindrücke, neue Gedanken.
Quality Time mit Familie/Partner. Zuhause ist jeder beschäftigt, im Urlaub hat man Zeit füreinander.
Erinnerungen schaffen. „Das vergessen wir nie.“ Stimmt manchmal sogar.
Deutschen Alltag entkommen. Pünktlichkeit, Ordnung, Verpflichtungen – alles mal egal. Für zwei Wochen.
Am Ende kommen alle gern nach Hause. Deutschland ist nicht perfekt, aber vertraut. Und das Bier schmeckt hier am besten.