Der Fluch des Werwolfs

Ein großer, dunkler Werwolf mit glühenden Augen lauert in den Schatten.
Ein Kind wird bei Vollmond von einem fremden Hund gebissen. Schon bald beginnt es, ungewöhnliche Verhaltensweisen an den Tag zu legen.

Es war eine kalte, klare Nacht, als Lukas durch den dichten Wald nach Hause eilte.

Der Vollmond hing hoch am Himmel und tauchte alles in ein gespenstisches Licht. Lukas hatte den Nachmittag bei seinem Freund verbracht und war später als geplant aufgebrochen.

Er nahm eine Abkürzung durch den Wald, um schneller nach Hause zu kommen.

Plötzlich hörte er ein leises Knurren hinter sich. Er drehte sich um und sah ein großes, dunkles Tier mit glühenden Augen auf ihn zukommen.

Es war ein Hund, aber irgendwie anders. Bevor Lukas reagieren konnte, sprang der Hund auf ihn zu und biss ihm ins Bein.

Lukas schrie auf vor Schmerz, und das Tier verschwand so schnell, wie es gekommen war.

Lukas hinkte nach Hause und erzählte seiner Mutter, was passiert war.

Sie reinigte die Wunde und verband sein Bein, doch die Bisswunde sah ungewöhnlich aus. „Wir müssen morgen zum Arzt“, sagte sie besorgt.

In dieser Nacht hatte Lukas seltsame Träume. Er rannte durch den Wald, spürte den Wind in seinem Gesicht und roch die frischen Düfte der Natur.

Er fühlte sich stark und frei, aber auch unheimlich verändert. Als er am nächsten Morgen aufwachte, erinnerte er sich nur vage an den Traum.

In den folgenden Tagen bemerkte Lukas, dass sich etwas in ihm veränderte.

Seine Sinne wurden schärfer; er konnte Geräusche hören, die sonst niemand hörte, und seine Nase konnte Gerüche unterscheiden, die ihm zuvor nie aufgefallen waren.

Außerdem verspürte er eine ungewohnte Energie und Kraft in seinem Körper.

Seine Freunde bemerkten auch die Veränderungen. „Du bist viel schneller und stärker als früher“, sagte Tim, als sie zusammen Fußball spielten. „Und du scheinst immer genau zu wissen, wo der Ball ist, selbst wenn du ihn nicht siehst.“

Eines Nachts, als der Vollmond wieder am Himmel stand, spürte Lukas eine seltsame Unruhe in sich.

Er konnte nicht schlafen und beschloss, hinauszugehen. Er schlich sich aus dem Haus und lief in den Wald. Dort, unter dem hellen Mondlicht, spürte er, wie sich sein Körper veränderte.

Seine Hände und Füße wurden zu Klauen, sein Gesicht zu einer Schnauze, und er fühlte, wie dichtes Fell auf seinem Körper wuchs. Er war ein Werwolf geworden.

In dieser Form hatte Lukas keinen klaren Verstand mehr. Er jagte durch den Wald, folgte seinen Instinkten und erlebte die Welt auf eine ganz neue Weise.

Als der Morgen dämmerte und der Mond verschwand, verwandelte er sich zurück in einen Jungen.

Er fand sich nackt und erschöpft im Wald wieder, mit keinerlei Erinnerung daran, was in der Nacht passiert war.

Lukas wusste, dass er Hilfe brauchte. Er erzählte seiner Mutter von den seltsamen Veränderungen, und sie beschloss, ihn zu einer alten Frau im Dorf zu bringen, die als weise und magiekundig galt.

Die alte Frau hörte sich Lukas‘ Geschichte an und nickte verständnisvoll.

„Der Hund, der dich gebissen hat, war kein gewöhnlicher Hund. Es war ein verfluchter Werwolf. Der Fluch hat sich auf dich übertragen, aber es gibt einen Weg, ihn zu brechen“, sagte sie.

Sie gab Lukas einen Trank aus seltenen Kräutern und sprach eine Beschwörung, um den Fluch zu brechen. „Trink das bei Vollmond und bleib die ganze Nacht wach. Der Fluch wird sich auflösen, und du wirst frei sein.“

In der nächsten Vollmondnacht folgte Lukas den Anweisungen der alten Frau. Er trank den Trank und blieb wach.

Er spürte die vertraute Unruhe in sich, aber diesmal blieb er ruhig und konzentriert. Langsam, aber sicher spürte er, wie der Fluch von ihm abfiel.

Als der Morgen dämmerte, war Lukas wieder ein normaler Junge. Er fühlte sich erleichtert und dankbar. Der Fluch des Werwolfs war gebrochen, und er konnte endlich wieder in Frieden leben.