Letzte Woche ist mein Laptop abgestürzt. „Mercury Retrograde!“, hat meine Mitbewohnerin gesagt. Ja ne, war einfach alt das Ding.
Aber dann hab ich mal nachgedacht. Vielleicht ist da ja doch was dran? Nicht so wie alle denken, aber anders.
Mercury Retrograde passiert drei-, viermal im Jahr. Jedes Mal dasselbe Theater: Alles geht kaputt, Kommunikation ist im Arsch, bloß keine wichtigen Verträge unterschreiben.
Hab mal geguckt. Stimmt das überhaupt?
Was wirklich passiert (astronomisch)
Mercury läuft nicht rückwärts. Sieht nur so aus von der Erde. Wie wenn du im Auto sitzt und ein anderes Auto überholst – kurz sieht es aus, als würde das rückwärts fahren.
Mercury ist schnell, braucht nur 88 Tage um die Sonne. Wir brauchen 365. Deswegen überholt er uns ständig und manchmal sieht’s komisch aus.
Das war’s. Mehr Physik ist da nicht.
Was die Leute denken, was passiert
„Computer gehen kaputt!“ – Computer gehen ständig kaputt. Du merkst es nur mehr, wenn jemand sagt, es liegt an Mercury.
„Kommunikation läuft schlecht!“ – Wann läuft Kommunikation denn gut? Whatsapp-Drama gibt’s auch ohne Retrograde.
„Reisen werden chaotisch!“ – Deutsche Bahn ist immer chaotisch. Mercury hat damit nichts zu tun.
„Verträge nicht unterschreiben!“ – Warum? Weil Mercury scheinbar rückwärts läuft? Ergibt keinen Sinn.
Aber… (und jetzt wird’s interessant)
Trotzdem passiert was. Nicht wegen Mercury. Wegen uns.
Wenn alle denken, dass alles schiefgeht, dann:
- Achten sie mehr auf Probleme
- Sind gestresster und machen mehr Fehler
- Schieben normale Alltagsprobleme auf „Retrograde“
- Erwarten Probleme und finden sie dann auch
Selbsterfüllende Prophezeiung. Klappt immer.
Mein Test
Hab mal drei Monate lang jeden Tag aufgeschrieben, was schiefgegangen ist. Egal ob Retrograde oder nicht.
Ergebnis: Jeden verdammten Tag geht irgendwas schief. Schlüssel vergessen, Bus verpasst, mit der Ex geschrieben obwohl betrunken, Kaffee über Laptop geschüttet.
Unterschied bei Retrograde: Null. Außer dass ich da mehr drauf geachtet hab.
Was Mercury Retrograde wirklich ist
Ein Reminder. Nicht für den Kosmos, sondern für dich.
„Hey, manchmal läuft’s scheiße. Normal.“
Statt sich zu stressen, kann man es auch so sehen:
- Zeit zum Reflektieren (alle sagen das, aber stimmt)
- Excuse, um langsamer zu machen
- Grund, um Sachen nochmal zu checken
Nicht weil Mercury es will. Weil du vielleicht mal eine Pause brauchst vom ständigen Optimieren und Vorwärtsmachen.
Verschiedene Reaktionen auf Retrograde
Die Panikerin: Versteckt sich zu Hause, unterscаhreibt nichts, fährt nicht Auto. Übertreibt.
Der Skeptiker: „Alles Bullshit!“ Stimmt astronomisch, aber verpasst den psychologischen Punkt.
Die Strategin: Nutzt die Zeit bewusst für Aufräumen, Nachdenken, alte Sachen abschließen. Smart.
Der Ignorant: Merkt gar nicht, dass Retrograde ist. Lebt einfach weiter. Auch okay.
Was du wirklich machen kannst
Während Retrograde:
- Backup machen (solltest du eh ständig)
- Wichtige Gespräche nochmal überdenken
- Alte Kontakte mal wieder anschreiben
- Kram aussortieren, den du seit Jahren vor dir herschiebst
Nach Retrograde:
- Neue Projekte starten (psychologisch besser timing)
- Verträge unterschreiben (wenn du Lust hast)
- Reisen planen (aber check trotzdem den Fahrplan)
Nicht weil die Planeten das wollen. Weil’s ein guter Rhythmus ist.
Astrologie vs. Astronomie
Astronomie sagt: Mercury sieht nur rückläufig aus, läuft aber normal weiter.
Astrologie sagt: Trotzdem beeinflusst das unser Leben.
Ich sage: Menschen brauchen Rituale und Zyklen. Wenn Mercury Retrograde dir hilft, mal innezuhalten – why not?
Musst nur nicht glauben, dass der Planet wirklich dein WLAN kaputt macht.
Retrograde in verschiedenen Lebensbereichen
Beziehung: Ex schreibt plötzlich. Zufall? Oder merkst du es nur mehr, weil alle von Retrograde reden?
Job: Projekt läuft schief. Normal. Aber jetzt hast du einen Grund, warum.
Technik: Handy spinnt. War eh schon langsam. Aber Mercury kriegt die Schuld.
Finanzen: Unerwartete Ausgabe. Passiert ständig. Mercury ist ein guter Sündenbock.
International unterschiedlich
USA: Komplette Panik bei Retrograde. Nichts unterschreiben, nicht reisen, nicht existieren.
Deutschland: „Ach, wieder so ein Esoterik-Quatsch.“ Aber heimlich doch drauf achten.
Indien: Teil des normalen Lebens. Wird berücksichtigt, aber ohne Drama.
Skandinavien: „Interessant, aber ändern kann ich’s eh nicht.“
Was Retrograde dir über dich verrät
Wirst du panisch? Brauchst wahrscheinlich generell mehr Kontrolle im Leben.
Ignorierst du es komplett? Vielleicht verpasst du manchmal Signale, langsamer zu machen.
Nutzt du es bewusst? Guter Umgang mit Zyklen und Rhythmen.
Schiebst du alles drauf? Time to take responsibility for your shit.
Mercury Retrograde macht dein WLAN nicht kaputt. Aber wenn der Gedanke daran dich dazu bringt, mal Backup zu machen oder ein wichtiges Gespräch nochmal zu durchdenken – dann hat’s funktioniert.
Nicht wegen Magie. Wegen Psychologie.
Planeten sind weit weg und ziemlich egal. Dein Kopf ist nah und sehr relevant.
Falls du trotzdem Angst vor Retrograde hast: Drei Wochen sind schnell vorbei. Und danach läuft’s auch nicht automatisch besser. Life ist life.
Ehrlich: Die meisten Probleme in deinem Leben haben nichts mit Planeten zu tun. Sondern damit, dass du Mensch bist. Und Menschen machen halt Fehler.
Mercury Retrograde oder nicht.
