Richtig entschuldigen – Ehrliche Entschuldigungen die wirklich ankommen

Mist gebaut. Passiert jedem. Aber sich richtig entschuldigen? Das können die wenigsten. Ich auch nicht – zumindest früher nicht.

Meine Entschuldigungen waren grauenhaft. Entweder zu lapidar („Sorry halt“) oder so übertrieben, dass es peinlich wurde („Ich bin ein schrecklicher Mensch!“). Manchmal hab ich sogar versucht, die Schuld umzudrehen. Spoiler: Funktioniert nicht.

Bis ich kapiert hab: Eine gute Entschuldigung ist wie ein Werkzeug. Falsch benutzt macht sie alles kaputt. Richtig eingesetzt kann sie Wunder wirken.

Die häufigsten Entschuldigungs-Fails

„Es tut mir leid, ABER…“ – Nein! Das „aber“ macht alles zunichte. Das ist keine Entschuldigung, das ist eine Rechtfertigung.

„Sorry, wenn du dich verletzt gefühlt hast.“ – Du entschuldigst dich für die Reaktion, nicht für dein Verhalten. Schwach.

„Das wollte ich nicht.“ – Mag stimmen, ist aber keine Entschuldigung.

„Ich bin halt so.“ – Dann bleib halt allein.

Was eine echte Entschuldigung ausmacht

1. Verantwortung übernehmen

Schlecht: „Sorry, dass das passiert ist.“ Besser: „Sorry, dass ich das gemacht habe.“

Schlecht: „Es tut mir leid, dass du sauer bist.“ Besser: „Es tut mir leid, dass ich dich verletzt habe.“

2. Konkret werden

Schwach: „Entschuldige alles.“ Stark: „Entschuldige, dass ich zu spät gekommen bin und dich eine Stunde warten lassen habe.“

Schwak: „Sorry für vorhin.“ Stark: „Sorry, dass ich dich vor den anderen bloßgestellt habe. Das war unfair.“

Entschuldigungen für verschiedene Situationen

Du warst ein Arsch

„Ich war gestern ein kompletter Idiot. Du hattest einen schweren Tag und ich hab rumgemeckert, statt dir zuzuhören. Das tut mir wirklich leid.“

„Mein Verhalten war scheiße. Du hast was Besseres verdient. Es tut mir leid.“

„Ich hab mich wie ein Arschloch benommen. Das war falsch und unfair dir gegenüber. Entschuldigung.“

Du hast jemanden enttäuscht

„Ich hab versprochen da zu sein und war’s nicht. Du konntest dich auf mich verlassen und ich hab dich hängen lassen. Das tut mir leid.“

„Du hattest dich auf mich gefreut und ich hab abgesagt. Ich weiß, dass das verletzend war. Entschuldigung.“

„Ich hab dein Vertrauen missbraucht. Das war falsch. Es tut mir aufrichtig leid.“

Du warst vergesslich/unaufmerksam

„Ich hab deinen Geburtstag vergessen. Das ist keine Ausrede, aber ich war so mit mir beschäftigt, dass ich nicht dran gedacht hab. Sorry.“

„Du hast mir was Wichtiges erzählt und ich hab nicht zugehört. Das war respektlos. Entschuldigung.“

„Ich hab deine Nachricht übersehen und nicht geantwortet. Du dachtest sicher, ich ignoriere dich. Tut mir leid.“

Für verschiedene Beziehungen

Partner/Partnerin

„Ich war heute Morgen schlecht drauf und hab es an dir ausgelassen. Das war unfair. Du kannst nichts für meinen beschissenen Tag. Sorry.“

„Ich hab dich unterbrochen und nicht ernst genommen. Du wolltest mir was Wichtiges sagen und ich war abgelenkt. Das tut mir leid.“

„Ich war eifersüchtig und hab dir nicht vertraut. Das lag an mir, nicht an dir. Entschuldigung für mein Verhalten.“

Freunde

„Ich hab Mist über dich geredet. Das war falsch und hinterfotztig. Du verdienst bessere Freunde als mich gestern. Sorry.“

„Du brauchtest mich und ich war nicht da. Stattdessen hab ich was Unwichtigeres gemacht. Das tut mir leid.“

„Ich hab dein Geheimnis weitererzählt. Du hattest mir vertraut und ich hab es verbockt. Entschuldigung.“

Familie

„Ich war respektlos und hab Dinge gesagt, die verletzend waren. Familie sollte man nicht so behandeln. Es tut mir leid.“

„Ich hab euch im Stich gelassen, als ihr mich gebraucht habt. Das war egoistisch. Sorry.“

„Ich hab wieder nicht angerufen, obwohl ich weiß, dass ihr euch Sorgen macht. Das ist gedankenlos. Entschuldigung.“

Kollegen/Beruflich

„Ich hab einen Fehler gemacht, der uns alle mehr Arbeit gekostet hat. Das war unprofessionell. Es tut mir leid.“

„Ich war unfreundlich, obwohl Sie nur versucht haben zu helfen. Das war falsch. Entschuldigung.“

„Ich hab die Frist verpasst und Ihnen Stress gemacht. Das hätte nicht passieren dürfen. Sorry.“

Was nach der Entschuldigung kommt

Besserung versprechen (nur wenn du’s ernst meinst)

„Es tut mir leid und ich werde aufpassen, dass es nicht wieder passiert.“

„Sorry. Ich arbeite daran, dass ich nicht mehr so reagiere.“

„Entschuldigung. Ich will besser werden.“

Wiedergutmachung anbieten

„Was kann ich tun, um es wieder gut zu machen?“

„Wie kann ich das reparieren?“

„Sag mir, was ich tun kann.“

Raum geben

„Ich verstehe, wenn du sauer bist. Lass dir Zeit.“

„Du musst mir nicht sofort verzeihen. Ich warte.“

„Ich respektiere es, wenn du Abstand brauchst.“

Timing bei Entschuldigungen

Sofort (bei kleinen Sachen)

„Sorry, dass ich dich unterbrochen hab.“

„Entschuldige, das war blöd von mir.“

Nach kurzem Nachdenken (bei größeren Sachen)

Nicht stundenlang grübeln, aber kurz reflektieren, was schief gelaufen ist.

Auch später noch (wenn dir was klar wird)

„Mir ist heute aufgefallen, wie scheiße ich mich verhalten hab. Es tut mir leid.“

Verschiedene Schweregrade

Kleine Patzer

„Ups, sorry!“

„Mein Fehler, entschuldige.“

„Sorry, das war dumm.“

Mittlere Vergehen

„Das war falsch von mir. Es tut mir leid.“

„Ich hab Mist gebaut. Sorry.“

„Das hätte ich nicht machen sollen. Entschuldigung.“

Große Sachen

„Ich hab richtig scheiße gebaut und weiß das auch. Es tut mir aufrichtig leid.“

„Was ich getan hab, war falsch und verletzend. Ich schäme mich dafür. Entschuldigung.“

Entschuldigungen per Text vs. persönlich

WhatsApp/SMS gut für:

  • Schnelle Entschuldigungen bei kleinen Sachen
  • Wenn die Person Raum braucht
  • Als Vorbereitung für ein persönliches Gespräch

Persönlich besser für:

  • Ernste Vergehen
  • Wenn Emotionen im Spiel sind
  • Wenn die Beziehung wichtig ist

Was du auf keinen Fall machen solltest

Die Schuld teilen

„Wir waren beide schuld.“ – Nein, du entschuldigst dich für DEINEN Teil.

Ausreden finden

„Ich war müde/gestresst/krank.“ – Erklärt vielleicht dein Verhalten, entschuldigt es aber nicht.

Druck machen

„Jetzt hab ich mich entschuldigt, also musst du mir verzeihen.“ – So funktioniert das nicht.

Dramaqueen spielen

„Ich bin der schlechteste Mensch der Welt!“ – Macht es nicht besser, nur peinlicher.

Wenn die Entschuldigung nicht angenommen wird

Das kann passieren. Nicht jeder ist bereit zu verzeihen. Das musst du respektieren.

„Ich verstehe, dass du noch sauer bist. Die Entschuldigung gilt trotzdem.“

„Okay, ich respektiere das. Falls du deine Meinung änderst – ich bin da.“

„Ich kann dich nicht zum Verzeihen zwingen. Aber es tut mir trotzdem leid.“

Was wirklich zählt

Die beste Entschuldigung ist die, die du nicht brauchst – weil du dich von vornherein anständig verhältst. Aber da wir alle Menschen sind und Fehler machen: Eine ehrliche, konkrete Entschuldigung ohne Wenn und Aber ist Gold wert.

Sie repariert nicht automatisch alles. Aber sie zeigt, dass du Verantwortung übernimmst und es dir ernst ist. Das ist der erste Schritt.

Also: Wenn du Mist gebaut hast, steh dazu. Sag sorry. Ohne Ausreden. Die meisten Menschen sind bereit zu verzeihen – wenn die Entschuldigung echt ist.

Und falls nicht: Dann hast du wenigstens das Richtige getan. Mehr kannst du nicht machen.

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