
„Liebe Grüße“ – wie oft hast du das schon geschrieben? Hundertmal? Tausendmal? Ich auch. Bis mir aufgefallen ist: Das sagt eigentlich gar nichts.
Meine Oma schreibt immer „Herzliche Grüße aus dem sonnigen München“. Auch wenn’s regnet. Das ist wenigstens ehrlich verrückt.
Die meisten Grüße sind wie Hintergrundmusik im Aufzug. Da, aber bedeutungslos. Dabei können ein paar richtige Worte den Tag von jemandem retten.
Das Problem mit Standard-Grüßen
„Alles Liebe“ – was ist das überhaupt? Liebe wohin? Wofür?
„Viele Grüße“ – viele? Wie viele denn? Zehn Stück? Hundert?
„Bis bald“ – wann ist bald? Nächste Woche? Nächstes Jahr?
Diese Floskeln sind bequem. Für uns. Der andere kriegt halt Standardware.
Dabei ist’s gar nicht schwer, was Echtes zu schreiben. Du musst nur kurz nachdenken, statt automatisch zu tippen.
Was funktioniert (mit Beispielen aus dem echten Leben)
Statt „Liebe Grüße“: „Grüße aus dem Chaos hier“ (wenn’s stressig ist) „Grüße mit viel Kaffee“ (wenn du im Café sitzt) „Sonnige Grüße“ (wenn wirklich Sonne ist)
Statt „Alles Gute“: „Hoff, du hast nen schönen Tag“ „Lass es dir gut gehen“ „Pass auf dich auf“
Statt „Bis bald“: „Bis zum nächsten Kaffee“ „Wir hören voneinander“ „Meld dich mal wieder“
Merkst du den Unterschied? Das Zweite hat Persönlichkeit.
Für verschiedene Anlässe (nicht zu kompliziert gedacht)
Normale WhatsApp: „Mach’s gut“ statt „Liebe Grüße“ „Schönen Abend noch“ statt „Alles Gute“
Wenn jemand Stress hat: „Kopf hoch“ oder „Du schaffst das schon“ Besser als leere Motivationssprüche.
Bei Krankheit: „Werd schnell gesund“ – simpel, aber ehrlich gemeint.
Vor Prüfungen/wichtigen Terminen: „Drück dir die Daumen“ oder „Wird schon klappen“
Geburtstage (außer dem Standard-Zeug): „Hoffe, du lässt dich heute verwöhnen“ „Lass dich feiern“ „Schönen Ehrentag“
Je nach Person unterschiedlich
Beste Freunde: Kannst lockerer sein. „Ciao Bella“ oder „Bis die Tage“ „Mach kein Scheiß“ (wenn ihr so redet)
Familie: Etwas traditioneller, aber nicht steif. „Hab dich lieb“ geht immer „Grüß die anderen von mir“
Arbeitskollegen: Freundlich, aber professionell. „Schönen Feierabend“ „Bis morgen dann“
Bekannte: Höflich, aber nicht übertrieben. „War schön, dich zu sehen“ „Lass mal wieder voneinander hören“
Timing macht den Unterschied
Morgens: „Schönen Start“ statt „Guten Morgen“
Mittags: „Schöne Pause“ oder „Lass es dir schmecken“
Abends: „Entspannten Abend“ oder „Schlaf gut später“
Wochenende: „Schönes Wochenende“ ist okay, aber „Genieß deine freien Tage“ ist persönlicher.
Meine Sammlung von Grüßen, die wirklich funktionieren
Für WhatsApp/SMS:
- „Meld dich mal“
- „Bis später dann“
- „Schön, von dir zu hören“
- „Grüße zurück“
- „Lass hören, wie’s läuft“
Für E-Mails:
- „Schöne Grüße aus [Ort]“
- „Freundliche Grüße“ (wenn’s etwas formeller sein soll)
- „Mit besten Grüßen“ (für wirklich formelle Sachen)
Für Karten:
- „Denk an dich“
- „Fühl dich gedrückt“
- „Pass gut auf dich auf“
Regional/mit Dialekt (wenn du so redest):
- „Servus“ (Bayern/Österreich)
- „Tschüss“ (Norddeutschland)
- „Ade“ (Süddeutschland)
Das wirkt authentischer als hochdeutsche Standards.
Sprüche für besondere Situationen
Wenn jemand umzieht: „Viel Spaß beim Kisten schleppen“ oder „Hoffe, ihr werdet glücklich dort“
Bei neuen Jobs: „Hau rein“ oder „Zeig ihnen, was du drauf hast“
Vor Reisen: „Schöne Zeit“ oder „Bring mir was mit“ (bei engeren Freunden)
Nach langer Zeit mal wieder Kontakt: „Schön, wieder von dir zu hören“ oder „Wurde auch mal Zeit“
Was du besser lassen solltest
- Zu viele Emojis (macht alles kindisch)
- Übertriebene Superlative („Du bist der BESTE!!!“)
- Falsche Emotionen („Freu mich riesig“ – wenn’s nicht stimmt)
- Englische Sprüche, wenn deutsch natürlicher wäre
- Zu lange Texte bei simplen Grüßen
Ehrlichkeit vs. Höflichkeit
Manchmal ist „Liebe Grüße“ das Ehrlichste, was du schreiben kannst. Wenn du die Person kaum kennst oder nichts Besonderes zu sagen hast.
Aber wenn du jemanden magst, merk dir was über ihn. Dann kannst du später schreiben: „Wie war denn das Vorstellungsgespräch?“ oder „Ist deine Erkältung weg?“
Das sind die Grüße, die ankommen.
Verschiedene Kanäle, verschiedene Stile
WhatsApp: Kann lockerer sein. „Ciao“ oder „Bis dann“
Instagram/Social Media: „Grüße an alle“ oder gar nichts (Likes reichen oft)
Brief/Karte: Etwas formeller. „Herzliche Grüße“ ist hier okay.
E-Mail geschäftlich: „Mit freundlichen Grüßen“ – Standard, aber passt.
Der Test
Würdest du den Gruß auch sagen, wenn ihr euch persönlich treffen würdet?
Klingt er nach dir oder nach jemand anderem?
Passt er zur Situation oder ist er einfach copy-paste?
Was wirklich zählt
Ein Gruß soll zeigen: Ich denk an dich. Nicht mehr, nicht weniger.
„Liebe Grüße“ tut das auch. Aber „Hoffe, dein Kaffee ist heute besonders gut“ tut es besser.
Du musst nicht jeden Gruß neu erfinden. Aber ab und zu mal was Persönliches schadet nicht.
Leute merken sich solche Kleinigkeiten. Mehr als man denkt.
Also: Nächste WhatsApp einfach mal „Mach’s gut“ statt „LG“ schreiben. Oder „Bis später“ statt „CU“.
Kleine Änderung, große Wirkung. Versprochen.