Ein Schriftsteller findet ein Manuskript, von dem es heißt, es sei verflucht. Jeder, der das Manuskript liest, findet ein vorzeitiges Ende. Der Schriftsteller, der dem Fluch skeptisch gegenübersteht, beschließt, das Manuskript als Inspiration für seinen nächsten Roman zu verwenden, nur um seine Entscheidung zu bereuen.
Es war ein kalter, nebliger Abend, als der Schriftsteller Maximilian Hartmann das alte Antiquariat betrat. Die Glocke über der Tür klingelte leise, als er den muffigen Raum betrat.
Regale voller staubiger Bücher erstreckten sich bis zur Decke, und der Geruch von altem Papier hing in der Luft. Maximilian liebte solche Orte – sie waren Quellen der Inspiration für seine düsteren Geschichten.
Der alte Buchhändler, ein krummer Mann mit faltigem Gesicht, musterte Maximilian. “Kann ich Ihnen helfen?” fragte er mit einer heiseren Stimme.
Maximilian zögerte. Er hatte von einem geheimnisvollen Manuskript gehört, das hier versteckt sein sollte – ein Manuskript, das angeblich einen Fluch trug.
Jeder, der es las, traf ein schreckliches Ende. Aber Maximilian war ein Skeptiker. Er glaubte nicht an Aberglauben oder übernatürliche Kräfte.
“Ich suche nach einem alten Buch”, antwortete Maximilian. “Etwas Besonderes.”
Der Buchhändler lächelte und ging zu einem verstaubten Regal. Er zog ein dickes, ledergebundenes Buch hervor und legte es auf den Tresen. “Das hier ist das Manuskript, von dem Sie sprechen”, sagte er. “Es ist gefährlich, aber auch unglaublich fesselnd.”
Maximilian blätterte durch die vergilbten Seiten. Die Schrift war seltsam – unleserlich und dennoch verlockend. Die Worte schienen sich in seinen Geist zu graben, und er konnte nicht anders, als weiterzulesen.
Die Geschichte handelte von einem einsamen Schloss, das in den Wäldern verborgen lag. Ein verfluchter Graf hatte dort einst gelebt und grausame Experimente an seinen Dienern durchgeführt.
Die Diener verschwanden eines nach dem anderen, und ihre Schreie hallten durch die Gänge des Schlosses.
Maximilian konnte nicht aufhören zu lesen. Die Zeilen zogen ihn tiefer in die Geschichte hinein, als würde er selbst im Schloss stehen. Er hörte die Schritte der Diener, das Klirren von Ketten und das Knarren der Türen. Und dann, plötzlich, spürte er eine eisige Hand auf seiner Schulter.
Er drehte sich um und erstarrte vor Angst. Vor ihm stand der Graf – bleich, mit leeren Augen und einem Lächeln, das bis in seine Seele drang. “Du hast mein Manuskript gelesen”, flüsterte der Graf. “Jetzt gehörst du mir.”
Maximilian versuchte zu fliehen, aber seine Beine waren wie gelähmt. Der Graf führte ihn durch die dunklen Korridore des Schlosses, vorbei an den Folterkammern und den verrotteten Leichen.
Schließlich öffnete er eine Tür, und Maximilian sah den Spiegel – einen Spiegel, der die Seelen derer verschlang, die das Manuskript lasen.
Und so endete Maximilians Geschichte – in einem verzerrten Abbild seiner selbst, gefangen für immer im Spiegel des verfluchten Schlosses.
Der Buchhändler lächelte traurig. “Ich habe gewarnt”, sagte er. “Aber manche Geschichten sind zu verlockend, um ihnen zu widerstehen.”
Maximilian konnte nur noch flüstern, bevor er im Spiegel verschwand. “Ich bereue es.”
Und das Manuskript wartete weiterhin auf seinen nächsten Leser – hungrig nach einer neuen Seele, die sich in seinen Seiten verfangen würde.
Elara ist eine ständig reisende Schriftstellerin aus Deutschland, die Hotelzimmer gegen Spukhäuser tauscht auf ihrer Suche nach dem perfekten Gruselmoment. Mit einem Koffer voller Träume und einem Laptop als ständigen Begleiter spinnt sie Geschichten des Schreckens, inspiriert von den dunkelsten Ecken ihrer Vorstellungskraft und den unheimlichen Orten, die sie bereist.