Der Mitternacht-Anhalter

Eine schaurige Szene auf einer verlassenen Straße im unheimlichen Schein des blutroten Vollmondes. Die gespenstische Gestalt eines Mädchens in einem weißen Sari wartet unheilvoll auf einen herannahenden Lastwagen.

Ein einsamer Lastwagenfahrer nimmt auf einer einsamen Landstraße um Mitternacht einen mysteriösen Anhalter mit, der um Punkt Mitternacht vom Beifahrersitz verschwindet.

Es war ein jener Nächte, in denen die Welt in ein tiefes, schwarzes Meer aus Asphalt versinkt. Jack, ein Trucker mit der Verhärtung eines Jahrzehnts auf den Straßen, kämpfte gegen die Müdigkeit an.

Die Uhr seines Trucks zeigte Mitternacht, als ein Schatten am Straßenrand seine Aufmerksamkeit erregte. Ein Mensch, eine Gestalt, die im fahlen Mondlicht wie ein Geist wirkte. Mit einem Seufzer hielt Jack an.

Der Mann, oder was auch immer er war, war groß und hager, mit einem Gesicht, das vom Wind und der Zeit gezeichnet war. Seine Augen, zwei schwarze Abgründe, starrten direkt in Jack.

„Bitte, nehmen Sie mich mit“, sagte er mit einer Stimme, die klang, als käme sie aus einem alten, verstaubten Grammophon. Etwas in seinem Blick, eine Mischung aus Verzweiflung und Unheimlichkeit, brachte Jack dazu, ihn einzuladen.

Die Fahrt verlief in einem beklemmenden Schweigen. Der Mann sagte kein Wort, nur sein Atem war zu hören, ein rauer, leiser Hauch.

Dann, als die Uhr wieder Mitternacht schlug, geschah das Unfassbare. Der Mann war einfach weg. Keine Spur, kein Geräusch, als wäre er nie dagewesen. Nur ein kalter Schauer lief Jack den Rücken hinunter.

Am nächsten Morgen, an einer Raststätte, schaltete Jack den Fernseher ein. Die Nachrichten berichteten von einem brutalen Mord, der in der Nacht geschehen war, genau an dem Ort, an dem er den mysteriösen Anhalter abgesetzt hatte.

Die Beschreibung des Opfers passte zu dem Mann, den er mitgenommen hatte. Ein Schauder durchfuhr ihn.

Von da an war nichts mehr wie zuvor. Jack wurde von Albträumen geplagt, sah den Mann in seinen Spiegeln und fühlte seinen Atem im Nacken.

Die Straßen, einst vertraute Begleiter, wurden zu Orten der Angst. Er begann zu glauben, der Anhalter sei ein Bote des Todes, ein Vorbote des Unheils.

Die Einsamkeit, die ihn einst auf den Straßen begleitete, wurde zu einer Qual. Er redete mit sich selbst, versuchte die Gespenster in seinem Kopf zu vertreiben. Aber der Schatten des Anhalters war allgegenwärtig.

Eines Nachts, wieder auf der einsamen Straße, sah er ihn wieder. Der Anhalter stand am Straßenrand, seine Gestalt in der Dunkelheit fast unsichtbar.

Aber diesmal war es anders. Jack fühlte keine Angst, nur eine tiefe, erschütternde Traurigkeit. Er hielt an.

Der Mann stieg ein, sein Gesicht war immer noch so hager, seine Augen so schwarz. Aber diesmal sprach er. „Du musst es beenden, Jack“, sagte er mit leiser Stimme. „Du bist ein Gefangener deiner Angst.“

In diesem Moment verstand Jack. Der Anhalter war nicht der Bote des Todes, sondern ein Wächter, der ihn vor dem Abgrund bewahren wollte. Mit einem letzten Blick in die Augen des Mannes stieg dieser aus dem Truck und verschwand in der Nacht.

Von diesem Tag an veränderte sich Jack. Die Angst wich einer tiefen Ruhe. Er fuhr weiter, aber die Straßen waren nicht mehr seine Feinde.

Sie waren seine Weggefährten, und die Einsamkeit wurde zu einem treuen Begleiter. Der Anhalter war gegangen, aber sein Geist blieb, ein stiller Beobachter, der Jack half, seinen Frieden zu finden.