Karla Kichererbse rollt ins Land der Gähnerbsen

Karla Kichererbse rollt ins Land der Gähnerbsen

Karla Kichererbse rollt versehentlich ins Land der müden Gähnerbsen und bringt ihnen mit einer Kitzelattacke das Lachen zurück. Eine lustige Story.

Karla Kichererbse war, wie ihr Name schon verriet, eine Erbse, die für ihr Leben gern kicherte.

Sie wohnte mit ihren vielen Geschwistern in einer gemütlichen, grünen Schote, die an einem sonnigen Hang wuchs.

Meistens war es dort kuschelig und warm, aber manchmal wurde es auch ein bisschen eng.

Und wenn Karla anfing zu kichern, was ziemlich oft passierte, dann wackelte die ganze Schote!

„Hihihi!“, gluckste sie, als ihr Bruder Klaus ihr eine lustige Geschichte erzählte.

„Kicher, kicher!“, machte sie, als eine Biene kitzlig an der Schote vorbeisummte.

Ihre Geschwister lachten oft mit, aber manchmal stöhnten sie auch: „Karla, nicht so doll, sonst platzt die Schote auf!“

An diesem Nachmittag war es besonders lustig. Ein kleiner Käfer mit einem viel zu großen Hut stolperte über seine eigenen Füße und kullerte den Hang hinunter.

Karla konnte sich kaum halten vor Lachen.

Sie kicherte und prustete, sie gluckste und juchzte, bis ihr kleiner runder Bauch wehtat.

„Hahahahiii! Hohoho! Kchhhh!“

Sie kicherte so sehr, dass sie in ihrer Schote hin und her hüpfte wie ein kleiner Flummi.

Und dann passierte es.

Mit einem letzten, besonders lauten „KIIIICHER!“ sprang Karla so heftig, dass die Schote tatsächlich ein kleines Stückchen aufriss.

Und schwups! Karla Kichererbse kullerte hinaus.

„Huch?“, dachte sie noch, als sie über das weiche Moos rollte.

Dann ging es immer schneller.

Sie rollte und rollte, den Hügel hinunter, vorbei an Grashalmen, die wie Riesen aussahen, und über kleine Steinchen, die sie kurz in die Luft hüpfen ließen.

„Huiii!“, kicherte sie, obwohl ihr ein bisschen mulmig wurde. Das war ja ein Abenteuer!

Unten angekommen, wurde ihr Rollen langsamer.

Sie landete sanft in einem Tal, das sie noch nie zuvor gesehen hatte.

Es war… seltsam still hier.

Die Farben schienen irgendwie blasser zu sein, fast ein bisschen verschlafen.

Statt fröhlichem Vogelgezwitscher hörte man nur ein leises, monotones Summen, wie von müden Hummeln.

Karla schaute sich neugierig um.

Überall lagen Erbsen herum. Aber sie sahen anders aus als Karla und ihre Geschwister.

Sie waren von einem matten, schläfrigen Grün und bewegten sich kaum.

Plötzlich gähnte eine Erbse neben ihr herzzerreißend laut.

„Gääääääähn!“

Der Mund der Erbse riss auf wie ein kleines Scheunentor, und Karla konnte fast bis zum Magen gucken.

„Entschuldigung“, piepste Karla. „Wo bin ich hier gelandet?“

Die gähnende Erbse blinzelte müde. „Hier? Das ist… gääähn… das Land der Gähnerbsen.“

Eine andere Erbse rollte im Zeitlupentempo heran.

„Wir sind… gääähn… immer müde“, erklärte sie mit schleppender Stimme.

Karla schaute sich um. Tatsächlich! Alle Erbsen hier sahen unglaublich schläfrig aus.

Manche lehnten an Grashalmen und dösten, andere lagen einfach nur da und starrten mit halb geschlossenen Augen vor sich hin.

Und ständig gähnte jemand.

„Aber warum seid ihr denn alle so müde?“, fragte Karla neugierig. „Ist die Sonne hier nicht schön warm? Gibt es keine lustigen Käfer mit Hüten?“

Ein alter, besonders runzliger Gähnerbse, der sich als Gisbert vorstellte, seufzte tief.

„Ach, Kindchen… gääähn… wir haben das Lachen verlernt. Und wer nicht lacht, wird müde. Sehr… gääähn… müde.

Das konnte Karla kaum glauben. Nicht lachen? Wie furchtbar!

„Aber Lachen ist doch das Schönste auf der Welt!“, rief sie. „Ich zeige euch, wie das geht!“

Karla machte ein lustiges Gesicht, zog die Backen auf und schielte mit den Augen.

Die Gähnerbsen starrten sie nur an.

Ein leises „Gääähn“ kam von Gisbert.

Karla ließ sich nicht entmutigen.

Sie erzählte ihren besten Witz: „Warum tragen Erbsen keine Hosen? Weil die Schote platzt! Hihihi!“

Stille.

Nur das leise Summen der müden Hummeln.

Und natürlich: „Gääääääääähn!“ von drei Gähnerbsen gleichzeitig.

Karla wurde ein bisschen traurig. Das war ja schwieriger als gedacht.

Sie setzte sich auf einen Kieselstein und überlegte.

Wie konnte man nur jemanden zum Lachen bringen, der das Lachen völlig vergessen hatte?

Sie beobachtete die Gähnerbsen. Sie waren so langsam, so träge.

Plötzlich fiel ihr Blick auf eine lange, weiche Feder, die vom Wind herübergeweht worden war.

Karla grinste. Sie hatte eine Idee!

Sie schnappte sich die Feder und schlich sich von hinten an Gisbert Gähnerbse heran.

Ganz vorsichtig kitzelte sie ihn an seiner runden Seite.

Gisbert zuckte kaum. Er murmelte nur: „Was… gääähn… ist das?“

Karla kitzelte ein bisschen fester.

Und noch fester.

Plötzlich zuckte Gisberts Mundwinkel. Nur ein ganz kleines bisschen.

Karla kitzelte weiter, an seiner Wange, unter seinem Kinn (wenn Erbsen ein Kinn haben).

Da passierte es!

Aus Gisberts Mund kam kein Gähnen, sondern ein kleiner, unterdrückter Laut: „H… H…“

Karla kitzelte unermüdlich weiter.

„H… Hi…“

Die anderen Gähnerbsen schauten neugierig herüber.

„Hihi!“, kicherte Gisbert plötzlich leise.

Dann lauter: „Hihihihi!“

Und dann brach es aus ihm heraus: Ein richtiges, schallendes Lachen!

„HAHAHAHOHOHOHIII!“

Gisbert lachte so sehr, dass er von seinem Grashalm fiel und wie ein kleiner Kreisel herumkullerte.

Sein Lachen war ansteckend!

Die Gähnerbse neben ihm fing an zu kichern.

„Kch, kch, kch!“

Eine andere prustete los.

Karla schnappte sich noch mehr Federn, die wie durch Zauberhand plötzlich überall herumlagen, und verteilte sie an die wacher werdenden Erbsen.

Bald war das ganze Tal erfüllt von einem fröhlichen Durcheinander aus Kichern, Glucksen und Lachen.

Die Gähnerbsen kitzelten sich gegenseitig und lachten, bis ihnen die Bäuche wackelten.

Die Farben im Tal schienen heller zu werden, die Luft frischer.

Sogar die müden Hummeln summten jetzt ein fröhlicheres Lied.

Gisbert rollte lachend zu Karla.

„Danke, kleine Kichererbse!“, japste er zwischen zwei Lachanfällen. „Du hast uns… hihihi… das Lachen zurückgebracht!“

Karla strahlte.

Es war das schönste Geräusch der Welt.

Sie blieb noch eine Weile im Land der nun gar nicht mehr gähnenden, sondern fröhlich kichernden Erbsen.

Sie zeigte ihnen lustige Spiele, erzählte Witze und organisierte einen Wettbewerb im Grimassenschneiden.

Aber irgendwann bekam Karla doch ein bisschen Heimweh nach ihrer kuscheligen Schote und ihren Geschwistern.

Gisbert und die anderen halfen ihr, den Weg zurück zum Hügel zu finden.

„Komm uns bald wieder besuchen!“, riefen die Erbsen ihr lachend nach, als sie den Hang hinaufrollte.

„Bestimmt!“, rief Karla zurück und kicherte.

Als sie wieder sicher in ihrer Schote saß, erzählte sie ihren Geschwistern von ihrem Abenteuer.

Und manchmal, wenn es ganz still war, konnte man vom Tal herauf ein leises, fröhliches Kichern hören.

Karla lächelte dann.

Sie wusste, dass das Lachen etwas Wunderbares war, das man nie vergessen sollte.

Und mit diesem glücklichen Gedanken kicherte sie sich selbst leise in den Schlaf.