Als die Schäfchen auf Hannes‘ Decke Kichererbsen aßen

Als die Schäfchen auf Hannes' Decke Kichererbsen aßen

Hannes kann nicht schlafen. Als die Schäfchen auf seiner Decke plötzlich anfangen, Kichererbsen zu knabbern, wird die Nacht richtig lustig!

Hannes lag in seinem Bett und kuschelte sich tief in seine Decke.
Draußen war es schon ganz dunkel, nur der Mond schickte einen schmalen Streifen Licht durch das Fenster.
Mama hatte ihm einen Gutenachtkuss gegeben und die Tür leise geschlossen.
„Schlaf schön, mein Schatz“, hatte sie geflüstert.
Aber Hannes konnte nicht schlafen.
Seine Gedanken hüpften im Kopf herum wie Flummis.
Er dachte an den Bagger im Sandkasten, an das Eis, das er morgen essen wollte, und an das lustige Eichhörnchen, das er im Park gesehen hatte.
Um müde zu werden, machte Hannes das, was Mama ihm immer riet: Schäfchen zählen.
Seine Bettdecke war perfekt dafür.
Sie hatte ein Muster aus vielen kleinen, weißen Schäfchen, die brav über einen grünen Zaun sprangen.
Eins… zwei… drei…
Hannes verfolgte die Schäfchen mit den Augen.
Sie sprangen immer im gleichen Takt.
Hüpften auf der einen Seite hoch, schwebten kurz und landeten weich auf der anderen Seite.
Immer und immer wieder.
Vier… fünf… sechs…
Doch plötzlich stockte Hannes.
Schäfchen Nummer sieben blieb mitten im Sprung stehen.
Es wackelte mit den Ohren und schnüffelte in der Luft.
Dann drehte es sich um und tapste zurück.
„He“, murmelte Hannes verschlafen. „Das ist nicht richtig. Du musst über den Zaun hüpfen!“
Aber das Schäfchen hörte nicht.
Es tapste am Rand der Decke entlang, die Nase neugierig am Stoff.
Auch Schäfchen Nummer acht wurde unruhig.
Es hörte auf zu springen und stupste Nummer neun an.
Bald standen alle Schäfchen still.
Keines sprang mehr über den Zaun.
Sie tuschelten miteinander, soweit Schäfchen auf Bettdecken eben tuscheln können.
Es klang wie ein ganz leises Rascheln von Wolle.
„Was ist denn los?“, fragte Hannes nun etwas lauter in die Stille seines Zimmers.
Da entdeckte Schäfchen Nummer sieben etwas unter der Bettkante.
Es war eine kleine Papiertüte, die Hannes dort vergessen hatte.
Gestern hatte er mit Mama Kichererbsenketten gebastelt, und ein paar der harten, beigen Kügelchen waren übriggeblieben.
Das neugierige Schäfchen stupste die Tüte an.
Klonk. Eine Kichererbse rollte heraus.
Das Schäfchen beschnupperte sie vorsichtig.
Dann nahm es einen winzigen Probebiss.
Knusper.
Seine Augen wurden groß.
Es meckerte leise und aufgeregt zu den anderen Schäfchen hinüber.
Sofort kamen alle angerannt, oder besser gesagt, angetapst.
Sie versammelten sich um die Kichererbse.
Nummer acht stupste sie an. Nummer neun rollte sie ein Stückchen.
Dann nahm Nummer sieben noch einen Bissen.
Knusper, knusper.
Und dann teilte es die Kichererbse mit den anderen.
Ein kleines Stückchen für jeden.
Bald hatten sie die ganze Tüte umgeworfen und die restlichen Kichererbsen kullerten über die Decke.
Ein richtiges kleines Festmahl!
Hannes beobachtete das Ganze mit großen Augen.
Schäfchen auf seiner Bettdecke aßen Kichererbsen?
Das war ja verrückt!
Er hörte ihr leises Schmatzen und Knuspern.
Knusper, knacks, mampf.
Es war ein gemütliches Geräusch, aber auch ein bisschen seltsam.
Nach einer Weile waren alle Kichererbsen verputzt.
Die Schäfchen rieben sich zufrieden ihre kleinen Wollbäuche.
Sie sahen sehr satt aus.
Doch dann begann es.
Zuerst ganz leise.
Pffft.
Ein kleines Geräusch, kaum hörbar.
Schäfchen Nummer drei schaute ertappt nach links und rechts.
Dann wieder.
Pröttel.
Diesmal von Schäfchen Nummer fünf.
Es wurde ein bisschen rot um die Nase, wenn das bei Deckenschäfchen überhaupt geht.
Hannes musste kichern.
Die Kichererbsen schienen den Schäfchen nicht nur geschmeckt zu haben, sie sorgten auch für ordentlich Luft im Bauch!
Puuuhf.
Schnurps.
Blubber-di-blubb.
Die Geräusche wurden lauter und lustiger.
Einige Schäfchen hüpften unruhig auf der Stelle.
Andere versuchten, ganz unauffällig zu tun, während es unter ihnen leise rumpelte und pupste.
Ein besonders rundliches Schäfchen, das Hannes insgeheim „Wölkchen“ nannte, schien die meisten Kichererbsen erwischt zu haben.
Sein Bauch gluckste hörbar.
Gluck, gluck, PFFF T T T !
Dieser Pups war so kräftig, dass Wölkchen einen kleinen Satz nach vorne machte und fast vom Zaun gefallen wäre!
Die anderen Schäfchen kicherten leise (ein Geräusch wie trockene Blätter im Wind) und Wölkchen schaute ganz verlegen.
Hannes konnte sich vor Lachen kaum noch halten.
Er zog die Decke ein Stück höher und flüsterte:
„Na, ihr kleinen Kichererbsen-Monster? Habt ihr Bauchweh?“
Die Schäfchen schauten ihn mit ihren schwarzen Knopfaugen an.
Wölkchen nickte traurig.
„Seht ihr“, flüsterte Hannes weiter. „Kichererbsen sind vielleicht lecker, aber sie sind kein gutes Mitternachtsessen für Zählschäfchen. Davon bekommt man nur Pupserei im Bauch.“
Die Schäfchen schienen zu verstehen.
Sie schauten auf die leere Papiertüte und dann auf ihre Bäuche.
„Ihr sollt doch über den Zaun springen, damit ich einschlafen kann“, erklärte Hannes sanft. „Mit Kichererbsen im Bauch springt es sich nicht gut. Und bei dem Geknatter und Gepupse kann doch keiner schlafen!“
Die Schäfchen senkten ihre Köpfe.
Sie sahen wirklich zerknirscht aus.
Wölkchen stupste die leere Tüte an, als wollte es die Kichererbsen wieder hineinzaubern.
Ein anderes Schäfchen versuchte, eine imaginäre Kichererbse zurückzurollen.
„Ist schon gut“, sagte Hannes tröstend. „Aber jetzt seid wieder brav.“
Wie auf Kommando stellten sich die Schäfchen wieder in einer Reihe auf.
Sie schauten zum Zaun.
Eins… zwei… drei…
Ganz vorsichtig und ohne viel Schwung begannen sie wieder zu springen.
Sie waren sichtlich langsamer als vorher, ihre Bäuche gluckerten noch ab und zu leise, aber sie sprangen.
Pffft… hüpf…
Glucks… hüpf…
Hannes lächelte.
Das leise Glucksen und die gelegentlichen Mini-Püffs machten das Zählen noch lustiger.
Er beobachtete die Schäfchen, wie sie tapfer über den Zaun hüpften, trotz ihrer vollen Kichererbsen-Bäuche.
Siebzehn… achtzehn… pffft… neunzehn…
Die Geräusche wurden immer leiser.
Die Schäfchen sprangen ruhiger.
Und Hannes wurde endlich müde.
Seine Augen fielen langsam zu.
Das letzte, was er dachte, bevor er einschlief, war:
„Morgen verstecke ich die Kichererbsen besser.“
Er träumte von kichernden Schäfchen, die auf riesigen, runden Kichererbsen durch den Himmel schwebten und dabei leise pupsend Wölkchen machten.
Und über ihm wachte der Mond und lächelte über die lustigen Geheimnisse unter Hannes‘ Bettdecke.