Wo schlafen eigentlich die Seifenblasen?

Wo schlafen eigentlich die Seifenblasen?

A curious boy taking a bath wonders where soap bubbles go, imagining a whimsical journey to Bubble Bed Land in the sky where they peacefully rest.

Leo saß in der Badewanne, umgeben von warmem Wasser und duftendem Schaum.

Leo saß in der Badewanne, umgeben von warmem Wasser und duftendem Schaum.
Das Beste am Baden waren aber nicht die Quietscheentchen oder das warme Wasser.
Nein, das Allerbeste waren die Seifenblasen!
Papa tauchte den Ring in die Seifenlauge und pustete vorsichtig.
Ein ganzer Schwarm schillernder Kugeln tanzte durchs Badezimmer.
Rot, grün, blau, gelb – sie glänzten in allen Farben des Regenbogens, wie winzige, fliegende Edelsteine.
Leo lachte und plantschte, versuchte, sie mit seinen nassen Fingern zu fangen.
Plop! Plop! Plop!
Die meisten zerplatzten sofort und hinterließen nur einen winzigen, kühlen Wassertropfen auf seiner Nase oder kitzelten seine Wange.
Aber wohin verschwanden sie eigentlich, wenn sie zerplatzten?
Lösten sie sich einfach in Luft auf? Waren sie dann weg für immer?
Und was passierte mit denen, die nicht zerplatzten, sondern einfach davon schwebten?
Eine besonders große Seifenblase, größer als Leos Faust, schwebte langsam zur Decke.
Sie zitterte ein wenig in der warmen Luft, als würde sie überlegen, ob sie platzen sollte oder nicht.
Aber sie tat es nicht.
Stattdessen tanzte sie ganz gemächlich zum offenen Badezimmerfenster hinaus, als hätte sie ein geheimes Ziel.
„Papa, schau mal! Die Große fliegt weg!“, rief Leo und zeigte mit dem nassen Finger.
„Vielleicht fliegt sie ja schlafen“, sagte Papa mit einem geheimnisvollen Zwinkern.
Schlafen? Können Seifenblasen schlafen?
Leo runzelte die Stirn. Das war eine sehr, sehr interessante Frage.
Er liebte solche Fragen, die einen zum Nachdenken brachten.
Er schloss die Augen für einen Moment und stellte sich vor, wie er winzig klein wurde.
So klein wie ein Marienkäfer, vielleicht noch kleiner, wie ein Staubkorn.
Und dann, mit einem winzigen Sprung, landete er federleicht auf der großen, schillernden Seifenblase, die er im Stillen „Schimmerle“ nannte.
Hui!
Schimmerle trug ihn sanft und schaukelnd durch das Fenster hinaus in die kühle Abendluft.
Es war ein bisschen wackelig, fast wie auf einem fliegenden Wackelpudding, aber auch unglaublich aufregend.
Sie schwebten höher und höher, über die roten Ziegeldächer der Nachbarhäuser und die dunklen Spitzen der hohen Tannen im Garten.
Die Vögel in den Bäumen zwitscherten ihnen ein leises Schlaflied zu, bevor sie selbst ihre Köpfchen ins Gefieder steckten.
Ein großes Flugzeug brummte weit, weit über ihnen am dämmernden Himmel, ein kleiner blinkender Punkt.
„Wohin fliegen wir, Schimmerle?“, flüsterte Leo ganz leise, um die dünne Seifenhaut nicht zum Platzen zu bringen.
Die Seifenblase antwortete natürlich nicht mit Worten, aber sie schimmerte ein bisschen heller in Grün- und Blautönen, als wollte sie sagen: „Hab Geduld, kleiner Passagier, du wirst es schon sehen!“
Sie stiegen immer weiter auf, viel höher als die höchsten Kirchtürme, bis sie die ersten Wolken erreichten.
Die Wolken sahen von Nahem gar nicht mehr so fest aus wie von unten.
Sie waren wie riesige, weiche Wattebäusche, durch die man fast hindurchschauen konnte.
Plötzlich versperrte ihnen eine besonders große, dunkelgraue Wolke den Weg.
Sie sah ein bisschen aus wie ein riesiger Knödel und hatte ein grummeliges Gesicht mit buschigen Augenbrauen aus feinen Regenstreifen.
„Halt! Stopp! Wer wagt es, hier einfach so durchzuflattern und meine Abendruhe zu stören?“, donnerte eine Stimme, die klang wie entferntes Gewittergrollen.
Leo zuckte zusammen und hielt sich fester an Schimmerle fest.
Schimmerle zitterte leicht, vielleicht aus Angst, vielleicht aber auch nur vom Luftzug.
„Ich bin Wolkenwächter Willi! Der offizielle Grenzkontrolleur des Himmels! Und ich mag keine flatterhaften, unberechenbaren Seifenblasen, die hier oben Unruhe stiften!“, brummte Willi weiter und verschränkte zwei Wolkenarme vor seinem dicken Wolkenbauch.
Schimmerle machte eine kleine, elegante Verbeugung in der Luft, so gut es eine runde Seifenblase eben konnte.
Ihr Schimmern wurde ganz sanft und respektvoll, fast entschuldigend.
Willi musterte sie streng, dann seufzte er tief, was wie ein Windstoß klang. „Na gut, na gut. Seid ihr halt wieder eine von denen, die zum Schlafen wollen. Aber macht keinen Lärm! Die anderen Blasen wollen ihre Ruhe haben.“
**Er schob einen Teil seiner riesigen Wolkenmasse langsam zur Seite und gab den Blick auf ein Tor frei.
Aber was für ein Tor!
Es leuchtete in allen Farben, die Leo kannte und noch ein paar mehr. Ein Tor aus purem, strahlendem Regenbogenlicht!**
„Wow!“, entfuhr es Leo ganz leise.
Schimmerle schwebte vorsichtig hindurch, und Leo folgte mit großen, staunenden Augen.
Dahinter erstreckte sich ein unglaubliches, stilles Land.
Überall schwebten weiche, flauschige Wolkenformationen in den seltsamsten und gemütlichsten Formen.
Manche sahen aus wie riesige Federbetten mit Kopfkissen aus feinem Nebel.
Andere wie gemütliche Hängematten, gesponnen aus Zuckerwatte-Wolken.
Wieder andere wie kleine, kuschelige Nester aus Schäfchenwolken.
Und überall zwischen diesen Wolkenbetten schwebten Seifenblasen!
Große, kleine, bunte, manche schon ganz blass und durchsichtig, als wären sie sehr, sehr müde.
Sie schwebten ganz langsam und zielstrebig auf die Wolkenbetten zu.
Kleine, flauschige Wesen huschten leise zwischen den Betten umher.
Sie sahen aus wie Schäfchen oder Kaninchen oder Kätzchen, aber sie waren ganz aus weißen, weichen Wolken geformt.
Das waren die Traumkissen-Tiere.
Sie stupsten die ankommenden Seifenblasen sanft an, als wollten sie ihnen den Weg weisen.
„Guten Abend, Schimmerle“, zirpte ein Wolken-Kaninchen mit Ohren aus Dunst. „Suchst du auch ein freies Bettchen für die Nacht?“
Schimmerle schwebte zu einer besonders gemütlich aussehenden Wolke, die wie ein riesiges, weiches Marshmallow geformt war.
Langsam, ganz langsam ließ sie sich darauf nieder.
Ihr buntes Schimmern wurde blasser, ruhiger, fast pastellfarben.
Sie zerplatzte nicht, aber sie wurde ganz still und regungslos.
Leo verstand plötzlich. Die Seifenblasen schliefen nicht wirklich wie er, mit Schnarchen und Träumen.
Sie ruhten sich aus.
Ihre hauchdünne Haut aus Seifenwasser, die immer kurz vor dem Zerplatzen stand, konnte sich hier oben entspannen.
Hier, im Seifenblasen-Schlafland, war die Luft ganz ruhig und sanft, ohne Wind oder spitze Finger.
Hier konnten sie einfach sein, ihre Oberflächenspannung entspannen, bevor sie am nächsten Morgen vielleicht als glitzernde Tautropfen auf einem Grashalm aufwachten oder sich leise wieder in Luft und einen Hauch Feuchtigkeit auflösten.
Es war ein unendlich stiller, friedlicher Ort.
Ein geheimer Schlafsaal nur für Seifenblasen.
Leo spürte, wie auch er von dieser Ruhe angesteckt wurde.
Seine Augenlider wurden schwer.
Das sanfte Schaukeln auf Schimmerle und die ganze aufregende Reise hatten ihn müde gemacht.
Er gähnte herzhaft, ein kleines Menschengähnen im großen Wolkenland.
Er winkte Schimmerle leise zum Abschied. „Schlaf gut, Schimmerle. Ruh dich schön aus.“
Dann stellte er sich ganz fest vor, wie er sanft wieder nach unten schwebte.
Zurück durch das leuchtende Regenbogen-Tor, vorbei am grummeligen Willi (der jetzt leise schnarchte und dabei kleine Regenwolken ausstieß), hinunter durch die stille Abendluft, zurück in sein warmes Badezimmer.
Platsch!
Da saß er wieder in der Wanne. Das Wasser war inzwischen etwas kühler geworden, und der Schaum war fast verschwunden.
Papa stand schon mit einem großen, flauschigen Handtuch bereit.
Er wickelte Leo fest darin ein und rieb ihn trocken.
„Na, war die Reise schön?“, fragte Papa lächelnd, als hätte er genau gewusst, wo Leo gewesen war.
Leo nickte verschlafen und kuschelte sich ins Handtuch. „Die Seifenblasen schlafen auf Wolkenbetten, Papa. Ganz hoch oben. Und Traumkissen-Tiere passen auf sie auf.“
Papa lachte leise. „Das klingt nach einem wunderbaren und sehr gemütlichen Ort.“
Als Leo später in seinem eigenen, richtigen Bett lag, zugedeckt bis zur Nase, dachte er noch einmal an Schimmerle und das Seifenblasen-Schlafland.
Er stellte sich vor, wie all die bunten Kugeln ruhig auf ihren Wolken ruhten, bewacht von den flauschigen Traumkissen-Tieren.
Und er wusste jetzt: Auch wenn sie plopp machten oder einfach davon schwebten und verschwanden, sie waren nicht wirklich weg.
Sie machten nur eine kleine, wohlverdiente Pause an einem sehr, sehr gemütlichen und geheimen Ort hoch oben im Himmel.
Mit diesem beruhigenden Gedanken schlief Leo tief und fest ein und träumte von schillernden Reisen auf sanften Luftkissen und Wolken, die wie Marshmallows aussahen.