Das Kichern in der Keksdose nach Mitternacht

Das Kichern in der Keksdose nach Mitternacht

Leo entdeckt nachts ein Geheimnis: Winzige, kichernde Keks-Kobolde feiern heimlich eine lustige Krümel-Party in Mamas Keksdose!

Leo konnte nicht schlafen.

Das war an sich nichts Ungewöhnliches. Manchmal zählte er Schäfchen, manchmal dachte er an die Schaukel im Garten, die höher flog als alle anderen.

Aber heute Nacht war es anders.

Es war ein Geräusch.

Ein ganz leises, feines Geräusch, das aus der Ferne zu kommen schien.

Zuerst dachte Leo, es wäre vielleicht der Wind, der um die Hausecke pfiff.

Oder die alte Katze vom Nachbarn, die mal wieder auf nächtlicher Mäusejagd war.

Aber das Geräusch war kein Pfeifen und kein Miauen.

Es klang wie… Kichern.

Ein unterdrücktes, glucksendes Kichern, als ob jemand versuchte, einen Lachanfall zu verstecken.

Leo spitzte die Ohren. Das Kichern kam definitiv aus dem Haus.

Aus der Küche, um genau zu sein.

Sein Herz klopfte ein kleines bisschen schneller. Wer konnte denn um diese Zeit in der Küche kichern?

Mama und Papa schliefen tief und fest, das wusste er. Ihr leises Schnarchen drang manchmal durch die Wand.

Also stand Leo ganz leise auf. Seine Füße berührten den kühlen Holzboden.

Auf Zehenspitzen schlich er aus seinem Zimmer, durch den dunklen Flur.

Der Mond malte lange, lustige Schatten an die Wände, die aussahen wie krumme Riesen.

Leo musste ein bisschen grinsen. Angst hatte er nicht wirklich, dafür war er viel zu neugierig.

Er erreichte die Küchentür, die einen Spalt offenstand.

Das Kichern war jetzt lauter. Es klang, als würden viele kleine Stimmchen durcheinanderkichern.

Gluck, gluck, hihihi!

Leo spähte vorsichtig um die Ecke.

Die Küche lag im Halbdunkel, nur das Mondlicht fiel durch das große Fenster und ließ die Töpfe und Pfannen silbern glänzen.

Alles war still. Bis auf dieses Kichern.

Und es kam… ja, es kam tatsächlich von ganz oben!

Vom obersten Regalbrett, wo die große, bauchige Keramik-Keksdose stand.

Die mit den bunten Punkten drauf.

Mamas Keksdose, die eigentlich immer fest verschlossen war.

Leo runzelte die Stirn. Das war sehr merkwürdig.

Können Kekse kichern?

Er schob sich einen Stuhl an die Anrichte. Er musste der Sache auf den Grund gehen.

Vorsichtig kletterte er auf den Stuhl und dann auf die Arbeitsplatte.

Puh, ganz schön hoch hier oben!

Er streckte sich und konnte gerade so den Deckel der Keksdose erreichen.

Das Kichern war jetzt direkt unter seinen Fingern zu hören.

Hihihi! Glucks! Prust!

Mit klopfendem Herzen hob Leo ganz langsam den schweren Keramikdeckel an.

Nur einen kleinen Spaltbreit.

Er blinzelte.

Was er sah, ließ ihn fast vom Stuhl fallen.

In der Keksdose waren keine Kekse.

Oder zumindest nicht nur Kekse.

Zwischen den Krümeln und den angebissenen Schokostückchen wuselten winzige Gestalten herum!

Sie waren kaum größer als sein Daumen, sahen aus wie kleine Männchen und Weibchen, aber sie waren… anders.

Ihre Körper schienen aus Keksteig zu bestehen, manche hatten Schokotropfen als Augen oder bunte Zuckerstreusel im Haar.

Einer rutschte gerade lachend eine Butterkeks-Schräge hinunter.

Ein anderer balancierte auf einem Haferflockenkeks und jonglierte mit drei Rosinen.

Eine kleine Gruppe saß im Kreis um einen großen Schokokrümel und schien sich kichernd eine Geschichte zu erzählen.

Sie trugen winzige Mützchen aus Zuckerguss und ihre Bewegungen waren flink und unglaublich lustig.

Leo starrte sie mit offenem Mund an.

Plötzlich hörte das Kichern auf. Alle winzigen Köpfchen drehten sich zu ihm um.

Ein Dutzend winziger Augenpaare blickten ihn erschrocken an.

Ein besonders mutiger kleiner Kerl, der einen halben Zuckerstreusel als Hut trug, trat vor.

„Huch! Ein Riese!“, piepste er mit einer Stimme, die klang wie knisterndes Backpapier.

Leo war so überrascht, dass er nur flüstern konnte: „Wer… wer seid ihr denn?“

Der kleine Kerl mit dem Streuselhut plusterte sich auf. „Wir sind die Keks-Kobolde! Wir wohnen hier.

Ein anderer Kobold mit Schokotropfen-Knöpfen fügte hinzu: „Aber nur nachts! Wenn alle Menschen schlafen, kommen wir raus und feiern eine Krümel-Party!“

„Eine Krümel-Party?“, fragte Leo fasziniert.

„Jaaa!“, riefen die Kobolde im Chor und fingen sofort wieder an zu wuseln und zu kichern.

Einer zeigte auf einen angebissenen Keks. „Das ist unsere Tanzfläche!“

Ein anderer stupste einen großen Krümel an. „Und das ist unser Festmahl!“

Leo musste lachen. Das war das Verrückteste und Lustigste, was er je gesehen hatte.

„Aber… warum habt ihr gekichert?“, fragte er.

Der Streuselhut-Kobold kicherte wieder. „Weil Kalle Krumenfuß versucht hat, auf einem Schokostück zu surfen und dabei in die Milchpfütze vom Frühstück gefallen ist!“

Alle Kobolde brachen erneut in schallendes Gelächter aus, und ein kleiner, etwas feuchter Kobold winkte verlegen.

Leo schmunzelte. „Das ist ja witzig.“

„Aber du darfst uns nicht verraten!“, sagte ein Koboldmädchen mit einer Schleife aus rosa Zuckerguss ernst. „Unser Zauber wirkt nur, solange niemand von uns weiß.

Leo nickte sofort. „Versprochen! Ehrenwort!“ Er hob feierlich zwei Finger.

Die Keks-Kobolde schienen erleichtert.

Der Streuselhut-Kobold hüpfte aufgeregt auf und ab. „Willst du vielleicht… einen Mini-Krümel probieren? Als Freundschafts-Krümel?“

Er hielt Leo einen Krümel hin, der so winzig war, dass er kaum zu sehen war.

Leo nahm ihn vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger. „Danke!“

Er steckte ihn in den Mund. Er schmeckte süß und nach Abenteuer.

Noch eine Weile schaute Leo den lustigen Kobolden bei ihrer Party zu, wie sie tanzten, sangen und über Krümelberge kletterten.

Aber langsam wurden ihm die Augen schwer.

„Ich glaube, ich muss wieder ins Bett“, flüsterte er.

Die Kobolde winkten ihm zum Abschied. „Schlaf gut, Riesenfreund!“

„Und nicht vergessen! Pssst!“, zischte der Streuselhut-Kobold und legte einen winzigen Finger an seine Lippen.

„Pssst!“, flüsterte Leo zurück.

Er setzte den Deckel vorsichtig wieder auf die Dose, kletterte von der Arbeitsplatte und schob den Stuhl zurück an seinen Platz.

Auf leisen Sohlen schlich er zurück in sein Bett.

Er kuschelte sich unter die Decke. War das alles nur ein Traum gewesen?

Kichernde Kobolde aus Keksteig?

Er schloss die Augen und lächelte.

Als er am nächsten Morgen aufwachte, war er sich nicht mehr ganz sicher.

Er ging zum Frühstück in die Küche. Die Keksdose stand wie immer auf dem obersten Regal.

Alles sah normal aus.

Doch als er sich an den Tisch setzte, bemerkte er etwas auf seinem Kopfkissen, das er übersehen hatte.

Ein einzelner, winziger, bunter Zuckerstreusel.