
Benni die Banane ist es leid, immer nur geschält zu werden. Nachts träumt er davon, selbst etwas zu schälen: riesige, kuschelige Schlafanzüge!
Benni war eine Banane. Eine ganz normale, gelbe, leicht gekrümmte Banane, die mit ihren Freunden in einer Obstschale wohnte.
Da war Anton Apfel, rotbackig und immer ein bisschen Besserwisser. „Eine Banane am Tag hält den Doktor fern… oder war das ich?“, murmelte er oft.
Und Olivia Orange, kugelrund und meistens gut gelaunt. „Hauptsache, wir sind saftig!“, lachte sie oft und kullerte ein Stückchen hin und her.
Benni mochte seine Freunde. Aber manchmal, wenn die Sonne durchs Küchenfenster schien und Staubkörnchen im Licht tanzten, wurde Benni nachdenklich.
Sein Leben war… nun ja, bananig. Warten. Gewartet werden. Und dann? Dann kam der Moment, vor dem sich jede Banane ein kleines bisschen fürchtet und auf den sie doch irgendwie wartet: das Schälen.
Zack! Die Schale wird aufgebrochen. Ritsch, ratsch, wird sie abgezogen. Und übrig bleibt… Benni, nackt und bereit, gegessen zu werden.
Es war ja nicht schlimm. Es gehörte dazu. Aber Benni dachte sich manchmal: „Immer nur geschält werden… Wie wäre es, mal selbst etwas zu schälen? Etwas anderes? Etwas… Weiches?“
An diesem Abend war Benni besonders müde. Die Obstschale stand auf dem Küchentisch, das Mondlicht malte silberne Streifen auf den Boden.
Anton Apfel schlief schon tief und fest, man hörte nur ein leises Kernchen-Schnarchen.
Olivia Orange summte eine schläfrige Melodie vor sich hin.
Benni kuschelte sich an eine Weintraube (die waren übrigens neu in der Schale und hießen alle Traudel) und schloss die Augen.
Rrrtsch… schlief er ein.
Plötzlich war Benni nicht mehr in der Obstschale.
Er schwebte. Nicht hoch, nur ein kleines bisschen über einem Boden, der sich anfühlte wie der weichste Teppich der Welt.
Alles um ihn herum war pastellfarben. Zartrosa, Babyblau, Mintgrün. Es roch nach frischer Wäsche und ein bisschen nach warmer Milch mit Honig.
Wo war er hier nur gelandet?
Er blickte an sich herunter. Er war immer noch Benni, die Banane. Aber… er hatte kleine Hände! Direkt an seinen Enden, wo sonst nur der Stielansatz war, waren jetzt winzige, bananengelbe Hände gewachsen.
Er wackelte aufgeregt damit. Das kitzelte!
Dann sah er es. Mitten in dieser flauschigen Landschaft hing etwas Riesiges an einer Wolke, die aussah wie ein Wattebausch.
Es war ein Schlafanzug.
Aber was für einer! Er war himmelblau mit kleinen, weißen Schäfchen drauf, die leise blökten, wenn man genau hinhörte. Der Stoff sah unglaublich weich aus, wie Samt und Seide gleichzeitig.
Und er war riesig! So groß wie ein kleines Haus.
Bennis Bananenherz machte einen kleinen Hüpfer.
„Das ist es!“, dachte er. „Das will ich schälen!“
Er schwebte näher heran. Der Schlafanzug duftete nach süßen Träumen.
Vorsichtig streckte Benni seine neue kleine Hand aus und berührte den Stoff.
Oh, war der weich! Viel weicher als seine eigene Schale.
Er fand einen kleinen Anfang, eine winzige Naht, die ein bisschen locker aussah.
Mit spitzen Fingern (naja, Bananenfingern) begann er zu ziehen.
Rrrriiiitsch… machte es leise. Viel leiser und sanfter als bei seiner eigenen Schale.
Ein Streifen des himmelblauen Stoffes löste sich.
Benni zog weiter. Ratsch.
Noch ein Streifen. Der Stoff rollte sich von selbst zusammen und schwebte davon wie eine kleine, blaue Wolke.
Benni kicherte. Das machte Spaß! Viel mehr Spaß, als geschält zu werden.
Er schälte weiter. Streifen für Streifen. Die kleinen Schäfchen auf dem Stoff blökten aufmunternd: „Mäh-hr! Mäh-hr!“
Unter der ersten Schicht kam eine neue zum Vorschein. Diese war zartrosa mit goldenen Sternen, die leise funkelten.
„Oh!“, staunte Benni. „Der hat ja mehrere Schichten! Wie eine Zwiebel, nur… kuschelig!“
Mit neuer Begeisterung machte er sich an die rosa Schicht.
Ritsch! Ratsch! Die rosa Streifen mit den funkelnden Sternen lösten sich und schwebten ebenfalls davon, wie ein kleiner Sternenhimmel.
Darunter war eine Schicht in Mintgrün mit winzigen, schlafenden Monden drauf.
Benni schälte und schälte. Er war völlig vertieft in seine Arbeit. Es war so befriedigend!
Endlich war er derjenige, der schälte!
Er schälte die mintgrüne Schicht mit den Monden, die leise schnarchten.
Er schälte eine sonnengelbe Schicht mit lachenden Sonnen drauf (obwohl es doch Nacht war!).
Er schälte eine lavendelfarbene Schicht, die nach Lavendel duftete und ihn fast wieder hätte einschlafen lassen.
Schicht um Schicht löste sich, bis Benni vor dem Kern des riesigen Schlafanzugs stand.
Was war darunter? Ein Schatz? Ein Geheimnis?
Die letzte Schicht war schneeweiß und fühlte sich an wie die weichste Wolke, die man sich vorstellen kann.
Benni zog ganz vorsichtig den letzten Streifen ab.
Raaaatsch…
Und darunter? War… nichts?
Nein, nicht ganz. Darunter war ein riesiges, unglaublich weiches Kissen. Es sah aus wie ein Marshmallow, nur tausendmal größer und gemütlicher.
Das Kissen seufzte wohlig auf, als die letzte Schicht des Schlafanzugs verschwunden war.
„Ahhh, endlich frei“, murmelte eine schläfrige Stimme aus dem Kissen. „Dieser Schlafanzug war ja schön, aber ein bisschen eng.“
Benni musste lachen. Er hatte ein Kissen geschält!
Er kuschelte sich an das riesige Marshmallow-Kissen. Es war so weich und warm.
„Gut gemacht, kleine Banane“, murmelte das Kissen. „Du bist ein Naturtalent im Schlafanzug-Schälen.“
Benni wurde ganz stolz.
Er gähnte. Das Schälen war anstrengend gewesen, aber auf eine gute Art.
Er schloss die Augen, nur für einen Moment…
Piep piep piep!
Benni blinzelte. Sonnenlicht fiel auf die Obstschale.
Er lag wieder zwischen Anton Apfel und Olivia Orange. Seine kleinen Hände waren verschwunden.
Er war wieder eine ganz normale Banane.
Aber er fühlte sich anders. Ausgeruht und… irgendwie zufrieden.
Anton Apfel räusperte sich. „Na, gut geschlafen? Du hast so komisch gezuckt.“
Olivia Orange gähnte. „Bestimmt von aufregenden Bananen-Sachen geträumt.“
Benni lächelte nur in sich hinein. Sein Geheimnis.
Er wusste jetzt, dass er nicht nur zum Geschält-werden da war.
Nachts, in seinen Träumen, war er Benni, der weltbeste Schlafanzug-Schäler!
Und er freute sich schon auf die nächste Nacht. Wer weiß, vielleicht wartete ja ein gestreifter Pyjama darauf, von ihm fachmännisch enthüllt zu werden?
Er zwinkerte Olivia Orange verschwörerisch zu. Die wunderte sich nur, warum die Banane heute Morgen so verschmitzt aussah.