Der kleine Knopf Kuno reist ins Knopfloch-Land

Der kleine Knopf Kuno reist ins Knopfloch-Land

Der neugierige Schlafanzugknopf Kuno entdeckt das geheime, lustige Knopfloch-Land voller Fusselwesen und Faden-Abenteuer. Eine Reise beginnt!

Kuno war ein kleiner, runder Knopf. Nicht irgendein Knopf, nein! Er war der oberste Knopf an Leos Lieblingsschlafanzug.

Der Schlafanzug war blau, weich und voller kleiner, schläfriger Monde und Sterne.

Kuno hatte einen wichtigen Job: Er sorgte dafür, dass der Schlafanzug oben schön zu blieb und Leo es immer kuschelig warm hatte.

Jeden Abend, wenn Leo ins Bett schlüpfte, wurde Kuno sorgfältig durch sein Knopfloch geschoben. Klick!

Und jeden Morgen, wenn Leo aufwachte, wurde Kuno wieder herausgezogen. Klack!

Das ging Abend für Abend, Morgen für Morgen so.

Kuno mochte seinen Job. Er mochte es, auf Leos Brust zu sitzen und zu spüren, wie Leo ruhig atmete.

Aber manchmal, ganz heimlich, war Kuno ein bisschen… gelangweilt.

Immer nur dasselbe Knopfloch. Ein dunkles, kleines Loch aus Stoff.

„Was ist da eigentlich drin?“, fragte sich Kuno oft.

„Ist es nur dunkel? Oder vielleicht… vielleicht ist es ein geheimer Eingang?“

Die anderen Knöpfe am Schlafanzug lachten nur, wenn Kuno darüber sprach.

„Ein Eingang? Wohin denn, Kuno? Ins Nichts?“, kicherte der zweite Knopf, Karl.

„Sei nicht albern“, brummte der dritte Knopf, Konrad. „Ein Knopfloch ist ein Knopfloch. Ende der Geschichte.“

Aber Kuno konnte den Gedanken nicht loslassen.

Er war ein neugieriger kleiner Knopf.

Eines Abends, als Leo schon tief und fest schlief und leise schnarchte, fasste Kuno einen Entschluss.

„Heute Nacht mache ich es!“, flüsterte er sich selbst zu.

Er wackelte ein bisschen hin und her. Links, rechts, links, rechts.

Normalerweise saß er fest an seinem Faden, aber heute Nacht… heute Nacht fühlte sich der Faden lockerer an.

Vorsichtig, ganz vorsichtig, drückte Kuno sich gegen den Stoff.

Er drehte sich ein wenig, so wie Leo es morgens immer tat, nur viel langsamer.

Und dann… schwupps!

Kuno war frei! Er lag lose auf dem weichen Stoff von Leos Schlafanzug.

Sein Herz – naja, sein kleines Knopf-Inneres – klopfte aufgeregt.

Er blickte zu seinem Knopfloch hinüber. Es sah im Dunkeln noch geheimnisvoller aus.

„Auf ins Abenteuer!“, murmelte Kuno und rollte langsam auf das Loch zu.

Mit einem letzten, tiefen Atemzug (so gut ein Knopf eben atmen kann) ließ er sich hineingleiten.

Es war gar nicht dunkel!

Kuno rutschte durch einen weichen Tunnel, der sich anfühlte wie die Innenseite des Schlafanzugs.

Überall hingen lose Fäden wie Lianen im Dschungel.

Kleine, flauschige Wollmäuse kullerten kichernd an ihm vorbei.

„Huch! Wer bist du denn?“, piepste eine besonders dicke Wollmaus und stupste Kuno an.

„Ich bin Kuno. Der Knopf von oben“, sagte Kuno stolz.

„Ein Knopf? Hier im Knopfloch-Land? Das ist ja aufregend!“, rief die Wollmaus, die sich als Frieda Fussel vorstellte.

„Knopfloch-Land?“, fragte Kuno erstaunt.

„Na klar!“, sagte Frieda. „Hier landen alle möglichen Dinge, die sich in Schlafanzügen verstecken. Fäden, Fussel, manchmal sogar ein verlorener Krümel vom Abendessen!“

Kuno schaute sich um. Es war faszinierend.

Die Wände des Tunnels leuchteten sanft in verschiedenen Blautönen, genau wie Leos Schlafanzug von außen.

Plötzlich hörten sie ein mürrisches Brummen.

Ein langer, blauer Faden hing von der Decke und schimpfte vor sich hin.

„Immer dieses Geziehe und Gezerre! Kann man nicht mal in Ruhe abhängen?“

„Das ist Rudi Riss“, flüsterte Frieda. „Er ist ein bisschen grumpy, weil er fast abgerissen wäre.“

Kuno rollte näher heran. „Hallo Rudi! Ich bin Kuno.“

Der Faden beäugte ihn misstrauisch. „Ein Knopf? Was willst du denn hier? Solltest du nicht draußen Wache halten?“

„Ich wollte nur mal sehen, wie es hier drin aussieht“, erklärte Kuno.

„Na toll“, brummte Rudi. „Noch einer, der hier rumkullert. Pass auf, dass du nicht im Taschennaht-Labyrinth verloren gehst!“

„Taschennaht-Labyrinth?“, fragte Kuno neugierig.

Frieda Fussel kicherte. „Ja, das ist ein ganz verwinkelter Gang hinter der Brusttasche. Da verirrt man sich leicht!“

Kuno fand das alles unglaublich spannend.

Zusammen mit Frieda rutschte er einen langen Faden hinunter wie eine Feuerwehrstange.

Sie kicherten, als sie von losen Fasern gekitzelt wurden.

Sie versteckten sich vor einer riesigen Sicherheitsnadel, die wie ein schlafender Drache aussah (sie war wohl mal beim Flicken vergessen worden).

Kuno merkte gar nicht, wie die Zeit verging.

Doch dann spürte er plötzlich etwas.

Ein Gefühl von… Leere.

Er vermisste seinen Platz an Leos Brust.

Er vermisste das Gefühl, gebraucht zu werden, den Schlafanzug zusammenzuhalten.

„Ich glaube… ich glaube, ich muss zurück“, sagte Kuno leise.

Frieda Fussel sah ihn verständnisvoll an. „Das Knopfloch-Land ist toll, aber dein Platz ist draußen, nicht wahr?“

Kuno nickte.

Sogar Rudi Riss wurde etwas freundlicher. „Na gut, Knopf. Dann zeige ich dir den schnellsten Weg zurück. Aber wehe, du ziehst an mir!“

Gemeinsam machten sie sich auf den Rückweg.

Rudi zeigte Kuno eine Abkürzung durch einen Saum-Tunnel.

Frieda schob ihn an, wenn er an einer Faser hängen blieb.

Schließlich sahen sie ein schwaches Licht am Ende des Tunnels – das Knopfloch!

„Danke!“, rief Kuno seinen neuen Freunden zu.

„Besuch uns bald wieder!“, piepste Frieda.

„Aber zieh nicht an mir!“, brummte Rudi zum Abschied.

Kuno sammelte seine ganze Kraft und drückte sich durch die Öffnung.

Plumps! Da lag er wieder auf dem weichen Schlafanzugstoff.

Draußen wurde es langsam hell.

Schnell rollte Kuno zu seinem Faden zurück und kuschelte sich daran.

Als Leo aufwachte und sich reckte, griff er wie jeden Morgen nach seinem obersten Knopf.

Klick! Kuno saß wieder fest an seinem Platz.

Es fühlte sich wunderbar an.

Er war wieder da, wo er hingehörte, und hielt Leos Schlafanzug sicher verschlossen.

Aber jetzt wusste Kuno, dass sein Knopfloch kein langweiliges, dunkles Loch war.

Es war der Eingang zu einer geheimen, lustigen Welt.

Dem Knopfloch-Land.

Und Kuno lächelte sein kleines Knopf-Lächeln.

Vielleicht, ganz vielleicht, würde er nächste Woche wieder einen kleinen Ausflug machen.