
Jonas sucht seine Lieblingssocke, die Kichersocke! Eine lustige Suche durch Haus und Garten beginnt, bis die Socke an einem unerwarteten Ort auftaucht.
Ein Fuß war nackt.
Der andere trug eine Socke. Eine ganz normale, blaue Socke.
Aber die andere Socke, seine Lieblingssocke, die Kichersocke, war weg.
Einfach verschwunden.
Die Kichersocke war keine gewöhnliche Socke. Sie war knallgelb mit grünen Punkten und hatte winzige, fast unsichtbare Glöckchen eingenäht.
Wenn Jonas sie trug und herumhüpfte, klingelten die Glöckchen leise, wie ein unterdrücktes Kichern.
Das brachte Jonas immer zum Lachen.
„Kichersocke? Wo bist du?“, murmelte Jonas und rutschte vom Bett.
Er spähte unter das Bettgestell.
Nur Staubmäuse und ein vergessener Legostein. Keine Kichersocke.
Er zog die Schublade seiner Kommode auf.
Socken über Socken, ordentlich gefaltet (naja, meistens), aber keine gelbe, kichernde Socke.
„Mama!“, rief Jonas und tapste aus seinem Zimmer. „Meine Kichersocke ist weg!“
Mama kam aus der Küche, einen Kochlöffel in der Hand. „Deine Kichersocke? Bist du sicher, dass du sie nicht irgendwo hingelegt hast?“
Jonas schüttelte energisch den Kopf. „Nein! Ich hatte sie gestern Abend noch an!“
Mama seufzte leise. „Na gut, kleiner Detektiv. Wo fangen wir an zu suchen?“
„Im Wäschekorb!“, entschied Jonas. „Vielleicht ist sie schmutzig geworden und zum Waschen gehüpft.“
Sie gingen ins Badezimmer. Der Wäschekorb war fast voll.
Jonas wühlte sich durch T-Shirts, Hosen und Handtücher.
Er zog Papas gestreifte Socke heraus. „Gähn“, machte Jonas.
Er fischte Mamas flauschige Socke hervor. „Zu weich.“
Er fand sogar seine eigene, blaue Socke, das Gegenstück zu der an seinem Fuß. Aber keine Spur von Gelb mit grünen Punkten.
„Vielleicht hat sie das Waschmaschinenmonster gefressen?“, überlegte Jonas mit großen Augen.
Mama lachte. „Ich glaube nicht, dass Waschmaschinen Monster sind, Schatz. Aber lass uns trotzdem nachsehen.“
Sie öffnete die Tür der Waschmaschine. Leer. Nur der Geruch von Waschmittel.
„Kein Monster. Und keine Socke“, stellte Jonas fest.
„Wo könnte eine Socke, die kichert, sich sonst verstecken?“, fragte Mama.
Jonas dachte nach. Seine Stirn legte sich in Falten.
„Vielleicht wollte sie ein Abenteuer erleben? Vielleicht ist sie unter das Sofa gekrochen, um den Sofakrümeln ‚Hallo‘ zu sagen?“
Sie gingen ins Wohnzimmer. Das Sofa war groß und gemütlich.
Jonas legte sich auf den Bauch und leuchtete mit Mamas Handy darunter.
Ein alter Keks, ein Knopf, Papas Lesebrille (die er seit Tagen suchte!), aber keine Kichersocke.
„Hier auch nicht“, murmelte Jonas enttäuscht.
Er setzte sich aufs Sofa und ließ die Beine baumeln.
Sein Blick fiel auf Herrn Schnurr, den Familienkater, der zusammengerollt in seinem Körbchen schlief.
Herr Schnurr zuckte mit den Ohren, als hätte er etwas gehört.
„Herr Schnurr!“, rief Jonas. „Hast du meine Socke gesehen? Die, die so lustig kitzelt?“
Der Kater öffnete ein Auge, blinzelte träge und schloss es wieder.
Keine Hilfe von dieser Seite.
Jonas stand auf und ging zum Fenster. Draußen im Garten spielten die Nachbarskinder.
Könnte die Socke nach draußen gehüpft sein?
Er erinnerte sich, wie er gestern kurz im Garten war, um seinen Ball zu holen.
„Mama, vielleicht ist sie im Garten?“, fragte er hoffnungsvoll.
„Möglich ist alles“, sagte Mama. „Zieh dir aber erst die andere Socke und Schuhe an.“
Jonas zog schnell die blaue Socke und seine Turnschuhe an und rannte zur Terrassentür.
Er suchte unter dem Trampolin. Nichts.
Er schaute in die Gießkanne. Nur Wasser.
Er spähte hinter den Rosenbusch. Nur Dornen und ein paar Spinnweben.
Langsam wurde Jonas traurig. Seine Kichersocke war wirklich weg.
Er würde nie wieder ihr leises Kichern hören, wenn er hüpfte.
Er setzte sich auf die Schaukel und stieß sich leicht ab.
Die Schaukel quietschte ein wenig.
Plötzlich hörte Jonas etwas anderes. Ein ganz leises, feines Klingeln.
Klingelingeling.
Es klang wie… wie Kichern!
Jonas hielt inne. Wo kam das Geräusch her?
Er lauschte angestrengt.
Klingelingeling.
Es kam von oben!
Jonas blickte nach oben, entlang der Schaukelketten, zum Ast des großen Apfelbaums, an dem die Schaukel hing.
Und da!
Zwischen den Blättern, eingeklemmt an einem kleinen Ast, hing etwas Gelbes mit grünen Punkten.
„Meine Kichersocke!“, jubelte Jonas. „Sie hängt im Baum!“
Aber wie kam sie dorthin?
Jonas überlegte. Gestern, als er den Ball holte, war er kurz auf die Schaukel gesprungen, nur ein-, zweimal hoch geschwungen.
Dabei musste sich die Socke irgendwie am Ast verfangen haben!
„Mama! Papa! Ich hab sie gefunden!“, rief er und rannte zurück ins Haus.
Papa kam gerade die Treppe herunter. „Wen hast du gefunden?“
„Meine Kichersocke! Sie hängt im Apfelbaum!“
Papa lachte. „Na, das ist ja ein Kletterkünstler. Komm, wir holen sie runter.“
Papa war groß. Er musste sich nur ein wenig strecken, um die Socke vorsichtig vom Ast zu lösen.
Er gab sie Jonas.
Jonas drückte die weiche, gelb-grüne Socke an sich. Er schüttelte sie leicht.
Klingelingeling.
Da war es wieder, das vertraute Kichern.
Jonas strahlte über das ganze Gesicht.
„Du kleiner Ausreißer“, flüsterte er der Socke zu. „Hast wohl Höhenluft schnuppern wollen?“
An diesem Abend, als Jonas im Bett lag, trug er beide Socken. Die blaue und die knallgelbe Kichersocke.
Er wackelte mit den Zehen unter der Decke.
Klingelingeling.
Ein leises Kichern erfüllte die Stille.
Jonas kicherte leise mit.
Er war froh, dass seine Socke wieder da war.
Auch wenn sie manchmal seltsame Abenteuer erlebte.
Er kuschelte sich tiefer in sein Kissen.
Die Suche hatte ihn müde gemacht.
Mit dem leisen Kichern seiner Socke im Ohr schlief Jonas glücklich und zufrieden ein.
Er träumte von fliegenden Socken, die zwischen den Wolken Fangen spielten und dabei leise vor sich hin kicherten.
Und er wusste: Auch wenn mal etwas verloren geht, mit ein bisschen Suchen und Neugier findet man es oft an den verrücktesten Orten wieder.
Sogar im Apfelbaum.
Gute Nacht, kleine Kichersocke. Schlaf gut, Jonas.