
Ein Junge entdeckt, dass sein Kissen sprechen kann! Gemeinsam erleben sie lustige, nächtliche Abenteuer voller Geflüster und Gekicher.
Leo kuschelte sich in sein warmes Bett. Draußen war es schon dunkel, und nur der Mond warf einen schmalen Lichtstreifen durch das Fenster.
Sein Kopf lag weich gebettet auf seinem Lieblingskissen. Es war nicht besonders schick, dieses Kissen. Es hatte hier und da einen kleinen Fleck (wahrscheinlich von dem Kakao neulich) und war an einer Ecke schon ein bisschen platt gelegen.
Aber Leo liebte es. Er nannte es heimlich „Knautsch“, weil es so schön knautschig war.
Er schloss gerade die Augen und dachte an die aufregende Seifenblasenjagd im Garten, als er etwas hörte.
Ein ganz, ganz leises Geräusch. Wie das Rascheln von trockenem Laub, nur viel sanfter. Direkt neben seinem Ohr.
„Psst…“
Leo riss die Augen auf. War da jemand? Er schaute sich im Zimmer um. Nichts. Nur seine Spielzeugkiste, der Schreibtisch mit den Malstiften und der Kleiderschrank, der im Dunkeln aussah wie ein schlafender Riese.
Er lauschte angestrengt. Wieder dieses Geräusch.
„Psst… hey du…“
Es kam… es kam von seinem Kissen!
Leo setzte sich kerzengerade im Bett auf. Sein Herz klopfte ein bisschen schneller. Das war doch verrückt! Kissen können doch nicht reden.
Oder?
Er beugte sich vorsichtig näher an Knautsch heran. „Hallo?“, flüsterte er so leise er konnte.
Eine winzige Pause. Dann raschelte es wieder, und eine Stimme, die klang, als würde man Watte durch ein altes Rohr schieben, antwortete: „Na endlich. Ich dachte schon, du schläfst wie ein Murmeltier.“
Leo schnappte nach Luft. „Du… du kannst sprechen?“, stammelte er ungläubig.
„Natürlich kann ich sprechen“, knarzte das Kissen. „Ich hab nur meistens keine Lust. Und außerdem hört mir ja sonst keiner zu. Außer vielleicht die Staubmäuse unter dem Bett, aber die sind furchtbar schlechte Gesprächspartner.“
Leo musste kichern. Ein sprechendes Kissen! Das war ja noch aufregender als die Seifenblasenjagd.
„Wie… wie heißt du überhaupt?“, fragte Leo neugierig.
Das Kissen seufzte tief, was sich wie ein sanftes Luftentweichen anhörte. „Ich habe keinen Namen. Ich bin einfach… ein Kissen. Aber du drückst gerade auf meine allerbeste, superflauschige Daunenfeder. Könntest du vielleicht ein winziges Stück nach links rutschen?“
Leo rückte sofort ein Stück zur Seite. „Entschuldige! Ich nenne dich Knautsch. Ist das okay?“
„Knautsch?“, wiederholte das Kissen. Es klang ein wenig nachdenklich. „Knautsch… Ja, das gefällt mir. Klingt gemütlich. Und ein bisschen zerknittert. Das passt.“
„Warum hast du denn noch nie vorher mit mir gesprochen, Knautsch?“, wollte Leo wissen.
„Ach“, sagte Knautsch, „es gab nie den richtigen Moment. Tagsüber ist es zu laut, und nachts schläfst du meistens so fest, dass du nicht mal merkst, wenn Papa leise die Tür aufmacht, um nach dir zu sehen.“
„Papa macht die Tür auf?“, fragte Leo erstaunt.
„Jeden Abend“, bestätigte Knautsch. „Er schaut, ob du gut zugedeckt bist. Und manchmal, wenn du besonders tief schläfst, brummst du ein bisschen. Wie ein kleiner Bär.“
Leo wurde ein bisschen rot. „Ich brumme nicht!“
„Tust du wohl“, kicherte Knautsch auf seine raschelige Art. „Aber keine Sorge, das ist ein sehr niedliches Brummen. Gestern Abend zum Beispiel hast du von fliegenden Pfannkuchen gebrummt.“
„Fliegende Pfannkuchen?“, Leo musste lachen. „Echt?“
„Ja! Mit Erdbeersoße und Sahnewolken“, flüsterte Knautsch verschwörerisch. „Ich weiß alles, was hier im Zimmer passiert. Ich bin schließlich ein Kissen. Ich liege den ganzen Tag herum, starre an die Decke oder in dein Gesicht und bekomme alles mit.“
„Alles?“, fragte Leo mit großen Augen.
„Fast alles“, präzisierte Knautsch. „Ich weiß, dass die Katze Minka heimlich auf deinem Schreibtischstuhl schläft, wenn du in der Schule bist. Ich weiß, dass Mama manchmal Süßigkeiten ganz oben im Küchenschrank versteckt. Und ich weiß, wo dein verlorener blauer Legostein ist.“
„Wo denn?“, rief Leo aufgeregt.
„Psst, nicht so laut!“, ermahnte ihn das Kissen. „Er ist unter die Kommode gerollt. Ganz hinten links. Aber das holen wir morgen, ja? Jetzt ist Schlafenszeit.“
Leo war begeistert. Sein Kissen war nicht nur weich und gemütlich, es war auch ein Geheimagent! Ein flüsternder Beobachter!
„Kannst du mir noch was erzählen, Knautsch?“, bat Leo.
„Hmm“, raschelte Knautsch. „Weißt du, was heute besonders lustig war? Als dein Papa versucht hat, heimlich ein Stück Kuchen aus dem Kühlschrank zu mopsen, und dabei fast die Milch verschüttet hätte. Er hat gehüpft wie ein Gummiball!“
Leo kicherte leise in sein Kissen hinein. Er stellte sich Papa vor, wie er auf einem Bein vor dem Kühlschrank balancierte.
„Und weißt du was noch?“, flüsterte Knautsch.
„Was denn?“
„Ich glaube, morgen gibt es Sonnenschein. Die Amsel draußen hat heute Abend ein besonders fröhliches Lied gesungen. Das macht sie immer, wenn schönes Wetter kommt.“
Leo gähnte. Die Aufregung machte ihn müde. „Danke, Knautsch“, murmelte er schläfrig.
„Gern geschehen“, raschelte das Kissen sanft. „Aber jetzt versuch zu schlafen. Sonst bist du morgen früh so knautschig wie ich.“
Leo lächelte. Er drückte sein Gesicht noch ein bisschen fester in das weiche Kissen. Es roch immer noch nach Kissen, aber jetzt roch es auch ein bisschen nach Geheimnissen und nach Freundschaft.
Er lauschte dem leisen Atmen des Kissens, diesem sanften Rascheln, das jetzt wie ein beruhigendes Schlaflied klang.
Wer hätte gedacht, dass ein ganz normales, etwas zerknautschtes Kissen so ein wunderbarer Freund sein konnte?
Mit einem letzten Gähnen schlief Leo ein, den Kopf voller fliegender Pfannkuchen und dem Wissen, dass sein Kissen Knautsch über seine Träume wachte.
Und vielleicht, ganz vielleicht, flüsterte Knautsch ihm ja im Schlaf noch ein paar lustige Geheimnisse zu.