
Die kleine Fledermaus Fips sucht das perfekte Zuhause und entdeckt auf einer lustigen Reise verschiedene Dachböden – bis er den gemütlichsten findet.
Fips war eine kleine Fledermaus mit einem großen Problem.
Sein Zuhause, ein Dachboden in einem alten Schuppen, war… nun ja, nicht gerade gemütlich.
Es zog durch alle Ritzen, der Wind pfiff ein schauriges Lied, und manchmal tropfte es sogar von der Decke.
„Brrr“, murmelte Fips und wickelte sich fester in seine Flügel. „Das ist doch kein Zustand! Eine Fledermaus von Welt braucht einen ordentlichen Dachboden. Den gemütlichsten Dachboden der ganzen Stadt!“
Gesagt, getan.
Sobald die Dämmerung hereinbrach und die Sterne am Himmel blinkten, schwang sich Fips in die Luft.
Seine Mission: Dachboden-Suche!
Sein erster Halt war der höchste Punkt der Stadt: der Kirchturm.
Wow! Dieser Dachboden war riesig!
Hohe Balken ragten in die Dunkelheit, und das Mondlicht fiel durch ein großes, rundes Fenster.
„Nicht schlecht“, dachte Fips. „Platz hätte ich hier genug.“
Doch dann hörte er es.
Ein tiefes, rhythmisches Geräusch, das die alten Balken zum Vibrieren brachte.
SCHNARCH!… CHRRRRPÜÜÜH!… SCHNARCH!
Vorsichtig flatterte Fips näher.
In einer Ecke saß eine riesige Eule, Frau Schnarchnase, und schlief tief und fest. Und laut. Sehr laut.
„Oh, äh, Entschuldigung?“, piepste Fips.
Frau Schnarchnase riss ein Auge auf. „Huch? Wer stört meinen Schönheitsschlaf?“
„Ich bin Fips. Ich suche einen gemütlichen Dachboden.“
„Gemütlich?“, grummelte die Eule. „Hier ist es herrlich ruhig! Bis auf mein kleines… CHRRRPÜÜÜH!… Schnarchkonzert.“
Fips zuckte zusammen. „Ja, äh, danke. Ich schaue mich noch etwas um.“
Er flog schnell weiter. So viel Platz war toll, aber bei dem Lärm konnte ja keine Fledermaus ein Auge zumachen!
Nächster Versuch: Der Dachboden über der alten Bibliothek.
Hier roch es wunderbar nach alten Büchern und Staub.
Überall lagen vergessene Schätze herum: Federkiele, Tintenfässer und Seiten, die leise im Luftzug raschelten.
„Das hat was“, murmelte Fips. „Ruhig und… interessant.“
Plötzlich hörte er ein Kichern.
Hihihi!
Und dann ein Rascheln hinter einem Stapel Bücher.
Zwei winzige Mäuse mit blitzenden Augen spähten hervor.
„Hallo!“, quietschte die eine. „Ich bin Pip!“
„Und ich bin Pop!“, quietschte die andere. „Willst du Verstecken spielen?“
Bevor Fips antworten konnte, zischten die beiden los.
„Kriegst uns nie!“, rief Pip und verschwand hinter einem Globus.
„Zu langsam!“, kicherte Pop und huschte in eine leere Schublade.
Fips flatterte verwirrt umher. Die Mäuse waren ja nett, aber auch… furchtbar anstrengend.
Sie jagten sich gegenseitig, warfen kleine Papierkügelchen und kicherten ununterbrochen.
„Ist das immer so?“, fragte Fips, als er kurz verschnaufen konnte.
„Immer!“, bestätigten Pip und Pop im Chor. „Ist doch lustig!“
Fips seufzte. Lustig vielleicht, aber gemütlich? Für ihn nicht. Er brauchte etwas mehr Ruhe.
„Danke für die Einladung“, sagte er höflich. „Aber ich glaube, ich suche etwas… Entspannteres.“
Er verabschiedete sich von den Kicher-Mäusen und flog weiter in die Nacht.
Seine nächste Landung war auf dem Dachboden eines verlassenen Spielzeugladens.
Es war still hier. Sehr still.
Staub lag wie eine weiche Decke über allem.
Kaputte Puppen saßen mit leeren Augen in Regalen, ein Schaukelpferd stand traurig in der Ecke.
Und mitten auf einer alten Kiste saß ein großer Teddybär mit einem abgerissenen Ohr.
„Hallo?“, fragte Fips leise.
Der Teddybär seufzte tief. „Hallo, kleine Fledermaus. Ich bin Barnaby.“
„Was machst du hier so allein?“, fragte Fips.
„Ich warte“, sagte Barnaby mit melancholischer Stimme. „Ich warte darauf, dass wieder Kinder kommen und mit mir spielen. Aber es kommt niemand mehr.“
Fips setzte sich neben ihn. „Das ist traurig.“
„Ja“, sagte Barnaby. „Es ist sehr ruhig hier. Zu ruhig.“
Fips schaute sich um. Der Dachboden war friedlich, ja. Aber er fühlte sich auch ein bisschen einsam an. Gemütlich war anders.
„Ich suche den gemütlichsten Dachboden der Stadt“, erklärte Fips.
Barnaby nickte langsam. „Gemütlichkeit… das ist ein warmes Gefühl, nicht wahr? Wie eine Umarmung.“
Fips dachte nach. Der Kirchturm war zu laut. Die Bibliothek zu wild. Der Spielzeugladen zu traurig.
Was machte einen Dachboden denn nun wirklich gemütlich?
Er verabschiedete sich von Barnaby und versprach, ihn bald wieder zu besuchen.
Etwas entmutigt flatterte Fips durch die Straßen. Vielleicht gab es den perfekten Dachboden ja gar nicht?
Da fiel sein Blick auf ein kleines, unauffälliges Haus am Ende einer Gasse.
Es hatte ein leicht schiefes Dach und einen krummen Schornstein, aus dem kein Rauch kam.
Neugierig spähte Fips durch eine kleine Luke im Dach.
Der Dachboden war nicht groß. Er war vollgestopft mit Dingen, die aussahen wie Omas alte Schätze.
Da stand ein Schaukelstuhl, der leise vor sich hin knarrte.
Wollknäuel in allen Farben lagen in einem Korb.
Ein paar alte Bilder lehnten an der Wand.
Es roch ein bisschen nach Mottenkugeln, aber auch ganz leicht nach Zimt und alten Keksen.
Und das Wichtigste: Es war warm. Nicht heiß, nicht kalt. Einfach… behaglich.
Keine laute Eule. Keine wilden Mäuse. Kein trauriger Teddybär.
Nur Stille, Wärme und dieser seltsame, aber angenehme Geruch.
Fips schlüpfte hinein.
Er landete auf einem weichen Stapel alter Decken.
Er kuschelte sich ein.
Die Stille war nicht leer, sie war friedlich.
Die Enge war nicht bedrückend, sie war geborgen.
„Ja“, flüsterte Fips in die Dunkelheit. „Das ist er.“
Es war nicht der größte, nicht der aufregendste, nicht der modernste Dachboden.
Aber er war genau richtig.
Er war gemütlich. Sein gemütlicher Dachboden.
Fips gähnte zufrieden.
Er rollte sich zusammen, schloss die Augen und lauschte dem leisen Knarren des Schaukelstuhls.
Die Suche war vorbei.
Endlich konnte er schlafen.
Und vielleicht, dachte er noch, bevor er einschlief, würde er Frau Schnarchnase, Pip und Pop und Barnaby Bär morgen von seinem Fund erzählen.
Jeder brauchte eben seinen eigenen perfekten Platz.
Und Fips hatte seinen gefunden.
Gute Nacht.