
Leo entdeckt, warum seine Kuscheltiere morgens immer etwas zerzaust sind: Sie schleichen sich nachts für eine geheime Kakao-Party in die Küche!
Leo wunderte sich schon eine ganze Weile.
Jeden Morgen, wenn er aufwachte, saßen seine Kuscheltiere zwar brav an ihrem Platz auf dem Teppich neben seinem Bett, aber irgendetwas war anders.
Brummi, der alte Teddybär mit dem leicht schiefen Knopfauge, sah immer ein bisschen zerknautschter aus als am Abend zuvor. Und er brummte leise vor sich hin, als hätte er schlecht geschlafen.
Hoppel, der Hase mit den langen Schlappohren, wirkte oft, als hätte er die ganze Nacht heimlich Trampolin gesprungen. Seine Ohren zuckten nervös und manchmal klebte ein winziges Staubkorn an seiner rosa Nase.
Und Schlappi, der treue Stoffhund mit den Flecken, hatte verdächtige Krümel im Fell rund um seine Schnauze. Sah fast aus wie… Keks? Aber Leo hatte abends gar keine Kekse gegessen.
Das Allermerkwürdigste aber war Quietsche-Ente. Die wohnte eigentlich im Badezimmer, neben der großen Wanne. Aber manchmal, ganz selten, fand Leo sie morgens auf dem Flur vor seiner Zimmertür sitzen, als hätte sie den Weg zurück nicht mehr ganz geschafft. Und sie quietschte dann nur ganz müde.
„Was macht ihr nur nachts?“, murmelte Leo eines Abends in sein Kissen, während er seine tierischen Freunde beobachtete.
Brummi starrte mürrisch geradeaus. Hoppel wackelte aufgeregt mit der Nase. Schlappi gähnte herzhaft. Und Quietsche-Ente… nun ja, die war ja gar nicht da.
Da fasste Leo einen Plan. Einen streng geheimen Beobachtungsplan.
Er kuschelte sich tief unter seine Decke, schloss die Augen ganz fest… aber nur fast.
Ein winziger Spalt blieb offen, gerade groß genug, um den Teppich im schummrigen Nachtlicht zu sehen.
Er atmete ganz ruhig und gleichmäßig, so wie er es immer tat, wenn er schlief. Puhhh, ein… Puhhh, aus…
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Die Uhr an der Wand tickte leise. Draußen rauschte der Wind ein bisschen.
Plötzlich bewegte sich etwas.
Brummi hob langsam den Kopf und spähte zu Leos Bett hinüber. Sein Knopfauge glänzte im Dunkeln.
Dann stupste er Hoppel an. Hoppel zuckte zusammen und schaute sich ebenfalls um.
Schlappi hob eine Pfote und kratzte sich hinter dem Ohr. Er sah müde aus, aber auch irgendwie… erwartungsvoll.
Brummi gab ein ganz leises, tiefes Brummen von sich. Es klang wie ein geheimes Signal.
Und dann ging es los!
Ganz leise, auf weichen Pfoten und Sohlen, schlichen die drei zur Tür.
Brummi schob sie vorsichtig einen Spaltbreit auf. Hoppel hüpfte lautlos hindurch. Schlappi trottete hinterher.
Leo wartete einen Moment, dann schlüpfte er blitzschnell aus dem Bett. Barfuß und auf Zehenspitzen folgte er seinen Freunden.
Er versteckte sich hinter dem großen Sessel im Flur und spähte um die Ecke.
Da sah er es: Quietsche-Ente wartete schon! Sie wippte aufgeregt auf dem Fliesenboden hin und her.
Gemeinsam tapsten die vier in Richtung Küche. Brummi führte die Truppe an, Hoppel sprang aufgeregt, aber leise, hin und her. Schlappi schnüffelte am Boden. Und Quietsche-Ente rollte irgendwie hinterher, wobei sie versuchte, nicht zu quietschen.
Leo schlich hinterher, immer von einem Versteck zum nächsten. Hinter der Garderobe, hinter Papas großer Sporttasche…
Endlich erreichten sie die dunkle Küche. Nur der Mond schien durch das Fenster und malte silberne Streifen auf den Boden.
Und jetzt wurde es erst richtig spannend!
Die Kuscheltiere arbeiteten zusammen wie ein eingespieltes Team.
Hoppel, der ja so gut springen konnte, hüpfte auf einen Stuhl und von dort weiter auf die Arbeitsplatte. Mit seinen langen Ohren angelte er geschickt die Kakaodose aus dem unteren Regal.
Brummi, der stark und schwer war, stemmte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen den Milchkarton im Kühlschrank, bis er ihn auf den Boden schubsen konnte. Zum Glück war er fast leer.
Schlappi versuchte unterdessen, die Zuckerdose mit seinen Zähnen zu öffnen. Das klappte natürlich nicht. Er schüttelte enttäuscht den Kopf, bis Hoppel ihm zu Hilfe kam und den Deckel mit seinen Pfoten aufdrehte.
Quietsche-Ente saß mittendrin und gab leise, glucksende Quietschlaute von sich. Es klang, als würde sie Anweisungen geben. „Mehr Zucker!“, „Vorsicht, nicht kleckern!“, „Beeilung!“, quietschte sie wahrscheinlich in Entensprache.
Sie hatten kleine Puppentassen dabei, die sie irgendwoher mitgebracht hatten. Vorsichtig schütteten sie Kakaopulver hinein, Hoppel goss ungeschickt etwas Milch dazu (einiges ging daneben), und Brummi bestand darauf, einen extra großen Löffel Zucker in seine Tasse zu bekommen.
Schlappi schleckte begeistert die verschüttete Milch und die heruntergefallenen Zuckerkristalle vom Boden auf. Ah, daher die Krümel!
Dann saßen sie im Kreis auf dem kühlen Küchenboden, schlürften genüsslich ihren Kakao und flüsterten miteinander.
Leo spitzte die Ohren.
„…immer drückt er mich nachts so fest“, brummte Brummi und rieb sich den Bauch.
„Ich hab geträumt, ich fliege über ein Feld aus Riesenkarotten!“, erzählte Hoppel aufgeregt und wackelte mit den Ohren.
Schlappi sagte nichts, er genoss nur seinen Kakao und wedelte leise mit dem Schwanz.
Quietsche-Ente erzählte eine blubbernde Geschichte, die nur die anderen zu verstehen schienen.
Plötzlich machte der Kühlschrank ein lautes Brummgeräusch.
Die Kuscheltiere zuckten zusammen!
Panik brach aus!
Schnell versuchten sie, alles aufzuräumen. Hoppel wischte mit seinem Ohr über einen Milchfleck. Brummi schob die leere Kakaodose unter den Schrank. Schlappi versuchte, die Zuckerkristalle aufzulecken, verteilte sie aber nur noch mehr.
Es war ein ziemliches Durcheinander.
Dann huschten sie, so schnell sie konnten, zurück in Richtung Kinderzimmer.
Leo flitzte ihnen voraus und sprang unbemerkt zurück in sein Bett. Er zog die Decke bis zur Nase und schloss schnell die Augen.
Die Kuscheltiere schlichen herein und setzten sich an ihre Plätze. Sie versuchten, ganz unschuldig auszusehen.
Brummi warf noch einen letzten, misstrauischen Blick zu Leos Bett.
Leo wartete ein paar Sekunden, dann tat er so, als würde er gerade aufwachen.
Er blinzelte und gähnte.
Und dann sah er es.
Schlappi hatte einen ganz feinen, braunen Kakaoschnurrbart über der Schnauze.
Und auf Brummis Stirn klebte ein einzelner, glitzernder Zuckerkristall.
Hoppel zuckte immer noch ganz aufgeregt mit der Nase.
Leo musste sich das Kichern verkneifen.
Jetzt wusste er Bescheid.
Das war also ihr kleines Geheimnis. Eine nächtliche Kakao-Party in der Küche!
Er beschloss, nichts zu verraten. Es sollte ihr Geheimnis bleiben.
Aber vielleicht, nur vielleicht, würde er ihnen morgen Abend heimlich ein paar Kekse neben die Milch stellen. Nur für den Fall.