Als die Socken im Schrank eine Pyjamaparty feierten

Als die Socken im Schrank eine Pyjamaparty feierten

Was machen Socken nachts im Schrank? Ringel und seine Freunde feiern eine geheime Pyjamaparty voller Abenteuer und Überraschungen!

Tief in der Nacht, als Leon schon längst im Land der Träume war und nur der Mond durch einen Spalt im Vorhang spähte, wurde es im Kleiderschrank plötzlich lebendig.

Ein leises Knarren ertönte, als sich die große Holztür einen winzigen Spaltbreit öffnete. Nicht genug, dass ein Mensch hindurchsehen könnte, aber perfekt für… Socken!

Zuerst reckte sich eine einzelne, blau-weiß geringelte Socke hervor. Das war Ringel. Ringel war bekannt für seine Neugier und seinen unbändigen Entdeckerdrang.

„Pst! Pünktchen, bist du wach?“, flüsterte Ringel in die Dunkelheit der Sockenschublade.

Ein Rascheln antwortete ihm, und eine rot gepunktete Socke, Pünktchen, Ringels allerbeste Freundin, kugelte sich neben ihn.

„Na klar bin ich wach!“, kicherte Pünktchen. „Heute ist doch Pyjamaparty-Nacht!“

Bald darauf wuselten Socken aller Art aus der Schublade. Da waren die dicken, flauschigen Wollsocken, die aussahen wie gemütliche Bären. Es gab die eleganten Strümpfe mit Glitzerfäden und die kleinen, bunten Babysöckchen, die kaum stillhalten konnten.

Sogar Knöpfchen, ein winziges Söckchen mit einem echten Knopf am Bündchen, tapste aufgeregt umher.

„Ruhe jetzt!“, brummte eine tiefe Stimme aus der dunkelsten Ecke des Schranks. Das war der alte, lederne Wanderstiefel, der dort schon seit Ewigkeiten wohnte und Partys hasste. Oder zumindest so tat.

Die Socken ignorierten ihn gekonnt. Aus einem alten Schuhkarton zauberten sie kleine, flauschige Staubmäuse hervor – ihre Party-Snacks. Eine Motte summte eine Melodie, die wie leise Musik klang.

„Zeit für den Socken-Hop!“, rief Ringel und begann, sich wild im Kreis zu drehen. Pünktchen hüpfte begeistert mit.

Andere Socken schlossen sich an. Sie wackelten, sie zappelten, sie schlängelten sich übereinander und umeinander. Es war ein herrliches Durcheinander!

Flauschig, eine alte, weise Wollsocke mit viel Lebenserfahrung, saß am Rand und erzählte spannende Geschichten von der Waschmaschine – einem Ort voller Gefahren und Abenteuer, wie sie behauptete.

Knöpfchen versuchte, die Tanzbewegungen der Großen nachzumachen, stolperte aber immer wieder über seinen eigenen Knopf.

Ringel tanzte immer wilder. Er sprang hoch in die Luft, drehte sich… und verlor dabei völlig die Orientierung.

Mit einem kleinen „Huch!“ wurde er durch den Türspalt des Schranks hinausgeschleudert und landete mit einem weichen „Plopp“ auf dem Teppich im Schlafzimmer.

Stille.

Ringel blinzelte. Das Zimmer sah riesig aus! Viel größer als von der Sockenschublade aus. Der Mond warf lange, unheimliche Schatten.

Unter dem Bett sah es aus wie eine dunkle Höhle. Staubflocken, groß wie Wattebäusche, schwebten langsam durch die Luft. Waren das die gefürchteten Staubmonster, von denen Flauschig immer sprach?

Ringel nahm all seinen Mut zusammen. „Hallo? Ist da jemand?“

Keine Antwort, nur das leise Atmen von Leon im Bett.

Er robbte vorsichtig unter das Bett. Es roch nach Abenteuer und ein bisschen nach vergessenem Spielzeug. Er sah einen Bauklotzturm, der wie ein Gebirge wirkte, und einen einsamen Teddybären, der Wache zu halten schien.

Plötzlich vermisste Ringel die Party. Er vermisste Pünktchen, die Musik der Motte und sogar das Brummen des alten Stiefels.

Hier draußen war es einsam.

Er spähte zum Schrank zurück. Der Lichtspalt der Tür war wie ein rettender Leuchtturm.

Aber wie sollte er wieder hinaufkommen? Der Schrank war so hoch!

Da entdeckte er etwas. Eine lange Schnur von Leons Pyjamahose hing vom Stuhl neben dem Schrank herab. Sie reichte fast bis zum Boden.

„Meine Chance!“, dachte Ringel.

Mit letzter Kraft kletterte er an der Schnur empor, Zentimeter um Zentimeter. Es war anstrengender als der wildeste Socken-Hop.

Endlich erreichte er die Kante des Schranks und schlüpfte erleichtert durch den Spalt zurück ins Innere.

Die Party war noch im Gange, aber die Musik war leiser geworden.

„Ringel! Wo warst du denn?“, rief Pünktchen besorgt und rollte auf ihn zu.

Ringel, noch ganz außer Atem, erzählte von seinem unfreiwilligen Ausflug, von den Staubmonstern unter dem Bett und dem riesigen Bauklotzgebirge.

Die anderen Socken lauschten mit großen Augen (wenn Socken Augen hätten, wären sie jetzt riesig gewesen).

Sogar der alte Stiefel brummte etwas, das fast wie Anerkennung klang. Vielleicht hatte er ja doch ein Herz für kleine Abenteurer.

Langsam wurde es Zeit, die Party zu beenden. Die ersten Sonnenstrahlen würden bald durchs Fenster blinzeln.

Die Socken halfen zusammen, die Staubmaus-Krümel aufzusammeln (oder eher, sie unter den Stiefel zu kehren) und kuschelten sich müde, aber glücklich zurück in ihre Schublade.

Ringel und Pünktchen lagen dicht nebeneinander.

„Das war die aufregendste Pyjamaparty aller Zeiten“, flüsterte Pünktchen schläfrig.

Ringel gähnte. „Ja, aber das nächste Mal bleibe ich lieber im Schrank.“

Als Leon am Morgen aufwachte und seine Socken aus der Schublade holte, bemerkte er nichts Ungewöhnliches. Nur dass seine Lieblings-Ringelsocke vielleicht ein ganz klein wenig staubiger war als sonst.

Er zog Ringel und eine andere Socke an und ahnte nicht, welch aufregende Nacht die beiden hinter sich hatten, während er friedlich geschlummert hatte. Aber tief im Schrank zwinkerte der alte Stiefel Ringel verschwörerisch zu.