Als die Zahnbürste Zilly einen Stern putzen wollte

Als die Zahnbürste Zilly einen Stern putzen wollte

Eine abenteuerlustige Zahnbürste namens Zilly träumt davon, einen Stern zu putzen und erlebt eine magische Reise durch die Nacht.

Zilly war eine Zahnbürste. Aber nicht irgendeine Zahnbürste.

Nein, Zilly war eine blitzeblaue Kinderzahnbürste mit weichen Borsten und einem Griff, der aussah wie ein kleiner Delfin.

Sie wohnte im Badezimmer von Leo, einem Jungen, der Zähneputzen meistens okay fand, aber manchmal auch ein bisschen faul war.

Zillys Job war es, Leos Zähne sauber und glänzend zu halten. Zweimal am Tag war ihr großer Auftritt.

Sie liebte es, mit der Zahnpasta zu tanzen und die kleinen Essensreste aus den Zahnlücken zu kitzeln.

Sie war eine sehr gründliche Zahnbürste.

Aber manchmal, wenn sie abends nach getaner Arbeit im Zahnputzbecher stand und trocknete, schaute sie aus dem Badezimmerfenster und seufzte.

Nicht, weil sie traurig war. Eher… nachdenklich.

Sie sah den Mond und die vielen, vielen Sterne am Nachthimmel.

Eines Abends funkelte ein Stern besonders hell, direkt über dem großen Baum im Garten.

Zilly kniff ihre nicht vorhandenen Augen zusammen und betrachtete ihn genau.

„Hm“, murmelte sie leise vor sich hin (Zahnbürsten können das, wenn niemand zuhört).

„Dieser Stern da… er glänzt ja schon, aber… er könnte noch ein bisschen mehr strahlen. Vielleicht hat er Staub angesetzt? Den müsste man mal richtig gründlich polieren!“

Die Idee ließ Zilly nicht mehr los.

Ein Stern! Einen echten Stern putzen! Das wäre doch mal eine Aufgabe!

Viel aufregender als immer nur Zähne.

Aber wie sollte sie da hinkommen? Sterne waren schrecklich weit weg.

Zuerst versuchte sie es mit Klettern.

Sie kippte sich vorsichtig aus dem Becher und robbte zum Waschbeckenrand.

Dort hing der silberne Duschschlauch.

„Perfekt! Eine Leiter!“, dachte Zilly.

Sie versuchte, sich mit ihren Borsten am Schlauch festzuhalten und hochzuziehen.

Aber der Schlauch war viel zu glatt.

*Rutsch!* Da lag Zilly wieder auf dem kühlen Porzellan.

„Quak? Was machst du denn da?“, fragte eine Stimme.

Es war Quack, die gelbe Quietscheente, die immer am Badewannenrand saß.

Zilly richtete sich auf. „Ich will zum Himmel klettern und den funkelnden Stern da oben putzen!“

Quack schüttelte den Kopf, dass ihre Gummihaare wackelten.

„Quatsch! Sterne kann man nicht putzen! Und Zahnbürsten können nicht klettern. Bleib lieber hier unten, das ist sicherer. Quak!“

Zilly ließ sich nicht entmutigen.

„Vielleicht brauche ich einen besseren Start?“, überlegte sie.

Ihr Blick fiel auf Seppi, das runde Stück Seife, das in der Seifenschale lag.

„Seppi! Du bist doch so schön glitschig! Kannst du mir helfen?“

Seppi blinzelte verschlafen. „Wobei denn, Zillylein?“

„Mach mich ganz seifig und glitschig! Vielleicht kann ich dann… nun ja… irgendwie hochflutschen?“ Zilly war sich selbst nicht ganz sicher, wie das funktionieren sollte.

Seppi seufzte. „Na gut, wenn’s sein muss.“

Er rieb sich an Zillys Borsten und ihrem Griff, bis sie über und über mit schlüpfrigem Schaum bedeckt war.

„Und jetzt?“, fragte Seppi.

Zilly nahm Anlauf am Waschbeckenrand.

„Huiiiii!“, rief sie und versuchte, sich Richtung Fenster abzustoßen.

Aber statt hochzufliegen, schlitterte sie nur im Kreis auf dem nassen Waschbecken.

*Platsch!* Landete sie direkt neben dem Abfluss.

Quack quakte belustigt vom Badewannenrand.

Seppi schüttelte den Kopf. „Ich hab’s ja gesagt. Bleib am Boden, Zilly.“

Zilly war ein bisschen enttäuscht.

Sie spülte den Schaum unter dem laufenden Wasserhahn ab und kletterte zurück in ihren Becher.

War es also doch unmöglich?

Am nächsten Abend saß Leo in der Badewanne.

Er hatte nicht nur Quack dabei, sondern auch eine Flasche mit Seifenblasenflüssigkeit.

Leo tauchte den Ring ein, pustete vorsichtig und… riesige, schillernde Seifenblasen schwebten durchs Badezimmer!

Sie tanzten im Licht der Lampe, glitzerten in allen Regenbogenfarben und stiegen langsam nach oben.

Zilly beobachtete das Schauspiel mit offenem Mund (wenn sie einen gehabt hätte).

Seifenblasen! Sie flogen!

Und sie sahen so leicht aus!

Plötzlich hatte Zilly eine geniale Idee.

Sie musste nur auf eine Seifenblase springen! Dann könnte sie ganz einfach zum Stern schweben!

Sie wartete gespannt.

Leo pustete eine besonders große, stabile Seifenblase.

Sie schwebte langsam direkt auf den Zahnputzbecher zu.

Jetzt oder nie!

Zilly nahm all ihren Mut zusammen, holte Schwung und… *hüpf!* … landete sie sanft auf der schillernden Oberfläche der Seifenblase.

Es fühlte sich an, als würde sie auf einer Wolke sitzen.

Ganz leicht und vorsichtig trug die Seifenblase sie nach oben.

Leo und Quack bemerkten nichts.

Die Blase schwebte zum offenen Fenster hinaus, in die kühle Nachtluft.

„Juhu! Ich fliege!“, flüsterte Zilly aufgeregt.

Unter ihr wurde das Haus kleiner und kleiner.

Die Lichter der Stadt sahen aus wie winzige Glühwürmchen.

Der Wind trug sie sanft höher und höher, direkt auf den funkelnden Stern zu, den sie putzen wollte.

Sie kam ihm immer näher.

Er wurde größer und heller, viel heller als sie ihn sich vorgestellt hatte.

Er funkelte und strahlte aus sich selbst heraus.

Da war kein Staub, kein Schmutz, nur reines, warmes, gleißendes Licht.

Zilly staunte.

Der Stern war wunderschön, so wie er war.

Er brauchte gar keine Zahnbürste.

Er war nicht matt, er war… perfekt.

Zilly fühlte sich ein bisschen dumm, dass sie ihn hatte putzen wollen.

Aber sie war auch froh, ihn so nah sehen zu dürfen.

In diesem Moment spürte sie ein leises *Plopp*.

Die Seifenblase war sanft zerplatzt!

Oh je! Zilly fiel!

Aber keine Sorge, sie fiel nicht schnell.

Ein sanfter Nachtwind fing sie auf, als wäre sie eine Feder.

Ein großer, freundlicher Nachtfalter mit samtigen Flügeln flatterte kurz neben ihr und stupste sie sachte in die richtige Richtung.

Langsam, ganz langsam schwebte Zilly wieder nach unten.

Sie sah das Badezimmerfenster näher kommen.

Mit einem leisen *Klack* landete sie sicher auf der Fensterbank, genau neben ihrem Zahnputzbecher.

Sie kletterte schnell hinein, gerade als Leo Zähne putzen kam.

Er gähnte, nahm Zilly, machte Zahnpasta drauf und putzte seine Zähne.

Er merkte gar nicht, dass seine Zahnbürste gerade das größte Abenteuer ihres Lebens hinter sich hatte.

Als Zilly wieder sauber und trocken im Becher stand, schaute sie noch einmal zum Stern hinauf.

Er funkelte immer noch wunderschön.

Zilly lächelte (innerlich, natürlich).

Sie war müde, aber sehr glücklich.

Einen Stern putzen war vielleicht keine gute Idee, aber das Fliegen war toll gewesen!

Wer weiß, welche Abenteuer morgen auf eine kleine, mutige Zahnbürste warten würden?

Jetzt war es aber Zeit zu schlafen.

Gute Nacht, Zilly.

Gute Nacht, Sterne.