
Leo staunt: Sein Teddy Bruno hat plötzlich einen Schnurrbart! Hat Bruno ein Geheimnis? Eine lustige Spurensuche beginnt. (Für Kinder ab 3)
Leo rieb sich verschlafen die Augen. Sonnenstrahlen tanzten auf seiner Bettdecke und kitzelten ihn an der Nase.
Neben ihm, an die Kissen gelehnt, saß Bruno, sein allerbester Freund. Bruno war ein Teddybär, schon ein bisschen zerknuddelt, mit weichem, braunem Fell und treuen Knopfaugen.
Aber heute Morgen war etwas anders an Bruno.
Leo blinzelte. Reichte das Kitzeln der Sonne etwa nicht? Er blinzelte nochmal.
Nein, er sah richtig.
Bruno hatte einen Schnurrbart!
Einen feinen, schwarzen, elegant geschwungenen Schnurrbart, direkt unter seiner Stupsnase.
Leo setzte sich kerzengerade im Bett auf.
„Bruno?“, flüsterte er erstaunt. „Was ist denn mit dir passiert?“
Bruno sagte nichts. Das tat er nie. Er starrte Leo nur wie immer mit seinen dunklen Knopfaugen an.
Vorsichtig tippte Leo mit dem Finger auf den Schnurrbart. Er war aufgemalt! Mit einem Stift.
„Hast du das gemacht?“, fragte Leo weiter, obwohl er wusste, dass Bruno nicht antworten würde.
Er überlegte. Vielleicht hatte Bruno ja geträumt? Geträumt, er wäre ein Zirkusdirektor? Oder ein berühmter Detektiv?
Oder vielleicht… vielleicht war Bruno heimlich nachts aufgestanden und hatte sich den Schnurrbart selbst gemalt?
Leo kicherte bei dem Gedanken. Ein Teddybär, der im Schlafanzug vor dem Spiegel steht und sich einen Schnurrbart aufmalt!
„Du kleiner Schelm“, sagte Leo und stupste Bruno an. „Ich glaube, du führst ein geheimes Leben, wenn ich schlafe.“
Er beschloss, Bruno heute ganz genau im Auge zu behalten.
Vielleicht würde er ja noch mehr lustige Dinge anstellen.
Beim Frühstück setzte Leo Bruno auf den Stuhl neben sich.
„So, mein Freund“, sagte er streng, aber mit einem Augenzwinkern. „Keine Mätzchen heute, verstanden?“
Bruno starrte auf Leos Marmeladenbrot. Sah er hungrig aus?
Leo brach ein kleines Stückchen von seinem Keks ab und legte es unauffällig neben Brunos Tatze.
„Nur ein Test“, murmelte Leo und tat so, als würde er seinen Kakao trinken, beobachtete Bruno aber aus den Augenwinkeln.
Nichts geschah. Bruno rührte sich nicht.
Plötzlich rief Mama aus der Küche: „Leo, kommst du kurz helfen, den Tisch abzuräumen?“
„Gleich!“, rief Leo zurück und warf noch einen schnellen Blick auf Bruno und den Keks.
Als er wenige Augenblicke später wiederkam, war der Keks… weg!
Leo schnappte nach Luft. „Bruno! Du hast ihn gegessen!“, rief er triumphierend.
Bruno schwieg. Aber Leo war sich sicher. Wer sonst hätte den Keks nehmen sollen?
Später im Wohnzimmer baute Leo eine riesige Burg aus Bauklötzen. Bruno saß auf dem höchsten Turm, als Wache.
„Pass gut auf, Bruno“, sagte Leo. „Keine Drachen sollen eindringen.“
Leo holte noch ein paar rote Klötze für das Dach. Als er zurückkam, saß Bruno nicht mehr auf dem Turm.
Er lag bäuchlings auf dem Teppich, direkt vor der Burg, als wäre er heruntergefallen.
„Oh nein!“, rief Leo. „Bist du abgestürzt? Oder… bist du vielleicht selbst der Drache?“
Er hob Bruno auf und untersuchte ihn. Keine Schramme. Aber der Schnurrbart war noch da.
Leo setzte Bruno wieder auf den Turm. Diesmal stellte er einen kleinen Spielzeugritter daneben.
„Der passt jetzt auf dich auf“, erklärte er.
Am Nachmittag spielte Leo im Garten. Bruno saß auf der Schaukel und Leo gab ihm immer wieder einen kleinen Schubs.
„Magst du schaukeln, Bruno?“, fragte Leo.
Bruno baumelte hin und her, sein Schnurrbart wippte im Takt.
Plötzlich hörte Leo ein Kichern aus dem Gebüsch.
Er spähte durch die Blätter und sah seine große Schwester Anna, die sich fast kaputtlachte.
„Anna!“, rief Leo. „Was ist so lustig?“
Anna kam aus dem Gebüsch hervor, immer noch kichernd.
„Bruno… Bruno sieht so… so wichtig aus mit seinem Schnurrbart!“, prustete sie.
Leo schaute zu Bruno, dann zu Anna. Ein Verdacht keimte in ihm auf.
„Moment mal“, sagte er langsam. „Woher weißt du überhaupt von dem Schnurrbart?“
Anna wurde ein bisschen rot.
„Naja… ich hab ihn heute Morgen gesehen“, murmelte sie.
Leo ging auf sie zu. „Anna… Hast *du* Bruno den Schnurrbart gemalt?“
Anna grinste verschmitzt. Sie zog einen schwarzen, abwaschbaren Filzstift aus ihrer Hosentasche.
„Vielleicht“, sagte sie und zwinkerte. „Ich dachte, er könnte mal einen neuen Look vertragen. Ein bisschen mehr… Abenteurer?“
Leo schaute von Anna zu Bruno und wieder zurück.
Also war es doch kein schlaf-spielender Teddybär gewesen? Kein geheimer Zirkusdirektor?
Ein kleines bisschen war Leo enttäuscht. Es wäre schon cool gewesen, wenn Bruno heimlich Dinge tun würde.
Aber dann musste er lachen. Es war auch ziemlich lustig, wie Anna ihn reingelegt hatte.
Und irgendwie sah Bruno mit dem Schnurrbart wirklich ziemlich verwegen aus.
„Du hast also auch den Keks geklaut und Bruno von der Burg geschubst?“, fragte Leo.
Anna nickte kichernd. „Ich konnte nicht widerstehen. Du hast ihn so ernsthaft beobachtet!“
Am Abend, vor dem Schlafengehen, saßen Leo und Anna gemeinsam auf Leos Bettkante.
Mit einem feuchten Waschlappen half Anna dabei, Brunos Schnurrbart vorsichtig abzuwischen.
„So“, sagte Anna sanft. „Jetzt siehst du wieder aus wie unser alter Bruno.“
Leo nahm seinen Teddy in den Arm. Bruno fühlte sich weich und vertraut an, auch ohne Schnurrbart.
„War trotzdem ein aufregender Tag, nicht wahr, Bruno?“, flüsterte Leo.
Er kuschelte sich unter die Decke, Bruno fest im Arm.
Keine geheimen Abenteuer heute. Aber wer weiß?
Vielleicht würde Bruno ja morgen früh mit einer Augenklappe aufwachen?
Leo grinste im Halbschlaf.
Mit einem Teddy wie Bruno und einer Schwester wie Anna wurde es bestimmt nie langweilig.
Und während er einschlief, träumte er von Bruno, dem mutigen Bären-Detektiv, der mit seinem schicken Schnurrbart geheimnisvolle Fälle löste.