Anna Apfelbacke zählt Schäfchen auf dem Trampolin

Anna Apfelbacke zählt Schäfchen auf dem Trampolin

Anna Apfelbacke kann nicht schlafen. Statt langweiliger Zaun-Schafe zählt sie lustige Schafe, die auf einem riesigen Wolken-Trampolin hüpfen!

Anna Apfelbacke lag in ihrem Bett, die Decke bis unters Kinn gezogen.

Ihre Augen waren zwar geschlossen, aber hinter den Lidern war es überhaupt nicht dunkel und still.

Nein, da war Kirmes! Gedanken hüpften wie Flummis hin und her.

Was hatte die Lehrerin heute wohl gemeint mit „Hausaufgaben sind wie Gemüse fürs Gehirn“?

Und warum hatte der Nachbarshund Bello vorhin so merkwürdig gegurrt, fast wie eine Taube?

Und ob Sterne wohl kitzelig sind, wenn man sie berühren könnte?

Mama kam leise ins Zimmer geschlichen.

„Immer noch wach, mein kleiner Gedanken-Kreisel?“

Anna öffnete ein Auge. „Mama, mein Kopf will einfach keine Ruhe geben. Er denkt lauter als das Schnarchen von Papa!“

Mama lachte leise. „Das ist aber laut! Hast du schon Schäfchen gezählt?“

Anna stöhnte. „Och nöööö. Schäfchen sind langweilig. Immer nur hüpf, hüpf, über den ollen Zaun. Gääähn.“

„Vielleicht springen deine Schäfchen ja woanders drüber?“, schlug Mama vor und gab Anna einen Kuss auf die Stirn. „Denk dir was Lustiges aus. Schlaf schön.“

Mama schloss leise die Tür.

Woanders drüber springen? Anna überlegte.

Ein Zaun war wirklich öde.

Was wäre, wenn… wenn die Schäfchen gar nicht über einen Zaun sprangen?

Sondern auf etwas viel Tollerem?

Etwas, das federt und Spaß macht?

Ein… Trampolin!

Ja! Ein riesengroßes Trampolin, versteckt hinter der größten Wolke am Nachthimmel.

Anna kuschelte sich tiefer in ihr Kissen und stellte es sich genau vor.

Das Trampolin war riesig, rund und quietschte nicht. Es war aus Mondstrahlen gewebt und hatte ein Netz aus Sternschnuppenfäden.

Und da kam auch schon das erste Schaf.

Es war ein ganz normales, weißes Schaf. Es tapste etwas unsicher an den Rand des Trampolins.

„Eins“, murmelte Anna.

Das Schaf nahm Anlauf und… sprang!

Boing!

Es machte einen kleinen Luftsprung, wackelte kurz mit dem Schwänzchen und landete weich auf allen Vieren.

„Na also, geht doch“, dachte Anna.

Dann kam das zweite Schaf.

Dieses hier hatte einen kleinen schwarzen Fleck auf der Nase und sah etwas übermütiger aus.

„Zwei.“

Es rannte auf das Trampolin und versuchte sofort einen Salto!

Boing! Plumps! Kuller!

Das Schaf landete etwas unsanft auf dem Rücken, die Beine zappelten in der Luft.

Es rappelte sich schnell wieder auf und schüttelte verdattert den Kopf.

Anna musste kichern.

„Drei!“, zählte sie, als das nächste Schaf antrabte.

Dieses hatte besonders lockige Wolle, die in alle Richtungen abstand.

Es sprang nicht einfach, nein, es versuchte einen Schraubensprung.

Boing! Zisch! Flatter!

Es drehte sich so schnell, dass seine Wolle aussah wie ein Wattebausch-Tornado.

Beim Landen verhedderte es sich prompt mit einem Bein in den Federn am Rand.

„Määäh!“, machte es empört und zupfte sich frei.

Anna grinste. Das war ja viel besser als Zäune!

„Vier!“

Ein kleines, pummeliges Schaf kam angerollt.

Es schob ein winziges Mini-Trampolin vor sich her.

Es stellte das Mini-Trampolin neben das große, hüpfte einmal kurz darauf – boing! – und sprang dann erst auf das Riesentrampolin.

Boing!

Es machte einen eleganten Sprung und winkte sogar kurz.

„Fünf!“

Dieses Schaf trug eine coole Sonnenbrille, obwohl es stockdunkel war.

Es sprang lässig, federte ein paar Mal auf und ab und machte dann einen Knicks.

Was für ein Angeber-Schaf!

„Sechs!“

Ein Schaf mit einer roten Schleife am Schwanz kam angetrippelt.

Es sprang vorsichtig, als würde es Wassertropfen testen.

Boing… boing… boing… ganz sanft.

„Sieben!“

Dieses Schaf war riesig! Ein richtiges Prachtexemplar von einem Wollknäuel.

Es nahm Anlauf wie ein Stier und sprang mit voller Wucht.

BOOOOOING!

Das ganze Trampolin wackelte, und die anderen Schafe wurden kurz in die Luft geschleudert.

Ein paar landeten übereinander und meckerten durcheinander.

Anna kicherte wieder leise in ihr Kissen.

„Acht!“

Ein Schaf, das versuchte, beim Springen zu stricken! Es hatte Wolle und Nadeln dabei.

Boing! Masche fallen lassen! Boing! Faden verloren! Määäh!

Das konnte ja nichts werden.

„Neun!“

Ein Schaf mit Gummistiefeln an allen vier Hufen.

Es sprang mit einem lauten „Flatsch!“ und rutschte fast aus.

Flatsch! Boing! Quietsch!

„Zehn!“

Dieses Schaf hatte einen kleinen Rucksack auf und verteilte beim Springen winzige Kekse an die anderen.

Boing! Keks hier! Boing! Keks da!

Langsam wurde es richtig voll auf dem Wolken-Trampolin.

Überall sprangen, kullerten und meckerten Schafe.

Einige versuchten Pyramiden, andere spielten Fangen in der Luft.

Das Schaf mit der Sonnenbrille versuchte, dem Strick-Schaf beim Aufheben der Maschen zu helfen.

Das Salto-Schaf probierte es immer wieder und landete jedes Mal auf dem Po.

Das Riesen-Schaf machte immer wieder Riesen-Sprüngen, sehr zum Ärger der anderen.

Anna beobachtete das lustige Chaos hinter ihren geschlossenen Augen.

Das rhythmische Boing… Boing… Boing der springenden Schafe wurde immer langsamer.

Auch die Schafe schienen müde zu werden.

Das Riesen-Schaf gähnte herzhaft. Määääähhh-müde!

Das Salto-Schaf rollte sich einfach auf der Seite zusammen.

Das Strick-Schaf legte seine Nadeln weg und kuschelte sich in seine eigene Wolle.

Eins nach dem anderen hörte auf zu springen.

Sie legten sich auf dem weichen Mondstrahlen-Trampolin nieder.

Es sah jetzt aus wie eine riesige, flauschige Matratze voller schlafender Wollknäuel.

Nur das Schaf mit der Sonnenbrille saß noch da und putzte seine Gläser.

Aber auch seine Augen wurden langsam klein.

Boing… machte es noch ein letztes Mal ganz leise im Hintergrund.

Anna spürte, wie auch ihre Gedanken ruhiger wurden.

Die Kirmes im Kopf schloss langsam ihre Buden.

Das Trampolin hinter der Wolke wurde ganz still.

Nur noch das sanfte Atmen der schlafenden Schafe war zu hören.

Mäh… schnurr… mäh…

Anna Apfelbacke lächelte im Schlaf.

Das war das beste Schäfchenzählen aller Zeiten.

Und mit dem Bild der kuscheligen, schlafenden Trampolin-Schafe im Kopf, schlief sie endlich tief und fest ein.