
Die kleine Ameise Anton findet ein leuchtendes Geheimnis und erlebt auf dem Heimweg ein lustiges Abenteuer voller Überraschungen. Was hat er da nur?
Anton Ameise war eine kleine, aber sehr fleißige Ameise.
Jeden Tag marschierte er mit seinen hundert Brüdern und Schwestern aus dem Ameisenhügel tief im Wald, um Krümel, Körner und winzige Blätter zu sammeln.
Meistens war das ziemlich aufregend.
Manchmal fand man einen riesigen Brotkrumen, groß wie Antons Kopf!
Oder ein süßes Körnchen, das nach Sommer roch.
Aber heute? Heute war es ein bisschen… langweilig.
Krumen hier, Körnchen da. Nichts Besonderes.
Anton seufzte leise. „Immer dasselbe“, murmelte er vor sich hin und stupste lustlos ein trockenes Blatt an.
Doch unter dem Blatt war etwas!
Etwas Kleines, Rundes und… es leuchtete!
Nicht grell wie die Sonne, sondern sanft und pulsierend, wie ein kleines, schlafendes Herz aus Licht.
Anton blinzelte. War das echt?
Er stupste es vorsichtig mit einer Fühlerantenne an.
Es fühlte sich glatt und warm an und summte leise, wie eine winzige Hummel im Schlaf.
„Potzblitz!“, flüsterte Anton ehrfürchtig. „Was ist das denn?“
Er hatte noch nie so etwas gesehen.
Vielleicht ein heruntergefallener Sternensplitter?
Oder ein Stückchen vom Mondkäse, das der Mann im Mond verloren hatte?
Egal was es war, es war wunderschön und geheimnisvoll.
„Das muss ich mit nach Hause nehmen!“, beschloss Anton sofort. „Die Königin wird staunen!“
Er versuchte, das leuchtende Ding zu schieben.
Puh, war das schwer!
Viel schwerer als der größte Krumen, den er je gefunden hatte.
Er stemmte sich mit aller Kraft dagegen. Schieben, ziehen, ruckeln.
Langsam, ganz langsam bewegte sich das leuchtende Geheimnis.
Zentimeter für Zentimeter.
Der Weg zurück zum Hügel war lang und voller Hindernisse.
Zuerst kam er an Gustav vorbei, dem Griesgram-Käfer.
Gustav saß auf einem Stein und polierte seinen Panzer.
„He, du Zwerg!“, brummte Gustav. „Was schiebst du da für einen leuchtenden Klumpen durch die Gegend? Mach den Weg frei!“
„Das ist kein Klumpen!“, rief Anton außer Atem. „Das ist… ein Geheimnis! Vielleicht ein Stern!“
Gustav krabbelte näher und beäugte das Ding misstrauisch.
„Sieht eher aus wie ein zu groß geratenes Glühwürmchen-Ei“, knurrte er und wollte es mit dem Fühler berühren.
Zzzzt! Ein winziger Funke sprang über, und Gustav zuckte zurück.
„Huch! Das kitzelt ja elektrisch! Unfug ist das! Moderner Schnickschnack!“, schimpfte er und krabbelte beleidigt davon.
Anton kicherte leise und schob weiter.
Sein leuchtender Schatz summte nun etwas lauter und wechselte die Farbe zu einem sanften Blau.
Der nächste Halt war unter einer großen Wurzel.
Dort hatte es sich Susi, die Schlafmaus, gemütlich gemacht.
Sie war eingerollt und schnarchte leise.
„Entschuldigung, Susi?“, piepste Anton. „Könntest du mir helfen? Ich muss hier vorbei, aber mein… Stern… passt nicht durch.“
Susi blinzelte schlaftrunken. „Hm? Stern? Oh, schön… Sterne schmecken nach… Käääse… schlaf weiter…“ Und schon waren ihre Augen wieder zu.
Anton stupste sie sanft an. „Susi, bitte! Es ist wichtig!“
Susi riss die Augen auf. „Was? Feuer? Wo? Oh, nur du, Anton… Hast du Nüsse dabei? Ich träumte von… fliegenden… Zzzzz…“ Sie war wieder eingeschlafen.
Anton seufzte. Das war ja keine Hilfe.
Er versuchte, das leuchtende Ding über die Wurzel zu heben. Keine Chance.
Er versuchte, es darunter durchzurollen. Auch nicht.
Plötzlich begann das Ding sanft zu schweben!
Nur ein kleines bisschen, gerade genug, um über die Wurzel zu gleiten.
„Wow!“, staunte Anton. „Du kannst ja schweben!“
Das Licht wechselte zu einem fröhlichen Grün.
Der Rest des Weges war immer noch anstrengend, aber Anton war voller neuer Energie.
Er dachte daran, wie seine Ameisenfamilie staunen würde.
Endlich sah er den Eingang zum Ameisenhügel.
Er war völlig erschöpft, aber glücklich.
„Hallo!“, rief er. „Ich bin wieder da! Und ich habe etwas mitgebracht!“
Seine Brüder und Schwestern kamen neugierig angelaufen.
„Was ist das, Anton?“
„Es leuchtet ja!“
„Und es summt!“
Alle umringten das geheimnisvolle Objekt, ihre Fühler zuckten aufgeregt.
Sogar die Königin kam aus ihrer Kammer, um das Wunder zu sehen.
Als sie alle ganz nah waren, begann das Licht sanfter und wärmer zu leuchten.
Es pulsierte wie ein zufriedenes Herz.
Dann, ganz leise, öffnete sich eine winzige Klappe an der Seite.
Und heraus krabbelte… ein winziges, sehr müdes Glühwürmchen!
Es blinzelte in die vielen Ameisengesichter.
„Oh“, piepste es schwach. „Wo bin ich denn hier?“
Das leuchtende Ding war kein Sternensplitter und kein Mondkäse.
Es war die Laterne des kleinen Glühwürmchens!
„Ich… ich habe mich verirrt“, erklärte das Glühwürmchen namens Funki. „Und dann ist meine Laterne einfach ausgegangen und runtergefallen. Ich habe mich so gefürchtet im Dunkeln.“
Anton verstand.
Das Summen war Funkis leises Schnarchen in seiner Laterne gewesen.
Das Schweben? Vielleicht nur ein kleiner Wackler, als Anton es über die Wurzel schob.
Und das Leuchten war das letzte bisschen Magie von Funkis Licht.
„Keine Sorge, Funki“, sagte Anton freundlich. „Du bist jetzt sicher bei uns.“
Die Ameisenkönigin nickte weise. „Du kannst bei uns im Hügel bleiben, bis deine Laterne wieder richtig leuchtet und du stark genug bist, nach Hause zu fliegen.“
Funki strahlte, so gut er konnte. „Oh, danke! Ihr seid so nett!“
Die Ameisen trugen die Laterne vorsichtig tiefer in den Bau, in eine gemütliche Kammer.
Anton war zwar ein bisschen enttäuscht, dass er keinen echten Stern gefunden hatte.
Aber einem kleinen Glühwürmchen geholfen zu haben, fühlte sich noch viel besser an.
Es fühlte sich warm und richtig an, wie das sanfte Leuchten von Funkis Laterne.
An diesem Abend kuschelte sich Anton in sein Blätterbett.
Er war müde, aber sehr zufrieden.
Er hatte heute kein seltenes Korn und keinen Riesen-Krumen gefunden.
Er hatte etwas viel Wichtigeres nach Hause getragen: einen kleinen, leuchtenden Traum und einen neuen Freund.
Und als er einschlief, summte es in seinen Träumen ganz leise – wie eine winzige Hummel im Glück.