Anton Apfel und der Schlummertrunk aus Sternensaft

Anton Apfel und der Schlummertrunk aus Sternensaft

Der kleine Anton Apfel kann nicht schlafen und sucht im nächtlichen Garten den magischen Sternensaft für süße Träume. Eine humorvolle Reise beginnt.

Anton Apfel konnte einfach nicht einschlafen.

Er lag auf seinem gemütlichen Ast im alten Apfelbaum, mitten im Obstgarten, aber seine Gedanken waren wie kleine, kitzelige Ameisen.

Sie krabbelten in seinem Kopf herum und ließen ihn einfach nicht zur Ruhe kommen.

Er drehte sich nach links. Unbequem.

Er drehte sich nach rechts. Auch nicht besser.

Er versuchte, Schäfchen zu zählen, aber die sprangen nur wild durcheinander und machten Purzelbäume.

„Oje, oje“, murmelte Anton vor sich hin. „Wenn das so weitergeht, bin ich morgen der müdeste Apfel im ganzen Garten.“

Die Nacht war sternenklar, und der Mond schien wie eine große, silberne Lampe auf den schlafenden Garten hinunter.

Alles war still, bis auf das leise Zirpen einer Grille und das Rascheln der Blätter im sanften Nachtwind.

Plötzlich hörte Anton ein leises Summen und sah ein winziges, grünliches Licht näherkommen.

Es war Gisela Glühwürmchen, die gerade ihre Abendrunde drehte.

Sie schwebte elegant zwischen den Blättern hindurch und schien mit einer Freundin zu tuscheln, die Anton nicht sehen konnte.

„…und dann, stell dir vor, hab ich gehört, dass der beste Schlummertrunk aus echtem Sternensaft gemacht wird!“, flüsterte Gisela aufgeregt.

„Sternensaft?“, wiederholte ihre unsichtbare Freundin.

„Ja! Direkt vom Himmel gesammelt! Ein einziger Tropfen davon, und du hast die süßesten, buntesten Träume, die man sich nur vorstellen kann!“, schwärmte Gisela.

Antons nicht vorhandene Ohren spitzten sich.

Sternensaft? Das klang ja fantastisch! Genau das brauchte er jetzt!

Süße, bunte Träume statt kitzeliger Ameisen im Kopf.

„Wo gibt es denn diesen Sternensaft?“, fragte Anton mutig in die Dunkelheit hinein.

Gisela Glühwürmchen zuckte kurz zusammen und schwebte näher an Antons Ast heran.

„Huch! Ein wacher Apfel um diese Zeit?“, wunderte sie sich und leuchtete neugierig in Antons rundes Gesicht.

„Ich kann nicht schlafen“, erklärte Anton kleinlaut. „Aber dieser Sternensaft… der klingt, als könnte er helfen.“

Gisela kicherte leise. „Nun, kleiner Apfel, das ist eine alte Gartengeschichte. Niemand weiß genau, wo man ihn findet. Man sagt, er funkelt nur in mondhellen Nächten an ganz besonderen Orten.“

Anton war ein wenig enttäuscht, aber auch entschlossen.

Wenn es Sternensaft gab, würde er ihn finden!

„Danke, Gisela“, sagte er. „Ich glaube, ich mache mich mal auf die Suche.“

Er wackelte vorsichtig hin und her, bis er sich mit einem leisen *Plopp* vom Ast löste und sanft auf das weiche Gras unter dem Baum fiel.

Er landete mit einem kleinen Hopser und rollte dann langsam los, quer durch den nächtlichen Garten.

Es war aufregender und ein bisschen unheimlicher, als er gedacht hatte.

Die Schatten sahen länger aus als am Tag, und jedes Rascheln ließ ihn zusammenzucken.

Nach einer Weile rollte er an einem kleinen Hügel vorbei, aus dem gerade jemand gähnte.

„Wer rumpelt denn hier mitten in der Nacht herum?“, brummte eine tiefe Stimme.

Aus dem Hügel schob sich langsam der Kopf von Rudi Regenwurm.

Er blinzelte Anton verschlafen an.

„Entschuldigung, Herr Regenwurm“, piepste Anton. „Ich suche nur den Sternensaft.“

Rudi schnaubte. „Sternensaft? So ein Quatsch! Gibt nur Erde und Steine hier unten. Wenn du was suchst, dann grab dich dreimal links ein, wackel nach oben und frag die Ameisen. Die wissen immer alles. Aber jetzt sei leise!“

Mit einem weiteren Gähnen zog sich Rudi wieder in seinen Hügel zurück.

Anton seufzte. Das war ja keine große Hilfe.

Er rollte weiter, vorbei an schlafenden Tulpen und duftenden Rosenbüschen.

Plötzlich schwirrte wieder Gisela Glühwürmchen vorbei.

„Na, Anton Apfel, schon fündig geworden?“, fragte sie zwinkernd.

„Nein“, sagte Anton traurig. „Herr Regenwurm meinte nur, ich soll graben.“

Gisela lachte hell auf. „Rudi ist immer ein kleiner Griesgram. Hör mal, ich hab nachgedacht. Wenn es Sternensaft gibt, dann vielleicht dort, wo das Mondlicht sich sammelt wie Milch in einer Schale. Such nach einem Ort, der besonders hell leuchtet.“

Das klang schon viel besser!

„Danke, Gisela! Das ist ein toller Tipp!“, rief Anton und rollte beschwingt weiter.

Wo sammelte sich das Mondlicht wie Milch?

Er blickte sich um. Alles war irgendwie beleuchtet, aber ein Ort stach besonders hervor.

Hinten, am Ende des Gartens, stand der alte, steinerne Brunnen.

Der Mond schien direkt darauf, und der feuchte Rand glänzte silbern.

Anton rollte schneller, seine Neugier trieb ihn an.

Als er näher kam, hörte er ein leises Flattern über sich.

*Wusch!* Etwas weiches streifte ihn.

„Hoppla! Oh! Entschuldigung! Hab dich gar nicht gesehen!“, quäkte eine aufgeregte Stimme.

Eine kleine Fledermaus, es musste Fritzi sein, flatterte etwas unbeholfen vor ihm in der Luft.

„Ist schon gut“, sagte Anton, etwas benommen vom Zusammenstoß. „Ich bin Anton. Ich suche den Sternensaft.“

Fritzi Fledermaus legte den Kopf schief. „Sternensaft? Meinst du vielleicht diese glitzernden Tropfen da drüben? Ich hab sie vorhin im Flug gesehen, als ich nach Mücken Ausschau hielt. Sie funkeln wie winzige Sterne, die vom Himmel gefallen sind. Direkt über dem Brunnenloch!“

Anton folgte Fritzis Blick.

Über der dunklen Öffnung des Brunnens hing ein großes, kunstvolles Spinnennetz.

Und in diesem Netz hatten sich unzählige kleine Tautropfen verfangen.

Im direkten Licht des Mondes funkelten und glitzerten sie tatsächlich wie ein ganzer Himmel voller kleiner Sterne!

„Wow!“, hauchte Anton.

Er rollte ganz nah an den Brunnenrand heran und schaute fasziniert auf das glitzernde Netz.

Es war wunderschön.

In diesem Moment löste sich ein einzelner, besonders großer Tautropfen vom Netz und fiel… direkt auf Antons runde Apfelwange.

Der Tropfen war kühl und schmeckte überraschend süß und frisch, ein bisschen wie Regenwasser und Honig zusammen.

Anton schloss die Augen.

Das musste er sein! Der Sternensaft!

Er fühlte sich auf einmal wunderbar erfrischt und gleichzeitig… unglaublich müde.

Ein tiefes, wohliges Gähnen entfuhr ihm.

Die kitzeligen Ameisen in seinem Kopf waren verschwunden.

Stattdessen fühlte er sich leicht und zufrieden.

Er schaute noch einmal zu dem glitzernden Netz hinauf.

Vielleicht war es kein echter Saft von den Sternen, aber es fühlte sich magisch an.

Und die Suche danach war ein richtiges Abenteuer gewesen.

Anton Apfel rollte langsam vom Brunnenrand weg und suchte sich ein gemütliches Plätzchen im weichen Moos, das neben dem Brunnen wuchs.

Er kuschelte sich hinein, die kühle Süße des Tautropfens noch auf der Wange.

„Abenteuer machen ganz schön schläfrig“, murmelte er noch, bevor ihm die Augen zufielen.

Der Mond schien freundlich auf den kleinen, schlafenden Apfel herab.

Anton träumte in dieser Nacht die süßesten und buntesten Träume.

Er träumte vom Fliegen mit Fritzi Fledermaus, vom Graben mit Rudi Regenwurm (was gar nicht so schlimm war im Traum) und vom Tanzen mit Gisela Glühwürmchen zwischen funkelnden Tautropfen-Sternen.

Und er schlief tief und fest bis zum nächsten Morgen, als die ersten Sonnenstrahlen den Garten wieder in warmes Licht tauchten.