
Ein kleiner Dachs hat Schnupfen und kann nichts riechen! Sein Freund, ein Eichhörnchen, hilft ihm bei der Suche nach einem Mittel. Humorvoll!
Barnaby, der kleine Dachs, hat eine verstopfte Nase und kann nichts mehr riechen. Sein Freund Fips hilft ihm mit verschiedenen Ideen, bis sie schließlich mit warmem Beerensaft und Ruhe eine Lösung finden.
Barnaby, der kleine Dachs, rieb sich verschlafen die Augen. Irgendetwas war heute anders.
Normalerweise war das Erste, was er am Morgen roch, der feuchte Waldboden, die moosigen Baumwurzeln vor seiner Höhle und manchmal sogar die winzigen Waldbeeren, die hinter dem alten Eichenstumpf wuchsen.
Aber heute? Nichts.
Er schnupperte kräftig. Einmal. Zweimal. Dreimal.
Seine Nase fühlte sich an, als hätte jemand einen dicken Wollsocken hineingestopft. Ein komisches Kribbeln stieg auf.
„Haaaa… Hatschi!“
Ein gewaltiges Niesen erschütterte den kleinen Dachs. Die Blätter vor seinem Bau wirbelten durcheinander wie bei einem Herbststurm.
„Oh weh“, murmelte Barnaby mit einer Stimme, die klang, als hätte er Kieselsteine verschluckt. „Mein Rüssel-Riecher ist weg!“
Er tapste aus seiner Höhle, die Nase immer noch fest zu. Die Welt sah zwar genauso aus wie immer, aber ohne Gerüche fühlte sie sich seltsam leer an. Wie ein Bild ohne Farben.
Plötzlich raschelte es über ihm im Baum.
„Barnaby! Bist du wach? Ich hab die knackigsten Nüsse des Waldes gefunden!“ Fips, das Eichhörnchen, spähte mit blitzenden Augen vom Ast herunter. Fips war immer voller Energie, ein kleiner Wirbelwind mit buschigem Schwanz.
„Fips“, krächzte Barnaby. „Es ist furchtbar! Ich kann nichts mehr riechen! Mein Riecher ist… verschwunden!“
Fips sprang behände auf den Boden und betrachtete seinen Freund mitfühlend. Barnabys Nase war tatsächlich ein bisschen rot und geschwollen.
„Verschwunden? Wie ein verlorener Knopf?“, fragte Fips neugierig und tippte Barnaby vorsichtig auf die Nase.
„Haaaatschi!“ Barnaby nieste wieder, und Fips musste sich schnell an einem Grashalm festhalten, um nicht weggepustet zu werden.
„Nein, nicht wie ein Knopf“, erklärte Barnaby schniefend. „Er ist noch da, aber er funktioniert nicht mehr. Er ist… verstopft!“
Fips‘ Augen leuchteten auf. „Verstopft? Wie der Eingang zum alten Fuchsbau, als die Wildschweine Matsch davor geschoben haben? Da müssen wir was tun!“
Fips, immer bereit für eine Mission, dachte angestrengt nach. Sein Schwanz zuckte vor Aufregung.
„Okay, Plan A! Wir brauchen etwas, das richtig stark riecht! So stark, dass es den Stöpsel aus deiner Nase pustet!“
Er flitzte los und kam wenige Augenblicke später mit einer riesigen, leuchtend gelben Blume zurück. Es war eine dieser Blumen, die so intensiv dufteten, dass selbst die Bienen einen kleinen Bogen darum machten.
„Hier! Riech mal!“, befahl Fips und hielt Barnaby die Blume direkt unter die Nase.
Barnaby holte tief Luft, so tief er konnte.
Nichts.
Nur dieses blöde Kribbeln.
„Haaaaa… Haaaaaa… Hatschi-Hatschi-HATSCHIIII!“
Diesmal war das Niesen so gewaltig, dass die Blüte alle ihre gelben Blätter verlor und Fips rückwärts in einen Laubhaufen purzelte.
„Hoppla!“, rief Fips, als er sich wieder aufrappelte. „Okay, Plan A war wohl… ähm… zu blumig. Wir brauchen etwas anderes.“
Sie überlegten. Barnaby setzte sich schwerfällig auf einen Stein und schniefte.
„Vielleicht weiß Professor Uhu Rat?“, schlug Barnaby vor. Professor Uhu war die weiseste Eule im ganzen Wald, auch wenn seine Ratschläge manchmal etwas… seltsam waren.
Sie machten sich auf den Weg zur alten Eiche, wo Professor Uhu in seiner Baumhöhle wohnte. Er blinzelte ihnen schläfrig entgegen, als sie ankamen.
„Guten Morgen, Professor!“, rief Fips.
„Ah, Fips. Barnaby. Was führt euch so früh zu mir?“, fragte der Uhu mit seiner tiefen, brummigen Stimme.
Barnaby erklärte sein Dilemma mit dem verstopften Rüssel-Riecher.
Professor Uhu hörte aufmerksam zu, nickte langsam und putzte seine Brille an einem Federflügel.
„Ein verstopfter Riechkolben, soso“, murmelte er. „Ein klassisches Phänomen. Habt ihr schon versucht, rückwärts von zehn zu schnuppern?“
Barnaby und Fips sahen sich verwirrt an.
„Oder“, fuhr der Uhu fort und zwinkerte geheimnisvoll, „man könnte versuchen, den Duft von frisch gefallenem Mondlicht einzufangen. Sehr subtil, aber äußerst wirksam bei nasalen Blockaden.“
Barnaby seufzte. Mondlicht riechen? Wie sollte das denn gehen?
„Danke, Professor“, sagte Fips höflich. „Wir werden… darüber nachdenken.“
Sie verabschiedeten sich und trotteten weiter. Barnaby wurde immer mutloser.
Plötzlich hörten sie ein mürrisches Grunzen aus einem Laubhaufen. Herr Borstel, der Igel, rollte sich langsam aus.
„Was ist denn hier für ein Gejammer?“, brummte er und schüttelte sich ein paar Blätter aus den Stacheln.
„Herr Borstel, Barnaby hat Schnupfen!“, erklärte Fips. „Seine Nase ist verstopft.“
Herr Borstel schnaubte verächtlich. „Schnupfen? Papperlapapp! Weicheier! In meiner Jugend haben wir uns bei sowas einfach die Nase an einem rauen Fichtenzapfen gerieben! Das macht die Röhre frei!“
Barnaby zuckte zusammen. Seine arme, rote Nase an einem Fichtenzapfen reiben? Das klang schmerzhaft.
„Ähm, danke für den Tipp, Herr Borstel“, sagte Barnaby schnell. „Aber ich glaube, das ist nichts für mich.“
Sie gingen weiter. Barnaby fühlte sich elend. Er wollte einfach nur wieder riechen können.
Fips blieb plötzlich stehen. „Warte mal! Oma Eichhorn hat immer gesagt, wenn man Schnupfen hat, hilft warmer Beerensaft und ganz viel Ruhe!“
Barnabys Ohren zuckten. Das klang viel besser als Fichtenzapfen oder Mondlicht.
„Warmer Beerensaft?“, fragte er hoffnungsvoll.
„Ja! Komm mit!“, rief Fips und flitzte voraus zu einem Busch voller saftiger, roter Waldbeeren.
Gemeinsam sammelten sie die Beeren. Fips kletterte geschickt auf die höchsten Zweige, während Barnaby die unteren pflückte. Sie trugen ihre Ernte vorsichtig zu Barnabys Höhle.
Fips fand eine große, leere Nussschale, zerdrückte die Beeren darin und wärmte den Saft vorsichtig mit Steinen, die in der Morgensonne gelegen hatten.
Er wickelte Barnaby in weiche Moosdecken und reichte ihm die warme Nussschale.
„Hier, trink das. Und dann ruhst du dich aus“, sagte Fips fürsorglich.
Barnaby nahm einen Schluck. Der Saft war süß und warm und tat seinem kratzigen Hals gut. Er konnte ihn zwar immer noch nicht richtig riechen, aber allein die Wärme und die Freundlichkeit von Fips ließen ihn sich schon ein kleines bisschen besser fühlen.
Er kuschelte sich tiefer ins Moos. Seine Augen wurden schwer.
„Danke, Fips“, murmelte er schläfrig. „Du bist der beste Freund.“
Fips lächelte und setzte sich neben den Eingang, um Wache zu halten, während Barnaby einschlief.
Als Barnaby am nächsten Morgen aufwachte, war das erste, was er bemerkte, ein Geruch.
Ein wunderbarer, vertrauter Geruch!
Es war der Geruch von feuchter Erde, von Moos… und von Fips, der neben ihm schlief und leicht nach Nüssen duftete.
Barnaby schnupperte tief ein. Sein Rüssel-Riecher war nicht mehr komplett verstopft! Ein bisschen vielleicht noch, aber er funktionierte wieder!
Er stupste Fips sanft an.
„Fips! Fips, wach auf! Ich kann wieder riechen!“, flüsterte er aufgeregt.
Fips blinzelte verschlafen. „Wirklich?“, fragte er gähnend.
„Ja! Dein Beerensaft hat geholfen! Und die Ruhe! Und du!“, rief Barnaby glücklich und umarmte seinen Freund.
Fips strahlte. „Siehst du! Oma Eichhorns Rezept ist das Beste!“
An diesem Morgen schmeckte das Frühstück aus Nüssen und ein paar übrig gebliebenen Beeren besonders gut. Barnaby wusste jetzt: Auch wenn der Rüssel-Riecher mal eine Pause braucht, mit einem guten Freund an der Seite wird alles wieder gut.