Clara Clowns Nase sucht den Weg ins Traumzirkuszelt

Clara Clowns Nase sucht den Weg ins Traumzirkuszelt

Clara, eine vergessliche Clownsnase, sucht nachts den Weg zurück zu ihrem Clown Fips ins Traumzirkuszelt. Ein lustiges Abenteuer beginnt.

Es war einmal eine kleine, knallrote Clownsnase namens Clara.

Clara war nicht irgendeine Nase. Oh nein!

Sie gehörte Fips, dem lustigsten Clown der ganzen Stadt, zumindest fand Clara das.

Tagsüber saß sie stolz mitten in Fips‘ Gesicht und erlebte die tollsten Abenteuer.

Sie kitzelte Kinderbäuche mit Lachen und wackelte fröhlich, wenn Fips einen Purzelbaum schlug.

Aber nachts, wenn Fips schlief, passierte manchmal etwas Merkwürdiges.

So wie heute.

Fips lag schnarchend in seinem Bett, träumte wahrscheinlich von Zuckerwatte-Wolken und lila Elefanten, die Trompete spielten.

Clara saß wie immer auf dem Nachttisch, direkt neben einem Glas Wasser und einem Stapel bunter Bücher.

Plötzlich musste Fips im Schlaf niesen. Ein gewaltiges „Haaaatschiii!“, das die Wände wackeln ließ.

Und – plopp! – wurde Clara von der Druckwelle erfasst und purzelte vom Nachttisch.

Kuller, kuller, bums.

Sie landete weich auf dem flauschigen Teppich.

„Huch?“, murmelte Clara verschlafen und rieb sich die runde Seite.

Es war dunkel im Zimmer. Nur ein schmaler Streifen Mondlicht fiel durchs Fenster und malte silbrige Muster auf den Boden.

„Fips?“, flüsterte Clara. Keine Antwort, nur ein weiteres sanftes Schnarchen.

Clara schaute sich um. Der Nachttisch ragte über ihr auf wie ein riesiger Berg.

„Oh je“, dachte sie. „Wie komme ich denn da wieder hoch? Und überhaupt, wo muss ich hin?“

Normalerweise war sie nachts immer bei Fips. Sie liebte es, seine Träume mitzuerleben.

Besonders, wenn er vom Zirkus träumte.

Dem Traumzirkuszelt!

Da gab es fliegende Popcorn-Maschinen und Seiltänzer, die auf Lakritzschnecken balancierten.

„Ich muss ins Traumzirkuszelt!“, beschloss Clara mutig.

Sie musste Fips finden, oder zumindest den Eingang zu seinem Traum.

Clara hüpfte ein wenig auf und ab, um sich zu orientieren.

Vor ihr erstreckte sich der Teppich wie eine endlose Wüste aus Wollfasern.

In der Ferne ragten die Beine des Bettes auf wie riesige Baumstämme.

Und unter dem Bett… da wohnten die Staubmäuse.

Clara schluckte. Staubmäuse waren groß, grau und kitzelten fürchterlich an der Nase.

„Nur Mut, Clara“, sagte sie sich. „Du bist eine Clownsnase. Du bist für Spaß und Abenteuer gemacht!“

Sie nahm einen kleinen Anlauf und hüpfte los.

Boing! Boing! Boing!

Es war gar nicht so einfach, auf dem weichen Teppich voranzukommen.

Plötzlich raschelte es neben ihr.

Ein riesiges, graues Ungetüm mit langen Fühlern tauchte aus dem Halbdunkel auf.

„Halt! Wer wagt es, durch mein Reich zu hüpfen?“, brummte eine flauschige Stimme.

Clara erstarrte. Eine Staubmaus! Und was für eine!

„Ich… ich bin Clara“, piepste sie. „Ich suche den Weg ins Traumzirkuszelt.“

Die Staubmaus, die Willi Wollmaus hieß, blinzelte mit ihren Knopfaugen.

„Traumzirkuszelt? Nie gehört. Hier gibt’s nur Staub und vergessene Socken.“

Willi Wollmaus stupste Clara neugierig an.

„Du bist aber schön rund und rot. Bist du was zum Knabbern?“

„Nein, nein!“, rief Clara erschrocken. „Ich bin eine Nase! Zum Draufsetzen und Lustigsein!“

Sie machte einen kleinen Wackler, so wie sie es tat, wenn Fips einen Witz erzählte.

Willi Wollmaus kicherte staubig. „Lustig? Na gut. Wenn du mir hilfst, diesen Knopf da drüben zu erreichen, zeige ich dir vielleicht den Weg hinter die Bett-Berge.“

Ein glänzender Knopf lag ein Stück entfernt, unerreichbar für Willis kurze Staubarmeen.

Clara überlegte. Helfen klang gut.

Sie nahm Anlauf. Boing!

Mit einem gezielten Sprung stieß sie den Knopf direkt vor Willis Füße.

„Oh, danke!“, freute sich Willi. „Du bist ja eine richtige Sprungfeder!“

Er schob den Knopf in seine Wollhöhle.

„Also gut“, brummte er. „Hüpf einfach immer geradeaus, an den Pantoffel-Ungeheuern vorbei. Hinter den Bett-Bergen beginnt das große Nichts, äh, ich meine, der Holzboden.“

Clara bedankte sich und hüpfte weiter.

Boing! Boing!

Sie passierte zwei riesige, schlafende Pantoffeln, die aussahen wie zottelige Höhlenbewohner.

Sie hielt den Atem an, um sie nicht aufzuwecken.

Endlich erreichte sie die Bettpfosten.

Sie spähte dahinter.

Der glatte Holzboden glänzte im Mondlicht wie ein gefrorener See.

Aber wie weiter? Wo war das Traumzirkuszelt?

Plötzlich hörte sie ein leises, melodisches Summen.

Es klang wie… Zirkusmusik! Ganz weit weg.

Die Musik schien aus der Richtung der Tür zu kommen.

„Dahin!“, dachte Clara und hüpfte auf den kühlen Holzboden.

Klack! Klack! Klack!

Ihre Hüpfer klangen hier viel lauter.

Sie musste aufpassen, niemanden zu wecken.

Auf dem Weg zur Tür kam sie an einem Spielzeugauto vorbei, das auf der Seite lag.

„He du!“, knatterte das Auto. „Kannst du mir auf die Räder helfen? Ich bin gestern umgekippt und komme nicht mehr hoch.“

Clara, immer hilfsbereit, stupste und schob, bis das kleine rote Auto wieder auf seinen vier Rädern stand.

„Danke, Rote Kugel!“, sagte das Auto. „Wenn du mal schnell wohin musst, sag Bescheid!“

„Ich muss zur Tür!“, sagte Clara. „Da kommt Musik her!“

„Zur Tür? Steig ein!“, bot das Auto an. Aber Clara war eine Nase, kein Passagier.

„Danke, ich hüpfe lieber!“, lachte sie und sprang weiter.

Boing! Klack! Boing!

Die Musik wurde lauter. Sie kam eindeutig von hinter der Tür.

Aber die Tür war zu! Ein riesiges, unüberwindbares Holzbrett.

Unten war nur ein winziger Spalt.

Zu klein für eine Clownsnase? Clara versuchte es.

Sie drückte und quetschte sich.

Es kitzelte ein bisschen, als sie sich unter der Tür hindurchschob.

Geschafft!

Sie war im Flur.

Hier war es noch dunkler.

Aber die Musik war jetzt ganz nah.

Sie kam aus dem Zimmer am Ende des Flurs. Dem Zimmer des kleinen Jungen, Leo, der Fips so gerne im Zirkus zusah.

Clara hüpfte zur Tür von Leos Zimmer.

Sie war einen Spaltbreit offen.

Die Zirkusmusik drang klar und fröhlich nach draußen.

Clara spähte hinein.

Im sanften Licht eines Nachtlicht-Sterns sah sie Leo schlafend in seinem Bett.

Und über seinem Kopf… da schwebte es!

Ein schimmerndes, buntes Zelt aus Licht und Nebel.

Das Traumzirkuszelt!

Es drehte sich langsam, und winzige, glitzernde Artisten schwangen an Zuckerstangen-Trapezen.

„Wow!“, hauchte Clara.

Aber wie kam sie da rein? Es schwebte so hoch.

Da fiel ihr Blick auf den Schreibtisch.

Dort stand eine kleine Sprungfeder, die Leo zum Spielen benutzte.

Clara hatte eine Idee!

Boing! Boing! Sie hüpfte auf den Schreibtischstuhl. Boing! Auf den Schreibtisch.

Sie positionierte sich vor der Sprungfeder.

„Jetzt oder nie!“, dachte sie.

Sie nahm all ihren Mut zusammen und sprang auf die Feder.

FIIIIIIUUUUU-BONK!

Die Feder katapultierte sie in hohem Bogen durch die Luft.

Direkt auf das schwebende Zelt zu!

Sie landete weich auf dem nebligen Dach des Traumzirkuszelts und rutschte durch den Eingang hinein.

Drinnen war alles noch viel schöner!

Musik erfüllte die Luft, Lachen und Jubelrufe.

Und mitten in der Manege stand… Fips!

Er jonglierte mit leuchtenden Seifenblasen und trug sein schönstes Clownskostüm.

Aber etwas fehlte.

Sein Gesicht sah so… leer aus.

Clara wusste, was zu tun war.

Sie nahm Anlauf auf dem federnden Zeltboden.

BOING!

Sie sprang direkt auf Fips zu und landete mit einem sanften Plopp genau dort, wo sie hingehörte.

Mitten auf seiner Nase.

Fips im Traum spürte sie sofort.

Er lächelte ein breites Clownslächeln, das bis zu den Ohren reichte.

„Clara! Da bist du ja!“, rief er im Traum. „Gerade rechtzeitig zur großen Parade!“

Die Musik schwoll an, Konfetti aus Mondstrahlen regnete herab, und Clara wackelte glücklich auf Fips‘ Nase.

Sie war wieder zu Hause, im wunderbaren Traumzirkuszelt.

Und draußen, im echten Zimmer, lächelte auch der schlafende Fips ein kleines bisschen.

Clara kuschelte sich auf ihrem Platz zurecht.

Das Abenteuer war toll gewesen, aber hier bei Fips war es doch am allerschönsten.

Sie lauschte der Traummusik, spürte das sanfte Schnarchen von Fips und schloss zufrieden die Augen.

Gute Nacht, kleine Clownsnase. Träum süß vom Zirkus.