Leo und das kitzelnde Mondstrahl-Geheimnis

Leo und das kitzelnde Mondstrahl-Geheimnis

Leo kann nicht schlafen, weil ein frecher Mondstrahl ihn kitzelt! Eine humorvolle Gute-Nacht-Geschichte über Neugier und eine ungewöhnliche Freundschaft.

Leo kuschelte sich tief in seine weiche Bettdecke.

Draußen war es samtig dunkel, nur der runde Mond leuchtete wie eine silberne Laterne am Himmel.

Ein einziger, hauchdünner Mondstrahl hatte einen geheimen Weg durch einen winzigen Spalt im Vorhang gefunden.

Und wo landete er? Genau auf Leos Nasenspitze.

Kitzelig!

Leo rümpfte die Nase, kicherte leise und drehte sich schnell auf die andere Seite.

Puh, endlich Ruhe.

Er schloss die Augen und dachte an Abenteuer: an Piratenschiffe, die über Wolken segelten, und an fliegende Teppiche mit eingebautem Gummibärchen-Spender.

Doch kaum war er auf halbem Weg ins Schlummerland, da… kitzelte es schon wieder!

Diesmal an seinem Ohrläppchen. Ein ganz feines, zartes Kitzeln.

„He!“, murmelte Leo und wedelte mit der Hand in der Luft, als wollte er eine unsichtbare Feder verscheuchen. Aber da war nichts.

Er blinzelte verschlafen.

Der Mondstrahl tanzte jetzt frech auf seinem Kopfkissen, direkt neben seinem Kopf. Er hüpfte auf und ab, als würde er leise lachen.

„Na warte, du kleiner Schelm“, murmelte Leo und zog sich die Decke bis über beide Ohren.

Jetzt war es darunter herrlich dunkel und warm. Absolut mondstrahlsicher.

Aber nach einer Weile wurde die Luft unter der Decke ein bisschen stickig, wie in einer alten Piratenkiste.

Vorsichtig, ganz vorsichtig, schob er die Decke einen winzigen Spaltbreit zur Seite, nur um einen Hauch frischer Nachtluft zu erhaschen.

Und ZACK!

Da war er wieder, der Mondstrahl! Diesmal landete er direkt auf Leos Wange. Und er kitzelte nicht nur, er vibrierte ganz leicht!

Es war kein normales Kitzeln, wie wenn Papa ihn mit seinem Bart stupste. Es fühlte sich… lebendig an. Fast so, als würde ein winziges, glühendes Wesen auf seiner Haut Purzelbäume schlagen.

Leo konnte nicht anders, er musste laut losprusten.

„Du bist ja ein richtig frecher Mondstrahl!“, flüsterte er in die Stille des Zimmers.

Der Lichtfleck auf seiner Wange zitterte daraufhin leicht und schien ein kleines bisschen heller zu leuchten, als würde er sich freuen.

Jetzt war Leos Neugier geweckt. Schlafen konnte er sowieso nicht mehr.

Er setzte sich im Bett auf und rieb sich die Augen.

Gespannt streckte er einen Finger aus, ganz langsam, um den kleinen Lichtpunkt nicht zu erschrecken.

Als sein Finger den Mondstrahl auf der Decke berührte, war er überrascht. Es fühlte sich warm an, viel wärmer als nur Sonnenlicht am Tag. Und es prickelte ein bisschen auf seiner Fingerspitze, wie Brausepulver, das auf der Zunge zergeht.

„Hallo?“, flüsterte Leo.

Der Mondstrahl hüpfte erschrocken von seinem Finger weg und tanzte blitzschnell zur Wand hinüber.

Dort begann er, lustige Formen in die Schatten zu malen, die die Möbel warfen.

Zuerst sah es aus wie ein wackeliger Elefant mit viel zu langen Ohren, der versuchte, Ballett zu tanzen.

Dann verwandelte sich der Schatten blitzschnell in ein Kaninchen, das auf einem Bein hüpfte und dabei mit den Ohren wackelte.

Leo musste wieder lachen, diesmal ganz leise, um niemanden aufzuwecken. Das war ja spannender als jedes Bilderbuch!

Er schwang die Beine aus dem Bett und schlich auf Zehenspitzen zur Wand.

„Kannst du auch einen Drachen machen?“, fragte er den tanzenden Lichtpunkt hoffnungsvoll.

Der Mondstrahl zitterte aufgeregt, wurde für einen Moment gleißend hell und sauste dann an der Wand entlang.

Und tatsächlich! Im Schattenspiel erschien die Umrissform eines kleinen, freundlich aussehenden Drachen. Der Drache hatte keine Stacheln, sondern lustige Kringel auf dem Rücken und pustete kleine Rauchkringel aus purem Licht.

„Wow! Das ist ja unglaublich!“, staunte Leo mit großen Augen.

Der Mondstrahl schien richtig stolz auf sein Kunstwerk zu sein. Er hüpfte vom Drachen weg und landete schwungvoll auf Leos bunter Spielzeugkiste.

Er leuchtete kurz und intensiv auf den alten Teddybär mit dem einen Knopfauge, dann auf den hohen Turm aus bunten Bauklötzen, dann auf das rote Feuerwehrauto mit der wackeligen Leiter.

Es war, als würde er fragen: „Was sollen wir als Nächstes zum Leben erwecken? Komm, lass uns spielen!“

Leo grinste breit. Eine geheime Spielstunde mitten in der Nacht mit einem magischen Mondstrahl? Das war die beste Idee seit Erfindung der Gummibärchen!

Er griff nach seinem treuen Teddy, Herrn Brummel.

Der Mondstrahl leuchtete Herrn Brummel direkt ins Gesicht, und im Schattenspiel an der Wand sah es für einen Moment so aus, als würde der Teddy ihm verschwörerisch zwinkern.

Leo kicherte. „Herr Brummel sagt auch Hallo! Er findet dich lustig.“

Der Mondstrahl tanzte weiter, diesmal zum Bücherregal.

Er blieb auf einem dicken Buch über Dinosaurier stehen und leuchtete auf das Bild eines mächtigen Tyrannosaurus Rex.

„Magst du Dinos?“, fragte Leo neugierig.

Der Strahl wurde ganz ruhig und schien das furchteinflößende Bild des T-Rex eine Weile zu betrachten. Dann zuckte er kurz, als hätte er sich erschrocken, und hüpfte schnell weiter zu einem Buch über Sterne und Planeten.

„Ah, verstehe“, sagte Leo leise. „Du kommst ja auch von ganz weit oben, nicht wahr? Vom Mond!“

Der kleine Lichtpunkt an der Wand zitterte zustimmend und wurde wieder ganz sanft.

Leo setzte sich auf den weichen Teppichboden und beobachtete den tanzenden, leuchtenden Fleck.

„Warum kitzelst du mich eigentlich immer so?“, fragte er nach einer Weile.

Der Mondstrahl antwortete nicht mit Worten, wie auch?

Stattdessen flog er langsam zurück zu Leos Bett und legte sich ganz sanft auf sein Kopfkissen, genau auf die Kuhle, wo Leos Kopf normalerweise lag.

Er leuchtete ganz weich und warm, ohne zu kitzeln.

Und da verstand Leo plötzlich.

Der Mondstrahl war vielleicht ein bisschen einsam auf seiner langen, langen Reise vom kalten Mond bis hinunter zur Erde, durch die dunkle Nacht.

Und er wollte nicht ärgern, er wollte nur spielen und „Hallo“ sagen, bevor Leo endgültig ins Land der Träume reiste.

Er war gar nicht frech, nur… verspielt und vielleicht ein kleines bisschen allein.

Leo ging leise zurück zu seinem Bett und legte sich vorsichtig hin, ganz behutsam, um den Mondstrahl nicht zu verscheuchen.

Der Lichtfleck wanderte von seinem Kissen auf seine Hand, die neben dem Kopf auf der Decke lag.

Es fühlte sich an, als würde sich ein winziges, warmes Kätzchen dort zusammenrollen und schnurren.

„Ist schon gut“, flüsterte Leo beruhigend. „Ich bin ja noch wach. Du bist nicht allein.“

Der Mondstrahl leuchtete ein letztes Mal kurz und hell auf, wie ein kleines, stummes Dankeschön.

Dann wurde sein Licht langsam schwächer, sanfter, fast durchsichtig.

Er kitzelte nicht mehr. Er ruhte nur noch auf Leos Hand, warm und friedlich.

Leo schaute zu den Schatten an der Wand. Sie waren jetzt wieder ganz normale, ruhige Schatten. Kein tanzender Elefant mehr, kein hüpfendes Kaninchen, kein zwinkernder Teddy.

Aber das war okay so.

Das kleine, geheime Abenteuer mit dem kitzelnden Mondstrahl war wunderschön gewesen.

Er spürte, wie seine Augenlider schwer wurden, schwer wie mit Honig bestrichen.

Die sanfte Wärme auf seiner Hand war unglaublich beruhigend, wie eine warme Umarmung.

„Gute Nacht, kleiner Mondstrahl“, murmelte Leo schon ganz schläfrig. „Danke fürs Spielen und fürs Kitzeln.“

Der Lichtfleck pulsierte noch einmal ganz, ganz sanft, kaum sichtbar.

Dann schlief Leo tief und fest ein.

Er träumte von einer fantastischen Reise zum Mond. Er schwebte durchs All, Hand in Hand mit einem funkelnden, kitzeligen Lichtstrahl.

Sie tanzten Walzer zwischen den Sternen, malten mit leuchtenden Fingern lustige Bilder in den Sternenstaub und winkten dem freundlichen Mann im Mond zu, der ihnen Kekse anbot.

Als Leo am nächsten Morgen von den ersten Sonnenstrahlen geweckt wurde, war der Mondstrahl natürlich verschwunden.

Die Sonne schien fröhlich durchs Fenster und malte goldene Muster auf den Teppich.

Aber auf seiner Hand, genau dort, wo der Mondstrahl die ganze Nacht gelegen hatte, war es noch ein winziges bisschen warm.

Und Leo wusste mit einem Kribbeln im Bauch: Das war kein gewöhnlicher Traum gewesen.

Er lächelte bis über beide Ohren. Vielleicht würde der kitzelige Mondstrahl ihn ja heute Nacht wieder besuchen kommen.

Er konnte es kaum erwarten.

Aber jetzt war erstmal Zeit zum Aufstehen, Zähneputzen und Frühstücken.

Er sprang voller Energie aus dem Bett, bereit für einen neuen Tag voller Abenteuer auf der Erde.

Doch bevor er aus dem Zimmer ging, schaute er noch einmal zum Fenster, dorthin, wo der Mond in der Nacht immer stand.

Er hatte jetzt ein kleines, funkelndes Geheimnis. Ein Geheimnis zwischen ihm und einem verspielten Lichtstrahl aus einer fernen, leuchtenden Welt.

Das war doch ein wunderbarer Start in den Tag!

Er summte eine fröhliche Melodie, während er sich anzog und überlegte.

Vielleicht konnte er ja heute Nachmittag im Garten versuchen, selbst Schattenfiguren an die Hauswand zu zaubern.

Einen wackeligen Elefanten? Einen freundlichen Drachen?

Oder vielleicht sogar einen kleinen, kitzeligen Mondstrahl aus Sonnenlicht?

Er musste grinsen bei dem Gedanken. Die Nacht war manchmal viel aufregender und magischer, als man dachte.

Besonders, wenn man das Glück hatte, von einem Mondstrahl gekitzelt zu werden.

Er freute sich schon auf heute Abend, auf sein Bett, auf die Dunkelheit.

Wer weiß, welche Geheimnisse und welche kitzeligen Freunde die nächste Nacht für ihn bereithielt.

Vielleicht würde ja auch mal ein neugieriger Stern vorbeischauen?

Oder eine Schäfchenwolke würde lustige Gesichter ans Fenster malen?

Leo war bereit. Bereit für die leisen Wunder der Nacht.

Und bereit für einen tiefen, festen Schlaf – aber erst nach dem nächsten Besuch seines kitzeligen, leuchtenden Freundes.