
Ein sprechender Pyjama erlebt nachts im Kinderzimmer lustige Abenteuer, als seine linke und rechte Seite unterschiedliche Pläne haben. Einschlafspaß!
Ein sprechender Pyjama erlebt nachts im Kinderzimmer lustige Abenteuer, als seine linke und rechte Seite unterschiedliche Pläne haben. Einschlafspaß!
Leo kuschelte sich tief in sein Bett. Draußen war es dunkel, nur der Mond schickte einen schmalen Streifen Licht durch das Fenster.
Leo trug seinen Lieblingspyjama. Er war blau und weiß gestreift, weich und gemütlich.
Aber dieser Pyjama war nicht irgendein Pyjama.
Oh nein.
Dieser Pyjama hatte ein Geheimnis.
Seine linke Seite und seine rechte Seite konnten denken! Und sprechen! Aber nur ganz leise, so leise, dass nur sie sich gegenseitig hören konnten.
Die linke Seite hieß „Links“. Links war ein bisschen vorsichtig, mochte es ordentlich und schlief am liebsten auf der linken Seite.
Die rechte Seite hieß „Rechts“. Rechts war neugierig, abenteuerlustig und fand es viel spannender, auf der rechten Seite zu schlafen.
Sobald Leo die Augen schloss und fast eingeschlafen war, fing es an.
„Pssssst“, flüsterte Rechts, die rechte Pyjamaseite. „Leo liegt schon wieder auf links. Das ist langweilig! Rollen wir ihn auf die rechte Seite?“
Links, die linke Pyjamaseite, raschelte leise. „Nein, Rechts! Links ist viel gemütlicher. Hier ist es näher an der Wand, da fühlt man sich sicher.“
„Sicher? Sicher ist doch öde!“, zischte Rechts. „Auf der rechten Seite kann man fast aus dem Bett schauen! Vielleicht sehen wir eine Sternschnuppe!“
Leo murmelte im Halbschlaf und drehte sich unruhig hin und her. Mal lag er links, mal rechts.
„Siehst du?“, triumphierte Rechts. „Er will nach rechts!“
„Unsinn“, brummte Links. „Er hat sich nur gedreht, weil du so zappelst.“
Leo wurde ruhiger und atmete tief. Er schlief fest.
Stille.
„Mir ist laaaaangweilig“, flüsterte Rechts nach einer Weile. „Leo schläft wie ein Stein. Was machen wir jetzt?“
Links gähnte baumwollweich. „Schlafen natürlich. Dafür sind Pyjamas da.“
„Aber die Nacht ist doch viel zu aufregend zum Schlafen!“, protestierte Rechts. „Komm, wir rutschen vom Bett und schauen uns ein bisschen um.“
Links war entsetzt. „Was? Das Bett verlassen? Bist du verrückt? Was ist, wenn Leo aufwacht? Oder wenn wir nicht mehr hochkommen?“
„Ach, Quatsch!“, sagte Rechts mutig. „Wir sind doch ein Pyjama! Zusammen schaffen wir das. Ich will wissen, was da unten auf dem Teppich los ist.“
Rechts begann, sich ganz vorsichtig zur Bettkante zu bewegen. Da Links ja fest mit Rechts verbunden war, musste die linke Seite wohl oder übel mit.
„Na gut“, seufzte Links. „Aber nur ganz kurz. Und wenn irgendetwas gruselig ist, gehen wir sofort zurück!“
„Abgemacht!“, grinste Rechts.
Zentimeter für Zentimeter schoben sie sich über die Matratze. Es fühlte sich an wie eine lange Reise.
Dann erreichten sie den Rand. Unter ihnen lag der weiche Teppich wie ein riesiges, flauschiges Land.
„Jetzt mutig sein!“, flüsterte Rechts und ließ sich über die Kante gleiten.
Links zögerte, aber Rechts zog schon.
Rutsch! Sanft landeten sie auf dem Teppich.
„Wow!“, staunte Rechts. „Von hier unten sieht alles ganz anders aus!“
Der Stuhl in der Ecke warf einen riesigen Schatten. Er sah aus wie ein komisches, langbeiniges Monster.
„H-h-hilfe! Ein Schattenmonster!“, bibberte Links und wollte sich hinter Rechts verstecken, was natürlich nicht ging.
Rechts lachte leise. „Das ist doch nur Leos Stuhl mit seinen Kleidern drauf! Komm weiter!“
Sie schlichen auf ihren nicht vorhandenen Füßen über den Teppich. Die einzelnen Flusen waren wie hohe Grashalme.
„Wir sind im Dschungel!“, rief Rechts begeistert.
„Ich finde es eher unheimlich“, murmelte Links und achtete darauf, auf keine vergessene Legosteine zu treten.
Plötzlich glitzerte etwas unter dem Schreibtisch.
„Ein Schatz!“, flüsterte Rechts und zog Links in Richtung des Glitzerns.
Es war eine kleine, funkelnde Höhle, beleuchtet vom sanften Schein des Nachtlichts, das in der Steckdose steckte.
Und mitten im Licht lag… ein Knopf!
Ein wunderschöner, blauer Knopf, der wohl von Leos Jacke abgefallen war.
„Den müssen wir retten!“, sagte Links sofort. „Leo hat ihn bestimmt gesucht.“
Rechts war einverstanden. „Gute Idee! Aber wie tragen wir ihn?“
Sie versuchten, den Knopf zu schieben, aber er war ziemlich schwer für einen Pyjama.
„Zusammen!“, kommandierte Rechts. Sie stemmten sich mit aller Kraft dagegen.
Langsam, ganz langsam, rollten sie den Knopf aus der „Höhle“ unter dem Schreibtisch hervor.
Sie wollten ihn gerade in Richtung Bett schieben, als sie von oben ein Geräusch hörten.
Leo drehte sich im Schlaf um!
„Schnell! Zurück!“, keuchte Links panisch.
Sie ließen den Knopf liegen und eilten, so schnell ein Pyjama eben eilen kann, zurück zum Bett.
Das Hochklettern war schwieriger als das Runterrutschen.
„Zieh dich hoch!“, rief Rechts.
„Ich kann nicht! Du bist im Weg!“, jammerte Links.
Sie zerrten und schoben, rutschten fast wieder ab, aber schließlich schafften sie es, sich über die Kante zurück auf die Matratze zu wuchten.
Gerade rechtzeitig.
Leo seufzte zufrieden und kuschelte sich tiefer in sie hinein.
Puh!
Links und Rechts waren ganz außer Atem.
„Das war… aufregend“, gab Links zu, obwohl er immer noch ein bisschen zitterte.
„Und lustig!“, ergänzte Rechts. „Aber jetzt bin ich auch müde.“
„Ich auch“, stimmte Links zu. „Weißt du was, Rechts?“
„Was denn?“
„Für heute Nacht ist es mir egal, ob wir links oder rechts liegen. Hauptsache, wir ruhen uns aus.“
Rechts war einverstanden. „Okay. Abenteuer machen müde. Schlafen wir einfach… in der Mitte.“
Und so lagen Links und Rechts, die beiden Seiten von Leos Lieblingspyjama, ganz friedlich zusammengekuschelt unter der Decke.
Sie träumten von mutigen Rutschpartien, Schattenmonstern, die gar keine waren, und glitzernden Knopf-Schätzen.
Leo schlief tief und fest, ohne zu ahnen, welche Abenteuer sein Pyjama erlebte, wenn er die Augen schloss.
Aber vielleicht spürte er am nächsten Morgen, dass sein Pyjama ein kleines bisschen weicher und zufriedener war als sonst.
Und wer weiß? Vielleicht würden Links und Rechts ja bald wieder auf eine kleine Nacht-Expedition gehen.