Der allerkuscheligste Gute-Nacht-Kuss

Der allerkuscheligste Gute-Nacht-Kuss

Der kleine Fips sucht im Wald den allerkuscheligsten Gute-Nacht-Kuss und erlebt lustige Kuss-Abenteuer, bis er den allerbesten Kuss findet.

Fips sucht den allerkuscheligsten Gute-Nacht-Kuss im ganzen Wald. Ob er ihn findet? Fips, das kleine Waldwesen mit dem buschigen Schwanz und den neugierigen Knopfaugen, gähnte herzhaft.

Der Mond blinzelte schon durch die Blätter der alten Eiche, in der Fips sein gemütliches Nest hatte.

Es war Schlafenszeit.

Aber heute Abend war Fips nicht einfach nur müde.

Nein, heute Abend wollte Fips etwas ganz Besonderes.

Er wollte nicht irgendeinen Gute-Nacht-Kuss.

Er wollte den allerschönsten, den allerweichsten, den allerkuscheligsten Gute-Nacht-Kuss auf der ganzen Welt!

Oder zumindest im ganzen Wald.

„Mama? Papa?“, piepste er leise in sein Nest hinein.

Mama und Papa Fips waren schon halb eingeschlafen.

„Mmmh?“, brummte Papa Fips schläfrig.

„Ich will heute den allerkuscheligsten Kuss!“, erklärte Fips feierlich.

Mama Fips öffnete ein Auge. „Aber mein Schatz, unsere Küsse sind doch immer kuschelig.“

„Ja, schon“, meinte Fips nachdenklich, „aber vielleicht gibt es ja noch einen… einen… KUSCHELIGEREN!“

Er setzte sich aufrecht hin, die Ohren gespitzt.

„Ich gehe ihn suchen!“, beschloss er mutig.

Bevor Mama oder Papa protestieren konnten, war Fips schon aus dem Nest gehuscht und kletterte flink den Baumstamm hinunter.

Der Wald war still und geheimnisvoll im Mondlicht.

Wer könnte den kuscheligsten Kuss haben?

Fips überlegte.

Vielleicht Brunhilde, die weise alte Eule? Sie hatte so weiche Federn.

Er tapste zum Ast, auf dem Brunhilde oft saß und über den Wald wachte.

„Frau Eule? Brunhilde?“, flüsterte Fips.

Die Eule drehte langsam ihren Kopf. Ihre großen Augen leuchteten im Dunkeln.

„Schuhu? Was gibt es denn so spät noch, kleiner Fips? Solltest du nicht längst schlafen?“

„Ich suche den allerkuscheligsten Gute-Nacht-Kuss im ganzen Wald!“, erklärte Fips aufgeregt. „Haben Sie vielleicht so einen?“

Brunhilde blinzelte bedächtig.

„Einen kuscheligen Kuss, sagst du? Nun, ich kann dir einen Eulen-Gute-Nacht-Gruß geben.“

Sie beugte sich vor und tippte Fips ganz sanft mit ihren weichen Brustfedern an die Stirn.

Es kitzelte ein bisschen.

„Danke, Frau Eule“, sagte Fips höflich. „Das war sehr… federleicht. Aber ich glaube, nicht ganz der kuscheligste.“

„Schuhu“, machte Brunhilde nur und drehte ihren Kopf wieder zur Seite.

Fips tapste weiter.

Wer noch? Vielleicht Gisbert, der Dachs? Der hatte ein dickes Fell.

Er fand Gisbert vor seinem Bau. Der Dachs schnarchte leise vor sich hin, die Nase in die Erde gesteckt.

„Herr Gisbert? Herr Gisbert?“, stupste Fips ihn vorsichtig an.

Gisbert grummelte und hob verschlafen den Kopf. Seine Nase war voller Erde.

„Waz iz?“, nuschelte er.

„Entschuldigen Sie die Störung“, sagte Fips. „Ich suche den allerkuscheligsten Gute-Nacht-Kuss. Haben Sie vielleicht einen?“

Gisbert rieb sich die Augen. „Kuschelig? Keine Ahnung. Aber ich kann dir einen Dachs-Schlafgruß geben.“

Er schnupperte kräftig und rieb seine feuchte, erdige Nase an Fips‘ Wange.

„Iiiih!“, quietschte Fips und wischte sich schnell die Matschstreifen weg. „Danke, Herr Gisbert. Das war sehr… äh… erdig. Aber nicht ganz das, was ich suche.“

Gisbert zuckte nur mit den Schultern und steckte seine Nase wieder ins Moos, um weiterzudösen.

Fips seufzte. Das war ja schwieriger als gedacht.

Da hörte er ein lautes Grunzen und Rascheln.

Wilma, die Wildschweinmama, trieb gerade ihre gestreiften Frischlinge zusammen.

„Ab ins Bett, ihr Racker!“, grunzte sie.

Fips nahm all seinen Mut zusammen.

„Frau Wilma?“, rief er.

Wilma drehte sich um. „Na, kleiner Fips? Was machst du noch hier draußen?“

„Ich suche den allerkuscheligsten Gute-Nacht-Kuss!“, erklärte Fips zum dritten Mal.

Wilma lachte grunzend. „Kuschelig? Dafür hab ich grad keine Zeit, meine Bande hier… Aber einen schnellen Wildschwein-Schmatz kannste haben!“

Bevor Fips reagieren konnte, drückte Wilma ihm einen kurzen, feuchten Schmatzer mit ihrer Rüsselschnauze auf die Backe.

Patsch!

„So, und jetzt husch, husch nach Hause!“, sagte sie und trieb ihre Frischlinge weiter.

Fips stand etwas verdattert da. Der Schmatzer war… nass. Und sehr schnell vorbei.

„Auch nicht ganz richtig“, murmelte er.

Er trottete weiter durch den Wald und wurde langsam müde.

Plötzlich huschte etwas Rotes an ihm vorbei.

Ferdinand der Fuchs!

„Na, Fips? Spät unterwegs?“, grinste Ferdinand listig.

„Hallo Ferdinand“, sagte Fips matt. „Ich suche… ach, egal.“

„Was suchst du denn? Vielleicht kann ich helfen?“, fragte der Fuchs und seine Augen blitzten.

„Den allerkuscheligsten Gute-Nacht-Kuss“, seufzte Fips.

Ferdinand überlegte kurz, dann grinste er breiter.

„Den kuscheligsten? Hm… Ich kenne einen sehr lustigen Kuss! Pass auf!“

Ferdinand beugte sich vor und kitzelte Fips blitzschnell mit seinen langen Schnurrhaaren unter dem Kinn.

Fips konnte nicht anders, er musste loskichern.

„Hihihi! Das kitzelt ja!“, lachte er.

„Siehst du?“, sagte Ferdinand zufrieden. „Ein Kitzel-Kuss!“

„Der war sehr lustig, Ferdinand, danke!“, sagte Fips, als er sich beruhigt hatte. „Aber kuschelig… war er nicht wirklich.“

Ferdinand zuckte mit den Schultern und schlich davon.

Fips setzte sich auf einen Moosstein. Er war enttäuscht.

Federleichte Küsse, erdige Küsse, nasse Schmatzer, kitzelige Küsse… aber keiner war so richtig wohlig-warm und superkuschelig.

Gab es den allerkuscheligsten Kuss vielleicht gar nicht?

Müde und ein bisschen traurig machte sich Fips auf den Heimweg zu seiner Eiche.

Er kletterte langsam den Stamm hinauf, Ast für Ast.

Als er endlich oben an seinem Nest ankam, warteten Mama und Papa Fips schon auf ihn.

„Da bist du ja wieder, unser kleiner Abenteurer“, sagte Mama Fips sanft und zog ihn ins weiche Nest.

„Hast du ihn gefunden? Deinen allerkuscheligsten Kuss?“, fragte Papa Fips.

Fips schüttelte den Kopf und kuschelte sich tief ins Moos. „Nein. Die Eule war zu federig, der Dachs zu matschig, das Wildschwein zu nass und der Fuchs zu kitzelig.“

Mama Fips lächelte.

„Vielleicht ist der kuscheligste Kuss ja gar kein besonderer Trick“, sagte sie leise.

Sie beugte sich zu Fips hinunter, drückte ihn ganz fest und liebevoll an sich und gab ihm einen langen, warmen Kuss auf seine kleine Stirn.

Es war kein kitzeliger Kuss, kein nasser Kuss, kein erdiger Kuss.

Er war einfach nur… warm. Und weich. Und voller Liebe.

Papa Fips kam dazu, umarmte die beiden und gab Fips auch einen dicken, brummigen, aber unendlich liebevollen Kuss auf die Wange.

Fips schloss die Augen und seufzte tief und zufrieden.

Ein wohliges Gefühl breitete sich in seinem ganzen Körper aus, vom Schwanz bis zu den Ohrenspitzen.

Das war er.

Ganz bestimmt.

Der allerkuscheligste, allerwärmste, allerliebste Gute-Nacht-Kuss im ganzen, ganzen Wald.

„Mmmh“, murmelte Fips glücklich.

Er kuschelte sich ganz eng zwischen Mama und Papa.

„Gefunden“, flüsterte er noch, bevor er mit einem Lächeln auf den Lippen einschlief, sicher und geborgen im allerbesten Nest mit den allerbesten Küssen der Welt.