Der müde Bauklotz baut ein Wolkenhaus

Der müde Bauklotz baut ein Wolkenhaus

Ein müder Bauklotz kann nicht schlafen und baut sich kurzerhand ein Haus aus Wolken am Nachthimmel. Ein witziges Abenteuer zum Einschlafen.

Klotzi war ein kleiner, bunter Holzbauklotz und er war müde. So richtig hundemüde.

Seine Bauklotz-Arme fühlten sich schwer an, seine aufgemalten Augen wollten kaum offen bleiben.

Aber konnte Klotzi schlafen? Nein!

Er lag in der großen Spielzeugkiste, mitten zwischen seinen Freunden.

Der Teddy brummte leise im Schlaf.

Die Rennautos schnarchten mit winzigen Motorgeräuschen.

Sogar die Gummiente quakte nur noch im Traum.

Nur Klotzi war wach. Putzmunter und ein bisschen grummelig.

Das ist doch zum Verrücktwerden!“, murmelte er leise vor sich hin.

Er drehte sich von seiner roten Seite auf die blaue. Nichts.

Er drehte sich von der blauen auf die gelbe. Immer noch nichts.

Seine Ecken fühlten sich ganz kantig und ungemütlich an.

Plötzlich hatte Klotzi eine Idee. Eine ganz verrückte, bauklotzige Idee.

„Wenn ich nicht schlafen kann, dann baue ich eben etwas! Etwas so Großes und Tolles, dass ich davon bestimmt müde werde!

Er grinste verschmitzt in die Dunkelheit der Spielzeugkiste.

Ich baue ein Haus! Aber nicht irgendein Haus. Ein Haus aus Wolken!

Das klang aufregend! Ein Wolkenhaus! Weich und flauschig und ganz weit oben.

Klotzi rappelte sich auf. Vorsichtig, um niemanden zu wecken, kletterte er über schlafende Puppen und dösendes Spielzeuggemüse.

Er erreichte den Rand der Kiste und spähte hinaus ins Kinderzimmer.

Alles war still. Nur der Mond schien durch das große Fenster und malte silbrige Muster auf den Teppich.

Und da oben, hinter dem Fensterglas, schwebten sie: die Wolken.

Große, weiße, bauschige Wolken.

„Okay, Klotzi“, flüsterte er sich selbst zu, „wie kommt ein kleiner Bauklotz zu den Wolken?

Er versuchte, ein paar andere Bauklötze aufeinander zu stapeln, um höher zu kommen.

Aber die unteren Klötze waren schläfrig und wackelten.

\Rums!\ Fast wäre er heruntergepurzelt.

„Na toll“, brummte Klotzi. „Plan B.

Sein Blick fiel auf einen dünnen Faden, der von einem Luftballon herunterhing und am Bettpfosten festgebunden war.

Perfekt! Ein Kletterseil!

Mit viel Mühe und Gezappel klammerte sich Klotzi an den Faden und zog sich hoch.

Puh, das war anstrengender als gedacht für einen kleinen Bauklotz!

Endlich erreichte er die Fensterbank. Von hier aus sahen die Wolken noch viel größer aus.

Aber wie sollte er sie erreichen? Sie schwebten so weit weg.

Plötzlich stupste ihn etwas Weiches, Kaltes an.

Klotzi zuckte zusammen.

Neben ihm schwebte eine kleine, besonders flauschige Wolke direkt vor dem Fenster.

Sie hatte freundliche Augen und summte eine lustige Melodie, die klang wie Pusteblumen im Wind.

„Hallo!“, sagte die Wolke fröhlich. „Ich bin Wolken-Willi. Und wer bist du, kleiner bunter Kasten?“

Klotzi staunte. Eine sprechende Wolke!

„Ich bin Klotzi. Ein Bauklotz. Ich kann nicht schlafen und will mir ein Wolkenhaus bauen, um müde zu werden.

Wolken-Willi kicherte, dass er wackelte. „Ein Wolkenhaus? Das ist ja eine luftige Idee! Aber Wolken sind ein bisschen… nun ja… wabbelig zum Bauen, weißt du?

„Ich weiß“, seufzte Klotzi. „Aber ich muss es versuchen.“

Willi überlegte kurz, dann strahlte er. „Na, steig auf! Ich zeig dir mal die Gegend hier oben. Vielleicht finden wir ja Baumaterial.

Klotzi zögerte nicht lange und krabbelte auf die weiche Wolke. Es fühlte sich an wie die flauschigste Zuckerwatte der Welt.

Sanft schwebten sie nach oben, höher und höher.

Klotzi wurde ein ganz klein wenig schwindelig, aber es war auch aufregend.

Sie schwebten an einem winzigen, funkelnden Stern vorbei, der leise kicherte.

„Das ist Sternen-Funkel“, erklärte Willi. „Immer für einen Spaß zu haben.“

Sternen-Funkel zwinkerte Klotzi zu und pustete ihm einen Hauch Glitzerstaub auf die rote Seite.

Bald erreichten sie eine riesige Wolkenbank. Überall schwebten Wolken in allen Formen und Größen.

Manche sahen aus wie Schafe, andere wie Drachen, wieder andere wie riesige Wattebäusche.

„So, Klotzi“, sagte Willi. „Hier ist der Wolken-Baumarkt. Bedien dich!“

Begeistert versuchte Klotzi, zwei kleinere Wolken aufeinander zu legen, so wie er es mit seinen Holzklotz-Brüdern machte.

Aber die Wolken rutschten einfach auseinander oder verschmolzen zu einer einzigen, unförmigen Wolke.

Och nö!“, rief Klotzi frustriert. „Das funktioniert ja gar nicht! Bauen mit Wolken ist viel schwieriger als Bauen mit Holz!

Er versuchte es wieder und wieder, aber die Wolken wollten einfach nicht halten.

Da ertönte eine tiefe, schläfrige Stimme vom Himmel.

„Kleiner Klotz…“ Gäääähn. „…Wolken sind nicht zum Stapeln da. Wolken sind zum Träumen da.

Klotzi und Willi blickten nach oben. Der große, runde Mond, Mond-Manni, blinzelte ihnen verschlafen zu.

Du brauchst Wolkenkleber!“, murmelte Mond-Manni.

„Wolkenkleber?“, fragte Klotzi erstaunt.

Wolken-Willi nickte eifrig. „Na klar! Mondschein-Marmelade! Die beste gibt’s bei Sternen-Funkel!“

Sie schwebten schnell zurück zu dem kichernden Stern.

Sternen-Funkel kicherte noch mehr und reichte Klotzi ein winziges Töpfchen, das silbrig schimmerte.

„Hier, ein bisschen Mondschein-Marmelade. Aber nicht alles aufessen, die macht müde!“, kicherte Funkel.

Die Marmelade duftete wunderbar nach Vanille und warmem Kakao.

Klotzi nahm vorsichtig einen winzigen Klecks auf seine Ecke und tupfte ihn auf eine Wolke.

Dann drückte er eine zweite Wolke dagegen.

Und siehe da! Sie hielten zusammen!

Juhu! Es klappt!“, jubelte Klotzi.

Mit neuem Eifer und der Hilfe von Wolken-Willi begann Klotzi zu bauen.

Er klebte Wolkenwände aneinander, formte ein wolkiges Dach und sogar eine kleine, weiche Wolkentür.

Das Haus sah ein bisschen schief und sehr wackelig aus, aber es war gemütlich.

Er baute ein kleines Zimmer nur für sich. Alles darin war unglaublich weich und flauschig.

Klotzi schaute aus seinem Wolkenfenster nach unten. Die Spielzeugkiste und das Kinderzimmer sahen von hier oben winzig klein aus.

Da musste er plötzlich gähnen. Ein riesiges, bauklotz-tiefes Gähnen.

Das Bauen hatte ihn tatsächlich geschafft!

Ich bin müde“, murmelte er glücklich.

Wolken-Willi lächelte. „Siehst du? Hab ich doch gesagt.“

Ganz sanft ließ Wolken-Willi das fertige Wolkenzimmer nach unten schweben.

Er verankerte es auf einer etwas festeren Wolkenplattform direkt neben Klotzis Fensterbank.

„Vielen Dank, Willi! Danke, Funkel! Danke, Manni!“, rief Klotzi seinen neuen Freunden zu.

Er kletterte in sein weiches Wolkenzimmer. Es war das bequemste Bett, das er je hatte.

Kaum hatte er sich hingelegt, fielen ihm die Augen zu.

Er schlief sofort ein und träumte von schwebenden Häusern, kichernden Sternen und dem Duft von Vanille.

Als am nächsten Morgen die Sonne ins Kinderzimmer schien, wachte Klotzi in der Spielzeugkiste auf.

Er fühlte sich wunderbar ausgeruht.

Seine Freunde, die anderen Spielzeuge, schauten ihn verwundert an.

Du hast ja Glitzer auf deiner roten Seite, Klotzi!“, sagte der Teddy.

Und du riechst ein bisschen nach Vanille“, quakte die Ente.

Klotzi lächelte nur verschlafen und kuschelte sich tiefer zwischen seine Freunde.

Sein kleines Wolkenabenteuer blieb sein Geheimnis. Aber er wusste jetzt: Manchmal muss man eben ein Haus aus Wolken bauen, um richtig gut schlafen zu können.