Der müde Müllwagen Mats räumt die Sterne auf

Der müde Müllwagen Mats räumt die Sterne auf

Der brummige Müllwagen Mats hat einen geheimen Job: Nachts sammelt er heruntergefallene Sterne ein. Ein funkelndes Abenteuer zum Einschlafen.

Mats, der Müllwagen, gähnte so laut, dass seine Scheinwerfer ein bisschen wackelten.

„Brumm, brumm, ächz“, machte er. Es war spät. Sehr spät.

Die meisten Autos schliefen schon längst in ihren Garagen, und die Menschen kuschelten sich in ihre Betten.

Aber Mats hatte Arbeit. Seine große, runde Kehrbürste drehte sich langsam.

„Immer dieser Staub“, brummte er leise vor sich hin. „Und Blätter. Und manchmal eine vergessene Socke.“

Er rollte langsam durch die Gasse hinter der Bäckerei. Es roch noch ein bisschen nach Brot.

Normalerweise sammelte Mats Mülltonnen ein. Er hob sie mit seinem starken Greifarm hoch, kippte den Inhalt in seinen großen Bauch und stellte sie leise wieder ab.

Leise? Na ja, Mats versuchte es zumindest.

Aber heute Nacht war etwas anders.

Als er gerade die Tonne vom Spielzeugladen anheben wollte, blinkte sein kleines Radio neben dem Lenkrad auf.

Nicht rot. Nicht grün. Es blinkte silbern und machte ein leises „Klingelingeling!“

Mats blinzelte. „Sonderauftrag? Um diese Zeit?“

Eine sanfte Stimme flüsterte aus dem Radio, wie Wind in den Blättern: „Mats, alter Brummbär, wir brauchen dich. Sternenputz ist angesagt!“

Mats seufzte. „Och nöö, nicht schon wieder der Glitzerkram.“

Er mochte seinen Job. Wirklich. Aber Sterne aufräumen war… kitzelig.

Und sie blieben überall hängen!

„Na gut, na gut“, brummte er und ließ die Mülltonne stehen. „Wo fängt’s denn an zu funkeln?“

Das Radio kicherte leise. „Schau mal hoch, Mats. Richtung alter Eiche im Park.“

Mats rollte los. Seine Reifen machten ein leises Summen auf dem Asphalt.

Im Park war es dunkel und still. Nur eine alte Eule, Frau Huhu, saß auf einem Ast und polierte ihre Brille.

„Guten Abend, Frau Huhu“, ratterte Mats.

„Einen funkelnden Abend, Mats“, huhute sie zurück. „Wieder auf Sternenjagd?“

„Leider ja“, grummelte Mats und blickte nach oben.

Tatsächlich! Ganz oben in den Ästen der alten Eiche zappelte ein kleiner, silberner Stern.

Er war wohl beim Spielen heruntergepurzelt und hatte sich in den Blättern verfangen.

„Na komm her, du kleiner Flimmerling“, sagte Mats und fuhr vorsichtig seinen Greifarm aus.

Ganz sanft packte er den Stern.

„Huch!“, machte der Stern und kicherte. „Das kitzelt!“

Mats zog den Arm zurück und ließ den Stern vorsichtig in eine spezielle, weich gepolsterte Klappe an seiner Seite gleiten.

Diese Klappe führte nicht in seinen großen Müllbauch, sondern in ein kleines Fach, das mit Mondstaub ausgelegt war.

„So, erster erledigt“, murmelte Mats. „Wo ist der Nächste?“

„Hinter der Rutsche!“, rief Frau Huhu und zeigte mit dem Flügel.

Mats rollte zum Spielplatz. Und da lag er: Ein kleiner, goldener Stern kullerte unter der Rutsche hin und her, als würde er Verstecken spielen.

„Ich seh dich!“, brummte Mats.

Dieser Stern war schwieriger. Er war ganz aufgeregt und hüpfte immer wieder weg.

„Bleib doch mal ruhig, du Zappelstern!“, schimpfte Mats, aber er musste ein bisschen schmunzeln.

Er setzte seine große Kehrbürste ganz sanft ein und fegte den Stern vorsichtig in eine kleine Schaufel an seinem Greifarm.

„Fiep!“, machte der Stern und ließ sich dann brav ins Mondstaubfach legen.

Weiter ging die Fahrt. Mats sammelte einen müden Stern auf, der auf einer Parkbank eingeschlafen war.

Er fand einen neugierigen Stern, der versuchte, durch ein Schlüsselloch zu gucken.

Und er rettete einen winzigen Sternenschnuppen-Splitter, der sich in einem Spinnennetz verfangen hatte.

„Ganz schön was los heute Nacht am Himmel“, dachte Mats.

Plötzlich hörte er ein leises Weinen.

Es kam von der alten Brücke über dem kleinen Bach.

Mats rollte näher. Da saß ein blauer Stern am Brückengeländer und schluchzte leise vor sich hin.

Seine Zacken hingen ganz schlaff herunter.

„Was ist denn mit dir los, Kleiner?“, fragte Mats sanft.

„Ich… ich hab mein Glitzern verloren“, schluchzte der Stern. „Ich bin beim Purzelbaum machen gegen den Mond geprallt, und jetzt funkel ich nicht mehr richtig.“

Mats schaute genauer hin. Der Stern sah wirklich ein bisschen matt aus.

„Keine Sorge“, brummte Mats beruhigend. „Dafür sind wir ja da.“

Er hob den traurigen Stern vorsichtig auf.

„Wir bringen dich zur Sternenpolitur. Da wirst du wieder blitzeblank.“

Der kleine blaue Stern hörte auf zu weinen. „Wirklich?“

„Ehren-Müllwagen-Wort“, sagte Mats.

Er legte den blauen Stern zu den anderen ins Fach. Sie fingen sofort an, ihm leise Trost zuflüstern.

Mats schaute zum Himmel. Es dämmerte schon ein wenig am Horizont.

„Zeit, die Lieferung zu machen“, murmelte er.

Er fuhr nicht zum städtischen Müllplatz. Oh nein.

Er bog in eine kleine, unscheinbare Straße ein, die direkt auf einen hohen Hügel führte.

Je höher er kam, desto heller schien der Mond.

Oben auf dem Hügel stand eine alte Windmühle, deren Flügel sich lautlos im Nachtwind drehten.

Neben der Mühle war eine große, silbern schimmernde Plattform.

Mats fuhr darauf und öffnete sein spezielles Sternenfach.

Sofort kamen kleine, flinke Mondstrahlen angehuscht.

Sie sahen aus wie kleine Lichtwesen mit flinken Fingern.

Sie halfen den Sternen vorsichtig heraus.

Den kleinen blauen Stern nahmen sie besonders behutsam und trugen ihn zur Mühle.

„Dort wird er poliert“, flüsterte ein Mondstrahl Mats zu.

Die anderen Sterne wurden sanft angestupst und schwebten langsam wieder hoch in den Himmel, an ihre richtigen Plätze.

Mats sah ihnen nach. Ein zufriedenes Brummen kam aus seinem Motor.

Auch wenn er manchmal grummelte – es war schon ein schöner Job. Er half dabei, die Nacht zum Leuchten zu bringen.

Die Mondstrahlen winkten ihm zum Abschied.

„Danke, Mats! Bis zum nächsten Mal!“

Mats machte ein tiefes „Brumm-Brumm“ zum Gruß und rollte langsam den Hügel wieder hinunter.

Die Sonne blinzelte schon über den Dächern der Stadt.

Seine Schicht war vorbei.

Er fuhr zurück zum großen Depot, wo die anderen Müllwagen schon schliefen.

Er parkte an seinem Platz, schaltete seinen Motor aus und ließ seine Scheinwerfer langsam zufallen.

„Ächz… geschafft“, murmelte er.

Ein letzter kleiner Glitzerfleck fiel von seiner Stoßstange auf den Boden.

Mats, der müde Müllwagen, schlief ein und träumte vom sanften Klingeln und Kitzeln der Sterne.