Emil Elefant und der Pups, der nach Popcorn roch

Emil Elefant und der Pups, der nach Popcorn roch

Der kleine Elefant Emil isst seltsame Beeren und seine Pupse riechen plötzlich nach Popcorn! Erst peinlich, dann lustig – und sogar nützlich!

Emil war ein kleiner Elefant mit Ohren so groß wie Kohlblätter und einem Rüssel, der fast immer kitzelte.

Er lebte in einem Dschungel, der bunter war als jede Farbkiste.

Die Bäume hatten Blätter in leuchtendem Pink und Himmelblau, die Blumen dufteten nach Erdbeerkaugummi, und die Flüsse glitzerten wie Limonade mit Sternenstaub.

Emil liebte es, durch diesen verrückten Dschungel zu stapfen, auch wenn er manchmal ein bisschen tollpatschig war und über seine eigenen Füße stolperte.

Er war ein freundlicher Elefant, immer bereit, einem Käfer aufzuhelfen, der auf den Rücken gefallen war, oder einer Schlange beim Entwirren eines Knotens zu helfen.

Eines sonnigen Nachmittags, als die Sonne wie eine riesige Orange am Himmel hing, entdeckte Emil hinter einem Wasserfall, der nach Himbeerbrause schmeckte und lustig blubberte, einen Busch mit Beeren, die er noch nie zuvor gesehen hatte.

Sie waren nicht einfach nur rot oder blau. Nein, diese Beeren waren klein, rund und funkelten in allen Farben des Regenbogens, als wären winzige Discolichter darin versteckt. Sie pulsierten sanft, mal grün, mal lila, mal gold.

„Hui, die sehen aber spannend aus!“, murmelte Emil und sein Rüssel wackelte vor lauter Neugier auf und ab wie ein kleiner Springbrunnen.

Er pflückte vorsichtig eine der funkelnden Beeren. Sie fühlte sich glatt und kühl an. Er schnupperte daran. Sie roch nach nichts Besonderem, nur ein bisschen nach feuchtem Moos, warmen Sonnenstrahlen und einem Hauch Geheimnis.

„Na gut“, dachte Emil, dessen Magen leise knurrte, „eine kann ja nicht schaden. Vielleicht schmeckt sie ja nach Glückskeksen?“

Er steckte sich die Beere vorsichtig in den Mund.

Wow! Sie schmeckte überraschend süß, ein bisschen wie flüssiger Honig, ein bisschen wie prickelnde Brause und ganz viel nach Abenteuer. Emil fand sie so unglaublich lecker, dass er gleich noch eine aß. Und noch eine. Und dann noch eine Handvoll.

Bald war sein Bauch kugelrund und zufrieden. Er fühlte sich angenehm satt und ein bisschen schläfrig.

Er lehnte sich an einen Baumstamm, der sich anfühlte wie warmer, weicher Samt, und gähnte herzhaft. Ein Gähnen so groß, dass ein kleiner Kolibri neugierig hineinfliegen und wieder herausflattern konnte.

Und dann passierte es.

Ein kleiner, fast unhörbarer Pups entwich ihm.

Pffft.

Emil wurde ein bisschen rot hinter seinen riesigen Ohren. Das war ihm doch etwas peinlich. Normalerweise pupsten Elefanten viel lauter!

Aber dann schnupperte er.

Und schnupperte nochmal, diesmal ganz tief mit seinem langen Rüssel.

Seine Augen wurden groß wie Untertassen. Sein Rüssel erstarrte mitten in der Luft.

„Was ist das denn für ein Duft?“, flüsterte er ungläubig.

Der Pups roch nicht wie ein normaler Elefantenpups. Überhaupt nicht! Er roch nicht nach Kohlsuppe oder Matschpfützen.

Er roch … er roch … nach frischem, warmem Popcorn! Nach buttrigem, leicht salzigem, köstlichem Popcorn, genau wie auf dem Jahrmarkt, wenn es gerade frisch aus der Maschine kam!

Emil rümpfte verwirrt den Rüssel. Das konnte doch unmöglich sein! Elefanten pupsten Elefantendinge, keine Jahrmarktsleckereien!

Er wackelte ein bisschen hin und her, um zu sehen, ob es wieder passierte.

Pffft! Noch einer. Diesmal ein bisschen lauter.

Wieder dieser köstliche Popcornduft! So intensiv, dass Emil fast glaubte, er könnte die kleinen weißen Wölkchen sehen.

„Das sind bestimmt die Glitzerbeeren!“, dämmerte es Emil langsam. „Die machen Popcorn-Pupse!“

Er kicherte leise in seinen Rüssel hinein. Das war ja verrückt! Aber auch irgendwie lustig. Ein Popcorn-Pups-Elefant!

Er beschloss, sein kleines, duftendes Geheimnis erstmal für sich zu behalten und trottete gut gelaunt weiter durch den Dschungel, wobei er bei jedem Schritt ein wenig federte.

Doch das Geheimnis blieb nicht lange geheim. Der Dschungel hatte viele Nasen.

Als er an einer Gruppe Affen vorbeikam, die gerade lautstark darüber stritten, wer die schönste Liane zum Schaukeln gefunden hatte, blieb der Anführer, ein pfiffiger Kapuzineraffe namens Fips, plötzlich mitten im Satz stehen und schnupperte auffällig in die Luft.

„Moment mal, Freunde! Ruhe!“, rief er und wedelte mit den Armen. „Riecht ihr das auch? Das riecht nach… nach… Popcorn!“

Die anderen Affen hörten sofort auf zu zanken und schnupperten ebenfalls mit spitzen Nasen.

„Tatsächlich! Lecker! Wo kommt das denn her?“

„Ich liebe Popcorn! Mehr als Bananen!“

„Vielleicht hat Tukan Toni eine Popcorn-Maschine im Schnabel versteckt?“

Sie schauten sich aufgeregt um, ihre kleinen Äuglein blitzten neugierig. Und dann sahen sie Emil, der versuchte, ganz unauffällig hinter einem riesigen Farnblatt zu verschwinden.

„Hey, Elefant!“, rief Fips. „Du da! Hast du Popcorn dabei? Gib was ab!“

Emil wurde wieder knallrot, was bei seiner grauen Haut aussah, als hätte er Sonnenbrand hinter den Ohren. „Äh, nein, wieso? Ich habe kein Popcorn“, stotterte er und versuchte, nicht zu pupsen.

Aber es half nichts. Vor lauter Aufregung passierte es wieder.

Pffft!

Ein kleiner Popcorn-Pups schwebte wie eine unsichtbare Wolke genau in Richtung der Affenbande.

Die Affen atmeten tief ein. Ihre Augen wurden riesig. Sie sahen sich an, dann sahen sie Emil an.

„Das kommt ja von DIR!“, kreischte ein kleiner Tamarin-Affe und zeigte mit seinem winzigen Finger auf Emils Hinterteil. „Der Elefant pupst Popcorn!“

Die Affen brachen in schallendes Gelächter aus. Sie kringelten sich auf dem Boden, hielten sich die Bäuche und quietschten vor Vergnügen. Es war kein gemeines Lachen, sie fanden es einfach unglaublich komisch und faszinierend.

Von da an folgten die Affen Emil auf Schritt und Tritt, immer in der Hoffnung, einen Hauch des leckeren Dufts zu erhaschen.

„Nur ein kleiner Pups, Emil, bitte! Nur ein klitzekleines Popcorn-Wölkchen!“ bettelten sie und machten große Augen.

Emil fand das anfangs sehr seltsam und ein bisschen aufdringlich, aber die Affen waren eigentlich ganz nett, auch wenn sie ständig versuchten, an seinem Po zu schnüffeln.

Auch andere Tiere bemerkten Emils besondere Fähigkeit.

Bruno, das Nashorn, war normalerweise der Grummelbär des Dschungels. Er stapfte meistens mit finsterer Miene durch sein Revier und schimpfte über zu laute Vögel, zu kitzeliges Gras oder zu sonnige Sonnenstrahlen.

Aber wenn Emil in der Nähe war und zufällig ein Popcorn-Püpschen entwich, geschah etwas Magisches.

Brunos grimmige Miene entspannte sich. Er schloss die Augen, atmete tief durch seinen breiten Nüstern ein und ein kleines, fast unsichtbares Lächeln huschte über sein großes Nashorngesicht.

„Ahhh, Popcorn“, murmelte er dann zufrieden, fast verträumt. „Erinnert mich an meine Kindheit im Zirkus. Bevor ich hierher zog.“

Emil fand es schön, dass sein seltsamer Pups sogar den grummeligen Bruno für einen Moment glücklich machen konnte. Das war doch viel besser als ein normaler Stinke-Pups!

Eines Tages gab es große Aufregung im Dschungel. Die Luft war erfüllt von besorgtem Gezwitscher und Rufen.

Clara, der Papagei mit den knallbunten Federn und der noch lauteren Stimme, war verschwunden. Clara war bekannt dafür, ständig neue, abenteuerliche Flugrouten auszuprobieren und sich dabei hoffnungslos zu verirren. Sie verwechselte oft den Sonnenaufgang mit dem Sonnenuntergang.

Ihre beste Freundin, die weise Eule Olivia, flog mit zerzaustem Gefieder umher. „Ich habe überall gesucht! In jeder Baumkrone, hinter jedem Blatt! Clara ist wie vom Erdboden verschluckt! Oder vom Himmel gefallen!“

Alle Tiere halfen suchen. Sie riefen „Clara! Clara!“, raschelten im Laub, spähten in die höchsten Baumwipfel und fragten sogar die Fische im Fluss. Aber keine Spur von dem bunten, plappernden Papagei.

Emil überlegte angestrengt. Sein Rüssel kräuselte sich nachdenklich. Clara liebte Leckereien über alles. Sie würde für eine reife Mango fast alles tun. Vielleicht konnte er sie ja anlocken?

Er konzentrierte sich, dachte ganz fest an die funkelnden Beeren und den leckeren Popcornduft und wackelte ein wenig mit dem Po.

PFFFFFFFFT!

Diesmal war es ein besonders großer, besonders kräftiger, besonders duftender Popcorn-Pups. Eine richtige Duftwolke zog durch den Dschungel, so stark, dass man fast meinte, man könnte sie kauen.

Die Affen jubelten. „Jackpot!“ Bruno das Nashorn seufzte wohlig auf und schien kurz einzunicken.

Und dann, ganz leise, aus der Ferne, hörten sie es.

„Popcorn? Rieche ich da etwa Popcorn? Wo gibt’s hier Popcorn?“

Es war Claras krächzende Stimme! Sie klang noch etwas entfernt und gedämpft, aber sie war es eindeutig!

„Nochmal, Emil! Gib alles!“, rief die Eule Olivia aufgeregt und flatterte wild mit den Flügeln.

Emil gab sein Bestes. Er hüpfte leicht auf und ab. Pfft! Pfft! Pfft! Kleine Popcorn-Duftwölkchen stiegen auf wie Seifenblasen und verteilten sich zwischen den Bäumen, getragen vom leichten Wind.

„Ich komme ja schon! Nicht alles wegfuttern!“, krächzte Clara, und kurz darauf flatterte sie, etwas zerzaust, mit Blättern im Gefieder, aber wohlbehalten, aus einem dichten Blätterdickicht hervor, in das sie sich verirrt hatte.

Sie landete direkt neben Emil und schnupperte begeistert mit ihrem krummen Schnabel. „Emil! Seit wann riechst du so unglaublich lecker? Hast du heimlich Popcorn gegessen und mir nichts abgegeben?“

Alle Tiere lachten erleichtert auf. Die Suche hatte ein glückliches, duftendes Ende gefunden.

Emil erklärte Clara geduldig die Sache mit den Glitzerbeeren und den Popcorn-Pupsen.

Clara fand das großartig. „Ein Elefant, der nach Popcorn duftet! Das ist ja noch besser als eine versteckte Popcorn-Maschine! Das musst du mir öfter vorpupsen!“

Von diesem Tag an war Emil nicht mehr peinlich berührt wegen seiner besonderen Pupse.

Er hatte gemerkt, dass etwas, das zuerst seltsam oder peinlich erscheint, auch etwas Gutes, Lustiges oder sogar Nützliches sein kann.

Manchmal, wenn die Tiere im Dschungel abends gemütlich unter dem Sternenhimmel beisammensaßen und den leisen Melodien der singenden Zikaden lauschten, ließ Emil extra einen kleinen Popcorn-Pups los.

Dann schnupperten alle zufrieden in die milde Nachtluft, Bruno lächelte sein geheimes Lächeln, die Affen kicherten leise, und Clara erzählte zum hundertsten Mal, wie der leckere Duft sie aus dem schrecklichen Blätterlabyrinth gerettet hatte.

Emil, der kleine Elefant mit den großen Ohren und dem kitzelnden Rüssel, war jetzt Emil, der Popcorn-Pups-Elefant. Und alle mochten ihn genau so.

Und das war ganz wunderbar so.

Er kuschelte sich in sein weiches Moosbett, atmete den süßen Duft der Nachtblumen ein und dachte: „Manchmal sind die verrücktesten Dinge die allerschönsten. Und die leckersten!“

Und mit einem letzten, winzigen, kaum hörbaren Püpschen, das nach warmem Popcorn und süßen Träumen roch, schlief er glücklich und zufrieden ein.