
Der kleine Felix spielt Feuerwehrmann im Bett und muss vor dem Einschlafen noch das letzte, hartnäckige Gähnen im Zimmer löschen. Eine fantasievolle Gute-Nacht-Mission.
Felix zog seinen Schlafanzug an.
Aber es war kein normaler Schlafanzug. Oh nein! Das war seine Feuerwehr-Uniform!
Die Hose war leuchtend rot, genau wie ein echtes Feuerwehrauto.
Das Oberteil war blau mit einem aufgedruckten Abzeichen – einem kleinen, tapferen Bärenkopf mit Helm.
Sein Bett? Das war natürlich die Zentrale und gleichzeitig sein Einsatzfahrzeug, das „Löschfahrzeug Schlummerland 1“.
Die Bettdecke war der aufgerollte Wasserschlauch, und das Kopfkissen war das Funkgerät, über das er die wichtigsten Meldungen erhielt.
„Zentrale an Feuerwehrmann Felix!“, murmelte er mit tiefer Stimme in sein Kissen.
„Es gibt einen dringenden Einsatz!“
Was für ein Einsatz? Der wichtigste Einsatz des ganzen Tages!
„Alarmstufe Rot! Ein letztes, riesiges Gähnen wurde gesichtet! Es droht, die ganze Stadt wachzuhalten!“
Felix sprang auf – naja, so gut man eben in einem Bett aufspringen kann.
Seine Augen waren schon ein bisschen müde, aber ein echter Feuerwehrmann kennt keine Müdigkeit, wenn Gefahr droht!
„Verstanden, Zentrale!“, rief er leise.
„Feuerwehrmann Felix rückt aus!“
Er schwang die Beine aus dem Bett, seinem treuen Löschfahrzeug.
Vorsichtig setzte er einen Fuß auf den Boden. Puh, Glück gehabt. Keine Spielzeug-Minen heute Nacht.
Aber der Teppich vor seinem Bett war tückisch.
Er war nicht einfach nur ein Teppich. Nein, das war die „Zone der schleichenden Müdigkeit“.
Man musste ganz leise auftreten, sonst würde die Müdigkeit einen packen und festhalten wollen.
Felix schlich auf Zehenspitzen.
Links ein Bauklotz-Gebirge, rechts ein Meer aus verstreuten Kuscheltieren.
Eine gefährliche Landschaft für einen nächtlichen Einsatz.
Plötzlich hörte er es. Ein leises, aber unverkennbares Geräusch.
Huuuuuaaaaaahhh.
Da war es! Das erste Anzeichen! Ein kleines Gähnen hatte sich in der Nähe versteckt.
„Ich höre dich!“, flüsterte Felix heldenhaft.
„Du kannst dich nicht verstecken!“
Er spähte unter den Schreibtisch.
Dort lag sein alter Plüsch-Dino, Rexi. Rexi sah sehr friedlich aus, aber Felix wusste es besser.
Manchmal tarnten sich die Gähner als harmlose Kuscheltiere.
Vorsichtig näherte er sich Rexi.
Er hielt sein imaginäres Gähn-Detektor-Gerät (seinen Zeigefinger) vor Rexis Schnauze.
Nichts. Falscher Alarm.
Felix schlich weiter durch sein Zimmer.
Die Nachttischlampe warf lange, unheimliche Schatten.
Einer davon sah aus wie… wie ein riesiges Monster!
Es war der Wäscheberg!
Ein gigantischer Haufen aus T-Shirts, Socken und Hosen, der darauf wartete, in die Wäsche zu kommen.
Aber für Feuerwehrmann Felix war das kein normaler Wäscheberg.
Das war das gefürchtete „Schlumpf-Socken-Monster“!
„Halt!“, rief Felix mutig.
„Im Namen der Bettruhe, ergeben Sie sich!“
Das Monster rührte sich nicht. Es sah eigentlich ziemlich schläfrig aus.
Aber Felix wusste, dass man sich nicht täuschen lassen durfte.
Vielleicht lauerte das große Gähnen genau dort, zwischen einer geringelten Socke und Papas altem Pullover?
Er schnappte sich seine „Waffe“ – die zusammengerollte Bettdecke, seinen Super-Schlauch.
„Wasser marsch!“, flüsterte er und tat so, als würde er das Monster mit einem sanften Wasserstrahl besprühen.
Natürlich kam kein echtes Wasser heraus. Es war eher ein „Besänftigungs-Strahl“.
Er tätschelte den Wäscheberg vorsichtig mit der Decke.
„So, so. Alles wird gut. Kein Grund zum Gähnen.“
Das Monster schien beruhigt. Kein Gähnen weit und breit.
Mission „Wäscheberg-Beruhigung“ erfolgreich abgeschlossen.
Felix atmete tief durch. Dieser Job war anstrengend.
Er spürte, wie seine eigenen Augenlider schwerer wurden.
Ein kleines, heimtückisches Gähnen versuchte, sich in ihm breitzumachen!
„Nein! Nicht mit mir!“, murmelte er und schüttelte sich.
„Ich bin im Dienst!“
Er musste die Quelle des Haupt-Gähnens finden. Wo steckte es nur?
Da! Ein weiteres Geräusch!
Diesmal ein tiefes Brummen, fast wie ein kleiner Motor.
Schnorch… pfüüü… schnorch…
Es kam aus der Kuscheltier-Ecke.
Dort saß Bruno, sein allerliebster Teddybär.
Bruno war schon sehr alt und hatte ein angenähtes Ohr, aber er war der beste Zuhörer der Welt.
Und anscheinend auch der lauteste Schnarcher.
„Bruno!“, flüsterte Felix.
„Ist das Gähnen bei dir?“
Bruno schnarchte nur weiter.
Sein kleiner Bärenbauch hob und senkte sich rhythmisch.
Felix schlich näher.
Vielleicht war Bruno vom Gähnen gefangen genommen worden?
Ein „Schnarch-Gefangener“?
Er legte Bruno vorsichtig auf die Seite. Manchmal half das gegen das Schnarchen.
„Keine Sorge, Kumpel“, flüsterte er.
„Ich rette dich aus den Klauen der Müdigkeit.“
Das Schnarchen wurde leiser. Aber das Haupt-Gähnen war immer noch nicht gefunden.
Es musste irgendwo anders sein. Ein besonders hartnäckiges Exemplar.
Felix spähte durch das Zimmer.
Unter dem Bett? Nein, nur Staubmäuse, die friedlich schliefen.
Im Kleiderschrank? Er öffnete die Tür einen Spaltbreit.
Dunkelheit. Und der Geruch von frischer Wäsche. Aber kein Gähnen.
Wo konnte es nur sein? Es war wie verhext!
Er setzte sich auf die Bettkante, sein Löschfahrzeug.
Er war jetzt wirklich müde. Seine Arme fühlten sich schwer an, seine Beine wollten nicht mehr schleichen.
Vielleicht war das Gähnen zu schlau für ihn?
Vielleicht hatte es sich unsichtbar gemacht?
Er lehnte sich zurück ins Kissen, sein Funkgerät.
„Zentrale…“, murmelte er gähnend.
„Feuerwehrmann Felix… braucht Verstärkung… Das Gähnen… ist… huuuuaaaaaahhhhh…“
Moment mal!
Dieses Gähnen… das kam ja aus ihm selbst!
Felix riss die Augen auf. War das möglich?
War er die ganze Zeit die Quelle des letzten, großen Gähnens gewesen?
Das Gähnen, das die ganze Stadt (also sein Zimmer) wachhielt?
Es war ein raffiniertes Gähnen! Es hatte sich in ihm versteckt!
Er musste handeln! Sofort!
Das war der Höhepunkt der Mission!
Er richtete sich auf, so gut es ging.
Er holte tief Luft. Er wusste, was zu tun war.
Um dieses Super-Gähnen zu besiegen, brauchte er die ultimative Feuerwehr-Technik:
Den „Gegen-Gähn-Angriff“!
Er sammelte all seine restliche Energie. Und dann…
„HUUUUUUUUUAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHH!“
Er gähnte so laut und so lange er konnte.
Ein riesiges, alles verschlingendes Gähnen, das durch das ganze Zimmer hallte.
Er streckte die Arme aus, riss den Mund weit auf und ließ alles raus.
Puh.
Das war’s.
Das Gähnen war besiegt. Er spürte es.
Die Luft war rein. Die Gefahr war gebannt.
Erschöpft, aber zufrieden, sank er zurück in die Kissen.
Er zog die Decke, seinen treuen Schlauch, bis unters Kinn.
Er griff nach dem Kissen-Funkgerät.
„Zentrale…“, flüsterte er mit seiner allerletzten Kraft.
„Hier Feuerwehrmann Felix… Das letzte Gähnen… wurde erfolgreich… gelöscht… Einsatz beendet… Gute Nacht…“
Seine Augen fielen zu.
Die Nachttischlampe warf nun sanfte Schatten.
Das Schlumpf-Socken-Monster schlief tief und fest.
Bruno schnarchte nur noch ganz leise.
Und im Löschfahrzeug Schlummerland 1 lag ein kleiner, tapferer Feuerwehrmann, der nach einem langen, harten Einsatz endlich seinen wohlverdienten Schlaf gefunden hatte.
Die Stadt war gerettet.
Zumindest bis zum nächsten Abend.