Frida Flitzefuß und das gähnende Kissen

Frida Flitzefuß und das gähnende Kissen

Frida kann nicht schlafen, weil ihr Kissen Kuschel unaufhörlich gähnt! Eine lustige Suche nach der Lösung für ein müdes, aber gesprächiges Kissen.

Frida Flitzefuß war ein Mädchen mit Hummeln im Hintern, so sagte Mama immer.

Tagsüber flitzte sie durch den Garten, kletterte auf Bäume schneller als das Eichhörnchen Emil und baute die tollsten Höhlen aus Decken und Stühlen.

Ihre Füße waren selten still, deshalb Flitzefuß.

Aber selbst die schnellsten Flitzefüße werden müde, wenn der Mond am Himmel blinzelt und die Sterne leise Hallo sagen.

Also kuschelte sich Frida nach dem Zähneputzen, dem lustigen Lied über die Zahnbürsten-Piraten und der Gutenachtgeschichte von Papa in ihr gemütliches Bett.

Ihr Kopf landete weich auf Kuschel.

Kuschel war Fridas allerliebstes Lieblingskissen. Es war weich wie eine Schäfchenwolke, prall gefüllt mit Träumen und roch ein bisschen nach Sommerregen, Abenteuern und Mamas Weichspüler.

„Gute Nacht, Welt“, murmelte Frida zufrieden und schloss die Augen. Sie fühlte sich wohlig und müde.

Sie war gerade dabei, ins Land der Träume abzudriften, dorthin, wo Schokoladenflüsse unter Regenbogenbrücken fließen und Gummibärchen an Büschen wachsen…

Da! Plötzlich!

*GÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄHN!*

Ein Geräusch, so laut und unerwartet, dass Frida die Augen wieder aufriss und fast aus dem Bett gehüpft wäre.

Es klang wie… ja, wie ein riesiges, herzhaftes Gähnen!

Frida schaute sich um. Papa war schon aus dem Zimmer. Mama las im Wohnzimmer. Kein Geräusch von draußen.

Das Geräusch kam… von Kuschel?

Frida runzelte die Stirn und zog die Nase kraus. „Kissen gähnen doch nicht“, flüsterte sie leise. „Oder etwa doch?“

Sie lauschte angestrengt in die Stille hinein. Nichts. Nur das leise Ticken ihres Marienkäfer-Weckers an der Wand.

„Komisch“, dachte Frida. „Das hab ich mir sicher nur eingebildet. Ich bin wohl schon sehr müde.“

Sie kuschelte sich wieder ein, zog die Decke mit den kleinen Raumschiffen bis zur Nasenspitze und schloss die Augen.

Diesmal dachte sie an fliegende Ponys mit bunten Glitzerflügeln, die durch Sternenstaub galoppierten…

*GÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄHN!*

Noch lauter diesmal! Und viel länger! Ein richtiges Elefanten-Gähnen!

Frida setzte sich kerzengerade im Bett auf. Ihr Herz klopfte ein bisschen.

Sie starrte Kuschel mit großen Augen an.

Das Kissen lag einfach da. Weiß. Unschuldig. Flauschig.

Aber Frida war sich jetzt absolut sicher. Das Gähnen kam von Kuschel! Eindeutig!

„Kuschel?“, flüsterte sie mit piepsiger Stimme. „Bist du das wirklich? Gähnst du?“

Keine Antwort. Nur Stille. Das Kissen rührte sich nicht.

Frida legte sich ganz, ganz vorsichtig wieder hin. Ganz langsam. Als ob sie sich an ein scheues Waldreh anschleichen wollte, das sie nicht erschrecken durfte.

Sie schloss nur ein Auge. Das andere blinzelte misstrauisch zu Kuschel hinüber, bereit für das nächste Geräusch.

Nichts passierte.

Zögernd schloss sie auch das zweite Auge. Nur einen winzigen Spalt ließ sie offen.

*GÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄHN!*

Ein Gähnen, so gewaltig, dass die Bettdecke leicht flatterte und Fridas Haare kitzelte!

Und diesmal… diesmal passierte etwas Seltsames. Frida konnte gar nicht anders – sie musste einfach mitgähnen! *Gääähn!* Ein riesiges Gähnen kam aus ihrem eigenen Mund.

Es war ansteckend!

Neben ihr auf dem Nachttisch saß Barnaby, ihr treuer Teddybär mit dem liebevoll gestopften Ohr und dem etwas schiefen Lächeln.

Barnaby riss plötzlich sein braunes Plüschmaul weit auf. *Gääähn!* Ein leises, knisterndes Gähnen kam aus seiner Richtung.

Frida musste kichern, obwohl sie doch eigentlich schlafen wollte. „Barnaby, du auch noch? Hat Kuschel dich angesteckt?“

Sie schaute sich neugierig im Zimmer um.

Das sanfte Mondlicht fiel durchs Fenster und malte lustige Schatten an die Wand. Sah der Mond da draußen nicht auch irgendwie… müder aus als sonst? Als würde er hinter einer Wolke verstohlen gähnen?

Sogar die Bücher in ihrem bunten Regal sahen schläfrig aus. Die dicken Buchrücken wirkten wie müde, zufallende Augenlider.

„Das ist ja total verrückt“, murmelte Frida vor sich hin. „Mein Kissen steckt einfach alle mit seiner Gähnerei an! Eine richtige Gähn-Epidemie!“

Sie stupste Kuschel vorsichtig mit dem Finger an. „Hallo? Kuschel? Hörst du mich? Warum gähnst du denn die ganze Zeit so schrecklich laut?“

Das Kissen antwortete nicht mit Worten, aber es ließ ein leises… *gähn* hören. Eher wie ein müder Seufzer diesmal.

„Bist du vielleicht müde?“, fragte Frida. Das klang ja eigentlich logisch. Kissen waren schließlich zum Schlafen da. Sie mussten doch müde sein.

Aber warum gähnte es dann *so* auffällig? Und warum hörte es nicht einfach auf und schlief ein?

Frida überlegte angestrengt. Was machte Mama immer, wenn Frida abends nicht einschlafen konnte, weil ihre Gedanken noch Purzelbäume schlugen?

„Eine Geschichte!“, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen ein. „Vielleicht braucht Kuschel eine Gutenachtgeschichte?“

Sie setzte sich im Bett auf, rückte Kuschel zurecht, sodass es gut zuhören konnte, und begann mit ernster Miene zu erzählen.

„Es war einmal ein unglaublich mutiges kleines Flitzefuß-Mädchen, das lebte in einem Wald voller sprechender Tiere. Eines Tages traf es einen riesigen Drachen, der statt Feuer nur glitzernde Seifenblasen spuckte…“

Sie erzählte von aufregenden Abenteuern, von lustigen Waldtieren und von dem Seifenblasendrachen, der furchtbar kitzelig war.

Mitten in der allerspannendsten Stelle, als der Drache so lachen musste, dass tausend Seifenblasen durch die Luft tanzten…

*GÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄHN!*

Kuschel hatte schon wieder gegähnt! Und zwar genau da, wo es am aufregendsten war! Unverschämtheit!

„Na toll“, seufzte Frida enttäuscht. „Geschichten scheinen also nicht zu helfen. Du bist ja ein unmöglicher Zuhörer, Kuschel.“

Was noch? Was half noch beim Einschlafen? Ach ja, singen!

Frida räusperte sich kurz und begann, das Schlaflied von den Schäfchenwolken zu singen, die müde über den Nachthimmel ziehen und Schäfchen zählen.

Ihre Stimme war zuerst etwas piepsig und unsicher, wurde dann aber klarer und klang ganz sanft im stillen Zimmer.

Sie sang die erste Strophe, die zweite Strophe…

Bei der dritten Strophe, wo die Schäfchen besonders müde werden, hörte sie plötzlich wieder ein leises Geräusch von Kuschel.

Es war wieder ein Gähnen!

Aber es gähnte nicht einfach nur. Das Gähnen klang jetzt irgendwie… anders. Fast schon… melodisch?

*Gäää-häää-hääähn… Gäääh-hähn…*

Es klang fast so, als würde Kuschel versuchen, das Schlaflied mitzusingen! Nur eben auf seine eigene, gähnende Art.

Frida musste kichern. „Du bist ja ein richtiges Opern-Gähn-Kissen! Singst Arien im Gähn-Takt!“

Aber schlafen konnte sie bei diesem Gähn-Konzert natürlich immer noch nicht. Es war eher lustig als schläfrig.

Was konnte sie denn noch versuchen?

Sie nahm Kuschel fest in den Arm und schüttelte es einmal kräftig durch. Vielleicht saßen die Federn oder die Füllung irgendwie falsch? Vielleicht war es unbequem?

Eine kleine, kaum sichtbare Staubwolke stieg auf und kitzelte Frida an der Nase.

Und Kuschel antwortete prompt mit einem… *Hatschi-GÄHN!*

Ein Nies-Gähnen! Das gab es doch nicht!

„Oh je, Kuschel“, sagte Frida besorgt und strich sanft über den Kissenbezug. „Jetzt bist du vom Staub auch noch erkältet. Das tut mir leid.“

Sie legte das Kissen vorsichtig zurück. Was nun? Die Ideen gingen ihr langsam aus.

Ignorieren? Frida beschloss, es zu versuchen. Sie drehte sich demonstrativ auf die andere Seite, mit dem Rücken zu Kuschel.

Sie kniff die Augen fest zusammen und zählte im Kopf Schäfchen, die über einen Zaun sprangen. Eins, zwei, drei… vier… fünf…

*GÄÄÄÄÄHN!*

Das Gähnen dröhnte direkt an ihrem Ohr. Es half alles nichts. Das Kissen war lauter als jedes Schäfchenzählen.

Frida seufzte tief und setzte sich wieder auf. Sie schaute Kuschel prüfend an, legte den Kopf schief.

Was wollte es nur? Warum war es so unruhig und gähnend und sang Opern und nieste?

Sie dachte ganz fest nach. Was brauchte *sie* manchmal, wenn sie im Bett lag und einfach nicht einschlafen konnte, obwohl sie hundemüde war?

Manchmal half es, wenn Mama oder Papa noch einmal ganz kurz zur Tür hereinschauten. Wenn sie ihr einen winzigen, federleichten Kuss auf die Stirn gaben. Einen kleinen, sanften Gutenachtkuss.

„Hmmmm“, machte Frida nachdenklich. „Vielleicht… vielleicht braucht Kuschel das auch?“

Sie beugte sich langsam über Kuschel. Das Kissen lag ganz still da, aber Frida hatte das seltsame Gefühl, es wartete gespannt.

Ganz vorsichtig, mit spitzen Lippen, so wie sie es bei Mama gesehen hatte, gab Frida dem Kissen einen winzigen, kaum spürbaren Kuss auf die obere rechte Ecke. Genau da, wo es am allerflauschigsten war.

„Gute Nacht, liebes Kuschel“, flüsterte sie ganz leise.

Und dann… geschah das Wunder.

Stille.

Absolute, tiefe, friedliche Stille.

Kein Gähnen. Kein Seufzen. Kein Operngesang. Kein Niesen. Nichts.

Frida lauschte mit angehaltenem Atem. Sie konnte nur das Ticken des Weckers und ihr eigenes Herz hören.

Immer noch still.

Kuschel fühlte sich plötzlich ganz ruhig und zufrieden an unter ihrer Wange. Weich und still und warm.

Da musste Frida selbst gähnen. Diesmal aber ein richtiges, tiefes, wohliges, müdes Gähnen. *Gääähn.* Ihre Augen wurden schwer.

Sie kuschelte sich tief in das endlich stille Kissen, das sich jetzt perfekt anfühlte.

Barnaby, der Teddy, war schon längst fest eingeschlafen, sein Plüschmaul stand noch leicht vom letzten ansteckenden Gähnen offen.

Der Mond draußen schien jetzt auch friedlicher hinter den Wolken zu schlummern.

Frida schloss die Augen, diesmal endgültig.

Die fliegenden Ponys und die Schokoladenflüsse kamen sofort zurück in ihre Gedanken und trugen sie sanft davon.

„Kissen sind vielleicht doch ein kleines bisschen wie Kinder“, dachte sie noch schläfrig, bevor sie endgültig einschlief. „Vielleicht wollen sie auch nur einen klitzekleinen Gutenachtkuss, um ruhig zu werden.“

Wer weiß, vielleicht würde Kuschel morgen Abend ja zuerst eine Geschichte hören wollen, *bevor* es den Kuss bekam. Oder vielleicht ein Lied?

Aber das war eine Frage für morgen Abend.

Jetzt war endlich Schlafenszeit.

Frida atmete tief und ruhig und schlief fest und traumlos ein, fest angeschmiegt an ihr endlich stilles, zufriedenes Lieblingskissen.

Gute Nacht, Frida Flitzefuß. Gute Nacht, Kuschel.