Frida Fröhlichs Fingerpuppen tanzen den Schlafsand-Tango

Frida Fröhlichs Fingerpuppen tanzen den Schlafsand-Tango

Fingerpuppe Kaspar Kichererbse will die Welt erkunden, doch das größte Abenteuer findet er auf Fridas Bettdecke. Eine Gute-Nacht-Geschichte.

Frida Fröhlich gähnte herzhaft. Ein Gähnen so groß wie ein kleines Nilpferd!

Ihre Augenlider flatterten wie Schmetterlingsflügel, die dringend eine Pause brauchten.

Aber bevor sie ins Land der Träume segeln konnte, gab es noch ein wichtiges Ritual.

Neben ihrem Bett, auf dem Nachttischchen, stand eine kleine, selbstgebastelte Bühne aus einem alten Schuhkarton. Und darauf warteten ihre allerbesten Freunde: die Fingerpuppen.

Da war Kaspar Kichererbse, der Clown mit der roten Nase, die immer ein bisschen schief saß.

Prinzessin Perlenglanz, deren Glitzerkleid im Mondlicht funkelte wie ein Sternenhimmel.

Ritter Rostig, der tapfere Held, dessen Helm manchmal über die Augen rutschte.

Drache Donnergroll, der eigentlich ganz lieb war, aber furchtbar laut niesen musste.

Und natürlich Oma Eule, die weiseste Fingerpuppe von allen, mit großen, klugen Knopfaugen.

Frida steckte sich Kaspar Kichererbse auf den Zeigefinger.

„Na, Kaspar“, flüsterte sie. „Bist du bereit für ein letztes Abenteuer vor dem Schlafengehen?“

Kaspar wackelte auf ihrem Finger hin und her. „Aber hallo, Frida! Ich bin immer bereit! Aber sag mal… ist die Welt da draußen wirklich so groß, wie Oma Eule immer sagt?“

Frida kicherte. „Noch viel größer, Kaspar! Hinter unserem Haus ist ein Garten, und dahinter eine Straße, und dann kommt die ganze Stadt!“

Kaspar Kichererbse seufzte theatralisch. „Hach, die große, weite Welt! Ich würde sie zu gerne mal sehen. Nicht immer nur diesen Nachttisch. Der ist zwar gemütlich, aber… nun ja… immer derselbe Schuhkarton.“

Prinzessin Perlenglanz, auf Fridas Mittelfinger, plusterte sich auf. „Aber Kaspar! Hier ist es doch sicher und sauber. Da draußen lauern Staubmäuse und unheimliche Schatten!“

Ritter Rostig, auf dem Ringfinger, reckte tapfer sein Schwert aus Pappe. „Fürchtet Euch nicht! Ich würde Euch beschützen! Obwohl… einmal bin ich fast vom Nachttisch gefallen. Das war… wackelig.“

Drache Donnergroll, am kleinen Finger, versuchte leise zu sein, aber ein kleines „Hatschi!“ entkam ihm trotzdem. Zum Glück nur ein kleines Rauchwölkchen aus Watte.

Oma Eule, auf Fridas Daumen, räusperte sich. „Abenteuer sind wunderbar, kleiner Kaspar. Aber die größten Abenteuer beginnen oft mit einem kleinen Schritt. Und manchmal ist das eigene Zuhause der beste Startpunkt.“

Frida lächelte. Sie liebte die Gespräche mit ihren Puppen. Sie waren so lebendig in ihrer Fantasie.

„Okay, ihr Lieben“, sagte sie. „Zeit für den Schlafsand-Tango. Alle Puppen tanzen jetzt ganz langsam Richtung Kissen.“

Sie bewegte ihre Finger sanft, und die Puppen schwebten über das Bettlaken, vorbei am „Gebirge der Bettdecke“ und dem „See des Wasserglases“.

Frida legte die Puppen vorsichtig neben ihr Kissen, kuschelte sich ein und schloss die Augen.

Bald hörte man nur noch ihr leises, gleichmäßiges Atmen.

Aber Kaspar Kichererbse war noch hellwach.

Die große, weite Welt! Das klang so aufregend!

Er wackelte ein bisschen mit seiner Filzmütze.

Was wäre, wenn… wenn er nur mal kurz… nur ein ganz kleines bisschen… auf Erkundungstour ginge?

Er schaute zu den anderen Puppen. Prinzessin Perlenglanz schien schon zu träumen, ihr Glitzer funkelte sanft. Ritter Rostig lag auf der Seite, sein Pappschwert neben sich. Drache Donnergroll schlief tief und fest, ohne zu niesen. Oma Eule hatte die Knopfaugen geschlossen.

Kaspar nahm all seinen Mut zusammen. Ganz, ganz langsam robbte er auf seinem Fingerstumpf aus Stoff los.

Sein erstes Hindernis: Der Kissenberg! Er war riesig! Viel höher als der Schuhkarton.

Kaspar kletterte und rutschte, seine kleine Clownsmütze wackelte bedenklich.

Endlich oben angekommen, blickte er sich um. Wow! Von hier oben sah der Nachttisch winzig aus.

Und da… am anderen Ende des Bettes… das war doch… das Ende der Welt?

Nein, es war nur der Bettpfosten, aber für Kaspar sah er aus wie ein riesiger Turm.

Er rutschte die andere Seite des Kissens hinunter und landete weich auf der Bettdecke.

Puh, geschafft.

Er spähte vorsichtig über den Rand der Decke. Unter ihm lag… nichts? Doch! Ein Teppich! Ein riesiger, flauschiger Dschungel!

„Psst!“, raschelte es plötzlich neben ihm.

Kaspar zuckte zusammen. Wer war das?

Ein kleines, graues Wollknäuel mit zwei winzigen Augen rollte aus einer Falte der Bettdecke hervor.

„Ich bin Willi, die Staubfluse“, flüsterte das Knäuel. „Und wer bist du, bunter Zwerg?“

„Ich bin Kaspar Kichererbse!“, piepste Kaspar stolz. „Ich bin auf Abenteuerreise in die große, weite Welt!“

Willi kicherte staubig. „Die große, weite Welt? Die ist da unten. Aber pass auf, da lauert manchmal das Saugmonster!“

„Das Saugmonster?“, fragte Kaspar mit großen Augen.

„Ja! Es brummt laut und frisst Staubflusen wie mich zum Frühstück!“, erklärte Willi dramatisch.

Kaspar schluckte. Vielleicht hatte Prinzessin Perlenglanz doch recht? War es hier draußen gefährlich?

In diesem Moment drehte sich Frida im Schlaf um. Ihr Arm bewegte sich und die Bettdecke hob sich wie eine riesige Welle.

Kaspar und Willi wurden durch die Luft gewirbelt!

„Huiii!“, rief Willi vergnügt.

Kaspar landete unsanft direkt neben Oma Eules schlafendem Gesicht.

Er erstarrte. Was, wenn Frida aufwachte?

Oma Eule öffnete ein Knopfauge. „Na, kleiner Abenteurer?“, murmelte sie schläfrig. „Schon die Welt entdeckt?“

Kaspar schämte sich ein bisschen. „Ich… ich bin nur bis hierher gekommen. Es ist alles so… groß.“

Oma Eule lächelte weise. „Manchmal, Kaspar, ist der Weg über das eigene Kissen schon ein großes Abenteuer. Die Welt da draußen rennt nicht weg. Sie wartet geduldig.“

Frida murmelte etwas im Schlaf und zog die Decke höher.

Kaspar kuschelte sich dicht an Oma Eule.

Vielleicht war es hier, bei seinen Freunden, doch am schönsten. Und am sichersten.

Er dachte an den Kissenberg, den er erklommen hatte, an die Begegnung mit Willi, die Staubfluse, und an den Blick in den tiefen „Teppichdschungel“.

Das war doch eigentlich schon ein richtiges Abenteuer gewesen!

Als Frida am nächsten Morgen aufwachte, fand sie all ihre Fingerpuppen friedlich nebeneinander liegen.

Sie nahm Kaspar Kichererbse auf den Finger.

„Guten Morgen, Kaspar! Gut geschlafen? Hast du von der großen, weiten Welt geträumt?“

Kaspar wackelte fröhlich. Er musste nicht mehr von der Welt träumen. Er hatte sie ja schon ein kleines bisschen erkundet.

„Weißt du was, Frida?“, piepste er in ihrer Fantasie. „Heute bleiben wir vielleicht lieber hier. Wir könnten eine Expedition zum Fußende des Bettes machen!“

Frida lachte. „Das ist eine super Idee, Kaspar! Ein neues Abenteuer!“

Und während sie ihre Puppen für das Frühstücks-Theaterstück bereit machte, wusste Kaspar Kichererbse: Abenteuer konnte man überall finden. Sogar im eigenen Bett. Man musste nur genau hinschauen.