
Der kleine Zehennagel Frido will nicht ins Sockenbett! Erlebe seine lustigen Ausreden und Träume vor dem Einschlafen. Eine Gute-Nacht-Geschichte.
Tief unten am linken Fuß, ganz am Ende des kleinsten Zehs, wohnte ein winzig kleiner, aber sehr abenteuerlustiger Zehennagel namens Frido.
Frido war nicht wie die anderen Nägel an den Zehen-Brüdern Großer Gustav, Zeige-Zacharias, Mittel-Martin und Ringel-Rudi.
Oh nein, Frido fand Schlafen furchtbar langweilig.
Besonders hasste er den Moment, wenn der riesige, weiche Tunnel über sie alle gestülpt wurde – die Socke!
„Nein!“, piepste Frido, als er das bekannte Rascheln hörte. „Ich will noch nicht ins Sockenbett!“
Großer Gustav, der Nagel am großen Zeh, der immer ein bisschen brummig war, seufzte tief. „Frido, sei nicht albern. Wir sind den ganzen Tag gelaufen, gesprungen und sogar in einer Pfütze geplanscht. Wir sind müde.“
„Müde? Ich bin nicht müde!“, widersprach Frido und wackelte energisch auf seinem kleinen Zeh hin und her. „Ich will noch was erleben! Wisst ihr noch, wie kitzelig das Gras heute war? Und wie das warme Sandkorn zwischen uns gerieselt ist? Das war toll!“
Zeige-Zacharias, der immer alles besser wusste, räusperte sich. „Das war tagsüber, Frido. Jetzt ist Nacht. Nachts schlafen Füße und Zehennägel.“
„Aber nachts fangen die richtigen Abenteuer doch erst an!“, rief Frido aufgeregt. „Stellt euch vor, wir könnten aus der Socke ausbüxen!“
Er malte es sich in den schillerndsten Farben aus.
„Wir könnten die riesige Bergkette der Bettdecke erklimmen! Bis ganz nach oben, wo die Luft dünn ist und man Sterne aus Staubflusen sehen kann!“
Mittel-Martin, der eher ängstlich war, zitterte leicht. „B-b-bergkette? Staubflusen-Sterne? Ist das nicht gefährlich?“
„Quatsch!“, lachte Frido. „Und danach könnten wir die dunkle Höhle unter dem Bett erforschen! Vielleicht leben dort riesige, freundliche Wollmäuse, die uns Geschichten erzählen?“
Ringel-Rudi, der immer ein bisschen verträumt war, gähnte herzhaft. „Geschichten sind schön, Frido. Aber die Socke ist so warm und kuschelig. Wie eine Wolke nur für uns.“
„Eine langweilige Wolke!“, schmollte Frido. „Ich will nicht kuscheln, ich will… ich will auf dem glatten See des Nachtschranks Schlittschuh laufen!“
Die anderen Zehennägel sahen sich an. Großer Gustav brummte wieder. „Frido, das ist Holz. Da kann man nicht Schlittschuh laufen. Und außerdem wird es kalt hier draußen.“
Tatsächlich spürte Frido einen kühlen Luftzug. Der Fuß hatte sich zur Ruhe gelegt, und ohne die schützende Socke wurde es ungemütlich.
Er zitterte ein ganz kleines bisschen, versuchte aber, es sich nicht anmerken zu lassen.
„Kalt? Mir doch nicht! Ich bin ein robuster Abenteurer-Nagel!“
Doch seine Stimme klang nicht mehr ganz so überzeugend.
Da raschelte es wieder, und der Eingang des Sockenbetts senkte sich langsam über sie.
„Komm schon, Frido“, sagte Ringel-Rudi sanft. „Hier drin ist es viel schöner. Warm und weich. Und morgen können wir wieder Gras kitzeln fühlen.“
Frido zögerte. Die Bergkette aus Bettdecken klang immer noch verlockend, aber die Kälte kroch langsam an ihm hoch.
Und die Vorstellung von der warmen, weichen Sockenhöhle… war plötzlich gar nicht mehr so übel.
„Na gut“, murmelte er schließlich. „Aber nur, weil ihr so darum bettelt.“
Er rutschte als Letzter in den weichen Stoff hinein. Es war sofort wunderbar warm und gemütlich.
Er kuschelte sich dicht an Ringel-Rudi.
„Ist doch ganz nett hier“, gab er leise zu.
Großer Gustav grummelte zufrieden. Zeige-Zacharias seufzte erleichtert. Mittel-Martin hörte auf zu zittern.
Und Frido? Frido schloss die Augen.
Die Wärme umhüllte ihn wie eine sanfte Umarmung.
Er fühlte sich sicher und geborgen.
Und als er einschlief, träumte er.
Er träumte, wie er auf einem riesigen, flauschigen Wollmaus-Freund durch die Höhle unter dem Bett ritt.
Er träumte, wie er auf glitzernden Staubflusen-Sternen die Bettdecken-Bergkette hinunterrutschte, lachend und jauchzend.
Er träumte sogar, wie er auf dem glatten Nachtschrank Pirouetten drehte, als wäre es der feinste Eissee.
Die Abenteuer waren in seinem Traum noch viel aufregender und bunter als in seiner Vorstellung.
Und das Beste daran? Er war dabei die ganze Zeit wunderbar warm und sicher eingekuschelt in seinem Sockenbett, direkt neben seinen Brüdern.
Als die ersten Sonnenstrahlen durchs Zimmer fielen, wachte Frido erholt und glücklich auf.
Er reckte und streckte sich, soweit das in der Socke ging.
„Guten Morgen!“, piepste er fröhlich. „Wann gibt’s Frühstück? Ich bin bereit für neue Abenteuer!“
Die anderen Zehennägel mussten lachen. Selbst der kleine Frido Fußnagel wusste eben doch, dass man für große Abenteuer auch einen guten, warmen Schlaf braucht – am besten im kuscheligen Sockenbett.