Greta Grashüpfer zählt die Tautropfen vor dem Schlafengehen

Greta Grashüpfer zählt die Tautropfen vor dem Schlafengehen

Greta Grashüpfer kann nicht schlafen, weil einer ihrer 17 Zähl-Tautropfen fehlt! Eine nächtliche Suche beginnt. Wer hat den Tropfen stibitzt?

Greta Grashüpfer wohnte auf dem gemütlichsten Kleeblatt der ganzen Wiese. Jeden Abend hatte sie ein besonderes Einschlafritual, doch eines Abends fehlte ein Tautropfen! Eine kleine Abenteuerreise begann.

Greta Grashüpfer wohnte auf dem gemütlichsten Kleeblatt der ganzen Wiese. Es war groß, weich und bog sich sanft im Wind, wie eine grüne Hängematte nur für Grashüpfer.

Jeden Abend, wenn die Sonne gähnte und sich hinter den Hügeln zur Ruhe legte, begann Gretas ganz persönliches Einschlafritual.

Zuerst klopfte sie ihr Blattkissen auf. Nicht zu fest, nicht zu weich. Genau richtig.

Dann putzte sie ihre Fühler, bis sie im letzten Abendlicht glänzten. Sauberkeit war wichtig, fand Greta.

Aber der allerwichtigste Teil kam erst danach: das Zählen der Tautropfen.

Auf den Grashalmen rund um ihr Kleeblatt mussten genau siebzehn glitzernde Tautropfen sitzen. Nicht sechzehn, nicht achtzehn. Siebzehn.

Warum siebzehn? Das wusste Greta selbst nicht so genau. Es war einfach ihre Zahl. Eine gute, beruhigende Zahl.

An diesem Abend schien der Mond besonders hell, wie eine silberne Münze am Nachthimmel. Greta rieb sich die Beinchen aneinander, ein zufriedenes Zirpen.

„So, dann wollen wir mal sehen“, murmelte sie und begann zu zählen, während sie von Halm zu Halm spähte.

„Eins, zwei, drei…“ Ihre Augen folgten dem Mondlicht auf den kleinen Wasserperlen.

„Vier, fünf, sechs… sieben, acht…“ Alles war wie immer. Die Tropfen saßen perfekt auf den Spitzen der Grashalme.

„Neun, zehn, elf, zwölf… dreizehn, vierzehn…“ Greta nickte zufrieden. Bald geschafft.

„Fünfzehn… sechzehn…“ Sie hielt inne. Ihr Blick wanderte zum nächsten Halm. Leer.

Sie blinzelte. Putzte ihre Augen mit den Vorderbeinchen. Schaute nochmal hin.

Immer noch leer.

„Wo ist Nummer Siebzehn?“, piepste Greta und spürte, wie ihre Fühler vor Aufregung zu zittern begannen.

Nur sechzehn Tautropfen! Das ging ja gar nicht! Wie sollte sie denn jetzt einschlafen?

Ein Gefühl, als würden tausend winzige Ameisen unter ihrem Panzer krabbeln, überkam sie.

„Das kann nicht sein! Tautropfen verschwinden doch nicht einfach!“, rief sie in die stille Nacht hinein.

Sie musste etwas unternehmen. Schlafen war unmöglich, solange Tropfen Nummer Siebzehn fehlte.

Entschlossen hüpfte Greta von ihrem Kleeblatt. Ihr erster Verdacht fiel auf Ferdinand Marienkäfer, der auf einem Gänseblümchen in der Nähe wohnte.

Ferdinand war schon fast eingeschlafen, seine roten Flügel mit den schwarzen Punkten leicht eingezogen.

„Ferdinand! Wach auf!“, zischte Greta und stupste ihn sanft an.

Ferdinand brummte verschlafen. „Was… was ist los, Greta? Ist es schon Morgen?“

„Nein! Schlimmer! Ein Tautropfen ist weg! Nummer Siebzehn! Hast du ihn gesehen?“, fragte Greta aufgeregt.

Ferdinand blinzelte. „Ein Tautropfen? Ach, Greta… vielleicht hat ihn der Wind weggeweht? Oder er ist einfach… verdunstet?“ Er gähnte herzhaft.

Greta schüttelte energisch den Kopf. „Unsinn! Tautropfen verdunsten nicht einfach so spurlos! Und der Wind war heute ganz sanft. Da stimmt was nicht!“

Ferdinand zuckte mit den Flügeln. „Na dann… frag doch mal Willi Regenwurm. Der weiß immer alles, was am Boden passiert.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und schlief weiter.

Greta seufzte. Willi Regenwurm. Gute Idee. Sie kletterte vorsichtig den Gänseblümchenstiel hinunter und spähte zum Boden.

„Willi? Bist du da?“, rief sie leise.

Langsam schob sich ein blassrosa Kopf aus der Erde. „Greta? So spät noch unterwegs?“ Willis Stimme klang erdig und ruhig.

„Willi, mein siebzehnter Tautropfen ist weg! Einfach verschwunden!“, erklärte Greta ihr Dilemma.

Willi überlegte kurz, seine Stirn (wenn Regenwürmer eine Stirn haben) legte sich in Falten. „Hm, ungewöhnlich. Normalerweise bleiben sie bis zum Morgen. Vielleicht ist er in die Erde gesickert? Aber so schnell? Hast du mal nach Spuren geschaut?“

„Spuren?“, fragte Greta.

„Ja, winzige Spuren. Manchmal… nascht jemand gerne an Tautropfen“, erklärte Willi geheimnisvoll und zog sich langsam wieder in die Erde zurück.

Greta hüpfte zurück zu dem Grashalm, wo der Tropfen fehlen sollte. Sie kniff die Augen zusammen und untersuchte den Boden im Mondlicht.

Und tatsächlich! Da war etwas! Eine hauchdünne, leicht klebrige Spur führte vom Grashalm weg.

„Aha!“, murmelte Greta. „Eine Spur!“

Ihr Grashüpferherz klopfte ein wenig schneller. Das war ja spannender als Tautropfen zählen!

Vorsichtig folgte sie der winzigen Spur. Sie führte über Moospolster, unter einem vergessenen Eichenblatt hindurch und schlängelte sich dann einen etwas höheren Grashalm hinauf.

Oben angekommen, stockte Greta der Atem.

Dort, im fahlen Mondlicht schimmernd, spannte sich ein großes Spinnennetz. Und mitten drin, wie ein kleiner gefangener Diamant, hing… ihr siebzehnter Tautropfen!

Neben dem Netz saß Thekla Spinne und putzte sich gerade eines ihrer acht Beine.

„Thekla!“, rief Greta empört. „Das ist mein Tautropfen! Nummer Siebzehn!“

Thekla zuckte zusammen und drehte sich um. Als sie Greta sah, schaute sie ein wenig verlegen.

„Oh, äh… hallo Greta“, stammelte sie. „Dieser Tautropfen? Ich… äh… er sah so besonders glitzernd und lecker aus. Ich hatte Durst.“

Greta stemmte die Beinchen in die Hüften. „Aber Thekla! Das ist nicht irgendein Tautropfen! Das ist mein Zähl-Tautropfen! Ich brauche genau siebzehn, um einschlafen zu können! Jetzt sind es nur sechzehn!“

Thekla schaute betreten auf ihre vielen Füße. „Oh. Das… das wusste ich nicht. Es tut mir leid. Ich dachte, es wäre nur ein ganz normaler Tropfen.“

Greta seufzte. Sie konnte ja verstehen, dass der Tropfen verlockend aussah. Aber ihre Ordnung war durcheinander!

„Kannst du ihn bitte wieder zurücklegen?“, fragte Greta etwas sanfter.

Thekla nickte eifrig. „Natürlich! Sofort!“

Ganz vorsichtig spannte sie einen dünnen Seidenfaden, befestigte ihn am Tautropfen und ließ ihn langsam wieder auf die Spitze des Grashalms hinabgleiten.

Plupp. Da saß er wieder, als wäre nichts gewesen.

Greta hüpfte schnell näher und zählte erneut.

„Fünfzehn… sechzehn… siebzehn!“ Sie atmete erleichtert auf. „Puh! Alle wieder da!“

Sie drehte sich zu Thekla um. „Danke, Thekla. Aber bitte trink nächstes Mal einen anderen Tropfen, ja? Es gibt genug.“

„Versprochen!“, sagte Thekla. „Nur noch ungezählte Tropfen für mich.“

Zufrieden hüpfte Greta zurück zu ihrem Kleeblatt. Die kleine Aufregung hatte sie müde gemacht.

Sie klopfte nochmal kurz ihr Kissen auf, überprüfte ein letztes Mal die siebzehn glitzernden Punkte im Mondlicht und kuschelte sich dann gemütlich ein.

Die Fühler entspannten sich, das Zirpen wurde leiser.

Mit genau siebzehn Tautropfen vor Augen schlief Greta Grashüpfer endlich ein und träumte von perfekt aufgereihten, glitzernden Wasserperlen unter einem freundlichen Mond.