Herr Kissenknopf zählt Schäfchenwolken

Herr Kissenknopf zählt Schäfchenwolken

Herr Kissenknopf kann nicht schlafen. Statt braver Schafe trifft er freche Wolkenlämmer am Nachthimmel. Ein lustiges Abenteuer zum Einschlummern.

Herr Kissenknopf war ein Experte im Schlafen. Niemand in der ganzen Stadt hatte so viele Kissen wie er. Doch eines Nachts konnte er nicht einschlafen und unternahm eine Reise mit Schäfchenwolken.

Herr Kissenknopf war ein Experte im Schlafen.

Niemand in der ganzen Stadt hatte so viele Kissen wie er. Große Kissen, kleine Kissen, runde Kissen, eckige Kissen, Kissen mit Federn, Kissen mit Schaumstoff und sogar ein winziges Kissen nur für seinen linken Zeh.

Er liebte es, sich abends in sein Bett zu kuscheln, umgeben von seiner flauschigen Kissensammlung, und sanft ins Land der Träume zu gleiten.

Doch an diesem Abend war alles anders.

Herr Kissenknopf lag in seinem Bett, die Decke bis zum Kinn gezogen, die Kissen perfekt aufgeschüttelt.

Aber der Schlaf wollte einfach nicht kommen.

Seine Augen waren hellwach.

Er drehte sich nach links. Nichts.

Er drehte sich nach rechts. Immer noch nichts.

Er versuchte es mit warmer Milch und Honig. Die Milch war lecker, aber wach war er immer noch.

Er las ein paar Seiten in einem sehr langweiligen Buch über die Geschichte der Briefmarkensammlung. Gähn. Aber nicht müde.

„Was nun?“, murmelte Herr Kissenknopf in sein Lieblingskissen hinein, das nach Lavendel duftete.

Da fiel ihm ein, was seine Oma immer sagte: „Wenn du nicht schlafen kannst, zähl Schäfchen!“

Schäfchen zählen. Das klang nach einem Plan.

Herr Kissenknopf schloss die Augen.

Er stellte sich eine grüne Wiese vor, saftig und weich.

In der Mitte der Wiese stand ein kleiner, weißer Holzzaun.

Jetzt brauchte er nur noch die Schafe.

Er konzentrierte sich.

Plötzlich tauchte am Himmel vor seinem inneren Auge kein gewöhnliches Schaf auf, sondern eine kleine, flauschige Wolke, die aussah wie ein Schaf.

Sie schwebte direkt vor seinem Schlafzimmerfenster.

„Na gut“, dachte Herr Kissenknopf. „Dann eben Wolkenschäfchen. Hauptsache, sie springen über den Zaun.“

Er machte sich bereit zu zählen.

„Eins…“, sagte er leise.

Das erste Wolkenschäfchen, rund und besonders flauschig, drehte sich langsam um, zwinkerte ihm mit einem imaginären Wolkenauge zu und schwebte dann gemütlich… nach oben davon! Weg vom Zaun!

„Moment mal!“, rief Herr Kissenknopf leise. „Du sollst doch springen!“

Er versuchte es erneut.

Ein zweites Wolkenschäfchen erschien, etwas kleiner und mit lustig abstehenden Wolkenohren.

„Zwei…“, zählte Herr Kissenknopf hoffnungsvoll.

Dieses Schäfchen machte einen eleganten Purzelbaum in der Luft, kicherte leise (es klang wie sanftes Windgeklingel) und folgte dem ersten Schäfchen himmelwärts.

„Das gibt es doch nicht!“, murmelte Herr Kissenknopf und setzte sich im Bett auf. „Die machen ja, was sie wollen!“

Ein drittes Wolkenschäfchen kam angeschwebt. Es war lang und dünn und sah ein bisschen aus wie ein Dackel aus Watte.

„Drei!“, sagte Herr Kissenknopf nun etwas strenger und zeigte mit dem Finger auf den Zaun in seiner Vorstellung.

Das Dackel-Wolkenschaf schwebte direkt vor seine Nase, streckte eine freche, kleine Wolkenzunge heraus und zischte dann ebenfalls nach oben ab.

Herr Kissenknopf war verdutzt. Und ein kleines bisschen verärgert. Aber vor allem war er neugierig.

Was hatten diese unartigen Wolkenschäfchen vor?

Er schwang die Beine aus dem Bett, tappte zum Fenster und blickte hinaus in den echten Nachthimmel.

Und tatsächlich! Dort oben, zwischen den Sternen, konnte er sie sehen! Drei kleine, leuchtend weiße Wolkenformationen, die aussahen wie seine Schäfchen.

Sie tanzten und wirbelten umeinander herum, als würden sie Fangen spielen.

„Na wartet!“, dachte Herr Kissenknopf mit einem Schmunzeln. „Euch kriege ich!“

Er schloss wieder die Augen, aber diesmal stellte er sich nicht die Wiese vor, sondern wie er selbst, leicht wie eine Feder, aus dem Fenster schwebte, den frechen Wolkenlämmern hinterher.

Und es funktionierte!

In seinen Gedanken hob er ab, ganz sanft, und folgte den Schäfchen in den weiten Nachthimmel.

„Hey!“, rief er ihnen nach. „Ihr solltet doch über den Zaun springen!“

Das erste Schäfchen drehte sich um. „Springen ist langweilig! Schweben ist viel lustiger!“

Das zweite machte wieder einen Purzelbaum. „Komm mit, wir zeigen dir was!“

Und so begann eine wunderliche Reise durch die Nacht.

Die Wolkenschäfchen führten Herrn Kissenknopf an schlafenden Sternen vorbei, die leise schnarchten (es klang wie ein hohes Summen).

Sie winkten dem alten Mann im Mond zu, der ihnen ein verschlafenes Lächeln schenkte und sich tiefer in seine Mondkrater-Decke kuschelte.

Sie mussten einer großen, grummeligen Regenwolke ausweichen, die murmelte: „Ruhe da oben! Manche wollen schlafen!“

Dann entdeckten sie einen langen, silbrigen Mondstrahl, der wie eine Rutsche aussah.

„Juhuuu!“, rief das Dackel-Wolkenschaf und sauste hinunter.

Die anderen folgten kichernd.

Herr Kissenknopf zögerte kurz, aber dann rutschte er auch – es kitzelte ganz wunderbar im Bauch!

Sie spielten Verstecken hinter großen Sternhaufen und kitzelten sich gegenseitig mit Sternenstaub.

Herr Kissenknopf hatte ganz vergessen, dass er eigentlich schlafen wollte. Er lachte und schwebte und fühlte sich leicht und frei.

Aber das Schweben und Spielen und Lachen machte ihn langsam… müde.

Seine Bewegungen wurden langsamer, seine Augenlider schwerer.

Ein großes Gähnen entfuhr ihm, so laut, dass ein paar kleine Sterne erschrocken funkelten.

Die Wolkenschäfchen bemerkten es.

Sie stupsten ihn sanft an.

„Bist du müde, Herr Kissenknopf?“, fragte das erste Schäfchen leise.

Herr Kissenknopf nickte schläfrig.

Die Schäfchen hörten auf zu toben.

Sie schwebten langsam zu einer riesigen, besonders weichen und bauschigen Wolkenbank, die aussah wie ein gigantisches Federbett am Himmel.

Eins nach dem anderen kuschelten sie sich dort hinein, schlossen ihre Wolkenaugen und wurden ganz still.

Nur noch ihr sanftes, rhythmisches Atmen war zu hören, wie das leise Rauschen des Windes.

Herr Kissenknopf beobachtete sie.

Wie friedlich sie aussahen.

Er spürte, wie die Müdigkeit ihn nun ganz einhüllte, wie eine warme Decke.

Langsam, ganz langsam, schwebte er in Gedanken zurück zu seinem Fenster, durch das Zimmer, direkt in sein eigenes, gemütliches Bett.

Er landete sanft auf seinen vielen Kissen.

Er zog die Decke hoch.

Er gähnte noch einmal, ein langes, zufriedenes Gähnen.

Er dachte an die lustigen Wolkenschäfchen, wie sie jetzt friedlich auf ihrer Wolkenbank schlummerten.

Ein Lächeln zog über sein Gesicht.

„Gute Nacht, ihr frechen Schäfchenwolken“, murmelte er.

Und bevor er den Satz ganz zu Ende gedacht hatte, war Herr Kissenknopf, der Experte im Schlafen, endlich eingeschlafen.

Er träumte von weichen Wolken, lustigen Purzelbäumen und dem sanften Klingen des Windes zwischen den Sternen.