Kalle Katze jagt den roten Punkt zum Mond

Kalle Katze jagt den roten Punkt zum Mond

Der neugierige Kater Kalle erlebt ein verrücktes Abenteuer, als er versucht, einen mysteriösen, flinken roten Punkt zu fangen!

Kalle war kein gewöhnlicher Kater. Oh nein, Kalle hatte Samtpfoten mit eingebautem Turbo und Augen wie zwei glänzende, neugierige Bernsteine.

Er lebte bei Finn, einem Jungen mit ebenso viel Energie wie Kalle, nur dass Finn seine Energie meistens in Bauklötze und lautes Lachen steckte.

An diesem Abend war es draußen schon dunkel geworden. Die Sterne blinzelten durch Finns Zimmerfenster, und der Mond sah aus wie ein halb aufgegessener Käsekeks am Himmel.

Kalle döste gemütlich auf dem flauschigen Teppich. Sein Schnurren klang wie ein kleiner, zufriedener Motor.

Plötzlich – ZISCH! – tanzte etwas Rotes und Leuchtendes über den Boden.

Es war winzig, blitzschnell und huschte wie ein geölter Blitz über die Dielen.

Kalles Ohren zuckten. Seine Augen wurden riesengroß. Das Schnurren hörte abrupt auf.

„Miau?“, fragte Kalle leise in die Stille hinein. Was war das denn?

Ein Käfer? Nein, Käfer leuchteten nicht so feuerrot.

Eine Maus? Unmöglich, Mäuse rannten nicht Zickzack an der Wand hoch!

Der rote Punkt tanzte weiter, hüpfte vom Boden auf den Sessel, machte einen kleinen Bogen um Finns Bauklötze und landete dann frech direkt vor Kalles Nase.

Kalle erstarrte. Er duckte sich, sein ganzer Körper spannte sich an wie eine Feder. Sein Schwanz zuckte aufgeregt hin und her.

Das Ding war magisch! Ganz sicher! Vielleicht ein Mini-Glühwürmchen aus einem fernen Land? Oder ein winziger Stern, der vom Himmel gefallen war?

Finn kicherte leise aus seiner Ecke. Er hielt ein kleines, metallisches Ding in der Hand, aus dem der rote Punkt zu kommen schien. Aber das sah Kalle nicht.

Kalle sah nur das Wunderding. Das schnellste, lustigste, roteste Ding, das er je gesehen hatte.

Und Kalle wusste: Das musste er fangen!

Langsam, ganz langsam, schob er eine Pfote nach vorne. Seine Krallen waren noch eingezogen. Man musste ja vorsichtig sein mit magischen Wesen.

Der Punkt wartete. Er zitterte ein bisschen, als würde er Kalle auslachen.

Und dann – HAPPS! Kalle machte einen Satz nach vorne.

Aber der Punkt war weg! ZISCH! Schon saß er auf dem Bücherregal und zwinkerte Kalle von oben zu.

„Miau!“, protestierte Kalle. Das war unfair!

Er nahm Anlauf. Mit einem eleganten Sprung landete er auf dem Sessel. Von dort aus spähte er zum Regal hinauf.

Der Punkt tanzte auf einem Buchrücken. „Na komm doch, Katerchen!“, schien er zu rufen.

Kalle überlegte. Das Regal war hoch. Sehr hoch. Aber ein echter Jäger gab nicht auf!

Er sprang auf den Schreibtisch, wobei ein Stapel Papier leise raschelnd zu Boden segelte. Ups.

Finn kicherte wieder.

Vom Schreibtisch aus war es nur noch ein kleiner Hopser zum Regal. Kalle landete sicher zwischen den Büchern.

„Hab dich gleich!“, miaute er triumphierend.

Er holte mit der Pfote aus, um den Punkt endlich zu erwischen.

Aber ZISCH! Der Punkt sprang vom Regal, sauste die Wand hinunter und tanzte wieder auf dem Teppich.

Kalle stöhnte. Dieses Ding war ja schneller als sein eigener Schatten!

Er sprang vom Regal herunter – PLUMPS! – landete aber weich auf allen vier Pfoten.

Die Jagd ging weiter. Quer durchs Zimmer, unter dem Stuhl hindurch, über das Bett, wobei die Decke verrutschte.

Kalle hechelte schon ein bisschen. Seine Flanken hoben und senkten sich schnell.

Der rote Punkt war unermüdlich. Er wirbelte im Kreis, machte Loopings in der Luft (oder zumindest sah es für Kalle so aus) und schien nie müde zu werden.

„Du entkommst mir nicht!“, knurrte Kalle entschlossen.

Finn lenkte den Punkt nun langsam in Richtung Fenster.

Draußen hing der Mond immer noch am Himmel, jetzt fast wie ein runder, leuchtender Ball.

Der rote Punkt kletterte die Fensterscheibe hoch. Höher und höher.

Kalle folgte ihm mit den Augen. Seine Pfoten tippten aufgeregt auf dem Boden.

Und dann passierte es: Der rote Punkt landete genau auf dem Mond!

Jedenfalls sah es für Kalle so aus. Der kleine, leuchtende Punkt saß mitten auf dem großen, leuchtenden Käsekeks am Himmel.

Kalle war baff. „Miauuuuu!“, staunte er.

Das Ding war also nicht nur magisch, es konnte auch zum Mond fliegen!

Eine unglaubliche Erkenntnis durchfuhr Kalles Katzenhirn: Wenn er das Ding fangen wollte, musste er ihm folgen! Zum Mond!

Er schaute zum Fenster hinauf. Der Mond schien so nah.

Mit neuer Entschlossenheit nahm Kalle den längsten Anlauf, den er je genommen hatte.

Er raste über den Teppich, seine Muskeln angespannt für den ultimativen Sprung.

Den Sprung zum Mond!

Er sprang ab – höher als je zuvor!

Er flog durch die Luft, die Pfoten ausgestreckt, die Augen auf den roten Punkt auf dem Mond gerichtet.

Doch statt auf dem Mond landete Kalle weich – auf einem großen Kissen, das Finn schnell vor das Fenster gelegt hatte.

PUFF!

Kalle blinzelte verwirrt. Wo war der Mond? Wo war der rote Punkt?

Er schaute sich um. Der Punkt war verschwunden. Einfach weg.

Finn kam zu ihm und kraulte ihn hinter den Ohren. Das kleine metallische Ding hatte er unbemerkt in seine Hosentasche gesteckt.

„Na, Kalle? Hast du den Mondkäfer gejagt?“, fragte Finn lachend.

Kalle gähnte herzhaft. Die Jagd war anstrengend gewesen. Sehr anstrengend.

Er kuschelte sich in das weiche Kissen. Der Mond draußen schien ihm jetzt zuzuzwinkern.

War der rote Punkt vielleicht doch nur ein Traum gewesen? Ein lustiger, schneller, roter Traum?

Kalle wusste es nicht genau. Aber als er einschlief, schnurrend und müde, träumte er davon, wie er auf Samtpfoten über den Mond spazierte und mit einem kleinen, roten Stern Fangen spielte.

Und Finn wusste, dass er morgen wieder den magischen roten Punkt für seinen abenteuerlustigen Kater tanzen lassen würde. Aber jetzt war Schlafenszeit.