Kuschelhase Kalli und die verschwundene Möhrenlaterne

Kuschelhase Kalli und die verschwundene Möhrenlaterne

Kuschelhase Kalli sucht seine geliebte Möhrenlaterne! Eine lustige Gute-Nacht-Geschichte über Freundschaft und ein kleines Waldgeheimnis.

Kuschelhase Kalli rieb sich die Augen und gähnte herzhaft. Draußen im Wald wurde es langsam dunkel, und die Sterne blitzten schon zwischen den Blättern hervor.

Kalli liebte diese Zeit des Tages. Es war die Zeit, in der er seine allerliebste Möhrenlaterne anzündete.

Das war keine gewöhnliche Laterne. Oh nein! Sie war aus einer riesigen, leuchtend orangen Karotte geschnitzt, die Kalli letzten Herbst auf Bauer Hubers Feld gefunden hatte. Innen drin wohnten ein Dutzend freundliche Glühwürmchen, die auf Kallis Kommando hin anfingen, sanft zu leuchten.

Seine Höhle unter der alten Eiche war dadurch immer in das gemütlichste Licht getaucht, das man sich vorstellen konnte. Ein Licht, das nach Abenteuer und Karottenkuchen roch.

Kalli tapste zu dem kleinen Moospolster, auf dem die Laterne immer stand. Er streckte sein Pfötchen aus, um die Glühwürmchen zu wecken.

Doch… da war nichts.

Nur leeres Moos.

Kalli blinzelte. Er rieb sich nochmal die Augen. Vielleicht träumte er ja noch?

Aber die Laterne blieb verschwunden.

„Meine Möhrenlaterne!“, piepste Kalli erschrocken. Sein Herz machte einen kleinen Hüpfer, so wie er es sonst nur tat, wenn er eine besonders knackige Möhre sah.

Wo konnte sie nur sein? Hatte er sie vielleicht woanders hingelegt? Er hoppelte aufgeregt durch seine kleine Wohnung, schaute unter das Blätterbett, hinter den Vorrat an saftigen Wurzeln und sogar in seine Teetasse aus einer Eichelkappe.

Nichts.

Die Möhrenlaterne war weg. Einfach weg!

Ein kleines Schluchzen entkam Kalli. Ohne seine Laterne fühlte sich die Höhle plötzlich gar nicht mehr so gemütlich an. Sie war dunkel und… naja, einfach nicht karotten-laternig genug.

„Ich muss sie finden!“, beschloss Kalli mutig, schnappte sich seine winzige Umhängetasche (in der er immer eine Notfall-Minimöhre aufbewahrte) und tapste hinaus in den dämmerigen Wald.

Der erste, den er traf, war Fritz, das Eichhörnchen. Fritz saß auf einem Ast und versuchte angestrengt, sich zu erinnern, wo er seine letzte Nuss vergraben hatte.

„Fritz! Fritz! Hast du meine Möhrenlaterne gesehen?“, rief Kalli von unten.

Fritz schaute verwirrt nach unten. „Deine was? Möhren…? Ach ja! Die leuchtende Karotte! Nein, Kalli. Aber ich habe gestern… oder war es vorgestern?… eine besonders schöne Nuss gefunden. Glänzend! Nur… wo war das nochmal?“ Fritz kratzte sich am Kopf.

Kalli seufzte. Fritz war ein lieber Kerl, aber seine Vergesslichkeit war manchmal nicht sehr hilfreich.

„Danke trotzdem, Fritz!“, rief Kalli und hoppelte weiter.

Unter einem großen Farnblatt traf er Ida, die Igelin. Ida kullerte gerade fröhlich einen kleinen Abhang hinunter, ihre Stacheln raschelten im Laub.

„Ida! Stopp!“, rief Kalli. „Hast du vielleicht meine Möhrenlaterne gesehen?“

Ida bremste quietschend ab und schaute Kalli mit ihren Knopfaugen an. „Deine leuchtende Riesenmöhre? Die ist ja toll! Aber nein, die habe ich nicht gesehen. Aber warum fragst du nicht Susi? Die alte Eule weiß doch immer alles!“

Das war eine gute Idee! Susi wohnte ganz oben in der alten Eiche, direkt über Kallis Höhle.

Gemeinsam machten sich Kalli und Ida auf den Weg zum großen Baum. Fritz kam auch mit, immer noch murmelnd auf der Suche nach seiner glänzenden Nuss.

Der Aufstieg war ein bisschen mühsam für Kallis kurze Beinchen, aber Ida schob ihn manchmal sanft mit ihrer Stachelnase an, und Fritz zog ihn am letzten, steilen Stück hoch.

Oben auf dem dicksten Ast saß Susi, die Eule. Sie putzte gerade bedächtig ihr Gefieder und blinzelte weise in die Dämmerung.

„Guten Abend, Susi“, sagte Kalli außer Atem. „Wir haben ein Problem. Meine Möhrenlaterne ist weg!“

Susi drehte langsam ihren Kopf. „Hu-huuu, Kalli. Eine Möhrenlaterne, sagst du? Ein seltenes Stück. Sehr hell, nicht wahr?“

„Ja, sehr hell! Und sie ist weg!“, bestätigte Ida aufgeregt.

„Ich glaube, ich habe heute Nacht etwas Leuchtendes gesehen“, sagte Susi nachdenklich. „Etwas Kleines, das Licht brauchte… für ein besonderes Fest, hu-huu.“

„Ein Fest?“, fragte Kalli verwirrt. „Wer feiert denn jetzt ein Fest?“

„Folgt den winzigen Spuren von Glanz“, krächzte Susi geheimnisvoll und schloss ein Auge. „Manchmal braucht auch der Kleinste ein großes Licht.“

Winzige Spuren von Glanz? Kalli, Ida und Fritz schauten sich ratlos an.

Sie kletterten wieder hinunter und schauten sich auf dem Waldboden genau um.

Und tatsächlich! Im Moos glitzerten winzige Pünktchen, fast unsichtbar. Es sah aus wie… Sternenstaub? Oder vielleicht… verlorener Glühwürmchen-Staub?

„Da lang!“, rief Ida und folgte der zarten Spur.

Sie führte tiefer in den Wald hinein, vorbei an schlafenden Blumen und unter knorrigen Wurzeln hindurch.

Plötzlich hörten sie ein leises Summen und Kichern. Die Glitzerspur wurde dichter.

Sie schlichen hinter einen dichten Haselnussstrauch und lugten vorsichtig hervor.

Was sie sahen, ließ sie staunen.

Auf einer kleinen, moosbewachsenen Lichtung hatten die Waldmäuse ein Fest aufgebaut! Winzige Tische aus Blättern standen dort, beladen mit Beeren und Samenkörnern. Kleine Lampions aus Grashalmen schwangen im leichten Wind.

Und mitten auf der Lichtung, als strahlender Mittelpunkt des Festes, stand… Kallis Möhrenlaterne!

Die Glühwürmchen im Inneren leuchteten fröhlich, und die Mäuse tanzten ausgelassen darum herum.

Eine kleine Maus mit einer Pusteblumenkrone auf dem Kopf hielt gerade eine Rede.

„…und wir danken dem freundlichen Spender dieser wundervollen Laterne! Ohne sie wäre unser Erntedankfest nur halb so schön gewesen, nachdem unsere eigenen Glühwürmchen heute Abend leider keine Lust hatten zu leuchten!“

Kalli wollte erst wütend loshoppeln. Seine Laterne! Einfach geklaut!

Aber als er die fröhlichen Gesichter der Mäuse sah, wie sie lachten und tanzten im warmen Licht seiner Möhrenlaterne, wurde sein Herz weich.

Er trat aus dem Gebüsch hervor. „Hallo?“, sagte er leise.

Die Mäuse erstarrten. Das Fest wurde schlagartig still.

Die Maus mit der Pusteblumenkrone kam zögernd näher. „Oh! Verzeihung! Ist das… ist das deine Laterne?“

Kalli nickte. „Ja. Ich habe sie überall gesucht.“

Die Maus wurde rot bis über beide Ohren. „Oh, es tut uns so leid! Wir wollten sie wirklich nur kurz ausleihen! Unsere Festbeleuchtung ist ausgefallen, und wir wussten uns nicht anders zu helfen. Sie leuchtet so schön!“

Viele kleine Mäuseköpfe nickten zustimmend.

Kalli schaute zu Ida und Fritz. Ida lächelte aufmunternd. Fritz hatte inzwischen unter einem Pilz einen kleinen Vorrat an Bucheckern entdeckt und war schon wieder abgelenkt.

Kalli atmete tief durch. „Wisst ihr was?“, sagte er zu den Mäusen. „Ihr dürft sie für euer Fest behalten. Aber nur für heute Abend! Und passt gut auf meine Glühwürmchen auf.“

Die Mäuse jubelten! „Oh, danke, lieber Hase! Du bist der Beste!“, riefen sie durcheinander und boten Kalli, Ida und sogar dem beschäftigten Fritz sofort die leckersten Beeren an.

Sie feierten noch eine Weile mit den Mäusen, bis Kalli müde wurde.

Die Mäuse brachten ihm feierlich seine Möhrenlaterne zurück, und die Glühwürmchen zwinkerten ihm dankbar zu.

Zurück in seiner Höhle stellte Kalli die Laterne auf ihren Platz. Das warme, orange Licht erfüllte den Raum, und es war wieder genauso gemütlich wie immer.

Kalli kuschelte sich in sein Blätterbett, die Notfall-Minimöhre sicher neben sich.

Er dachte an das Mäusefest und lächelte. Manchmal war es gar nicht so schlimm, wenn etwas verschwand. Manchmal führte es zu einem kleinen Abenteuer und neuen Freunden.

Mit einem letzten Blick auf das sanfte Leuchten seiner Möhrenlaterne schloss Kalli die Augen und schlief glücklich ein.