Paul Pünktchenhemd reist zum Pyjama-Planeten

Paul Pünktchenhemd reist zum Pyjama-Planeten

Paul liebt sein Pünktchenhemd! Eine nächtliche Reise im Pantoffel-Raumschiff führt ihn zum Pyjama-Planeten, wo Gemütlichkeit regiert.

Paul war kein gewöhnlicher Junge.

Oh nein, Paul hatte ein Geheimnis, oder besser gesagt, eine Leidenschaft, die so groß war wie ein Elefant im Porzellanladen: sein rot-weiß gepunktetes Hemd.

Es war nicht irgendein Hemd.

Es war DAS Hemd.

Weich, gemütlich, mit genau der richtigen Anzahl an Punkten (er hatte sie gezählt, es waren 137, eine Primzahl!).

Paul trug es fast immer.

Zum Spielen im Sandkasten (sehr zum Leidwesen seiner Mama).

Zum Spaghettiessen (sehr zum Leidwesen der Waschmaschine).

Und am liebsten hätte er es auch zum Schlafen angehabt.

„Aber Paul,“ sagte Mama jeden Abend, „zum Schlafen zieht man einen Schlafanzug an. Hemden sind für den Tag.“

Paul seufzte dann.

Ein Schlafanzug war okay, aber er hatte keine Punkte.

Keine 137 magischen Punkte.

Eines Abends, als der Mond wie ein Käselaib am Himmel hing und die Sterne wie Zuckerstreusel funkelten, lag Paul in seinem Bett.

Er trug seinen langweiligen, blauen Schlafanzug und drückte sein geliebtes Pünktchenhemd fest an sich.

„Ach, Hemd,“ flüsterte er, „ich wünschte, es gäbe einen Ort, wo man dich immer tragen dürfte. Auch nachts. Einen Ort nur für Hemden!“

Plötzlich blitzte es draußen vor dem Fenster.

Nicht wie ein Gewitter, eher wie… eine Discokugel, die niest?

Ein sanftes, summendes Geräusch näherte sich.

Paul tapste neugierig ans Fenster und rieb sich die Augen.

Da schwebte doch tatsächlich… ein Pantoffel!

Ein riesiger, flauschiger, blauer Filzpantoffel mit Propellern an der Ferse und kleinen Bullaugen an den Seiten.

Er landete sanft auf dem Rasen im Garten.

Eine winzige Luke klappte auf, und heraus kletterte eine Gestalt, nicht größer als Pauls Teddybär.

Sie trug einen gestreiften Schlafanzug, eine Zipfelmütze mit einem Glöckchen dran und gähnte herzhaft.

„Na sowas, schon wieder falsch abgebogen“, murmelte die Gestalt und rieb sich die Augen.

„Hallo?“, piepste Paul vom Fenster aus.

Die kleine Gestalt zuckte zusammen. „Huch! Wer spricht da aus dem Fensterladen? Ein Wachmacher?“

„Ich bin Paul. Und du bist… in einem fliegenden Pantoffel?“

Die Gestalt kicherte. „Pantoffel? Das ist mein Raumkreuzer ‚Schnarchnase 1‘! Ich bin Gähnrich vom Pyjama-Planeten. Wir haben deinen Wunsch gehört!“

„Meinen Wunsch?“, fragte Paul verwirrt.

„Jaha! Den Wunsch nach einem Ort für dein… äh…“, Gähnrich kniff die Augen zusammen, „…interessantes Tag-Kleidungsstück? Du willst es nachts tragen? Sehr ungewöhnlich, aber bei uns ist alles erlaubt, was gemütlich ist!“

Paul Herz machte einen Purzelbaum. „Wirklich? Auch mein Pünktchenhemd?“

„Na klar! Komm mit! Eine kleine Spritztour zum Pyjama-Planeten. Aber pssst, nicht Mama wecken!“, zwinkerte Gähnrich.

Paul überlegte nicht lange.

Er schnappte sein Hemd, zog es blitzschnell über den Schlafanzug (doppelt hält besser!) und kletterte leise die Regenrinne hinunter.

Im Inneren der ‚Schnarchnase 1‘ war es unglaublich kuschelig.

Die Sitze waren aus Wolken gemacht, die Knöpfe sahen aus wie Bonbons, und es roch nach warmem Kakao und Lavendel.

„Anschnallen!“, rief Gähnrich und drückte einen Knopf, der wie ein Marshmallow aussah.

Mit einem sanften Ruckeln hob der Pantoffel-Kreuzer ab.

Sie flogen an Sternschnuppen vorbei, die wie müde Glühwürmchen aussahen, und winkten Kometen mit langen, schläfrigen Schweifen.

„Siehst du den da?“, fragte Gähnrich und zeigte auf einen nebligen Fleck. „Das ist die Gähn-Galaxie. Dort üben die Sterne das Gähnen für die Nacht.“

Nach einer Weile, die sich wie ein angenehmer Traum anfühlte, tauchte vor ihnen ein Planet auf.

Er war über und über mit Kissen bedeckt.

Berge aus Daunendecken, Flüsse aus warmer Milch und Häuser, die wie riesige Betten aussahen, mit Schornsteinen, aus denen Schäfchenwolken aufstiegen.

„Willkommen auf dem Pyjama-Planeten!“, verkündete Gähnrich stolz.

Sie landeten sanft auf einem Landeplatz, der wie ein gigantisches Kopfkissen aussah.

Als Paul ausstieg, traute er seinen Augen kaum.

Alle Bewohner trugen Schlafanzüge!

Gestreifte, karierte, geblümte, welche mit Tierohren, andere mit Fußsohlen dran.

Sie bewegten sich langsam, gähnten freundlich und schienen unglaublich entspannt zu sein.

Einige schlurften in Hausschuhen herum, die wie Tiere aussahen, andere schwebten auf kleinen Wolken.

Paul, in seinem Pünktchenhemd über dem Schlafanzug, fühlte sich plötzlich ein bisschen… wach.

Ein Bewohner in einem Frosch-Strampler kam auf ihn zugehüpft.

„Quak-Gähn! Ein Neuer! Und was trägst du da Buntes? Ist das… Tageslicht-Stoff?“, fragte er neugierig und zupfte an Pauls Hemd.

„Das ist mein Lieblingshemd“, erklärte Paul.

Gähnrich klopfte ihm auf die Schulter. „Paul ist unser Ehrengast! Er wollte sein Hemd auch nachts tragen.“

Ein Raunen ging durch die Menge.

„Nachts? Ein Hemd? Wie aufregend!“, flüsterte jemand in einem Bärchen-Overall.

Sie wurden zum König des Planeten geführt, König Schlummer VII.

Er thronte auf einem riesigen Himmelbett, trug einen königlichen Morgenmantel aus Samt und eine Krone, die aussah wie eine goldene Schlafmütze mit Edelstein-Bommel.

„Seid gegrüßt, kleiner Erdling mit dem… äh… wachen Gewand!“, sagte der König mit einer Stimme, die so tief und beruhigend war wie ein Schlaflied.

„Gefällt es dir bei uns? Hier ist alles auf Gemütlichkeit und süße Träume ausgelegt.“

Paul nickte. „Es ist sehr… weich hier. Aber warum tragen alle Schlafanzüge?“

König Schlummer lächelte sanft. „Weil Schlafanzüge das bequemste Kleidungsstück im Universum sind! Sie sind perfekt zum Einkuscheln, zum Träumen und zum Nichtstun. Wir feiern die Gemütlichkeit!“

Paul verbrachte den Rest der ‚Nacht‘ (auf dem Pyjama-Planeten war es immer dämmrig) damit, die Wunder des Planeten zu erkunden.

Er nahm an einer Kissenschlacht mit professionellen Kissenwerfern teil (die Kissen waren mit Gänsefedern und Lachgas gefüllt), sprang auf Wolken-Trampolinen und lauschte einem Konzert, bei dem nur Schlaflieder gesungen wurden.

Es war lustig und unglaublich entspannend.

Aber trotzdem… er strich über die Punkte seines Hemdes.

Es war anders, aber es war *sein* anders.

Plötzlich gab es einen Tumult.

Ein kleiner Pyjama-Bewohner rannte aufgeregt zum König. „Majestät! Majestät! Der Große Gähnerator ist kaputt! Die Hauptfeder ist rausgesprungen!“

Alle schnappten nach Luft.

„Oh nein!“, rief König Schlummer. „Ohne den Gähnerator können wir keine beruhigenden Gähn-Wellen aussenden! Der ganze Planet wird… wach bleiben!“

Panik brach aus.

Einige Bewohner versuchten verzweifelt zu gähnen, aber es kam nur ein gequältes Quietschen heraus.

Gähnrich und der König untersuchten den Gähnerator, eine komplizierte Maschine aus Zahnrädern, Federn und schläfrigen Zahnrädern.

„Diese Feder fehlt!“, stöhnte Gähnrich. „Wir haben keinen Ersatz!“

Paul trat näher.

Er betrachtete die Lücke, wo die Feder sein sollte.

Dann fiel sein Blick auf sein Hemd.

Er zögerte kurz, dann knöpfte er vorsichtig einen der 137 Knöpfe ab.

Es war ein kleiner, runder, weißer Knopf.

„Vielleicht passt der?“, fragte er schüchtern und hielt den Knopf hin.

König Schlummer nahm den Knopf und betrachtete ihn.

Er passte genau in die kleine Halterung, wo die Feder gesessen hatte.

Mit einem leisen Klicken rastete er ein.

Der Gähnerator summte kurz, ratterte… und stieß dann eine riesige, wohlige Gähn-Welle aus, die über den ganzen Platz fegte.

Alle Bewohner gähnten erleichtert und zufrieden.

„Du hast es geschafft!“, jubelte Gähnrich. „Dein… Wach-Knopf hat den Pyjama-Planeten gerettet!“

König Schlummer legte Paul feierlich eine Hand (die in einem Fäustling steckte) auf die Schulter.

„Paul Pünktchenhemd, du bist ein Held! Dein Knopf, so wach er auch sein mag, hat uns die süßen Träume zurückgebracht. Als Dank ernennen wir dich zum Ehren-Schlafmützler und schenken dir dies!“

Er überreichte Paul einen Schlafanzug.

Aber nicht irgendeinen.

Er war rot mit weißen Punkten.

Genau wie sein Hemd.

Paul staunte.

„Wow! Ein Pünktchen-Schlafanzug!“

„Damit du siehst“, sagte der König, „dass Gemütlichkeit viele Formen haben kann. Und manchmal braucht es etwas Waches, um die Träume zu retten.“

Es war Zeit für Paul zu gehen.

Er verabschiedete sich von Gähnrich, dem König und all den freundlichen, gähnenden Bewohnern.

In der ‚Schnarchnase 1‘ zog er den neuen Pünktchen-Schlafanzug an.

Er war fast so gemütlich wie sein Hemd.

Fast.

Als er wieder sicher in seinem Bett landete, kurz bevor die echte Sonne aufging, deckte Mama ihn zu.

Sie bemerkte den neuen Schlafanzug.

„Na, sieh mal einer an, ein Pünktchen-Schlafanzug! Wo kommt der denn her?“, fragte sie lächelnd.

Paul grinste verschlafen.

„Vom Pyjama-Planeten, Mama. Da ist es sehr gemütlich. Aber mein Hemd ist auch toll.“

Er kuschelte sich ein, das alte Pünktchenhemd unter dem neuen Pünktchen-Schlafanzug.

Er schloss die Augen und träumte von fliegenden Pantoffeln, gähnenden Sternen und 137 + unendlich vielen gemütlichen Punkten.

Und er wusste: Ob Hemd oder Schlafanzug, das Wichtigste ist, sich wohlzufühlen.

Und vielleicht, ganz vielleicht, rettet ein kleiner Knopf manchmal den Schlaf eines ganzen Planeten.