Paulina Papierschiff segelt ins Kissenmeer

Paulina Papierschiff segelt ins Kissenmeer

Ein kleines Papierschiff namens Paulina erlebt nachts ein großes Abenteuer und segelt über das Kissenmeer im Kinderzimmer. Mutig und neugierig!

Lena gähnte herzhaft. Ihre Augen waren schon ganz klein und müde.

Heute hatte sie etwas ganz Besonderes gebastelt: ein kleines Papierschiffchen.

Mit roten Buntstiftstreifen an den Seiten und einem winzigen Fähnchen aus einem abgerissenen Notizzettel.

Sie taufte es Paulina Papierschiff.

Zufrieden stellte Lena ihr Werk auf den Nachttisch, direkt neben den Wecker, der wie ein kleiner Leuchtturm aussah, und kuschelte sich tief in ihre Decke.

„Gute Nacht, Paulina“, murmelte sie noch, bevor sie sanft einschlief.

Kaum waren Lenas Augen zugefallen und ihr Atem ruhig und gleichmäßig ging, begann es im Zimmer leise zu knistern.

Für Paulina Papierschiff war dies der Moment, auf den sie gewartet hatte.

Aus ihrer Perspektive verwandelte sich das Schlafzimmer in eine aufregende Welt voller Wunder.

Die riesige Bettdecke vor ihr war nicht einfach nur eine Decke.

Nein! Es war das mächtige, weiche Kissenmeer!

Die großen Kissen am Kopfende sahen aus wie geheimnisvolle Inseln, die darauf warteten, entdeckt zu werden.

Der flauschige Teppichboden tief unter dem Nachttisch? Der gefährliche Teppich-Ozean, den es zu überqueren galt.

Und der Wecker neben ihr? Sein sanft leuchtendes Ziffernblatt war der Leuchtturm Klicketick, der den Seefahrern den Weg wies.

Ein abenteuerliches Kribbeln durchfuhr Paulinas Papierrumpf.

Sie wollte segeln! Sie wollte das Kissenmeer erkunden und die Große Kisseninsel erreichen, die direkt neben Lenas träumendem Kopf lag.

Aber wie sollte sie vom hohen Nachttisch herunterkommen?

Paulina spähte über den Rand. Puh, das war tief!

Doch dann entdeckte sie ihn: einen losen Faden, der von Lenas Decke bis fast zum Boden hing. Perfekt!

„Leinen los!“, flüsterte Paulina sich selbst mutig zu.

Vorsichtig, ganz vorsichtig, rutschte sie an dem Faden hinunter, wie eine erfahrene Seefahrerin an einem Tau.

Unten angekommen, landete sie sanft im Teppich-Ozean.

Die Teppichfasern kitzelten an ihrem Bauch. Es war gar nicht so einfach, hier voranzukommen.

Plötzlich hörte sie ein tiefes Brummen.

„Na, na, junge Dame? Was treibt ein Papierschiffchen um diese Zeit im Teppich-Ozean?“, knurrte eine Stimme.

Paulina blickte auf. Neben ihr saß ein großer, alter Teddybär mit einem geflickten Ohr. Es war Herr Flauschig, der weise Wächter des Schlafzimmers.

„Ich möchte zum Kissenmeer segeln!“, erklärte Paulina stolz.

Herr Flauschig zog eine Augenbraue hoch. „Zum Kissenmeer? Ein gefährliches Unterfangen! Hast du denn keine Angst vor den… Kichernden Sockenmonstern?“

Paulina schluckte. Kichernde Sockenmonster? Davon hatte sie noch nie gehört.

„Sie leben unter dem Bett“, brummte Herr Flauschig geheimnisvoll. „Sie lieben es, unvorsichtige Reisende mit Wollfäden zu kitzeln, bis sie kichernd die Orientierung verlieren!“

Paulinas Papiermast zitterte ein wenig. Aber die Sehnsucht nach dem Abenteuer war größer.

„Ich habe keine Angst!“, piepste sie tapfer, obwohl ihr ein bisschen mulmig war. „Ich muss zur Großen Kisseninsel!“

Herr Flauschig seufzte. „Nun gut. Aber sei auf der Hut!“

Paulina bedankte sich und blickte sich um. Wie sollte sie über den weiten Teppich-Ozean zum Bett gelangen?

Da! Ein großer, grauer Wollknäuel, wahrscheinlich von Lenas Katze übrig gelassen, trieb wie ein Floß in der Nähe.

Mit ein wenig Mühe schob sich Paulina darauf und paddelte mit ihrem Papierrand los, quer durch den Teppich-Ozean, Richtung Bettkante.

Als sie sich dem dunklen Bereich unter dem Bett näherte, hörte sie es.

Ein leises, unterdrücktes Kichern. Hihihihi!

Und dann sah sie sie: kleine, dunkle Schatten mit leuchtenden Knopfaugen huschten unter dem Bett hervor. Die Kichernden Sockenmonster!

Sie zupften mit langen Wollfäden nach ihr!

„Hehehe, ein Papierschiffchen! Killekillekille!“, kicherten sie.

Paulina musste schnell sein! Sie wich den kitzelnden Fäden aus, drehte sich geschickt nach links und rechts und schob ihr Wollknäuel-Floß so schnell sie konnte.

Puh, geschafft! Sie erreichte die Bettkante, die wie eine hohe Klippe vor ihr aufragte.

Von hier aus konnte sie das Kissenmeer in seiner ganzen Pracht sehen. Es wellte sich sanft im Rhythmus von Lenas Atem.

Der Leuchtturm Klicketick warf sein beruhigendes Licht über die weiche Wasserfläche.

Paulina nahm all ihren Mut zusammen. Sie schob sich vom Wollknäuel und glitt auf die weiche Oberfläche des Kissenmeeres.

Wow! Das fühlte sich toll an! Wie auf Wolken zu schweben.

Aber das Segeln war gar nicht so einfach. Mal hob eine Schlummer-Welle sie hoch, mal ließ eine sanfte Delle sie fast kentern.

Überall glitzerten kleine Traum-Schaumkronen im Licht des Leuchtturms.

Paulina segelte und segelte, immer dem Licht von Klicketick folgend, vorbei an kleineren Kissen-Sandbänken.

Ihr Ziel kam immer näher: die Große Kisseninsel.

Endlich! Mit einem letzten kleinen Schubs landete sie sanft am Ufer der Insel, direkt neben Lenas Wange.

Geschafft! Paulina Papierschiff war am Ziel.

Sie fühlte sich unglaublich stolz und glücklich. Von hier oben hatte sie einen wunderbaren Blick über das ganze Kissenmeer.

Sie sah Lena, die friedlich schlief und leise lächelte. Bestimmt hatte sie einen schönen Traum.

Paulina lauschte dem ruhigen Atmen und dem sanften Ticken des Leuchtturms.

Langsam wurde auch das kleine Papierschiffchen müde.

Es schaukelte sanft auf den Wellen und schloss sein imaginäres Auge.

Als der erste Sonnenstrahl durch das Fenster fiel und den Leuchtturm Klicketick verstummen ließ, war die Magie vorbei.

Lena reckte und streckte sich. Sie griff schlaftrunken zum Nachttisch.

Da stand Paulina Papierschiff. Genau dort, wo sie sie am Abend hingestellt hatte. Oder?

Lena nahm das kleine Schiffchen in die Hand. „Guten Morgen, Paulina“, sagte sie lächelnd. „Hast du gut geschlafen?“

Paulina schwieg, aber ihr Papier knisterte leise, als wollte sie sagen: „Geschlafen? Ich hatte das größte Abenteuer meines Lebens!“

Aber das war ihr kleines Geheimnis. Das Geheimnis ihrer Reise über das weite, wundervolle Kissenmeer.