Piet Pyjama und der Traum vom Flickenstern

Piet Pyjama und der Traum vom Flickenstern

Ein Pyjama mit Loch am Knie träumt vom Flickenstern und erlebt mit einer Socke und einem Teddy ein magisches Abenteuer der Reparatur.

Ein Pyjama mit Loch am Knie träumt vom Flickenstern und erlebt mit einer Socke und einem Teddy ein magisches Abenteuer der Reparatur.

Piet war ein Pyjama. Ein ganz normaler, blauer Pyjama mit gelben Streifen, bis auf eine Sache: das Loch.

Es war kein winziges Loch, oh nein. Es war ein richtiges Loch, direkt am linken Knie, und es wurde jeden Tag ein kleines bisschen größer.

Piet lag ordentlich zusammengefaltet auf dem Kinderbett und starrte auf sein Knie. Na ja, er starrte nicht wirklich, Pyjamas haben ja keine Augen, aber er fühlte das Loch.

Es zog ein bisschen, wenn der Wind durchs offene Fenster wehte. Und es war ihm peinlich.

Besonders peinlich war es, wenn Leo, der Junge, dem Piet gehörte, ihn anzog und mit dem Finger auf das Loch zeigte.

„Mama, schau mal! Piet hat schon wieder einen Riss!“, rief Leo dann.

Piet zuckte jedes Mal zusammen, als wäre er aus feinstem Porzellan und nicht aus gemütlicher Baumwolle.

An diesem Abend kuschelte sich Leo wie immer in Piet hinein. Die Decke wurde bis zum Kinn gezogen, und bald hörte Piet Leos gleichmäßiges Atmen.

Das Loch am Knie fühlte sich heute besonders luftig an. „Was, wenn ich eines Tages ganz aufreiße?“, dachte Piet voller Sorge. „Was, wenn Leo mich dann nicht mehr mag?

Mit diesen Gedanken schlief auch Piet langsam ein.

Aber sein Schlaf war kein normaler Pyjama-Schlaf.

Plötzlich fühlte sich Piet ganz leicht. Er schwebte! Nicht nur ein bisschen, er schwebte richtig vom Bett hoch, durch das Zimmer, direkt auf das offene Fenster zu.

Das Loch am Knie flatterte im Nachtwind wie eine kleine Fahne. „Huch!“, dachte Piet. „Wo geht die Reise denn hin?“

Er schwebte durch den Nachthimmel, der nicht dunkel und schwarz war, sondern wie aus weichem, dunkelblauem Samt gewebt.

Die Sterne waren keine fernen Punkte, sondern funkelnde Knöpfe und glitzernde Pailletten.

Unter ihm sah er keine Häuser, sondern riesige Kissenburgen und Flüsse aus seidigen Bettlaken.

Da hörte er ein leises Schluchzen.

Neben ihm schwebte eine einzelne Socke. Sie war grau und sah sehr traurig aus.

„Was ist denn los?“, fragte Piet vorsichtig. Pyjamas sind ja von Natur aus fürsorglich.

„Ich… ich finde meinen Bruder nicht!“, schluchzte die Socke. „Wir waren zusammen in der Waschmaschine, und plötzlich war Rolf weg! Ich bin Sonja, die Socke, und ich bin ganz allein!“

„Ohje“, sagte Piet. „Das ist ja traurig. Ich bin Piet, der Pyjama. Ich habe ein Loch am Knie.“ Er zeigte auf die flatternde Stelle.

Sonja schniefte. „Ein Loch ist schlimm, aber allein sein ist schlimmer.“

In diesem Moment rumpelte etwas an ihnen vorbei. Es war ein Teddybär mit einem schief hängenden Ohr.

„Hallo!“, rief Piet. „Alles in Ordnung?“

Der Teddybär, der sich als Theo vorstellte, brummte: „Naja, mein Ohr wackelt. Ich habe Angst, es zu verlieren. Leo wirft mich immer so wild durch die Luft.“

Sie schwebten eine Weile schweigend nebeneinander her, jeder mit seinen Sorgen.

„Ich habe gehört“, flüsterte Sonja plötzlich, „dass es am Himmel einen Flickenstern geben soll.“

Theo spitzte sein gesundes Ohr. „Einen Flickenstern?“

„Ja“, sagte Sonja aufgeregt. „Ein Stern aus purem, glänzendem Garn. Er fliegt durch die Nacht und repariert alles, was kaputt ist. Mit magischem Sternenlichtfaden!“

Piet spürte, wie seine Streifen vor Aufregung kribbelten. „Den müssen wir finden!“, rief er.

„Aber wie?“, brummte Theo und wackelte bedenklich mit dem kaputten Ohr.

„Wir folgen einfach dem Glitzern!“, entschied Piet mutig. „Kommt!“

Und so machten sich der Pyjama mit dem Loch, die einzelne Socke und der Teddy mit dem Wackelohr auf die Suche.

Sie rutschten silberne Mondstrahlen hinunter, die sich anfühlten wie kühle Seide.

Sie hüpften auf Wolken, die nach frischem Weichspüler dufteten und bei jedem Sprung leise quietschten.

Einmal wären sie fast mit einem Schwarm nachtaktiver Staubmäuse zusammengestoßen, die mit winzigen Besen durch die Traumwelt fegten.

Piet musste aufpassen, dass sein Loch nicht versehentlich eine kleine Schäfchenwolke verschluckte, die friedlich vorbeizog.

„Da!“, rief Sonja plötzlich und zeigte mit ihrer Fußspitze in die Ferne. „Seht ihr das Funkeln?“

Und tatsächlich! Am Horizont leuchtete etwas heller als alle anderen Sterne. Es pulsierte sanft und zog Fäden aus goldenem und silbernem Licht hinter sich her.

„Der Flickenstern!“, hauchte Theo ehrfürchtig.

Sie schwebten schneller, angetrieben von ihrer Hoffnung.

Der Flickenstern kam näher. Er war wunderschön und strahlte eine wohlige Wärme aus. Er bestand aus unzähligen, leuchtenden Fäden, die sich umeinanderwickelten und tanzten.

Er schwebte direkt auf Piet zu. Sanft berührten seine Lichtfäden das Loch am Knie.

Piet spürte ein warmes Kribbeln. Er schaute nach unten. Das Loch war weg!

Aber es war nicht einfach nur zu. Der Flickenstern hatte ein wunderschönes, kleines Sternenmuster darüber gewebt, das sanft schimmerte.

„Wow!“, staunte Piet.

Dann wandte sich der Flickenstern Theo zu. Mit einem einzigen Lichtfaden befestigte er das Wackelohr wieder sicher am Teddykopf. Theo wackelte prüfend – es hielt bombenfest!

Zuletzt schwebte der Stern zu Sonja. Er konnte Rolf zwar nicht herbeizaubern, aber er webte ihr einen winzigen, leuchtenden Kompass an die Ferse.

„Er zeigt dir im nächsten Traum, wo du suchen musst“, flüsterte eine Stimme, die wie das Läuten kleiner Glöckchen klang.

Sonja strahlte. „Danke, lieber Flickenstern!“

Piet, Theo und Sonja winkten dem Flickenstern zum Abschied, als er weiterzog, um anderen kaputten Dingen in der Nacht zu helfen.

Piet fühlte sich wunderbar. Nicht nur, weil sein Loch kunstvoll geflickt war, sondern weil er nicht mehr allein war mit seiner Sorge.

Langsam wurde die Traumwelt blasser. Die Kissenburgen verschwammen, die Lakenflüsse wurden wieder zu Decken.

Piet spürte, wie er sanft zurück ins Bett sank.

Als die Morgensonne durchs Fenster blinzelte, wachte Leo auf und reckte sich.

Er schaute an sich herunter, direkt auf Piets Knie.

„Mama! Papa! Schaut mal!“, rief er begeistert. „Piet hat einen Stern!“

Und tatsächlich. Über Nacht hatte Mama oder Papa einen coolen, glitzernden Sternenaufnäher genau über das Loch gebügelt.

Piet, der Pyjama, fühlte sich unglaublich stolz. Das Loch war nicht mehr peinlich. Es war jetzt sein ganz persönliches Sternenabzeichen, eine Erinnerung an eine wunderbare Reise zum Flickenstern.

Und manchmal, wenn Leo schlief, glaubte Piet, sein Sternenknie ganz leise funkeln zu sehen.