Plitsch macht eine Reise: Vom Wolkenkuscheln zum Durstlöschen

Plitsch macht eine Reise: Vom Wolkenkuscheln zum Durstlöschen

Ein neugieriger Wassertropfen namens Plitsch reist von seiner Wolke durch Regen, Bäche und Rohre, um am Ende den Durst eines Kindes zu löschen.

Hoch oben, in einer Wolke, die aussah wie ein riesiges Zuckerwatte-Schaf, wohnte ein kleiner Wassertropfen namens Plitsch.

Plitsch war nicht irgendein Tropfen. Oh nein! Plitsch war furchtbar neugierig.

Er liebte sein Zuhause, das war klar. Es war weich, es war gemütlich, und es gab tausende andere Tropfen, mit denen man plaudern und kullern konnte.

Da waren Platsch, sein bester Freund, der immer kitzelige Witze erzählte, und Glitzerine, die im Sonnenlicht funkeln konnte wie ein Diamant.

Aber Plitsch schaute oft über den weißen, flauschigen Rand der Wolke hinunter.

Die Welt da unten sah so… anders aus. So grün, so braun, so bunt!

„Was passiert da unten?“, fragte Plitsch oft.

„Ach, da regnet es manchmal hin“, brummte ein alter, dicker Tropfen namens Grummel.

„Regnen? Was ist regnen?“, wollte Plitsch wissen.

„Das merkst du schon noch“, sagte Grummel und drehte sich zum Weiterschlafen um.

Eines Tages wurde es in der Wolke ganz schön eng. Immer mehr Tropfen kamen dazu, sie drückten und schubsten.

Die Wolke wurde schwerer und schwerer, und sie seufzte tief.

Plitsch spürte ein seltsames Kribbeln. Ein Ziehen nach unten.

„Hui!“, rief Platsch neben ihm. „Ich glaube, es geht los!“

Glitzerine funkelte aufgeregt. „Das große Kullern beginnt!“

Und dann passierte es. Plitsch verlor den Halt am weichen Wolkenboden.

Ein kleiner Ruck, und schwupps – fiel er!

„Juhuuuuuu!“, rief Plitsch, halb erschrocken, halb begeistert.

Er sauste nach unten. Die Luft pfiff ihm um seine runde Form.

Unter ihm wurde die bunte Welt immer größer.

Er sah grüne Teppiche, die Wälder sein mussten, und braune Bänder, die vielleicht Wege waren.

Ein Windstoß erfasste ihn. „Na, kleiner Mann, wohin des Wegs?“, raunte der Wind.

„Ich weiß nicht!“, rief Plitsch lachend zurück. „Ich regne!“

Der Wind lachte und schubste ihn sanft weiter.

Plitsch sah andere Tropfen fallen, manche schnell, manche langsam. Sie sahen aus wie winzige, fliegende Perlen.

Dann kam der Boden näher. Ein großes, grünes Ding, fast wie ein flacher Teller, schwebte ihm entgegen.

Plopp.

Sanft landete Plitsch auf einem Blatt.

Es war riesig! Und es hatte feine Linien, wie kleine Straßen.

Plitsch kullerte ein bisschen hin und her. Das Blatt schaukelte leicht im Wind.

Neben ihm landete ein anderer Tropfen. „Na sowas“, sagte der Tropfen. „Bequem hier, was?“

„Ja!“, sagte Plitsch. „Ich bin Plitsch! Und du?“

„Nenn mich Tropfo“, sagte der andere. „Gerade frisch aus Wolke Sieben gefallen.“

Noch mehr Tropfen landeten auf dem Blatt. Es wurde eine richtige kleine Tropfenparty.

Sie erzählten sich, von welcher Wolke sie kamen und wie schnell sie gefallen waren.

Plötzlich kippte das Blatt ein wenig.

„Festhalten!“, rief Tropfo.

Und schwapp, rutschten Plitsch, Tropfo und viele andere Tropfen vom Blatt herunter.

Es war wie eine Wasserrutsche! „Wiiiiie!“, juchzte Plitsch.

Sie landeten mit einem leisen Platsch in einer kleinen Mulde am Boden. Eine Pfütze!

Hier war es noch aufregender. Man konnte sich im Wasser spiegeln!

Plitsch sah sein eigenes, kleines, rundes Gesicht. Er winkte sich zu.

Die Pfütze wurde immer größer, denn es regnete weiter.

Bald war sie so voll, dass sie über den Rand schwappte und ein winziges Bächlein bildete.

„Komm mit!“, rief Tropfo. „Abenteuerreise!“

Plitsch ließ sich mitreißen. Es ging mal schnell, mal langsam.

Sie flossen über kleine Steine, die lustig gluckerten, wenn das Wasser über sie strömte.

Sie sahen einen Frosch am Ufer sitzen, der ihnen mit großen Augen nachschaute und laut quakte.

„Hallo!“, rief Plitsch ihm zu.

Der Frosch quakte nur zurück, was wohl Froschisch für „Hallo“ war.

Das kleine Bächlein floss in einen größeren Bach. Hier waren viel mehr Tropfen unterwegs.

Es war wie eine breite Wasserstraße.

Plitsch sah Fische unter sich schwimmen, kleine silberne Blitze.

Er trieb an bunten Blumen am Ufer vorbei und sah Vögel, die im Wasser badeten.

„Wo geht die Reise hin?“, fragte Plitsch einen älteren Tropfen, der ruhig neben ihm dahinfloss.

„Immer weiter“, sagte der Tropfen weise. „Wasser findet seinen Weg.“

Der Bach wurde breiter und breiter und mündete schließlich in einen großen, ruhigen Fluss.

Hier war das Wasser tief und mächtig. Plitsch fühlte sich ganz klein, aber auch geborgen in der großen Gemeinschaft der Tropfen.

Die Sonne kam hinter den Wolken hervor und ließ den Fluss glitzern.

Plitsch trieb eine Weile dahin, schaukelte sanft und döste fast ein.

Plötzlich spürte er einen Sog. Es wurde dunkel und laut.

„Huch, was ist das?“, rief er erschrocken.

Er wurde durch ein Rohr gezogen! Es war wie eine Tunnelrutsche, nur im Dunkeln.

Es rumpelte und gluckerte.

Plitsch hielt sich ganz fest an sich selbst (was für einen Tropfen nicht einfach ist).

Gerade als er dachte, die Dunkelheit würde nie enden, wurde es hell.

Plopp.

Er fiel in etwas Kaltes, Glattes, Durchsichtiges.

Ein Glas!

Er schaute durch das Glas nach draußen und sah ein riesiges Gesicht mit zwei freundlichen Augen, die ihn ansahen.

Es war ein Kind, das das Glas hielt.

Das Kind lächelte. „Ah, frisches Wasser! Genau das brauche ich!“

Plitsch wurde ein bisschen aufgeregt. Was würde jetzt passieren?

Das Glas wurde zum Mund geführt.

Plitsch spürte, wie er nach oben kippte.

Und dann – schluck – wurde er getrunken.

Es war warm und weich, und Plitsch fühlte, wie er sich im Bauch des Kindes verteilte.

Er war kein einzelner Tropfen mehr. Er war Teil von etwas Größerem geworden.

Er hatte den Durst des Kindes gelöscht.

„Wow“, dachte Plitsch schläfrig. „Das war die beste Reise überhaupt.“

Vom Kuscheln in der Wolke, über das lustige Fallen und Rutschen, bis hierher.

Er war jetzt genau da, wo er gebraucht wurde.

Und während das Kind zufrieden seufzte und sich zum Schlafen hinlegte, wurde auch Plitsch ganz ruhig und müde.

Er war angekommen. Der kleine, neugierige Wassertropfen hatte sein Ziel erreicht.

Und vielleicht, ganz vielleicht, würde er eines Tages wieder zu einer Wolke aufsteigen und eine neue Reise beginnen.

Aber jetzt war erstmal Zeit zum Ausruhen.