Rudi Rucksack packt seine Träume ein

Rudi Rucksack packt seine Träume ein

Finn soll seine Schultasche packen, doch sein Rucksack Rudi hat andere Pläne! Er packt kichernde Socken und Wolken für eine Traumreise ein.

Finn saß auf dem flauschigen Teppichboden seines Zimmers. Draußen war es schon dunkel geworden, und nur die kleine Lampe auf seinem Nachttisch warf einen warmen Lichtkreis.

Neben ihm stand sein treuer Begleiter: Rudi Rucksack. Rudi war kein gewöhnlicher Rucksack. Oh nein! Rudi hatte leuchtend blaue Farbe, zwei lustige Wackelaugen über dem Reißverschluss und schien manchmal ein Eigenleben zu führen.

„So, Rudi“, sagte Finn bestimmt. „Morgen ist wieder Schule. Wir müssen packen.

Er legte sein Mathebuch, das Federmäppchen und einen Spitzer bereit. „Pass auf, das kommt alles rein.“

Finn öffnete Rudis großen Reißverschluss, der dabei ein Geräusch machte, das wie ein zufriedenes Seufzen klang.

Er wollte gerade das Mathebuch hineinlegen, als Rudi plötzlich zappelte. Ein kleines Kichern entwich dem Rucksack.

„Was war das?“, fragte Finn und spähte neugierig hinein.

Statt seines Mathebuchs lag da ein Paar geringelte Socken im Rucksack. Aber nicht irgendwelche Socken! Diese Socken kicherten leise und zappelten, als wären sie gekitzelt worden.

„Rudi!“, rief Finn lachend und verwirrt zugleich. „Das sind doch Kichersocken! Die kann ich nicht mit in die Schule nehmen. Frau Müller würde denken, meine Füße erzählen Witze!“

Er nahm die Kichersocken heraus und legte sie vorsichtig neben sich. Sie glucksten immer noch leise vor sich hin.

„Okay, neuer Versuch“, sagte Finn und griff nach seinem Federmäppchen. „Stifte, Radiergummi, Lineal. Wichtige Sachen.“

Er hielt das Mäppchen über Rudis Öffnung. Doch bevor er es hineinlegen konnte, machte Rudi wieder dieses seufzende Geräusch, und etwas Weiches, Weißes plumpste heraus und landete sanft auf Finns Schoß.

Es war eine kleine, flauschige Wolke. Sie fühlte sich an wie Zuckerwatte und roch ein bisschen nach Sommerregen.

„Eine Wolke?“, murmelte Finn und stupste sie an. „Rudi, was soll ich denn mit einer Wolke in der Schule? Soll ich sie als Kissen benutzen, wenn der Unterricht langweilig wird?“

Die Wolke schwebte ein kleines bisschen auf und ab, als würde sie nicken.

Finn schüttelte den Kopf. „Nein, nein, nein. Das geht nicht. Wir brauchen Schulzeug! Konzentrier dich, Rudi!“

Er legte die Wolke zu den Kichersocken. Langsam wurde er misstrauisch. Rudi war sonst immer sehr brav beim Packen.

„Letzter Versuch“, sagte Finn und nahm den Spitzer. „Ein kleiner Spitzer. Der passt doch sicher rein, oder?“

Er hielt den Spitzer über den Rucksack. Rudi rührte sich nicht. Finn ließ den Spitzer fallen.

Klirr machte es. Aber nicht das Geräusch eines Spitzers, der auf den Boden eines Rucksacks fällt.

Finn beugte sich vor. Im Rucksack lag kein Spitzer. Stattdessen stand dort eine winzige Glasflasche mit einer silbrig schimmernden Flüssigkeit. Auf dem Etikett stand in verschnörkelter Schrift: „Mondschein-Saft (Nur ein Schlückchen für süße Träume)“.

„Mondschein-Saft?“, flüsterte Finn. Er schaute Rudi an, dessen Wackelaugen unschuldig hin und her baumelten.

„Rudi, du Schlingel!“, sagte Finn, aber er war nicht mehr böse. Er grinste. „Du willst gar nicht für die Schule packen, oder?“

Rudi Rucksack wackelte zustimmend von einer Seite zur anderen.

„Du packst für etwas anderes“, vermutete Finn. „Etwas… Aufregenderes?“

Ein leises Rascheln kam aus Rudis Innerem, als würde er klatschen.

Finn setzte sich gemütlich hin und zog die Knie an. „Wohin willst du denn reisen, Rudi? Ins Land der Kichersocken? Auf die Wolkeninsel? Zum Mondscheinsee?“

Als Antwort spuckte Rudi ein bisschen Sternenkonfetti aus, das glitzernd zu Boden rieselte.

„Aha!“, sagte Finn. „Eine Traumreise! Deshalb die komischen Sachen!“

Die Kichersocken waren wahrscheinlich dafür da, um über kitzlige Moospfade zu laufen, ohne laut lachen zu müssen.

Die Wolke war bestimmt ein Kissen für unterwegs, falls man mal müde wurde vom vielen Staunen.

Und der Mondschein-Saft? Der war sicher, um die Träume noch bunter und leuchtender zu machen.

„Das ist ja viel besser als Schule packen!“, rief Finn begeistert. „Darf ich mitkommen, Rudi?“

Rudi machte ein Geräusch wie ein freudiges Juchzen, und sein Reißverschluss öffnete sich noch ein kleines Stück weiter, wie eine einladende Geste.

„Okay, was brauchen wir noch für eine Traumreise?“, überlegte Finn.

Er schaute sich in seinem Zimmer um. Sein Blick fiel auf die kleine Spieluhr mit dem tanzenden Bären.

„Vielleicht ein bisschen Musik?“, schlug er vor.

Rudi schien zuzustimmen, denn er zog die Spieluhr mit einem unsichtbaren Faden halb in sich hinein.

„Und vielleicht…“, Finn kramte in seiner Spielzeugkiste, „…meinen Mut-Stein! Falls wir auf grummelige Traummonster treffen.“

Er legte den glatten, kühlen Stein in den Rucksack.

Dann kramte Rudi selbst noch etwas hervor: Ein kleines Windrad, das sich leise drehte und einen Hauch von Wind verbreitete, der nach Abenteuer roch.

„Ein Flüsterwind-Fänger!“, riet Finn. „Damit wir die geheimen Botschaften der Träume hören können?“

Rudi wackelte aufgeregt.

Finn gähnte. Das Packen für die Traumreise machte ihn irgendwie müde. Viel müder als das Packen für die Schule.

Er kuschelte sich neben Rudi. Die kleine Wolke legte er sich unter den Kopf. Sie war unglaublich bequem.

Die Kichersocken zogen sie ihm wie von selbst über die Füße. Sie kitzelten nur ganz sanft.

„Sind wir bereit, Rudi?“, murmelte Finn schläfrig.

Rudi Rucksack summte leise eine Melodie, die wie Sternenstaub klang.

Finn schloss die Augen. Er spürte, wie der Rucksack neben ihm ganz leicht wurde, als würde er schweben wollen.

„Gute Nacht, Rudi“, flüsterte er noch.

„Gute Reise“, schien Rudi zurückzuflüstern, oder war es nur der Wind vom Windrad?

Finn lächelte. Die Schultasche konnte warten. Heute Nacht ging es mit Rudi Rucksack auf eine viel wichtigere Reise – direkt ins Land der Träume.

Und wer weiß, vielleicht würden sie ja morgen früh mit ein bisschen Sternenstaub in den Haaren aufwachen.