
Kleiner Bagger Bodo kann nicht aufhören zu gähnen! Seine Freunde rätseln, bis sie eine winzige, kitzelige Überraschung in seiner Schaufel finden.
Auf der großen Baustelle, wo tagsüber riesige Kräne in den Himmel ragten und schwere Lastwagen brummten, wurde es langsam Abend.
Die Sonne malte den Himmel orange und lila, und die meisten Fahrzeuge hatten sich schon zur Ruhe begeben.
Nur einer war noch wach, oder besser gesagt, er versuchte wach zu bleiben: Bodo, der kleine gelbe Bagger.
Bodo war eigentlich gar nicht müde. Er hatte letzte Nacht wunderbar geschlafen, eingekuschelt zwischen zwei großen Sandhaufen.
Aber trotzdem musste er immer wieder gähnen.
Und das waren keine kleinen, höflichen Gähner.
Nein, Bodos Gähner waren riesig! Seine Schaufel klappte dabei weit auf, und ein lautes „Huuuuuaaaaaah-tschiii!“ hallte über die stille Baustelle.
Bertha, der große rote Kran, die ihre langen Beine schon für die Nacht eingeklappt hatte, blinzelte verschlafen.
„Bodo, mein Kleiner, warum gähnst du denn so herzzerreißend? Ist die Schaufel zu schwer geworden heute?“
Bodo schüttelte seinen Baggerkopf, was seine Antenne lustig wackeln ließ.
„Nein, Bertha, gar nicht! Ich bin fit wie ein Turnschuh, äh, wie ein Baggerreifen! Aber dieses Gähnen… es kommt einfach!“
Und schon wieder: „Huuuuuaaaaaah-tschiii!“ Diesmal so kräftig, dass ein kleiner Kieselstein von seiner Schaufel hüpfte.
Jetzt mischte sich auch Kalle, der knatternde Zementmischer, ein. Sein Trommelbauch gluckerte leise.
„Vielleicht brauchst du einen Witz zur Aufmunterung? Pass auf: Was ist gelb und kann nicht schwimmen? … Ein Bagger! Hahaha!“
Kalle fand seinen Witz unglaublich komisch und seine Trommel wackelte vor Lachen.
Bodo lächelte höflich, aber das Gähnen kam trotzdem wieder.
„Huuuuuaaaaaah-tschiii!“
„Der Witz war wohl nicht gut genug“, brummte Bruno, der starke Bulldozer, der gerade dabei war, sich eine gemütliche Kuhle für die Nacht zu schieben.
„Vielleicht fehlt dir Öl, Kleiner? Ein guter Schluck Maschinenöl wirkt manchmal Wunder.“
Bodo schüttelte wieder den Kopf. „Danke, Bruno, aber ich hab heute Morgen erst getankt. Ich fühle mich wirklich gut, nur… dieses Gähnen!“
Er versuchte, den Mund fest zusammenzupressen, aber es half nichts. Das Gähnen staute sich in ihm auf, bis es mit einem extra lauten „HUUUUUAAAAAAAH-TSCHIIIIII!“ herausplatzte.
Dabei wirbelte er ein bisschen Staub auf, der in der Abendluft tanzte.
Langsam wurde Bodo traurig. Er wollte doch noch ein bisschen mit den anderen plaudern, bevor alle einschliefen.
Aber das ständige Gähnen machte ihn ganz schlapp und die anderen schauten schon besorgt.
Da rollte Gustav, der alte, weise Kipplaster, heran. Gustav hatte schon viele Baustellen gesehen und kannte fast jedes Geräusch und jedes Problem.
Er hatte Bodos laute Gähner gehört.
„Guten Abend, Bodo“, sagte Gustav mit seiner tiefen, ruhigen Stimme. „Ein gewaltiges Gähnen für so einen kleinen Bagger.“
Bodo seufzte. „Hallo Gustav. Ich weiß auch nicht, was los ist. Ich bin gar nicht müde, aber ich muss immerzu gähnen.“
Gustav kniff seine Scheinwerfer ein wenig zusammen und beobachtete Bodo aufmerksam.
„Mach doch noch mal so ein richtig großes Gähnen für mich, ja?“
Bodo holte tief Luft und… „Huuuuuaaaaaah-tschiii!“ Seine Schaufel stand sperrangelweit offen.
Gustav rollte ganz nah heran und spähte in Bodos offene Schaufel und den dahinterliegenden Motorraum.
„Aha!“, brummte er nach einer Weile. „Ich glaube, ich sehe da was.“
Die anderen Fahrzeuge wurden neugierig. Bertha streckte ihren langen Kranhals aus, Kalle hörte auf zu gluckern und Bruno schob sich näher heran.
„Was ist es, Gustav? Ein verklemmtes Zahnrad? Ein müder Kolben?“, fragte Bertha.
„Nein, nein“, sagte Gustav. „Etwas viel… Kleineres. Und Kitzeligeres, wie es scheint.“
Er bat Bodo, die Schaufel noch einmal weit zu öffnen und ganz stillzuhalten.
Dann erklärte er: „Da drin, ganz hinten am Luftfilter, sitzt ein winzig kleines Wesen. Es sieht aus wie ein flauschiger Wattebausch mit Flügeln.“
Bodo riss seine Scheinwerfer weit auf. „Ein Was?!“
„Ich glaube“, fuhr Gustav fort, „das ist ein Schlummerfussel! Die sind ganz selten. Normalerweise leben sie in Wolken und kitzeln die Sterne, bis sie einschlafen.“
Plötzlich hörten sie ein winziges Stimmchen aus Bodos Innerem: „Huch? Wo bin ich denn hier gelandet? Hier riecht es ja nach Öl und nicht nach Sternenstaub!“
Der kleine Schlummerfussel krabbelte vorsichtig nach vorne und blinzelte ins Scheinwerferlicht.
Er war wirklich winzig, kaum größer als Bodos kleinste Schraube, und leuchtete sanft.
„Ich bin wohl gestern Nacht bei einem großen Gähner hier reingeweht“, piepste der Fussel. „Und immer wenn ich mich bewege, um rauszukommen, kitzelt es so, dass der nette Bagger wieder gähnen muss!“
Jetzt verstanden alle! Bodo war nicht müde, er wurde einfach von innen gekitzelt!
„Oh je, du armer Kerl!“, sagte Bodo. „Du willst sicher nach Hause zu den Sternen?“
Der Schlummerfussel nickte traurig. „Ja, bitte! Es ist hier zwar ganz interessant, aber ich vermisse meine Wolke.“
„Kein Problem, wir helfen dir!“, sagte Bertha hilfsbereit.
Ganz vorsichtig senkte sie die Spitze ihres Kranhakens in Bodos Schaufel.
Der Schlummerfussel kletterte auf den Haken.
„Hui, das ist ja wie Karussell fahren!“, kicherte er.
Bertha hob den Fussel sanft aus Bodo heraus und setzte ihn auf einen hohen Sandhügel.
„Vielen, vielen Dank!“, piepste der Schlummerfussel und machte einen kleinen Knicks, der eher wie ein Wackeln aussah.
„Ihr seid wirklich sehr nett hier auf der Baustelle!“
Dann breitete er seine winzigen, leuchtenden Flügel aus und schwirrte davon, höher und höher, direkt auf den glitzernden Mond zu.
Bodo atmete tief durch. Das Kitzeln war weg! Er versuchte zu gähnen – aber es ging nicht mehr.
Er fühlte sich plötzlich wieder ganz wach und munter.
„Hurra!“, rief er. „Ich muss nicht mehr gähnen!“
Die anderen Fahrzeuge jubelten leise.
„Na siehst du“, brummte Gustav zufrieden. „Manchmal sind die kleinsten Dinge die Ursache für die größten Gähner.“
Bodo bedankte sich bei all seinen Freunden für die Hilfe.
Er fühlte sich nun doch ein bisschen müde, aber auf eine gute, zufriedene Art.
Er kuschelte sich wieder zwischen die Sandhaufen, schloss seine Scheinwerfer und dachte an den kleinen Schlummerfussel, der jetzt wahrscheinlich wieder die Sterne kitzelte.
Und während die Sterne über der stillen Baustelle funkelten, schlief Bodo, der kleine Bagger, tief und fest ein – ganz ohne auch nur ein einziges Mal zu gähnen.