Warum Gummistiefel Greta vom Pfützenhüpfen träumt

Warum Gummistiefel Greta vom Pfützenhüpfen träumt

Ein Paar Gummistiefel träumt vom Pfützenhüpfen und reist mit einem Kaktus und Vogel zur legendären Nassen Wiese. Eine Geschichte über Träume.

Greta war kein gewöhnliches Paar Gummistiefel.

Oh nein, Greta war knallgelb, blitzblank poliert (zumindest meistens) und hatte einen großen Traum: Pfützen!

Richtige, platschige, matschige, wunderbare Pfützen.

Das Problem war nur, Greta lebte in der Trocken-Ecke.

Einem Ort, wo Staubhasen Walzer tanzten und der Wind nur trockene Witze flüsterte.

Regen? Den kannte man hier nur aus alten Geschichten, die sich die Steine erzählten, wenn ihnen besonders langweilig war.

Greta stand Tag für Tag neben Kaktus Karl auf dem trockenen, rissigen Boden und seufzte.

Ihre Gummisohlen kribbelten bei dem Gedanken an einen ordentlichen Regenguss.

„Ach, Karl“, stöhnte Greta, „stell dir vor: Wasser! Überall! So viel, dass man bis über die Knöchel einsinkt und es beim Hüpfen lustige Geräusche macht! Plitsch! Platsch!“

Kaktus Karl brummte nur.

Karl war nicht der gesprächigste Kaktus.

Er war stachelig, nicht nur außen, und fand Gretas Pfützen-Fantasien ziemlich albern.

„Wasser ist zum Trinken da, nicht zum Rumhüpfen“, murmelte er mit seiner trockenen Stimme.

„Aber es macht doch so einen Spaß!“, quietschte Greta und wippte auf ihren Sohlen hin und her.

„Man kann Wellen machen, Schlammspritzer erzeugen und sehen, wie sich der Himmel darin spiegelt!“

Karl verdrehte seine nicht vorhandenen Augen.

In diesem Moment flatterte Wolken-Willi aufgeregt herbei.

Willi war ein kleiner, bunter Vogel mit einer leichten Obsession: Wolken.

Er jagte jeder noch so kleinen Schäfchenwolke hinterher, in der Hoffnung, sie würde endlich ein paar Tropfen fallen lassen.

„Habt ihr das Wölkchen gesehen?“, zwitscherte Willi außer Atem und landete auf Karls oberstem Stachel (was Karl mit einem leisen Zischen quittierte).

„Ein winziges, flauschiges Ding! Es ist mir schon wieder entwischt!“

Greta seufzte noch lauter.

„Ach Willi, hier gibt es doch nie richtige Wolken. Nur Staub und Hitze. Ich will doch nur einmal in meinem Leben in eine Pfütze hüpfen!“

Willi legte den Kopf schief.

„Pfützen?“, fragte er. „Davon habe ich gehört! Es gibt eine Legende… die Legende von der Nassen Wiese!“

Greta spitzte ihre Gummiohren.

Kaktus Karl brummte skeptisch.

„Eine Wiese, auf der es immer sanft regnet“, fuhr Willi fort, die Augen groß und rund.

„Mit den größten, tiefsten, platschigsten Pfützen, die man sich vorstellen kann!“

Greta zitterte vor Aufregung.

„Wo ist diese Wiese? Wir müssen dorthin! Sofort!“

Karl räusperte sich.

„Unsinn. Legenden. Außerdem können Gummistiefel nicht einfach so loswandern. Und ich erst recht nicht.“

„Aber Karl, du hast doch auch Durst!“, piepste Greta.

„Stell dir vor, wie du das ganze Wasser aufsaugen könntest! Du wärst der saftigste Kaktus weit und breit!“

Das brachte Karl zum Nachdenken.

Er war tatsächlich sehr durstig.

„Na gut“, brummte er widerwillig. „Aber nur, weil ich Durst habe. Und wehe, es gibt keine Pfützen!“

Wolken-Willi flatterte aufgeregt.

„Ich zeige euch den Weg! Ich habe mal eine Wolke gesehen, die in diese Richtung flog! Oder war es die andere Richtung? Egal, wir finden das schon!“

Und so machte sich das ungewöhnliche Trio auf den Weg: die knallgelben Gummistiefel Greta, die hoffnungsvoll voranhüpften, der stachelige Kaktus Karl, der mürrisch hinterherrollte (er hatte eine spezielle Technik entwickelt), und der leicht verwirrte Wolken-Willi, der über ihnen kreiste und nach Wegweisern in Wolkenform Ausschau hielt.

Ihre Reise war voller Abenteuer.

Sie überquerten ein Feld aus kitzeligem Gras, das Greta zum Quietschen und Karl zum Fluchen brachte.

Sie navigierten durch flüsternde Schluchten, in denen der Wind seltsame Geschichten erzählte.

Willi entdeckte ständig vermeintliche Regenwolken, die sich als Felsen, Büsche oder sogar als eine verirrte Schildkröte entpuppten.

Einmal hielten sie einen glitzernden Stein für eine Wasserquelle, was zu großer Enttäuschung führte, besonders bei Karl.

„Ich hab’s ja gesagt“, grummelte der Kaktus. „Alles Unsinn.“

Aber Greta gab nicht auf.

„Wir schaffen das!“, rief sie fröhlich.

„Denkt an die Pfützen! Plitsch! Platsch!“

Ihre unerschütterliche Begeisterung war ansteckend, selbst für den mürrischen Karl, der manchmal fast lächelte, wenn Greta besonders lustig hüpfte.

Nach vielen Tagen, als die Hoffnung schon fast so trocken war wie der Boden unter ihnen, roch es plötzlich anders.

Feucht.

Erdig.

„Riecht ihr das?“, flüsterte Greta aufgeregt.

Sie folgten dem Geruch und kamen an einen Ort, der ganz anders war als alles, was sie kannten.

Der Boden war weich und grün, und vom Himmel fielen sanft… Regentropfen!

Kleine, feine, erfrischende Tropfen.

Und da waren sie: Pfützen!

Nicht nur eine, sondern viele! Große, kleine, tiefe, flache – ein wahres Paradies für Gummistiefel!

„Juhuuu!“, schrie Greta und machte einen riesigen Satz mitten in die größte Pfütze.

PLITSCH! PLATSCH! SPRITZ!

Wasser spritzte in alle Richtungen.

Greta lachte und hüpfte und drehte sich im Kreis.

Es war noch schöner, als sie es sich erträumt hatte!

Kaktus Karl stand am Rand und sog genüsslich das Wasser auf.

Seine Stacheln schienen vor Freude zu glänzen.

Er brummte nicht mehr, er summte fast.

Wolken-Willi versuchte, die Regentropfen in der Luft zu fangen, was ziemlich komisch aussah.

Sie hatten es geschafft.

Sie hatten die Nasse Wiese gefunden.

Greta planschte und platschte, bis ihre gelben Stiefel voller Matsch waren und sie vor Glück strahlte.

Karl fühlte sich so erfrischt wie schon lange nicht mehr.

Willi war einfach glücklich, dass es endlich regnete.

Sie blieben eine ganze Weile auf der Nassen Wiese, genossen das Wasser und die Freundschaft, die auf dem langen, trockenen Weg gewachsen war.

Als es Abend wurde und die Regentropfen leiser auf die Pfützen trommelten, kuschelte sich Greta an Karls Seite (vorsichtig natürlich).

„Das war das beste Abenteuer überhaupt, Karl“, murmelte sie müde.

Karl brummte zustimmend.

„Vielleicht… vielleicht sind Pfützen doch nicht so albern.“

Greta lächelte.

Sie schloss die Augen und hörte dem sanften Regen zu.

Ihre Gummisohlen kribbelten nicht mehr vor Sehnsucht, sondern vor Zufriedenheit.

Und als sie einschlief, träumte Gummistiefel Greta nicht mehr nur vom Pfützenhüpfen – sie träumte vom nächsten Sprung in die nächste wunderbare Pfütze, morgen früh, auf der Nassen Wiese, zusammen mit ihren Freunden.

Gute Nacht, kleine Abenteurer.