
Leo vermutet, dass sein Teddy Brumm nachts heimlich wach ist. Mit einer Spielzeugkamera will er die nächtlichen Abenteuer seiner Kuscheltiere beweisen.
Leo kuschelte sich tiefer in seine Bettdecke. Neben ihm saß Brumm, sein allerliebster Teddybär. Aber in letzter Zeit hatte Leo einen seltsamen Verdacht. Er glaubte, Brumm sei nachts gar nicht so müde, wie er immer tat.
Leo kuschelte sich tiefer in seine Bettdecke. Neben ihm saß Brumm, sein allerliebster Teddybär. Brumm war schon ziemlich alt, sein Fell war an vielen Stellen abgewetzt, ein Knopfauge hing ein bisschen schief, und am Bauch hatte er einen Flicken, den Mama aufgenäht hatte.
Leo liebte Brumm über alles. Aber in letzter Zeit hatte Leo einen seltsamen Verdacht.
Er glaubte, Brumm sei nachts gar nicht so müde, wie er immer tat.
Manchmal, wenn Leo morgens aufwachte, saß Brumm nicht genau da, wo er ihn am Abend hingelegt hatte. Einmal schaute Brumm zum Fenster statt zur Tür. Ein anderes Mal lag ein kleiner, vergessener Bauklotz direkt neben Brumms Tatze.
Und letzte Woche… ja, letzte Woche hätte Leo schwören können, dass er winzige Krümel von Papas Abendkeksen in Brumms Fell entdeckt hatte! Wie kamen die denn dahin?
„Brumm“, flüsterte Leo in das flauschige Ohr des Teddys. „Was machst du eigentlich, wenn ich schlafe?“
Brumm saß nur da, mit seinem schiefen Knopfauge und seinem weisen Teddybär-Gesicht. Er sagte natürlich nichts. Teddybären sind ja bekanntlich sehr gut darin, Geheimnisse für sich zu behalten.
Aber Leo war fest entschlossen. „Heute Nacht“, murmelte er verschwörerisch, „passe ich auf. Ich werde dich erwischen, Brumm!“
Er versuchte, wach zu bleiben. Er blinzelte gegen die Müdigkeit an, kniff die Augen zusammen und versuchte, ganz leise zu atmen. Er lauschte in die Dunkelheit.
Das Haus knackte leise. Draußen rauschte der Wind in den Bäumen. Ein Auto fuhr weit weg vorbei. Aber von Brumm? Kein Mucks.
Leo gähnte. Ein riesiges Gähnen, das seine Augen wässrig werden ließ. Nur noch fünf Minuten, dachte er. Dann passe ich wieder auf.
Aber die fünf Minuten wurden zu zehn, und ehe Leo sich versah, war er eingeschlafen, tief und fest.
Am nächsten Morgen wachte Leo auf und reckte sich. Die Sonne schien durch einen Spalt im Vorhang. Sein erster Blick fiel auf Brumm.
Brumm saß da. Aber… irgendetwas war anders.
Leo rieb sich die Augen. Ja! Brumm trug etwas auf dem Kopf! Es war… es war Leos verschwundene Ringelsocke! Brumm hatte sie wie einen Hut aufgesetzt!
Leo schnappte nach Luft. „Aha!“, rief er. Er sprang aus dem Bett und schaute sich im Zimmer um.
Flitzi, sein knallrotes Spielzeug-Rennauto, stand nicht mehr auf dem Regal. Nein, Flitzi parkte jetzt ganz oben auf einem wackeligen Turm aus Bilderbüchern, den Leo gestern Abend ganz sicher nicht gebaut hatte!
Und die Quietsche-Ente, die normalerweise brav am Badewannenrand saß? Sie lag kopfüber in der Spielzeugkiste, als hätte sie einen Purzelbaum geübt.
„Das gibt’s doch nicht!“, murmelte Leo. „Ihr hattet eine Party! Ohne mich!“
Er brauchte Beweise. Echte Beweise!
Leo fiel seine alte Spielzeugkamera ein. Sie konnte zwar keine richtigen Fotos machen, aber sie hatte einen roten Knopf und machte ein lustiges „Klick“-Geräusch.
Am Abend bereitete Leo alles vor. Er setzte Brumm wieder an seinen Platz, stellte Flitzi aufs Regal und die Quietsche-Ente daneben. Dann positionierte er die Spielzeugkamera auf seinem Nachttisch, genau gegenüber den Spielsachen.
„So“, sagte er streng und drückte den roten Knopf. „Klick! Jetzt seid ihr unter Beobachtung! Keine heimlichen Ausflüge heute Nacht!“
Er kuschelte sich wieder ein. Diesmal würde er wach bleiben. Ganz bestimmt.
Er konzentrierte sich. Er dachte an spannende Abenteuer, an Ritter und Drachen, um nicht einzuschlafen.
Er lauschte. Hörte er da ein leises Kichern? Oder war das nur der Wind?
War da nicht ein winziges Quietschen von der Ente? Nein, bestimmt nur die Heizung.
Leo blinzelte. Seine Augenlider wurden schwer wie Blei. Er versuchte noch, an Brumms lustigen Socken-Hut zu denken, aber dann… war er wieder weg, im Land der Träume.
Als Leo am nächsten Morgen aufwachte, sprang er sofort zur Kamera. „Klick!“, machte er nochmal, als würde er das Beweisfoto entwickeln.
Dann schaute er zu den Spielsachen.
Brumm saß da. Unschuldig wie immer. Aber… neben ihm lag ein einzelner, bunter Knopf, den Leo noch nie zuvor gesehen hatte. Wo kam der denn her?
Flitzi stand zwar auf dem Regal, aber er war mit einem dünnen Faden von Mamas Nähkästchen an die Quietsche-Ente gebunden, als wollten sie Seilbahn fahren!
Leo stürmte zu Brumm und hielt ihm den bunten Knopf unter die Nase. „Erwischt! Was ist das? Und warum habt ihr Seilbahn gespielt?“
Brumm schwieg beharrlich. Sein schiefes Knopfauge schien fast ein bisschen zu zwinkern.
Leo musste lachen. Er stellte sich vor, wie Brumm mitten in der Nacht auf Zehenspitzen durchs Zimmer tappte, wie Flitzi mit quietschenden Reifen über den Teppich raste und wie die Quietsche-Ente wahrscheinlich die ganze Zeit meckerte, weil alles zu schnell ging.
Vielleicht war es ja Herr von Kissen, das große, weiche Kopfkissen, das alles beobachtete und weise nickte.
Leo nahm Brumm fest in den Arm. „Na gut“, seufzte er gespielt beleidigt. „Behaltet eure Geheimnisse. Aber es ist ein bisschen unfair, dass ihr den ganzen Spaß ohne mich habt.“
Er drückte den Teddy fest an sich. Brumms Fell war weich und vertraut.
Ob die Kuscheltiere wirklich nachts wach wurden? Oder war es nur Leos Fantasie?
Eigentlich war das auch egal. Die Vorstellung, dass Brumm, Flitzi und die Quietsche-Ente heimlich Abenteuer erlebten, während er schlief, war irgendwie… gemütlich.
„Aber nächstes Mal“, flüsterte Leo Brumm ins Ohr, bevor er endgültig die Augen schloss, „wenn ihr wieder Kekse esst oder Seilbahn fahrt… weckt mich auf, ja?“
Brumm sagte nichts. Aber Leo bildete sich ein, dass der Teddy ein ganz, ganz kleines bisschen nickte.