Hektor Hamster sucht den verschwundenen Mondkäse

Hektor Hamster sucht den verschwundenen Mondkäse

Hamster Hektor glaubt, der Mond sei Käse! Als nur eine Sichel leuchtet, sucht er den Dieb und erlebt mit seinen Gartenfreunden ein lustiges Abenteuer.

Hektor Hamster war kein gewöhnlicher Hamster.

Sicher, er hatte ein weiches Fell, winzige Pfoten und Backentaschen, die er gerne mit Sonnenblumenkernen vollstopfte.

Aber Hektor hatte ein Geheimnis, eine Leidenschaft, die ihn von allen anderen Hamstern im Garten unterschied: Er war fest davon überzeugt, dass der Mond aus Käse gemacht war.

Nicht irgendeinem Käse, nein! Aus dem allerfeinsten, leckersten, cremigsten Mondkäse, den man sich vorstellen konnte.

Jeden Abend, wenn die Sonne schlief und der Mond wie eine riesige, leuchtende Käsekugel am Himmel hing, saß Hektor vor seinem Bau, knabberte an einem Grashalm und starrte sehnsüchtig nach oben.

„Ah, Mondkäse“, murmelte er dann verträumt. „Eines Tages, eines Tages werde ich ein Stück davon probieren.“

Doch an diesem Abend war etwas anders.

Etwas Schreckliches!

Hektor kam wie üblich aus seinem gemütlichen Erdloch gekrabbelt, reckte seine Nase in die kühle Nachtluft und blickte erwartungsvoll zum Himmel.

Aber statt einer prallen, runden Käsekugel sah er nur… eine Sichel!

Eine dünne, gebogene Scheibe leuchtete dort oben.

Der Rest des Mondes war weg!

„Oh nein!“, quiekte Hektor entsetzt. Seine Schnurrhaare zitterten vor Aufregung.

„Jemand hat den Mondkäse gestohlen! Fast alles ist weg!“

Das konnte er nicht zulassen. Sein geliebter Mondkäse! Wer konnte so etwas tun?

Entschlossen stampfte Hektor mit seinen kleinen Füßen auf. „Dem Dieb werde ich das Handwerk legen! Ich muss den verschwundenen Mondkäse finden!“

Mutig tapste er in die Dunkelheit des Gartens hinaus. Die Grashalme kitzelten an seiner Nase, und die Schatten wirkten viel größer als sonst.

Plötzlich blitzte etwas vor ihm auf. Ein kleines, grünes Licht tanzte zwischen den Blättern.

„Hallo?“, piepste Hektor vorsichtig.

Das Licht kam näher. Es war Gisela Glühwürmchen, die auf einem Gänseblümchen saß und ihr Hinterteil wie eine winzige Laterne leuchten ließ.

„Na, Hektor?“, fragte Gisela mit einem Augenzwinkern. „Was treibt dich denn so spät noch herum? Jagst du wieder Schatten oder suchst du nach heruntergefallenen Sternen?“

Hektor schnaufte empört. „Viel schlimmer, Gisela! Jemand hat fast den ganzen Mondkäse gestohlen! Hast du etwas gesehen?“

Gisela Glühwürmchen prustete los. Ihr kleines Licht wackelte vor Lachen.

„Mondkäse? Hektor, du bist unverbesserlich! Der Mond ist doch kein Kä…“

„Doch, doch!“, unterbrach Hektor sie aufgeregt. „Und er ist fast weg! Ich muss ihn finden!“

Gisela seufzte, aber ihr Licht leuchtete freundlich. „Na gut, Käse-Detektiv. Ich habe nichts gesehen, aber vorhin hat es da drüben im Salatbeet verdächtig geraschelt.“

Sie deutete mit einem Fühler in Richtung der knackigen Salatköpfe.

„Danke, Gisela!“, rief Hektor und rannte los, so schnell ihn seine kurzen Beinchen trugen.

Im Salatbeet war es dunkel und feucht. Es roch nach Erde und… ja, da war das Rascheln wieder!

Hektor spähte vorsichtig hinter einen großen Salatkopf.

Dort saß Rudi Regenwurm und mümmelte genüsslich an einem saftigen Blatt. Er bewegte sich so langsam, dass man fast meinen konnte, er würde gar nicht kauen.

„Rudi!“, flüsterte Hektor. „Hast du vielleicht einen großen, runden Käse gesehen? Jemand hat ihn vom Himmel gestohlen!“

Rudi Regenwurm hörte langsam auf zu kauen. Er hob bedächtig den Kopf, was bei einem Regenwurm ziemlich schwierig aussah.

„Käse?“, murmelte er gedehnt. „Rund? Hm… Käse ist… weich. Der Boden ist auch… weich. Manchmal findet man Dinge… tief unten.“

Er machte eine lange Pause.

„Du musst… graben, Hektor“, fuhr er philosophisch fort. „Tief graben… für Antworten… und vielleicht… Käse.“

Hektor blinzelte. Das klang… kompliziert. Aber Rudi war bekannt für seine tiefsinnigen Gedanken.

Also begann Hektor mit seinen Pfoten im weichen Boden zu scharren. Er grub und grub, aber alles, was er fand, war Erde, ein paar kleine Steinchen und eine sehr überraschte Kellerassel.

Kein Mondkäse.

„Danke, Rudi“, murmelte Hektor etwas enttäuscht und krabbelte aus dem Loch.

Gerade als er sich den Dreck von der Nase wischen wollte, hörte er ein leises Flattern über sich.

Schwupps! Fiona Fledermaus landete kopfüber an einem Ast direkt über ihm.

„Huch! Hektor! Was machst du denn da unten im Dreck? Suchst du Würmer zum Abendessen?“, plapperte sie fröhlich.

„Nein, Fiona!“, rief Hektor nach oben. „Ich suche den Mondkäse! Hast du vielleicht jemanden damit wegfliegen sehen? Etwas Großes, Rundes, Leuchtendes?“

Fiona Fledermaus blinzelte mit ihren kleinen Augen. Da sie kopfüber hing, sah für sie alles anders aus.

„Groß, rund, leuchtend?“, wiederholte sie nachdenklich. „Hmm, vorhin habe ich etwas gesehen… Es sah aus wie eine riesige, leuchtende Banane! Aber sie wurde immer kleiner und kleiner! Komisch, oder?“

Hektor stöhnte. Eine leuchtende Banane? Das half ihm nun wirklich nicht weiter.

Müde und ratlos ließ er sich auf einen Moosfleck fallen. Der Mond war immer noch nur eine dünne Sichel. Vielleicht war der Käse für immer verloren?

Da blitzte es neben ihm auf. Gisela Glühwürmchen war zurück.

„Na, Käse-Jäger?“, fragte sie sanft. „Schon fündig geworden?“

Hektor schüttelte traurig den Kopf. „Nein. Rudi sagt, ich soll graben, und Fiona hat nur eine schrumpfende Banane gesehen.“

Gisela setzte sich neben ihn. Ihr Licht war ganz ruhig.

„Hektor“, begann sie vorsichtig. „Ich glaube, du hast da etwas falsch verstanden. Der Mond ist kein Käse.“

„Aber… er sieht doch so aus!“, widersprach Hektor leise.

„Manchmal“, sagte Gisela. „Aber der Mond verändert sich. Manchmal ist er rund, manchmal nur eine Sichel, und manchmal kann man ihn fast gar nicht sehen. Das ist ganz normal. Er wird nicht gestohlen, er zeigt uns nur immer ein anderes Gesicht.“

Sie drehte sich ein wenig, sodass ihr eigenes Licht mal heller, mal schwächer erschien.

„Siehst du? Mein Licht verändert sich auch, je nachdem, wie du mich ansiehst. Aber ich bin immer noch dieselbe Gisela.“

Hektor schaute erst Gisela an, dann wieder zum Himmel.

Die Mondsichel leuchtete sanft. Sie sah immer noch ein bisschen aus wie Käse, aber… vielleicht hatte Gisela recht.

Ein bisschen enttäuscht war er schon. Kein riesiger Mondkäse zum Anknabbern.

Aber er war auch erleichtert. Niemand war ein gemeiner Käsedieb.

„Also… kommt der runde Mond wieder?“, fragte er hoffnungsvoll.

„Ganz bestimmt“, versicherte Gisela. „Er braucht nur ein bisschen Zeit.“

Sie tippte mit einem Fühler auf einen glitzernden Tautropfen auf einem Grashalm. „Schau mal, Hektor. Der hier leuchtet fast wie ein kleiner Mond. Möchtest du ihn haben?“

Der Tautropfen funkelte im Licht von Giselas Laterne.

Hektor nickte dankbar. Er stupste den Tropfen vorsichtig mit der Nase an. Er war kühl und erfrischend.

„Danke, Gisela. Und danke, Rudi und Fiona, auch wenn sie… etwas verwirrt waren.“

Er gähnte herzhaft. Die Suche nach dem Mondkäse war anstrengend gewesen.

„Ich glaube, ich gehe jetzt schlafen“, murmelte er.

Er verabschiedete sich von Gisela und tapste zurück zu seinem Bau.

Dort kuschelte er sich in sein weiches Moosbett, knabberte noch einen letzten Sonnenblumenkern und dachte über sein Abenteuer nach.

Kein Mondkäse, aber dafür lustige Freunde und ein leuchtender Tautropfen.

Eigentlich war das auch ziemlich gut.

Mit einem Lächeln auf dem Hamstergesicht schlief Hektor ein und träumte von glühenden Würmchen, kopfüber hängenden Fledermäusen und Tautropfen, die wie winzige Monde funkelten.